Detroit Lions Preview 2005
Wie lief das letzte Jahr?
2004 war für die Lions weder Fisch noch Fleisch - ein deutlicher Aufwärtstrend gegenüber den vergangenen Jahren war klar erkennbar, aber nach einem viel versprechenden Start steckte man bald fest im Niemandsland zwischen den wirklich schlechten Teams und den ernsthaften Playoff-Kandidaten. Gleich zum Auftakt in Chicago wurde die schwarze Serie von drei Jahren ohne Auswärtssieg überwunden. Nach Siegen gegen Houston, Atlanta und die Giants und Niederlagen gegen die Eagles und die Packers bot die 4:2-Bilanz eine gute Grundlage für eine erfolgreiche Saison. Doch es folgten fünf Niederlagen in Folge und insgesamt nur noch zwei Siege in der Saison, die mit 6:10 abgeschlossen wurde. Der Einbruch war vor allem QB Joey Harrington zuzuschreiben, der nach einigen guten Spielen unvermittelt in ein wochenlanges Tief rutschte. Positiv war die Entwicklung der Rookies: RB Kevin Jones fand sich von Spiel zu Spiel besser zurecht und erlief in der zweiten Saisonhälfte mehr Yards als jeder andere Running Back in der NFL. Roy Williams schwang sich nach der erneuten Verletzung von Charles Rogers schnell zum ersten WR der Lions auf. Und LB Teddy Lehman füllte nahtlos die Lücke, die Boss Baileys Ausfall auf der Strongside gerissen hatte.
Wer ging?
Die wichtigsten Abgänge sind: RT Stockar McDougle (Dolphins), QB Mike McMahon (Eagles), WR Az-Zahir Hakim (Saints), WR Reggie Swinton (Texans), TE Stephen Alexander (Broncos), WR Tai Streets, FS Brock Marion, QB Rick Mirer.
Wer kam?
Die wichtigsten Free Agent-Zugänge sind: OG Rick DeMulling (Colts), WR Kevin Johnson (Ravens), TE Marcus Pollard (Colts), S Kenoy Kennedy (Broncos), OT Kyle Kosier (49ers), QB Jeff Garcia (Browns), CB Robert W. McQuarters (Bears).
Die Draft der Lions verlief folgendermaßen:
1. Runde (#10): Mike Williams, WR, Southern California
2. (#37) Shaun Cody, DT, Southern California
3. (#72) Stanley Wilson, CB, Stanford
5. (#145) Dan Orlovsky, QB, Connecticut
6. (#184) Bill Swancutt, DE, Oregon State
6. (#206) Jonathan Goddard, LB, Marshall
Wer sind die Coaches?
Headcoach Steve Mariucci geht in seine dritte Saison. Die ersten beiden waren von den messbaren Resultaten her nicht erfolgreich. Man muss aber zu Gute halten, dass es ihm gemeinsam mit Präsident Matt Millen gelungen ist, innerhalb von zwei Jahren aus einem alten, langsamen Team eines zu machen, dass von jungen, schnellen Spielern geprägt ist. Seine wichtigsten Assistenten sind Defensive Coordinator Dick Jauron (seit 2004 in Detroit) und der neue Offensive Coordinator Ted Tollner, ein 65-jähriger Trainerveteran, mit dem zusammen Mariucci schon in San Francisco eine erfolgreiche West-Coast-Offense betrieben hatte. Damals war Tollner QB-Coach gewesen, zuletzt war er ein fruchtloses Jahr lang OC der 49ers. Um die Special Teams kümmert sich schon seit 9 Jahren sehr erfolgreich Chuck Priefer.
Wie sieht die Offense aus?
Quarterbacks
Schon das letzte Jahr wurde an dieser Stelle als dasjenige angekündigt, in dem sich Joey Harrington endlich beweisen müsse. Nun geht der #3-Pick von 2001 in seine vierte Saison und die Situation scheint auf den ersten Blick wieder die gleiche zu sein. Denn das, was Harrington 2004 gezeigt hat, war zu wenig, um die Zweifel an seiner Eignung als Franchise-QB zu beseitigen, aber zu viel, um ihn endgültig aufzugeben. Zwei Dinge sind in diesem Jahr aber doch anders als in den vorherigen: Erstens fehlen die Ausreden bezüglich des Receiver-Personals, denn zum ersten Mal findet sich Harrington von einer ganzen Horde von Hochkarätern in diesem Bereich umgeben und wird zudem entlastet durch ein potenziell starkes Laufspiel von Kevin Jones. Zweitens muss er in diesem Jahr ernsthaft um seinen Platz in der Startformation fürchten, wenn er den Erwartungen nicht gerecht wird. Die bisherigen Backups Mike McMahon und Rick Mirer stellten keine ernsthafte Alternative dar. Nun jedoch steht in Jeff Garcia ein Veteran zur Verfügung, der mit Mariuccis Angriffssystem vertraut ist und bereits bewiesen hat, dass er in diesem glänzen kann. Garcia ist 35 Jahre alt, aber wenn Harrington enttäuscht, wird Mariucci nicht zögern, ihn durch den alten Haudegen zu ersetzen. Die langfristige Alternative wäre dann Rookie Dan Orlovsky, der behutsam an die NFL und an die West Coast Offense herangeführt werden soll.
Running Backs
Innerhalb eines Jahres ist den Lions das gelungen, was sich jede Mannschaft wünscht: Sie haben aus einer Schwäche eine Stärke gemacht. Der Name, den dieser Wandel trägt, ist Kevin Jones. Der Erstrundenpick wurde während der vergangenen Saison immer besser und soll nun an die letzten sieben Spiele anknüpfen, in denen er mit 825 Yards bester RB der NFL war. Zu Jones’ Entlastung steht wie im letzten Jahr Shawn Bryson als erfahrener und fangstarker 3rd-Down-Back bereit. Um den zweiten Backup-Platz streiten sich Artose Pinner, der in seinen beiden ersten NFL-Jahren enttäuschte, sowie Jamel White, Neuverpflichtung aus Baltimore.
Mit Cory Schlesinger steht ein exzellenter Fullback zur Verfügung. Er ist allerdings schon 33 und hat sich im ersten Preseason-Spiel des Jahres das Wadenbein gebrochen. In sechs bis acht Wochen will er zurück sein, in dieser Zeit können sich die Lions schon mal daran gewöhnen wie es sein wird, wenn er mal nicht mehr da ist.
Wide Receivers
Viele haben den Kopf geschüttelt, als die Lions in diesem Frühjahr zum dritten Mal hintereinander ihren Top-10-Pick in der ersten Draftrunde für einen Wide Receiver verwendeten. Man kann in der Tat geteilter Meinung sein, ob andere Positionen die Blutauffrischung nicht nötiger gehabt hätten. Aber es ist schon beeindruckend, zu sehen, welche Gruppe jetzt bereit steht, um die Bälle zu fangen: Angeführt wird die Riege von Roy Williams und Charles Rogers, zwei schnellen, athletischen Receivern, die - wenn sie gesund sind - jeder Defense den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Beide sind allerdings verletzungsanfällig, was Rogers einen Großteil der beiden vergangenen Spielzeiten kostete und Williams im letzten Jahr spürbar handicapte. Als Absicherung steht der fangsichere und routinierte Kevin Johnson bereit, der neben Rogers und Williams in der Slot spielen, aber auch auf jeder anderen Receiver-Position in die Bresche springen kann. Zeit zur Entwicklung wird Rookie Mike Williams brauchen, denn er konnte vor der diesjährigen Draft aus rechtlichen Gründen ein Jahr nicht auf dem Feld stehen. Doch sein Talent wird so groß eingeschätzt, dass er es trotzdem zum #10-Overall-Pick brachte. Er ist ein großer Brecher, gefährlich aus der Slot-Position und besonders in der Redzone.
Tight Ends
Auch bei den Tight Ends wurde nachgerüstet, ausnahmsweise mit einem älteren Spieler. Marcus Pollard (33) kommt als Free Agent von den Indianapolis Colts und soll eine zusätzliche Anspielstation für Harrington darstellen. Der 2003 als ungedrafteter Free Agent entdeckte Casey Fitzsimmons steht wie in den letzten Jahren als Backup bereit und hat seine Stärken vor allem im Blocken. Mit zwei Tight Ends werden die Lions selten spielen, der häufigere Fall sind Spielzüge mit Fullback Schlesinger oder - angesichts der großen Auswahl - mit drei Wide Receivern.
Offensive Line
Ein Loch ist gestopft, ein anderes neu entstanden: Mit Rick DeMulling steht nach dem unbefriedigenden Loverne /Joyce-Wechselspiel des letzten Jahres endlich ein verlässlicher Left Guard zur Verfügung. Zusammen mit den etablierten C Dominic Raiola, RG Damien Woody und LT Jeff Backus soll er Harrington die Zeit zum Werfen und Jones den Raum zum Laufen zu verschaffen. Offen ist allerdings nach dem Abgang Stockar McDougles (Miami), wer als Right Tackle antreten wird. Die Kandidaten dafür sind Kelly Butler, ein letztjähriger Sechstrundenpick, der 2004 kein einziges Mal zum Einsatz kam, Victor Rogers (Siebtrundenpick 2004, ein Einsatz), sowie Kyle Kosier, der zuletzt in San Francisco als Starter zwischen RG und LT pendelte. Keiner dieser Spieler klingt nicht nach der optimalen Lösung und man darf sich wundern, warum die Lions in Draft und Free Agency nicht tätig geworden sind.