Ein Vorteil, in einer Kulturnation zu leben, ist, daß es für jede Gelegenheit das passende Sprichwort gibt. Im Fall der New Orleans Saints ist es wohl „Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel“, denn das Team ging mit einer 4-5-Bilanz in die Bye-Week und schließlich will zu diesem Zeitpunkt wohl jeder mit 6 Siegen und 3 Niederlagen dastehen. Trotzdem ist man im Big Easy nicht völlig unzufrieden, denn in der ersten Saisonhälfte hatten die Saints den wohl schwersten Spielplan der Liga (alle Niederlagen wurden gegen Divisionstabellenführer kassiert) und litten gerade in der Defense unter großem Verletzungspech. Doch das Lazarett beginnt sich zu lichten, 3 der letzten 4 Spiele konnten gewonnen werden und in der zweiten Saisonhälfte haben die Saints statistisch gesehen das viertleichteste Schedule.
Offense:
Dank QB Aaron Brooks, WR Joe Horn und RB Deuce McAllister haben die Saints als einziges Team der Liga drei Spieler, die in den Top 10 auf ihren Positionen stehen, bis zum Spiel gegen die Bucs am 9. Spieltag führte man die Liga bei 3.-Down-Conversions an und trotzdem enttäuschte der Angriff bisher. Hauptgrund dafür ist eine überraschend hohe Zahl an Leichtsinnsfehlern (gedroppte Bälle, False Starts, etc.) in kritischen Situationen, die wie Sand im Getriebe wirken: Man kommt voran, aber nicht ans Ziel. Bestes Beispiel hierfür war die erste Partie gegen die Panthers, wo 350 Yards Raumgewinn in magere 10 Punkte umgemünzt werden konnten. Mit Ausnahme des Spiels gegen die Falcons (45:17) fand die Offense kaum ihren Rhythmus und zu vieles blieb Stückwerk.
Überraschung:
Deuce McAllister ist nicht nur der erwartet gute RB (seit er letzte Saison Starter wurde, hat kein anderer NFL-RB so viel e 100+ Yards Spiele), sondern entwickelt sich auch überraschend schnell zum Führungsspieler. Obwohl die Offensive Line vor Saisonbeginn nie zusammen trainieren konnte, spielt sie auf recht hohem Niveau. Die Tight Ends sind (wie erwartet) stärker als in den letzten Jahren und haben bereits jetzt mehr Catches auf dem Konto als in der ganzen letzten Saison zusammen.
Enttäuschung:
WR Donte Stallworth leistet sich gerade einen klassischen Sophomore Slump, ist nicht die erhoffte Verstärkung und hatte mal wieder Muskelprobleme. Trotz Stallworths Schwächelns wird WR Jerome Pathon zu selten in den Angriff involviert. Die Saints haben deutlich weniger Big Plays als letzte Saison, weil man sich zu oft zu rasch vom Game Plan verabschieden musste.
Defense:
Im Preview erwartete ich einen Mittelfeldplatz in den NFL-Statistiken und den hat man auch erreicht. Das ist sicherlich Gegnern wie den Bucs, Panthers und Falcons geschuldet, die nicht zu den Angriffsmaschinen der Liga gehören. Andererseits mußte man sich mit einem Verletzungspech herumschlagen, das ein hartnäckiger Begleiter blieb: Kein einziger designierter Starter startete alle 9 Spiele auf seiner Position. Hauptproblem der Defense war vor allem nach den Verletzung von DE Darren Howard das grundsätzliche Fehlen von „Difference Makern“, die ein Spiel auch mal entscheiden können. Daran etwas zu ändern, wird die Hauptaufgabe der nächsten Offseason sein.
Überraschung:
LDE Charles Grant nutzte die Lücke, die durch die Verletzung von RDE Howard entstand, um sich in seinem 2. Jahr in den Vordergrund zu spielen und wird seit Wochen konsequent gedoppelt. Jay Bellamy war nach seiner Zeit als FS nur noch als SS-Backup vorgesehen, spielt aber nach der Verletzung von S Mel Mitchell seine beste Saison im Saints-Dress.
Enttäuschung:
Nach starkem Saisonbeginn entschied sich DT Grady Jackson doch dazu, seine Energie lieber am kalten Buffet zu investieren. Wegen seines anwachsenden Übergewichts ließ er sich gar nicht erst wiegen und zahlte unbesehen seine Strafen. Seine Entlassung während der Bye Week war für beide Seiten das Beste. Wegen seines Gehalts und der in ihn investierten Draft Picks gehört FS Tebucky Jones zu den Spielern, die von den Fans am meisten kritisierten werden, da er bislang kaum Big Plays vorweisen kann. Eine Enttäuschung kann ich ihn aber eigentlich nicht nennen, da ich das ja so erwartet hatte.
Neuverpflichtungen:
Bislang können die Saints mir ihren Free Agents zufrieden sein. Zwar drängt sich mit Ausnahme von P Berger keiner für den Pro Bowl auf, aber die 3 teuersten Spieler (OT Gandy, S Jones, TE Conwell) starteten von Anfang an und auch die LBs Rodgers und Ruff haben sich mittlerweile etabliert. Bei den Draft Picks durfte man nicht viel erwarteten und so kam es bislang auch. Allein Top-Pick DT Jonathan Sullivan erhielt bislang nennenswerte Spielzeit und absolvierte bislang eine typische Rookie-Saison: Licht und Schatten hielten sich die Waage, aber mittlerweile scheint er sich an die rauhere NFL-Luft zu gewöhnen. Zweitrundenpick OT Jon Stinchonb war immer inactive, Drittrundenpick Cie grant zu oft verletzt. Viertrundenpick Montrae Holland könnte verletzungsbedingt zu seinem ersten Start kommen. [/b]