aikmans take: Wildcard-Wochenende oder "Wer zuletzt lacht"

  • Erlaubt mir meinen dieswöchigen Take mit einem Rückblick zu beginnen (Klar - sagen die Zyniker - bei dem Abschneiden deiner Teams bleibt Dir ja auch nichts anderes übrig). Woche Eins: Die NY Jets besuchten die Miami Dolphins mit Neu-QB Brett Favre und konnten dank ein bisschen Glück, ein bisschen Unfähigkeit der Finns und ein bisschen Favre-Magie die Partie mit 20-14 für sich entscheiden. Woche Zwei: Im berühmt-berüchtigten 'Hochuli-Bowl' gewann Denver gg San Diego und startete mit 2-0 in die Saison, während die Chargers 0-2 auf ihrem Konto hatten. In der selben Woche kam es in Dallas zum MNG zwischen Eagles und Cowboys. Dallas gewann in einem Highscorer und konnte Philly die erste Niederlage zufügen.

    Spulen wir wieder bis zu Woche 17 vor und was stellen wir fest? Die Frühstarter sind allesamt daheim: Jets, Cowboys und Broncos konnten im Dezember jeweils eins von vier Spielen gewinnen, in Denver und New York sucht man neue Head-Coaches (sollte man in Dallas zu dem Zeitpunkt eigentlich auch, aber Sturkopf Jerry hält sich nicht immer an meine Anweisungen), während San Diego, Philadelphia und Miami völlig überraschend die Playoffs geschafft haben. Wir können also ein für alle mal mit dem lächerlichen Vorurteil aufräumen, dass der Saisonstart entscheidend für einen späteren Erfolg ist, tatsächlich haben 50% der Sieger des ersten Spieltages die Playoffs erreicht, 50% nicht.

    Ein weiterer Irrtum: Wildcard-Teams haben schlechtere Chancen als diejenigen, die in der ersten Playoff-Woche frei haben. Wirklich? In den letzten drei Jahren gewannen folgende Teams den SuperBowl: Pittsburgh 2005/6 (gewann am Wildcard-WE in Cincinnati), Indianapolis 2006/7 (siegreich zu Hause gegen KC) und die Giants 2007/8 (Sieger in Tampa Bay). Zwei der drei bestritten dabei nicht ein Heimspiel, womit auch die Mär von der 'Home-Field-Advantage' ad absurdum geführt worden ist. Schlechte Nachrichten für Tennesse, Pittsburgh, New York und Carolina.

    Woran liegt es aber, dass Wildcard-Teams trotz ein Spiel mehr in den Knochen nicht mehr so übermäßig benachteiligt sind. Ein Wort: 'Mo-Men-Tum!' Die Steelers mußten 2005 ab Woche 13 um ihre Playoffs fürchten, jede Niederlage hätte sie bereits eliminiert, so begannen die Entscheidungsspiele für die schwarz-gelben bereits während der Saison. Mit 4 Siegen in Folge und breiter Brust war man dann in der Lage hochfavorisierte Teams wie Indi oder Denver zu überrollen. Vor allem das Spiel gegen die Colts bleibt in Erinnerung: Pittsburgh führte bereits nach einem Viertel 14-0, während Manning und Co sich noch in der Bye-Week wähnten. Resultat ist bekannt.

    Ein Jahr später mußten die Colts bis zum letzten Spieltag Vollgas geben, als s im Vergleich gegen New England um den dritten bzw vierten Platz auf der Setzliste ging. Manning und Co retteten sich auf drei und hatten endlich den Frühstart für einen langen Playoff-Run. Es folgte der Sieg über die Patriots im CCG und Mannings Tanz im Regen von Miami inklusive Trophäenübergabe. Und letztes Jahr waren es die Giant die lange um ihre Qualifikation für die Playoffs fürchten mußten und dann im letzten Saisonspiel den unbesiegten Patriots alles abverlangten. Die Belohnung erhielten sie dafür Anfang Februar.

    Wer ist also dieses Jahr dafür prädestiniert einen solchen Run hinzulegen? Den längsten Streak haben mal wieder die Colts mit 9 Siegen in Folge, gefolgt von Miami (5) und San Diego (4). In der NFC hat Atlanta die letzten drei Partien siegreich gestalten können, die Eagles gewannen immerhin 4 der letzten 5 Spiele. Sind Dawkins und Co dieses Jahr das Team of Destiny?

    WILDCARD WEEKEND
    vs
    Zwei sehr seltene Besucher in den Playoffs treffen hier aufeinander. Für Atlanta ist es der erste Auftritt seit Januar 2005 als man in Philadelphia im NFC-Championship-Game scheiterte. Arizonas letztes Playoff-Heimspiel fand in St.Louis statt. Tatsächlich wahr, damals waren die Cards noch in der Gateway-City beheimatet. Atlanta scheint aktuell das Team mit der ausgeglicherenen Offense zu sein, man verfügt über ein gut-funktionierendes Laufspiel mit Turner, dazu Matt Ryan und Roddy White für den Pass-Angriff. Arizona ist eindimensional: Warner, Warner und noch mehr Warner.

    Schlüssel für Atlanta ist übrigens das erste Viertel: Erzielt man hier die ersten Punkte gewann man das Spiel. Sollte der Gegner zuerst scoren, ging man jedes Mal als Verlierer vom Platz. Nur einmal gab es ein 0-0 nach Viertel Eins (in Philly), dort verlor man dann ebenso.

    Arizona stolperte in die Playoffs - nur ein Sieg aus den letzten drei Spielen, die Falcons gewannen ihre letzten drei allesamt.

    Tipp: Atlanta - Das fehlende Laufspiel könnte Arizona einen dicken Strich durch die Rechnung machen

    vs
    Wenn man so will, dann sind die Chargers für Peyton Manning eine Art Angstgegner. Letztes Jahr unterlagen die Colts zu Hause im letzten Heimspiel im RCA-Dome überhaupt in den Divisional Playoffs und mußten vorzeitig die Segel streichen. In der regular Season gelang zwar der Erfolg, aber dennoch dürfte Peyton Manning auf Revanche brennen. Beide Teams sind extrem 'hot' - die letzte Niederlage kassierte Indi am 27. Oktober in Tennessee, die Chargers verloren zuletzt Ende November gegen Atlanta.

    Für San Diego wird es darauf ankommen, Manning unter Druck zu setzen, ansonsten kann der frisch gekrönte MVP mit seinen WR Wayne, Harrison, Gonzalez und TE Clark die suspekte Pass-Defense der Chargers auseinandernehmen. Bei denen hofft man auf eine schnelle Genesung LTs um die Run-D der Colts in Verlegenheit zu bringen. Ansonsten ist da aber immer noch Sproles.

    Das Spiel verspricht jedenfalls ziemlich viel und ich könnte mir vorstellen, dass es reichlich Offense zu Bestaunen geben wird.

    Tipp: Indianapolis - die Colts sind genau zum richtigen Zeitpunkt wieder in Form gekommen. SD hat zuviele Lücken in der Pass-Verteidigung um Manning stoppen zu können.

    vs
    Kaum zu glauben: Letztes Jahr standen sich diese beiden Teams noch im Dezember, genauer gesagt Woche 15, mit einer Gesamtzahl von 4 Siegen gegenüber (nur zum Vergleich - die Lions hatten damals 6), ein Jahr später trifft man sich in den Playoffs. Den erstaunlichen Turnaround haben beide Teams zwei jungen aufstrebenden Coaches zu verdanken: Sparano und Harbaugh gehören zusammen mit Mike Smith zu den HC of the Year Kandidaten und könnten selbst mit einer Niederlage am Sonntag von einer sehr erfolgreichen Saison sprechen. Dennoch würden natürlich beide ihren wundersamen Streak gerne fortführen.

    Miami braucht dabei weiter die Innovationen von ihrem OC Dan Henning, der die Wildcat-Offense zum geflügelten NFL-Wort des Jahres 2008 machte. Brown, Williams und alle möglichen Variationen sorgten ständig für Kopfschmerzen der DC. Ob dazu allerdings auch Rex Ryan gehört? Die Ravens-D hatte zumindest in der regulären Saison keine großen Probleme mit den Säugern und gewann in Miami locker mit 27-13.

    Baltimore hat die Ingredenzien die einen langen Playoff-Run wahrscheinlich machen: Ein gutes Laufspiel und eine ausgezeichnete Lauf-Verteidigung. Beide Units finden sich in den Top 5 wieder. Zudem forcieren die Ravens jede Menge Turnover, wobei Gegner Miami ihrerseits kaum den Ball abgibt.

    Tipp: Baltimore - die Ravens verfügen über die Art von Defense, die gegen eine Wildcat-Offense gut aussehen sollte. Zudem kommen 'Smoke&Mirror'-Teams wie Miami selten weit.

    vs
    Mit Childress und Andy Reid treffen hier Schüler und Lehrer aufeinander. Brad Childress war lange Zeit unter dem Philadelphia HC OC und hat wohl auch dort das schlechte Time-Managment gelernt, welches den Vikings fast den Sieg im letzten Heimspiel gegen die B-Giants gekostet hätte. Menschen mit bösen Zungen könnten jedenfalls meinen, dass keiner der Beiden den anderen 'outcoachen' werden dürfte.

    Bekannt ist auch die Vorliebe Reids für Cheesesteak und Pass-Offense. Mit letzterer wird reichlich zu rechnen sein (mit ersterem wohl vor und nach dem Spiel), da die Viks Run-Defense die beste der gesamten Liga war und mit der Rückkehr von Pat Williams sollte da für die Eagles Runningbacks kaum etwas auf dem Boden vorwärts gehen. Um so gefährlicher dürfte Westbrook als Pass-Empfänger sein, dort könnten sich reihenweise Mismatches gegen die Secondary der Wikinger auftun. Minnesota braucht vor allem einen Peterson in Bestform, das beinhaltet vor allem das Festhalten des Ledereies. Damit hatte der einstige Sooner nämlich gerade gegen Ende der Saison reichlich Mühe und sorgte so für einige Sorgenfalten auf der hohen Stirn des Herrn Childress.

    Gespannt darf man auch sein, ob die Viks überhaupt einen echten Heimvorteil genießen können, der Ticketverkauf ging spärlich von statten und in den letzten Partien hatte man nicht den Eindruck, dass die Zuschauer aus Minnesota sonderlich hinter der eigenen Mannschaft standen. Dabei wäre ein lauter Metrodome eine der Voraussetzungen für einen Erfolg gegen die Eagles.

    Tipp: Philly - Jackson als QB ist ein gefundenes Fressen für die Jim Johnson Blitzattacke der D.

    aikman -> Chrizly (Namensänderung 3.2. 2023)

    "So this is how I remember saying goodbye to Bilbo," [a raccoon he had as a kid] Leach wrote. "He wandered 10 yards away or so from the truck, and then he turned and looked at us and kind of had this expression like, 'It was nice knowing ya.' It was this moment where like, both I knew and he knew that we’d had some good times, but this was it. It was onward and upward for both of us."

    Mike Leach, Coaching Legend (*1961 +2022)

  • Was soll Smoke & Mirror sein?

    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt ... Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen." - Arthur Schopenhauer

  • Vielen Dank für den schönen Übernblick, macht immer wieder Spaß es zu lesen.

    was ich spannend finde, ob wirklich alle vier auswärtsteams gewinnen. Jedes spiel einzeln getippt glaube ich das auch. Aber ob es insgesamt so kommt wäre doch eher ungewöhnlich. Hat es dass schon mal gegeben?

    Auf nfl.com kann ich zumindestens die ergebnisse bis 2001 zurück finden. Bis dahin haben die vier auswärtsteams nie alle vier gewonnen, ich glaube zweimal 3 auswärtsteams 2004 und 2005.

    Also mal sehen welches auswärtsteam scheitert,

  • Zitat von aikman

    Ansonsten ist da aber immer noch Sproles.


    :mrgreen::rockon:

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    Live gesehen:
    Atlanta Falcons, Baltimore Ravens, Cleveland Browns, Detroit Lions, Houston Texans, Jacksonville Jaguars, Kansas City Chiefs,LA Chargers, LA Rams, Las Vegas Raiders, Miami Dolphins, Minnesota Vikings, New England Patriots, NY Giants, NY Jets, New Orleans Saints, Pittsburgh Steelers, San Francisco 49ers

  • Zitat von olibo66

    Sauber, Aiki... zwei von vier Tipps schon mal im Eimer :mrgreen:


    Samstag war ausbaufähig, Sonntag dafür meisterhaft :mrgreen:
    (auch wenn mir ein 1-3 lieber gewesen wäre)

    aikman -> Chrizly (Namensänderung 3.2. 2023)

    "So this is how I remember saying goodbye to Bilbo," [a raccoon he had as a kid] Leach wrote. "He wandered 10 yards away or so from the truck, and then he turned and looked at us and kind of had this expression like, 'It was nice knowing ya.' It was this moment where like, both I knew and he knew that we’d had some good times, but this was it. It was onward and upward for both of us."

    Mike Leach, Coaching Legend (*1961 +2022)