Miami Dolphins 2015 Season Preview
Coaching:
HC Joe Philbin
Viele hatten erwartet dass Philbin nach der zweiten 8-8 Saison inklusive late-season-breakdown entlassen würde. Aber da Teamowner Stephen Ross sehr an Kontinuität gelegen ist darf Philbin weitermachen. Dass der noch 1 Jahr laufende Vertrag des Coaches vorzeitig verlängert wurde war natürlich eine reine PR-Maßnahme damit man nicht mit einem „Lame-Duck Coach“ in die neue Saison geht. Die Devise ist klar: Ross will deutliche Verbesserungen sehen, es muss mindestens eine Winning Season her, am besten sogar die Playoffs, ansonsten dürfte es das für JP gewesen sein. Mit Mike Tannenbaum ist im Hintergrund bereits ein neuer starker Mann engagiert worden, Gerüchten zufolge würde dieser gerne auch seinen eigenen Coach installieren, falls unter JP nicht der Durchbruch gelingt.
Die Stärken von Philbin liegen darin, dass er sehr gut organisiert ist (Spitzname „The Principal“) und eigentlich auch immer mit einem guten Gameplan ins Spiel geht. Seine größte Schwäche ist wohl eindeutig seine absolute Sturheit – zu häufig will er mit seinem Weg mit dem Kopf durch die Wand und ist nicht in der Lage auf veränderte Situationen entsprechend zu reagieren. Er vertritt eine absolute „My way or the highway“ Mentalität – alles tanzt nach seiner Pfeife und wer aus der Reihe tanzt wird aussortiert, ohne Rücksicht auf Verluste, Philbin ist ein absoluter Disziplinfanatiker. Was sich auf den ersten Blick als selbstverständlich und sinnvoll darstellt hat uns in den letzten Jahren schon den einen oder anderen guten Spieler gekostet (MikeWallace, Vontae Davis, Karlos Dansby, Reggie Bush, Brandon Marshall wurden alle vom Hof gejagt weil sie es gewagt hatten, Philbins Weg intern zu hinterfragen).Wenn ein solcher Weg erfolgreich ist (z.B. Belichick oder Dungy) werden solche Coaches gefeiert, wenn ein solcher Weg auf Dauer nicht erfolgreich ist werden sich die Spieler zwangsläufig irgendwann gegen den Coach wenden. Und auf Dauer kann man nicht jede Offseason das halbe Roster austauschen (wie diese Saison)und jeden fortschicken der nicht hundertprozentig mitzieht. Für Philbin wird es Zeit dass seine Methoden Früchte tragen…
OC Bill Lazor
Der Mann mit dem Nachnamen aus einem Austin-Powers-Film („Laaazooorr“) kam vor der letzten Saison aus Chip Kellys Stab in Philly, wo er der QB Coach war. Er installierte seine eigene Version von Kellys Spread Offense, die Spielzüge und Formations waren denen der Eagles und auch der Oregon Ducks unter Kelly sehr ähnlich, auf die Kelly-Typische no-huddle Offense wurde allerdings zunächst verzichtet (nachdem man im Training Camp letzte Saison mehr schlecht als recht damit experimentiert hatte).
Lazor gilt als potenzieller zukünftiger Head Coach Kandidat,er hat eine gewisse Persönlichkeit („… he comes off brash, maybe even a tad arrogant but the players buy in on everything he teaches.“). Bisher hat er es immer geschafft seine Offenses im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu verbessern (Eagles mit Nick Foles 2013, Dolphins mit Tannehill 2014). Sollte dieser Trend anhalten könnte unsere Offense diese Saison den nächsten Schritt machen und aus dem Schatten der Defense hinaustreten.
DC Kevin Coyle
Bevor er vor 3 Jahren nach Miami kam war Coyle DB Coach beiden Bengals und fiel dadurch auf dass er Jahr für Jahr neue Stars auf den DB Positionen formte. Auch bei den Dolphins hatte Coyle zunächst sofort Erfolg und etablierte eine starke 4-3 Zone Blitzing Base Defense. Mitte der letzten Saison (vor dem Lions Game) war Coyle einer der heißesten Coordinators im Coaching-Karussell, doch dann brach seine Defense in der zweiten Saisonhälfte eklatant ein und die Saison ging den Bach herunter. Als Hauptgründe wurden zum Einen die unverhältnismäßig vielen Verletzten in der Defense, zum Anderen aber auch das extrem komplizierte System von Coyle ausgemacht (Details würden hierzu weit führen, es gab einfach zu viele verschiedene Formations, Shifts,Sub-Packages, Checks und Calls).
Am Ende der Saison forderten Viele (angeblich sogar Ross selber) einen neuen Defensive Coordinator, doch Philbin blieb stur (so ist er nun mal) und hielt trotz aller Kritik an seinem DC fest, allerdings mit der klaren Auflage, dass dieser seine Defense vereinfachen müsse. Ein weiterer Kritikpunkt an Coyle ist seit Jahren dass er sozusagen allergisch gegen Rookies ist – er vertraut Rookies grundsätzlich nicht, egal wie viel Potenzial sie mitbringen (siehe Chris McCain letzte Saison, dem ein ein erfahrener aber total überforderter Philip Wheeler vorgezogen wurde) und zieht den jungen Spielern eigentlich immer die Veterans vor.
Gerade nach der spektakulären Verpflichtung von Ndamukong Suh gibt es für die Defense nun keine Ausreden mehr. Coyles Schicksal wird diese Saison direkt an das von Joe Philbin geknüpft sein – entweder stellt sich der Erfolg ein oder nach der Saison gibt es einen Schnitt…
STC Darren Rizzi
Er ist schon seit der Zeit unter Tony Sparano dabei und macht meiner Meinung nach seit Jahren einen guten Job.
Im Folgenden gibt es eine Übersicht über die verschiedenen Positionen. Die Spieler sind in der Reihenfolge des Depth Chart aufgelistet (wobei die Grenzen natürlich zum aktuellen Zeitpunkt noch sehr fließend sind)...Rookies sind durch ein [R] nach ihrem Namen gekennzeichnet. Sichere Starter sind fettgedruckt.
Offense:
Quarterback:
Ryan Tannehill, #17 – Hat sich in seinen bisherigen 3 Saisons stetig verbessert – wenn er sich weiter verbessert könnte er bald in die Riege der Franchise QBs aufsteigen und seinen neuen Vertrag rechtfertigen.
Stärken: Körperliche Voraussetzungen (Arm, Mobilität),Charakter (hard worker)
Schwächen: Deep Ball, Pocket Presence
Matt Moore, #8 – Sicherlich einer der besseren Backups der Liga. Moore könnte bei einigen Teams wohl durchaus starten, hat sich aber wohl in den letzten Jahren mehr oder weniger freiwillig mit der Rolle des gutbezahlten Backups zufrieden gegeben. Vielleicht etwas vergleichbar mit der Rolle des Fußballtorwarts Sven Ullreich…
McLeod Bethel-Thompson, #16 – Ein junger QB der schon seit Jahren auf diversen Practice Squads hin- und herdümpelt. Muss seine NFL-Tauglichkeit erst noch unter Beweis stellen…
Josh Freeman, #5 – Wurde von GM Dennis Hickey (der ihn in Tampa einst draftete) nach Miami geholt und erhält dort wohl seine letzte Chance in der NFL. Nach allem was man aus dem Training Camp so liest muss er aber unglaublich schwach sein im Training und hat sogar die Rolle als #3 QB an einen relativen Nobody verloren (MBT). Longshot to make the final roster…
Fazit: Wenn sich Tannehill weiter verbessert haben wir unseren QB endlich gefunden. Falls Tannehill sich mal verletzen sollte hätte ich bei Moore keine Bedenken dass es einen zu großen Dropoff geben würde, auch wenn er natürlich ein etwas anderer Spielertyp ist. Ich hätte allerdings nichts dagegen, im Hintergrund mal einen jungen QB als günstigeren Nachfolger von Moore aufzubauen (z.B. durch einen late-round Draftpick), gerade wenn man sich unsere angespannte Cap-Situation in den nächsten Jahren vor Augen führt.
Running Back:
Lamar Miller, #26 – Letzte Saison mit einer Breakout Season (1099 yds, 5.1 ypc), diese Saison in einem contract year (d.h. sein Vertrag läuft nach der Saison aus, er spielt also für einen neuen Vertrag). Miller hat die Entwicklung vom reinen Speedster zu einem soliden starting RB geschafft. ImPassspiel liegen seine Schwächen, er hat weder sichere Hände, noch kann erblocken, daher kommt er in Passsituationen häufig vom Feld.
Damien Williams, #34 – Um ein ernsthafter Starter zu sein fehlen ihm die Skills für‘s inside running. Er ist ein guter Blocker und Receiver aus dem Backfield und bringt soliden Speed mit. Derzeit dürfte ihm die Rolle als 3rd-down-back sicher sein.
LaMichael James, #27 – Am College in Oregon war James unter Chip Kelly ein Star, in der NFL ist er als ehemaliger 2nd Rounder bei den 49ers gescheitert. In Miami gilt er diese Saison als einer DER Gewinner der bisherigen Preseason. Er hat absolute Playmaker Skills und könnte meiner Meinung nach durchaus in einer Darren-Sproles-ähnlichen Rolle überraschen. Für einen every-down-back ist sein Passblocking allerdings zu schwach (quasi non-existent).
Jay Ajayi [R], #33 – Kam um als Power-Back eine Nische im Backfield zu füllen, überraschte dann in der Preseason bisher allerdings durch zu viel „Getanze“ im Backfield. Dürfte seinen Platz auf dem Roster zwar sicher haben, könnte es im Moment allerdings schwer haben genügend Snaps in der Offense zu bekommen.
Mike Gillislee, #23 – Hat es in mehreren Jahren nicht geschafft, seine NFL-Tauglichkeit unter Beweis zu stellen, dürfte es schwer haben die Cuts zu überstehen.
Fullbacks gibt in Lazors Spread Offense keine. Falls gelegentlich mal ein lead-blocker eingesetzt wird (sehr selten da fast alles aus der Shotgun gespielt wird) so ist dies meist einer der Tight Ends.
Fazit: Miller ist der klare Starter und dürfte eine gute Saison spielen wenn er fit bleibt. Wie es danach mit ihm weitergeht ist in Anbetracht unserer Cap-Situation allerdings unklar. Mit Williams hat man einen 3rd-down-back, mit James einen Speedster, mit Ajayi einen Youngster den man aufbauen kann. Es fehlt allerdings meiner Meinung nach ein echter Power Back, der auch mal ein 3rd & 2 verwerten kann (Ajayi war dafür eigentlich eingeplant).
Wide Receiver:
Jarvis Landry, #14 – In seiner Rookiesaison war er letztes Jahr der Lieblingsreceiver von Tannehill. Tough route runner, gute Hände, zwar kein Speedster aber sehr agil und wendig. Will/Soll dieses Jahr den Sprung vom Slot zum Outside WR schaffen.
DeVante Parker [R], #11 – Wird zu Beginn der Saison nach seiner Fuß-OP zunächst ausfallen, dies war bereits vor dem Draft bekannt (ihm wurde eine Metallschiene von einer früheren Verletzung entfernt). Wird als Rookie sicher noch Probleme haben seinen Platz in der Offense zu finden, ist aber mittelfristig ganz klar als #1 WR eingeplant und bringt alle physischen Voraussetzungen dafür mit. Muss sein route running noch verbessern.
Greg Jennings, #85 – Hat zwar nicht mehr den Speed aus alten Packers-Tagen, ist aber weiterhin ein solider „QB friendly“ Receiver und guter route runner. Außerdem soll er als Mentor für die ansonsten sehr junge WR Unit dienen. Jennings dürfte in etwa die Rolle von Brian Hartline einnehmen und könnte im Laufe der Saison immer mehr durch DeVante Parker ersetzt werden wenn dieser von seiner Verletzung genesen ist.
Kenny Stills, #10 – Stills kam per Trade aus New Orleans und gilt als Speedster mit gutem route running. Bei den Saints wurde er häufig im Slot oder in motion eingesetzt um missmatches zu erzeugen. Falls Landry den Sprung nach außen schafft wäre eine solche Rolle auch in Miami denkbar,ansonsten könnte er auch als Flanker (die alte Mike Wallace Rolle) auflaufen.
Rishard Matthews, #18 – Matthews hat es sich schon vor längerer Zeit mit Coach Philbin verscherzt und wird seitdem nur noch als Backup eingesetzt. Glaubt man den Reports aus dem Training Camp ist er zum zweiten Jahr in Folge der konstanteste WR. Ich bin von seinen Fähigkeiten absolut überzeugt und denke er könnte unter anderen Voraussetzungen ein solider starting WR sein. Wäre ich GM eines anderen Teams und würde einen WR suchen würde ich zumindest mal bei den Dolphins nachfragen. Matthews ist nach der Saison Free Agent und ich könnte mir vorstellen dass wir uns in ein paar Jahren fragen „warum früher in Miami niemand sein Talent erkannt hat“…
Weitere Kandidaten, die es allerdings schwer haben könnten einen Platz im 53er Roster zu bekommen:
Matt Hazel (#83, letztes Jahr Rookie, soll sich angeblich verbessert haben), Michael Preston (#19, Playmaker in practice), LaRon Byrd (#81), Tommy Streeter (#6), Christion Jones (#1)
Fazit: Die WR Unit wurde nach der letzten Saison komplett umgekrempelt und soll nun besser den Stärken von Ryan Tannehill entsprechen. Ob die Neuzugänge (Parker, Jennings, Stills) letztendlich stärker sind als die Abgänge (Wallace, Hartline, Gibson) bleibt allerdings abzuwarten.
Tight End:
Jordan Cameron, #84 – Kam als FA aus Cleveland. Wenn er fit ist ist er sicherlich ein „matchup nightmare“ für jede Defense, potenziell könnte er (gerade in der Redzone) ein Lieblingstarget von Tannehill werden. Allerdings hatte Cameron in der Vergangenheit auch schon 2 Gehirnerschütterungen und wir wissen alle wie zimperlich die NFL diesbezüglich mittlerweile reagiert.
Dion Sims, #80 – Sims ist ein old-school TE – nicht besonders athletisch aber ein sehr guter Blocker. Im Passing Game dient er wohl eher als short- und intermediate Target, im Running Game ist er aber als zusätzlicher Blocker unersetzlich.
Weitere Kandidaten, die alle um die Rolle als #3 TE kämpfen:
Gerell Robinson (#89, athletischer Receiver), Arthur Lynch (#88, viel verletzt, solider Blocker), Jake Stoneburner (#86)
Fazit: Cameron soll den nach Buffalo abgewanderten Charles Clay als pass catching TE ablösen, Sims bleibt der blocking TE. Beide sind in meinen Augen solide NFL Starter, wenn beide fit bleiben sind wir gut aufgestellt. Da wir viele 2-TE-Sets spielen sollte aber noch ein solider #3 TE irgendwoher aufgetrieben werden.
Offensive Line:
LT Branden Albert, #71 – spielte eine sehr gute erste Saisonhälfte letzte Saison und riss sich dann das Kreuzband, was für Miamis Offense der Wendepunkt der Saison war. Für unsere OL ist es essenziell wichtig dass Albert wieder zu alter Stärke zurück findet und die Blindside dicht macht.
RT Ja‘Wuan James, #70 – als RT konnte er als Rookie direkt überzeugen, nach Alberts Verletzung war James als LT dann allerdings überfordert.
C Mike Pouncey, #51 – musste letzte Saison als RG aushelfen und kehrt nun wieder auf seine angestammte Position in der Mitte zurück. Pouncey ist einer der besten Center der Liga und der unangefochtene Leader der O-Line.
G Dallas Thomas, #63 – war letzte Saison als RG noch einigermaßen passabel, musste in der zweiten Saisonhälfte allerdings als RT aushelfen und war dort unterirdisch schlecht. Diese Saison dürfte seine letzte Chance sein den Sprung zum NFL Starter zu schaffen.
G Billy Turner, #77 – letztes Jahr mit einer „redshirt season“, dieses Jahr soll Turner eine der beiden vakanten Guard Positionen besetzen. Guter Run Rlocker aber noch mit Problemen beim Pass Blocking.
G Jamil Doulgas [R], #75 – er könnte von den Schwächen seiner Konkurrenten auf den Guard Positionen profitieren und direkt als Rookie starten wenn Thomas & Turner weiter schwächeln.
G Jeff Linkenbach, #72 – ein Veteran der schon Erfahrung als Starter bei den Colts und Chiefs sammeln konnte, auf Grund der schwachen Guards könnte auch er noch eine Außenseiterchance auf einen Job als Starter haben.
T Jason Fox, #74 – Fox dürfte wohl der erste Backup als Tackle sein und könnte sogar zu Beginn der Saison unser starting LT sein, falls Branden Albert nach seiner Verletzung noch ein paar Wochen braucht. Wollen wir es nicht hoffen…
C Sam Brenner, #65 – ehemaliger practice squadder der sich nun schon seit einiger Zeit als Backup auf dem Roster hält.
C JD Walton, #59 – kam als FA, war 4 Jahre lang Starter beiden Broncos und Giants und ist bisher eine der größten Enttäuschungen im Camp. Läuft Gefahr den Job als Backup Center (und damit wohl auch einen Platz auf dem 53er Roster) an Brenner zu verlieren.
Weitere „Camp Bodies“: T Donald Hawkins (#61), G Jacques McClendon (#66)
Fazit: Die O-Line bleibt die große Schwachstelle der Dolphins-Offense. Beide Guard Positionen bereiten mir aktuell Kopfschmerzen,dazu noch die unsichere Situation um die Verletzung von Branden Albert – meiner Meinung nach besteht in der OL noch dringender Handlungsbedarf (Evan Mathis als LG!!! und ein backup Tackle vom Waiver Wire).