Heisman-Sieger in der NFL

  • Nachdem wir jetzt die Diskussionen um Dayne und Weinke gerade laufen haben, hat mich das zu einem interessanten Ergebnis bzw. zu einer interessanten Frage gebracht. Warum läuft es bei den meisten der Heisman-Sieger der letzten Jahre überhaupt nicht? Woran liegt es, dass sie in der NFL nicht auch zu Stars werden oder wenigstens Starter werden?

    Nehmen wir mal 3 Sieger der letzten Jahre. RB Ron Dayne von den Giants, Chris Weinke von Carolina und Eric Crouch von GB.

    Dayne hat im College bei den Wisconsin Badgers gespielt und war dafür bekannt mit seinem Powerrunning-style einfach über gegnerische Defenses hinwegzurennen. Sicherlich lag dies auch daran, dass die Badgers traditionell immer über eine sehr starke O-Line verfügen, doch sie spielen in der Big10 immer gegen andere starke Teams wie Michigan, Ohio State, Penn State etc. Allesamt Powerhouses mit guten Teams und kein ´Kanonenfutter´ für einen guten RB.
    Die Giants haben sehr viel Hoffnung in Dayne gesetzt. Doch woran liegt es, dass er diesen nicht gerecht geworden ist? Man kann darüber diskutieren, ob er eine totale Enttäuschung oder ein guter/schlechter Backup ist, doch ein Starterposten sollte das kleinste Ziel des besten Spielers aus dem College Football sein.

    Auch Chris Weinke hat nicht zu Unrecht die Heisman gewonnen. Er spielte bei FSU in einer recht NFL-ähnlichen Offense und führte die ´Noles sogar zum Titel. Das ebenfalls gegen starke Conference und Non-Conference Gegner. Nun muss er allerdings in Carolina nicht nur um seinen Starterposten bangen sonder fast schon darum wenigstens dritter QB zu werden. Auch hier stellt sich die Frage, woran es liegt. Lediglich an den Mitspielern (einen Warrick hat er nicht im Team)? An den gegnerischen Ds? Oder ist er schon zu alt, so dass man ihm zu wenig Zeit gibt?

    Crouch dürfte, im Gegensatz zu den beiden anderen, derjenige Heisman-Sieger sein, welchem man von Anfang an schlechte Chancen bescheinigt hat. Er hat als QB von Nebraska in einer rush-first Off. gespielt und ist dort zwar als Super Option-QB aufgefallen, war aber lediglich ein solider, nicht herausragender Passer. Er ist sicher ein guter Athlet. Aber wo setzt man ihn wirklich geschickt ein in der NFL? QBs gibt es dutzende Backups und FAs, die bessere passing-QBs sind. Für einen RB ist er einfach nicht ´kräftig´ genug, so dass er nicht genug harte Hits einstecken kann und zu verletzungsanfällig ist. WR? Zwar wurde er bei Trickspielzügen schonmal als solcher eingesetzt, aber er hat diese Position überhaupt nicht richtig gelernt. Route-running, catching etc., auch hier gibt es hunderte, die es besser können? Bleibt also noch die Möglichkeit ihn als Returner einzusetzen. Hier braucht er nicht wirklich ´kräftig´ zu sein, kann aber Schnelligkeit und Athletik ausspielen.
    Aber ist es das wirklich? Vom Heisman-Sieger, dem besten Spieler im College Bereich zum KR/PR in der NFL?


    Das sind nur einige Beispiel. Die Frage ist wirklich, woran es liegt. Sind die Heisman-Sieger doch nicht viel anders, doch nicht so viel besser als ihre Mitstreiter im College? Oder was ist es............?

    To win the game is great. To play the game is greater. But to love the game is the greatest of all.

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  • Ich denke das es sich einfach um ein mentales Problem handelt. Die Jungs mit den großen Vorschlußlorbeeren werden mit den Erwartungen die in sie gesteckt werden einfach nicht fertig. Anders herum haben es aus meiner Sicht die Spieler aus dem Off - wenn sie denn eine Chance bekommen - leichter. Jeder misslungene Spielzug eines Stars fällt negativ auf und wird entsprechend kommentiert - und das landesweit! Bei den "Nobodys" überzeugen auf mehrere Spiele gesehen die Statistiken. Sie rücken nur langsam ins Rampenlicht und sind dann vielfach schon älter, erfahrener und können dann mit dem Erwartungsdruck besser umgehen! Mir fällt dazu eine Analogie ein: Wenn ich mit 20 Jahren für Erfolg und Misserfolg eines Hundert-Millionen Dollar Unternehmen verantwortlich gewesen wäre, hätte ich mir wohl vor Angst in die Hose gemacht (natürlich nicht vor den Kameras ;) ). Mit Mitte Dreißig und einigen Jahren Berufserfahrung würde ich die Sache sicherlich viel lockerer sehen! Lange Rede kurzer Sinn: Es gibt einfach nicht viele junge Menschen die die Reife und Abgeklärtheit besitzen mit dem Druck fertig zu werden.

  • Warum schaffen dann andere junge Spieler so schnell den Durchbruch, deren Verträge nicht so viel schlechter aussehen? Nur mal so: Ein Carr und ein Harrington sind keine Heisman Sieger, tragen aber jetzt schon mehr Last auf ihren Schultern als Spieler wie Dayne und Crouch im ersten Jahr.

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  • Harrington stand sicherlich nicht ganz so im Rampenlicht. Bei Carr gebe ich dir recht und auch Michael Vick hat dem Druck bisher standgehalten und die in ihn gesteckten Erwartungen eher noch übertroffen. Dabei ist das
    Geld sicherlich nur ein Faktor unter vielen, welcher den psychischen Druck ausmacht. Es gibt sicherlich auch schon reife Persönlichkeiten unter den Rookies, oder halt einfach kaltschnäutzige. Diese bilden aber meines Erachtens eher die Ausnahme. Schau dir an was aus Maddox geworden ist, nach dem die Erwartungen an ihn gleich Null waren und er ein paar Jahre älter geworden ist. Sogar Montana ist nicht bei seinem ersten Verein (Buccs, wenn ich mich Recht entsinne) groß rausgekommen.

  • Ich glaube liegt einfach daran daß die Trophy Winner in solchen Höhen schweben, das kein Lasso lang genug ist um Sie einzufangen und wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. :hinterha:
    Bei den anderen ist es schon in der Birne das andere besser sind und so ist es für die Trainer einfacher sie zu formen.
    "Schau, du warst nur 2,3,4......etc. Du hast noch zu lernen und kannst du von mir!"
    Ich kenne solche Dinge von unseren Azubis.
    Wenn die gute Prüfungen schreiben werden die zum Alptraum. :sauer
    MfG
    Aadie

    MfG Aadie :grinseen:

    Die Anzahl der Meetings steht in reziproker Relation zur Fähigkeit des Managements.
    Four in a Row. Proud about. :rockon:

  • Hallo
    Ich glaube weniger das es an der Einstellung der Spieler als vielmehr an ihrer Spielposition und dem System welches sie im College gespielt haben liegt.
    Die Bedingungen im Profibereich sind einfach andere. Spieler wie Crouch spielten in einem NFL untypischen System.

    Und andere kommen halt nicht damit klar auf einem höheren Level zu spielen.

    Wenn du dein ganzes Leben lang immer der Star warst dem alles gelang und der nun auf einmal nur noch durchschnittliche Leistungen bringt, sei es weil deine Mitspieler nicht mehr so dominant sind oder du mit dem System nicht klarkommst, dann hast du nur 2 Möglichkeiten. Entweder du lernst dazu und wirst besser oder du schmollst und bleibst auf deinem Level stehen.

    Im zweiten Fall ist deine Karriere vorbei und nur im ersten hast du eine Chance. Stagnation ist schon Rückschritt. Gerade im Sport.

    Gruß MJ

  • Ich halte die Diskussion für falsch.

    Schauen wir uns doch mal an, wann die Leute gedraftet wurden. Da haben wie Weinke, der in der vierten Runde geholt wurde, weil man ihn für einen guten College-, aber nicht für einen guten NFL-QB hielt. Das hatte nichts mit Ruhm zu tun, der ihm zu Kopf gestiegen ist, sondern mit Talent. Sage Rosenfels wurde 2 Spots hinter ihm geholt und hat weniger Starts auf dem Konto. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Weinke für einen Viertrundenpick bislang überdurchschnittlich erfolgreich war.

    Dann haben wir Crouch, dem niemand viel QB-Talent unterstellte und genau das hat er bislang gezeigt.

    Dayne. Der war nicht einmal in seinem Jahrgang der bevorzugte RB und wurde nach Jones und Lewis gedraftet. Viele meinten schon damals, dass Shaun Alexander der bessere RB sein würde und das die Giants da mal wieder einen Big-Ten-Spieler zu hoch eingeschätzt hätten. Dayne war nie was besonderes, aber wie geschaffen für die Badgers OLine. So dominant im Laufblocking ist aber keine NFL-OLine und da wird Dayne schon mal Backfield gehittet, was ihm gar nicht liegt. Ich sehe da nichts Außergewöhnliches.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Zitat

    Ich halte die Diskussion für falsch

    Erklärst du mir auch, welche Diskussion oder was an der Diskussion?

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  • Derek Brown meint wohl, dass man nicht die Tatsache dass ein Spieler Heisman-Trophy Gewinner ist, gleich als Annahme nehmen sollte um zu sagen dass der Spieler NFL tauglich ist. Viel mehr sollte man die Draft-Position bezüglich des Spielers in Betracht um seine Leistung im Verhältnis mit den Erwartungen zu setzen, um dann eine Beurteilung abgeben zu können.

    Fragile JAX - Full Contact Champion 2002/2003
    NOFL New York Jets - AFC East Champions Season II
    NOFL Miami Dolphins - AFC East Champions Season III, AFC Champions
    NOFL Jacksonville Jaguars - AFC South Champions Season V

  • Insofern ist der Ansatz auch nicht ganz falsch. Man sieht da, dass die Heisman-Gewinner nicht unbedingt auf dem No.1 Spot sitzen. Zudem ist das Auswahlverfahren doch ohnehin umstritten. Da streitet Ihr im College-Bereich doch jede Saison drüber. Oder?

    Wenn ein im Schlaf gedraftretes Team besser ist als alle anderen, wird es Zeit der Realität ins Auge zu blicken...

    Helft dem NFL-Talk

  • Da muss ich mich doch erstmal bei meinem Pressesprecher FreddyT bedanken ;)

    Ich finde, dass der Zusammenhang „Heisman Trophy“ ziemlich willkürlich ist. Was heißt denn „es läuft nicht richtig“? Gemessen an was? Gemessen an den Karrieren von Super Stars? An der Draft-Position? Erst wenn das mal klar ist, kann man schauen, ob es da Zusammenhänge gibt. Danny Wuerffel hat auch nie den Sprung geschafft und da kann man sicherlich nicht behaupten, dass ihm der Ruhm zu Kopf gestiegen wäre. Wie steht`s mit Gino Toretta? Ihm, Wuerffel oder Crouch wurden keine großen NFL-Karrieren vorausgesagt und so kam es (bislang) auch. Da würde ich nicht sagen, dass es „nicht lief“, sondern im Gegenteil, es lief wie erwartet.

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  • Nun, meine Frage bezog sich ja auch nicht darauf, ob ein Heisman-Sieger direkt als zukünftiger NFL Star gilt, sondern eben warum die meisten Heisman Sieger nicht Fuss fassen in der NFL.

    Bei Weinke lag es meiner Meinung nach gar nicht daran, dass man ihn als guten College-QB sah, sondern dass er einfach als zu alt angesehen wurde für einen 1st oder 2nd round pick. Wie gesagt, anders als Crouch spielte Weinke schon in einer NFL-ähnlichen Offense in FSU und das mit grossem Erfolg (National Championship, Heisman....).

    Sicherlich hat Dayne hinter einer dominanten Linie gespielt, hab ich ja auch geschrieben. Aber dann wenn er seine Leistungen einzig und allein der OL zu verdanken hatte, warum hat sie dann nicht die Heisman bekommen, oder ist es überhaupt gerechtfertigt, dass er sie bekommen hat?

    Außerdem gibt es was die Heisman angeht genug Beispiele von Spielern, die Stars wurden. Z.B. OJ Simpson oder auch Roger Staubach.

    Genauso gibt es Beispiele von Spielern, die im Draft sehr weit hinten geholt wurden, wie z.b. Terrell Davis oder auch Rice (soweit ich weiß) und andere.

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  • Zitat von Oxx

    Insofern ist der Ansatz auch nicht ganz falsch. Man sieht da, dass die Heisman-Gewinner nicht unbedingt auf dem No.1 Spot sitzen. Zudem ist das Auswahlverfahren doch ohnehin umstritten. Da streitet Ihr im College-Bereich doch jede Saison drüber. Oder?

    Stimmt Oxx. Eigentlich jede Saison lässt sich darüber streiten. Zum einen sicherlich, weil es bei über hundert Teams viele starke Spieler gibt. Zum anderen aber auch, weil sich in den letzten Jahren eigentlich nie wirklich ein Spieler herauskristallisierte, der die Heisman wirklich verdient hat.
    Zum anderen kann man auch drüber streiten, nach welchen Kriterien man sie vergibt. Jedenfalls ist es immer wieder ein beliebter Streitpunkt am Ende jeder College Season. Fast so beliebt wie die BCS-Regelung und die Bowl-Regelung allgemein.

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