Von Löwen und Lämmern

  • Hallo,

    ich hab eben in der ARD oben genannten Film gesehen und habe angefangen nachzudenken über den Film, seine Intention, die USA, deren Patriotismus, den Medien, der Politik, und der Rolle Deutschlands.

    Zunächst ein paar Worte über den Film. Ich bin der Meinung, dass Redford eine großartiges Abbild der Doppelmoral der Politik und der von ihnen gesteuerten Medien gelungen ist. Diese eigentlich für sich drei einzelne Geschichten werden faszinierend verknüpft zu einem großen Ganzen. Die Intention des Films? Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht so ganz. Ist es jetzt eine Abrechnung Redfords, Enttäuschung oder gar Wut auf die Militärstrategie der USA der letzten 50 Jahre. Auf der anderen Seite schwingt auch wieder viel Patriotismus mit, wenn man die letzte Szene sieht, bei der die zwei unbedingt stehend erschossen werden wollen.

    Die Szenen in Afghanistan und das Interview zwischen Streep und Cruise zeigen eindeutig die Absurdität der Kriege in Afghanistan und im Irak. Da wird vom chirugischen Entfernen des Feindes gesprochen und gleichzeitig wird einem vor Augen geführt, dass in den Militäraktionen der USA mehr Hoffnung steckt, dass es klappt als alles andere. Gleichzeitig wird veranschaulicht, dass US Politiker nach wie vor der Meinung sind, die USA sei der Heilsbringer und Samariter der Welt und auch die wichtigste Nation der Welt, die die Meinung der Nato und Uno nur akzeptiert, wenn es der eigenen entspricht.

    Doch für mich wird auch ein vielleicht gar nicht so kleiner Aspekt deutlich: Die Rolle der Medien. Auch das wird im Film kurz angesprochen: 2001 stand die Welt hinter den USA und dem Afghanistaneinsatz. Und die Medien haben das ordentlich angeheizt. Warum eigentlich? Weil ein arabisches Land keine Demokratie hat? Wegen Binladen?
    Ich denke, weil die amerikanische Seele in ihren Grundsätzen erschüttert worden ist und die amerikanischen Medien haben die mehrheitliche Meinung der Amerikaner abgebildet. Doch mit dem Irakkrieg schwand das Vertrauen in die Regierung und schwupps legen die Medien eine 180° Drehung hin und kritisieren das, was sie einst selbst gefordert hatten.
    Ich kann mich noch gut erinnern als im Frühjahr 2003 Bagdad bombardiert wurde, wurde das selbst im deutschen Fernsehen als Großereignis übertragen. Im amerikanischen Fernsehen wird das sicher sehr viel populistischer gesendet worden sein.
    Es stellt sich für mich die Frage nach der Moral der Presse, nach der Moral jedes einzelnen Journalisten? Was ist ihm letztlich wichtiger? Eine gute Auflage/Quote (meist verbunden mit Populismus) oder an ehrlichen Artikeln, hinter denen er auch steht. Doch leider entscheidet wie so viele immer sagen, der Markt. Für mich eine schreckliche Sache und Erkenntnis. Denn wofür entscheidet sich der Markt? In Deutschland Bild, in GB Sun. Das ist traurig. Denn es macht letztlich deutlich, dass kein Platz mehr für Moral, Gerechtigkeit und Überzeugung ist.

    Und ich glaube genau das ist es, warum sich junge Leute, wie ich, oder wie der College Typ im Film, sich von der Politik abwenden und zu der Erkenntnis kommen, dass man sowieso nichts bewegen kann. Wenn man sich anschaut, welche Proteste der Vietnamkrieg damals ausgelöst hat, im Vergleich zu der Reaktion auf den Irakkrieg, so ist das ernüchternd. Sicher, es gab auch Proteste, doch die sind doch recht schnell wieder verstummt. Und warum? Weil die Vergangenheit, gerade auch Vietnam, gezeigt hat, dass man eben doch nichts bewegen und verändern kann. Ich denke das gilt in den USA sogar noch stärker als in Deutschland. Hier ist es zumindest nur ca. 20 Jahre her, in der Bürger etwas verändern konnten. Ob zum guten oder schlechten, sei jetzt mal dahingestellt.
    Doch heute? Man hat es ja nicht einmal als Schüler hinbekommen, dass man den Busfahrplan wenigstens früh an die erste Stunde anpasst. Jetzt bin ich auf der Uni und der Verwaltungs- und Bürokratieapparat ist noch größer und teilweise lächerlicher. Und wenn man was verändern kann, dann tritt es sowieso erst in Kraft, wenn man schon längst weg ist. Aber wie heißt es so schön? Bürokratie ist Machterhalt.
    All diese Dinge führen einerseits zu Desinteresse bei den einen und bei den anderen, die mal Interesse hatten, zu Resignation.
    Denn anders als der Professor im Film bin ich nicht bereit etwas zu vagen um etwas zu gewinnen, was nie gewonnen werden kann und letztlich verloren wird, nur um etwas unternommen zu haben. Das ist letztlich nur ein Alibi fürs Gewissen. Nach dem Motto: Ich hab's ja versucht. Das ist das selbe, wie "Herr Meyer hat sich sehr bemüht den Anforderungen gerecht zu werden".

    Letztlich geht es also um die Frage der eigenen Moral, der eigenen Verantwortung. Macht man sich ein schönes Leben und hofft auf künftige Generationen. Hofft man vielleicht darauf, dass dieses merkwürdige System dann irgendwann doch mal zusammenbricht (Gibt es eigentlich irgendein Land auf der Welt, dass keine Schulden hat?) und irgendein kluger Mensch ein neues, vernünftiges Konzept aus dem Hut zaubert?
    Letztlich geht es hier für mich persönlich hier auch um die eigene Courage. Bin ich verpflichtet der Gesellschaft zu helfen, in der Hoffnung ihr helfen zu können oder beuge ich mich der Erkenntnis, dass sich der Gesellschaft -zumindest von mir- nicht helfen lässt.?


    So, keine Ahnung, ob da jetzt was zum diskutieren dabei ist. Ist eigentlich auch nicht so gedacht gewesen, sondern ich musste das nur mal loswerden.

    Alles Gelingen
    hat sein Geheimnis,
    alles Misslingen
    seine Gründe.

  • "Nowhere have I seen such lions led by such lambs"

    Ein Film, der die richtigen Fragen stellt und beiden Seiten Zeit gibt ihre Positionen zu erklären. Alle Seiten, Die Politik (Cruise), die Medien (Streep) und die Bevölkerung (der College-Bengel) kriegen ihr Fett weg.

    Beängstigend gut gespielt von Tom Cruise (für die Haters da draussen, trotzdem ansehen :mrgreen: )