Texas Longhorns 2010
Offense:
Quarterback:
Nachdem mit Colt McCoy der Winningest QB der NCAA Geschichte Texas verlassen hat, sind die von ihm hinterlassenen Fussstapfen denkbar gross. Um diese auszufüllen ist aber wohl niemand geeigneter als Garrett Gilbert.
Garrett hat alles, was man sich in einem Quarterback wünscht: Er ist 6-4, hat einen sehr starken Arm, kann jeden erdenklichen Pass werfen, ist genau und hat eine wunderbare Kontrolle über die Pocket. Er ist der Inbegriff des perfekten Pocket Passers, aber gleichzeitig auch in der Lage, ausserhalb der Pocket zu werfen oder mal ein First Down mit den Füssen zu holen. Doch nicht nur die physische Seite stimmt, sondern auch die Intangibles. Er ist ein Winner, der seine HS Karriere mit einer 30-Game Winning Streak sowie Back-to-Back State Championships beendet hat, und ein Leader, der das Team im Sommer so zu seinem Eigen gemacht, wie man es besser nicht hätte erhoffen können. Zu Bedenken ist auch, dass Colt letzte Saison nicht überragend war, speziell in den Spielen gegen Nebraska und OU. Es ist also nicht so, als wäre es übertrieben, davon auszugehen, dass es zumindest keine Verschlechterung auf der QB Position in Relation zu letztem Jahr geben wird. Auch hat die nicht optimale Armstärke Colts die Coaches in ihrem Gameplanning teilweise eingeschränkt – mit Garrrett ist man in dieser Hinsicht wesentlich flexibler. Die Erwartungen an ihn sind jedenfalls gigantisch, doch ich bin überzeugt, dass er sie erfüllen kann, und wir am Ende seiner Karriere auf den zweitbesten Quarterback zurückblicken werden, den wir jemals hatten.
Backup QB sollte ursprünglich Senior Sherrod Harris sein, der das Team aber verliess, um sich auf sein Studium zu konzentrieren. Backup wird daher Colts Bruder, Freshman Case McCoy, sein, der den eigentlich talentierteren Freshman Connor Wood aufgund der im Sommer demonstrierten besseren Kontrolle über die Offense ausstechen konnte.
Insgesamt gilt auf QB also: Mit Garrett ist alles möglich, sollte er sich aber verletzen, ist die Saison beendet.
Running Back:
Wenn wir über das Running Game sprechen, kommt man nicht umhin, über die Probleme der letzten Jahre zu sprechen. Seit Jamaal Charles das Programm verlassen hat, waren wir nicht in der Lage, ein konstantes Running Game aufzubauen. Die Folge davon ist, dass wir in dieser Saison laut den Coaches weit weniger der unter Vince Young eingeführten Zone Read Offense (Shotgun Formation) sehen werden, sondern der QB öfter Under Center snappen wird und ein stärkerer Fokus auf ein Downhill Running Game gelegt wird. Ein weiterer dadurch erhoffter Vorteil ist, dass Play Action Pässe eine grössere Rolle spielen können. Im Recruiting hat diese Umstellung bereits Früchte getragen (No. 1 RB Malcolm Brown hat vor wenigen Wochen commited), wie es auf dem Feld aussehen wird, bleibt abzuwarten.
Personell hat sich momentan ein Trio herauskristallisiert, bestehend aus Cody Johnson (Bild), Tre Newton und Fozzy Whittaker.
Im Sommer hat dabei besonders Johnson herausgestochen, der im Vorjahr noch als reiner Short-Yardage-Back fungierte, über den Sommer aber stark an sich gearbeitet hatte und im Training durch weniger Gewicht, mehr Speed und hervorragende Leistungen geglänzt hat, was mit einer Rolle als Starter, zumindest gegen Rice, belohnt wird.
Whittaker ist ein eher schneller, agiler Running Back, der zwar talentiert ist, aber über seine gesamte Karriere stets mit Verletzungen zu kämpfen hatte und so nie sein Potenzial ausnutzen konnte. Newton war letzte Saison meist Starter, vom Typ her in der Mitte zwischen Fozzy und Cody einzuordnen.
Die Hoffnung ist nun, dass sich einer der Drei als echter Every-Down-Back herauskristallisieren wird, wie wir ihn seit Charles nicht mehr hatten. Hält Johnson seine Form des Sommers habe ich durchaus Hoffnung, dass er dazu in der Lage ist, speziell da das neue System seinem Typ besonders zugute kommt.
Mit DeMarco Cobbs und Traylon Shead sind weiterhin zwei True Freshmen im Roster, die im Laufe des Jahres Spielzeit erhalten könnten. Bei Cobbs ist allerdings noch nicht sicher, ob er wirklich RB spielen wird oder ob seine Zukunft eher in der Defense liegt.
Zu erwähnen ist unter den RBs ausserdem D.J. Monroe, der vielleicht der schnellste und explosivste Spieler des gesamten Rosters ist. Für ihn haben die Coaches eine Sonderrolle geplant, ähnlich der eines Ramonce Taylor im NC Jahr, wie genau diese aussehen wird ist aber noch nicht bekannt. Er hat aber auf jeden Fall das Talent, eine sehr effektive Waffe in dieser Offense zu sein.
Wide Receiver:
Man mag annehmen, dass nach dem Abgang von einem der besten WRs, die Texas jemals hatte, Jordan Shipley, die Position nun ein gewisses Sorgenkind sein könnte, doch dies ist keineswegs der Fall. Im Gegenteil, die Position ist tief besetzt, mit zwar häufig unbewiesenen, aber durch die Bank sehr talentierten Spielern.
Auf dem Depth Chart für das Rice Spiel sind gleich fünf Starter vermerkt: Junior Malcolm Williams (Bild), Senior James Kirkendoll, Senior John Chiles, Sophomore Marquise Goodwin und True Freshman Mike Davis.
Die grössten Erwartungen werden sicherlich in Williams gesetzt. Malcolm hat alles Talent der Welt - er ist gross, er ist schnell, er ist athletisch, nur zwei wesentliche Dinge haben ihm bisher immer gefehlt: Hände und Konstanz. Malcolm anzuschauen kann frustrierend sein. In der einen Sekunde fängt er dir den 80 Yard TD, bevor in der nächsten den Wide Open Pass fallen lässt oder einfach in einem Spiel komplett untertaucht. Dieses Jahr muss er den Schalter endgültig umlegen und eine Konstanz entwickeln. Schafft er dies, so hat er das Potential zum All-American, schafft er es jedoch nicht wird sich die Geduld der Coaches wohl langsam aufbrauchen.
Goodwin ist schnell, sehr schnell, sicherlich neben Monroe der schnellste Spieler des Teams. Doch dass er schnell ist, das wusste man von dem ehemaligen Highschool State Track Champion schon im Vorfeld, dass er aber auch richtig gute Receiving Skills hat, das war eine der grossen Überraschungen der letzten Saison, wo er unser zweitbester Receiver war. Im Sommer hat er an die Vorjahresleistungen angeknüpft, weshalb ich davon ausgehe, dass er eine sichere Bank sein wird.
Kirkendoll ist solide, nicht mehr und nicht weniger.
Chiles, ein ehemaliger QB der vor der letzten Saison auf WR wechselte, hat im Sommer sehr hart an sich gearbeitet und seinen Körper komplett verändert. Hatte er letztes Jahr noch den Körperbau eines Quarterbacks, so sieht er jetzt wirklich wie ein WR aus. Er scheint verstanden, dass dies seine letzte Chance auf eine NFL Zukunft ist. Und die Arbeit hat sich gelohnt: die Berichte über ihn im Sommer waren allesamt positiv –wesentlich mehr Agilität und Spritzigkeit im Vergleich zum Vorjahr. Laut einigen Quellen im Sommer mit den besten Leistungen unserer WRs.
Und nun noch zu Mike Davis: Der Junge ist der Hammer. Schnell, agil, läuft grossartige Routes, sehr sichere Hände, fängt alles was in seine Richtung kommt, konstant und enorm selbstbewusst – und das alles als True Freshman. Ich denke, dass er unsere Version eines Michael Crabtree und, über die gesamte Saison, schon in diesem Jahr der beste WR des Teams sein könnte.
Ansonsten sind noch True Freshman Darius White sowie Sophomore DeSean Hales zu erwähnen. White ist ein anderer Typ Receiver als Davis - grösser, schneller, nicht so agil - aber wahrscheinlich ebenso talentiert, allerdings bei weitem noch nicht dermassen ausgereift. Mack hat allerdings bereits gesagt, dass man bei Darius „mit den Freshman Mistakes wird leben müssen“, was ein deutliches Zeichen dafür ist, dass er aufgrund seines Talents in dieser Saison bereits eine Rolle spielen wird. Hales, ein weiterer sehr schneller Spieler, wird eine ähnliche Spezialrolle bekommen wie Monroe.
Insgesamt gibt also es zwar keinen klaren No.1 Receiver, doch es ist enorm viel Talent und viele Playmaker auf dieser Position vorhanden, weshalb ich die WRs keineswegs als Schwäche, sondern als eine der Stärken des Teams betrachte. Nur wird die Verteilung eben anders aussehen als im letzten Jahr - nicht mehr ein WR, der alleine 110 Pässe fängt, sondern eher 4 Receiver mit jeweils 40-60 Receptions.
Tight End:
Im Grunde seit Jermichael Finley eine relativ verwaiste Position (bis auf Blaine Irbys kurzen Auftritt, bevor dieser sich so tragisch verletzte), was sich in dieser Saison aller Wahrscheinlichkeit nach fortsetzen wird. Starter wird wohl erneut Senior Greg Smith (Bild) sein. Smith ist ein guter Blocker, grundsolide, soll im Sommer wohl auch an seinen Catching Skills gearbeitet haben, aber an einen Finley oder David Thomas wird er niemanden erinnern.
Sophomore Barrett Matthews ist eine weitere Option. Er ist schneller und explosiver als Smith, aber kein so guter Blocker. Der beste Receiving Tight End ist der ehemalige WR Freshman Darius Terrell. Er hat allerdings nicht den für einen TE nötigen Körperbau, weshalb ich vermute, dass er wenn dann nur in offensichtlichen Passing Situationen zum Einsatz kommen wird.
Ausserdem zur Verfügung steht RS Freshman Chris Whaley, der ursprünglich als RB rekrutiert wurde, aufgrund seiner körperlichen Entwicklung aber der RB Position entwachsen ist (was eigentlich so ziemlich jeder schon vorhergesehen hatte, nur Mack scheinbar nicht, weshalb wir ihn 2009 als einzigen RB genommen und auf den jetzigen A&M RB Christine Michael verzichtet haben…). Ob Whaley Bälle fangen kann und ob er überhaupt auf TE bleiben wird bleibt abzuwarten.
Offensive Line:
Die Oline stellt eines der grössten Fragezeichen des Teams dar. Sowohl Run Blocking als auch Pass Protection waren im letzten Problemfelder, und eine Verbesserung an diesen beiden Stellen ist essentiell. Im Bezug auf das Run Blocking wird Hoffnungen in das neue Scheme gesetzt, weg von der Zone Read, hin zum QB Under Center. In diesem System werden die Linemen mehr nach vorne und aggressiver blocken als zuvor, und man erhofft sich, dass ihnen dies entgegenkommt. Pass Protection ist aufgrund der QB Situation natürlich enorm wichtig, da man eine Verletzung Gilberts keinesfalls riskieren darf. Manche meinen, dass die mangelhafte Pass Protection im letzten Jahr eher mit Colt als mit der Oline an sich zusammenhing, da dieser, wenn Shipley nicht open war, dazu tendierte, panisch zu werden und die Pocket zu verlassen. Da Gilbert bessere Pocket Kontrolle als Colt an den Tag legt, gehen einige Stimmen davon aus, dass die Anzahl der Sacks so reduziert werden wird.
Der wichtigste Spieler der Oline ist Senior LT Kyle Hix (Bild). Die Blindside Gilberts zu schützen ist unabdingbar, und er hat die Fähigkeiten und die Erfahrung, dies zu erfüllen, er muss es nur umsetzen. Weiterhin starten auf LG Senior Michael Huey, auf C Junior David Snow, auf RG RS Freshman Mason Walters , der wahrscheinlich talentierteste Olinemen, und auf RT Senior Britt Mitchell.
Aufgrund der drei Senior Starter wird auch die Entwicklung der jungen Spieler enorm wichtig sein – neben Walters z.B. RS Freshman Thomas Ashcraft, RS Freshman Garrett Porter und True Freshman Trey Hopkins – um diese bereit für 2011 zu machen.
Auch eine tragende spielen sollte eigentlich Senior G Tray Allen, ein ehemaliger 5 Star Recruit, der bisher nie die Erwartungen an ihn erfüllen konnte und nun endlich den Schalter umlegen sollte. Anfang August hat er sich jedoch erneut verletzt und wird auf unbestimmte Zeit ausfallen.