San Francisco 49ers Preview 2006
Der Rebuilding-Prozess der 49ers unter Head Coach Mike Nolan wurde auch in diesem Jahr fortgesetzt. Und wie schon im letzten Jahr lag der Schwerpunkt des Wiederaufbaus auch diesmal im Bereich der Offense. Das freie Geld in der Free Agency wurde in die Offensive investiert und auch in der Draft war man erneut sehr auf diesen Bereich fokussiert. Fast alle Starter aus der Ära von Dennis Erickson wurden in den letzten 2 Jahren ausgetauscht. Der Wiederaufbau ist in der Offense fast beendet. Nun muss diese Offense zusammenwachsen.
Im nächsten Jahr wird sich der Schwerpunkt des Wiederaufbaus auf die Defense verlagern. Dort steht man erst am Beginn. Viele Löcher gilt es zu stopfen. Und so lassen sich in der Defense in der kommenden Saison viele Probleme erwarten.
Offense:
Die Offense hat ein schweres Jahr 2005 hinter sich. Viele Verletzungen und der damit notwendig gewordene Einsatz vieler Rookies haben die Aufgabe vom ehemaligen OC Mike McCarthy sehr schwer gemacht. Erst am Ende der Saison zeigte die Offense Fortschritte. Das lag vor allem am Laufspiel, das während der Saison immer stärker wurde.
Nach dem Weggang von McCarthy zu den Packers hat der ehemalige Raiders Head Coach Norv Turner den Posten des Offensive Coordinators übernommen. Mit dieser Verpflichtung haben sich die 49ers auch endgültig von der West Coast Offense verabschiedet. Turner ist ein Anhänger der Air Coryell Offense, die in den letzten Jahren unter anderem von den Rams und den Chiefs gespielt wurde. Die Hauptaufgabe von Turner soll aber die Entwicklung von QB Alex Smith sein. Turner gilt als ausgezeichneter QB Coach, der einen großen Anteil an der positiven Entwicklung von Troy Aikman hatte.
In den Händen von Smith liegt die Zukunft der 49ers. Seine Entwicklung wird darüber entscheiden, wie gut und erfolgreich die Offense schon in diesem Jahr sein wird.
Free Agent Zugänge:
QB Trent Dilfer (Browns), WR Antonio Bryant (Browns), OG Larry Allen (Cowboys), FB Moran Norris (Texans), WR Bryan Gilmore (Dolphins)
Draft:
TE Vernon Davis (1. Runde), WR Brandon Williams (3. Runde), HB Michael Robinson (4. Runde), FB Delanie Walker (6. Runde)
wichtige Abgänge:
WR Brandon Lloyd (Redskins), FB Fred Beasley (Dolphins), QB Ken Dorsey (Browns)
Quarterback:
Alex Smith, Trent Dilfer, Jesse Palmer, Shaun Hill
Alex Smith hat ein ganz schweres Rookie Jahr hinter sich. Eine unerfahrene Offensive Line hat die Schwierigkeiten für Smith nur noch größer gemacht. Ein weiteres Problem waren die Verletzungen. Mit TE Eric Johnson und LT Jonas Jennings fielen zwei ganz wichtige Spieler fast die gesamte Saison aus. Aber auch Alex Smith spielte oft selbst für einen Rookie sehr schwach.
Die Scouts und auch sein College Trainer Urban Meyer haben ihm die Probleme im Rookie Jahr schon vor der Draft 2005 vorhergesagt. Die Scouts sagten vor der Draft sogar, dass Smith frühestens nach zwei NFL Jahren als Starter bereit sein wird. Und die wenige Erfahrung in einem Pro Offense System machte sich in seinem Rookie Jahr deutlich bemerkbar. In Utah spielte er hauptsächlich aus der Shotgun Formation heraus, und die Defizite in der Beinarbeit und der Wurfmechanik waren oft deutlich sichtbar. An diesen Problemen hat er in der Offseason zusammen mit Norv Turner hart gearbeitet.
Die 49ers hoffen nun, dass Smith in diesem Jahr einen großen Leistungssprung nach vorne macht. Und er muss seine Leistung auch deutlich verbessern, sonst wird die Kritik an seiner Person wachsen. Die Entschuldigungen werden weniger. Er ist kein Rookie mehr und die Offense um ihn herum wurde deutlich verbessert.
Mit dem Zugang von Norv Turner muss Alex Smith erneut ein neues Spielsystem lernen. Wirft ihn das wieder zurück? Turners Spielsystem ist näher an dem System dran, welches er in Utah auf dem College gespielt hat. Trotzdem ist es für Smith eine erneute Umstellung.
Um Alex Smith noch mehr zu helfen wurde mit Trent Dilfer ein Mentor für Smith verpflichtet. Dilfer war bei den Browns nicht sehr glücklich, als er von Charlie Frye ersetzt wurde. Mike Nolan hat nach der Verpflichtung Dilfers klargestellt, dass dieser nur bei einer Verletzung von Smith auf das Feld kommen wird. So soll die QB Kontroverse gar nicht erst aufkommen. Aber nur wenn Smith gute Leistungen bringt, werden die Diskussionen wirklich verstummen. Um die Position des dritten Quarterbacks streiten sich die beiden Veteranen Shaun Hill und Jesse Palmer.
Halfback:
Frank Gore, Kevan Barlow, Maurice Hicks, Michael Robinson
Auch die Halfbacks hatten im letzten Jahr keinen einfachen Job. Wegen dem Rookie Quarterback, der unerfahrenen OLine und der schlechten Receiver sahen die 49ers gegen alle Gegner oft die gleiche Defense. Meistens standen 8 oder 9 Spieler an der Line of Scrimmage. Bei einem Pass wurde geblitzt und auch das Laufspiel hatte es dann sehr schwer. So funktionierte das Laufspiel in der ersten Hälfte der Saison fast überhaupt nicht.
Das änderte sich aber in der zweiten Saisonhälfte. Dort wurde vor allem Frank Gore zum Liebling der 49ers Fans. Der Rookie kämpfte bei jedem Spielzug, als ob es sein letzter sein würde. Auch war er bei jedem Spielzug für ein Big Play gut. Sehr schnell, schwer zu Boden zu bringen und mit guten Instinkten ausgestattet ist er neben Alex Smith der zweite große Hoffnungsträger der 49ers Fans in der kommenden Saison.
Wenn man nur nach dem Talent geht, dann könnten die 49ers an Frank Gore in der Zukunft sehr viel Freude haben. Allerdings gibt es bei ihm auch ein großes Fragezeichen, und das ist seine Gesundheit. Bei den Miami Hurricanes wurde er nach seinem Freshman Jahr als der nächste Superstar Running Back gefeiert. Sogar mit dem legendären Barry Sanders wurde er verglichen. Dann folgten die schweren Jahre. Er riss sich in den nachfolgenden Jahren in beiden Knien das Kreuzband. Und auch vor seiner ersten NFL Saison verletzte er sich in der Preseason an der Schulter. Damit keine Diskussionen über seine Verletzungsanfälligkeit aufkommen, entschied er sich gegen eine Operation und spielte die Saison mit der Verletzung durch. Während der Saison verletzte er sich dann auch noch an der zweiten Schulter, so dass er in der Offseason zwei Operationen hatte.
Obwohl Frank Gore schon nach wenigen Spielen der effektivste Running Back des Teams war, blieb Kevan Barlow der Starter. Viele 49ers Fans forderten Gore als Starter. Aber Barlow behielt den Job. Erst nach der Saison kam heraus, dass Gore verletzt gespielt hat und Nolan ihn deshalb nicht zu oft einsetzen wollte. Trotz deutlich weniger Laufversuche war Frank Gore am Ende der Saison der Leading Rusher der 49ers. Und er erzielte pro Laufversuch mehr Yards, als jeder andere Rookie Running Back der vergangenen Saison in der gesamten NFL (bei mehr als 55 Laufversuchen).
Durch die Verletzungsanfälligkeit von Gore steht auch in diesem Jahr bis jetzt nicht fest, welcher Halfback für die 49ers als Starter auflaufen wird. Durch seine harte Arbeit hat sich Barlow Sympathien im Coaching Staff erarbeitet. Man kann deshalb annehmen, dass sich erneut Barlow und Gore die Spielanteile teilen werden. Allerdings sollte ein gesunder Frank Gore mit der Zeit den Kampf um die Starter Position für sich entscheiden.
Dahinter werden Maurice Hicks und Michael Robinson um Spielzeit kämpfen. Hicks hat in der Vergangenheit einige gute Spiele gemacht. Aber Rookie Michael Robinson sah in den Minicamps sehr stark aus.
Der Schlüssel für den Erfolg bleibt aber die Gesundheit von Frank Gore.
Fullback:
Chris Hetherington, Moran Norris, Delanie Walker
Der Kampf um die Starter Position ist auf dieser Position völlig offen. Der von den Texans gekommene Moran Norris ist als sehr guter Blocker bekannt. Allerdings ist er ein ganz schwacher Receiver. Und auch als Läufer hat er in der Vergangenheit nicht überzeugen können. Chris Hetherington ist in diesen Punkten ein besserer Spieler, ist aber als Blocker nicht so stark wie Norris.
Die Frage wird sein, wie oft die 49ers überhaupt mit einem echten Fullback spielen werden. Norv Turner wird sehr oft eine Formation einsetzen, in der sich gleichzeitig zwei Tight Ends auf dem Feld befinden werden. Auch will Norv Turner in diesem Jahr einen H-Back einsetzen. Dafür wurde in der Draft Delanie Walker verpflichtet. Und auch Vernon Davis spielte diese Position öfters auf dem College. Die Spielzeit von Moran Norris oder Chris Hetherington könnte deshalb begrenzt sein.
Wide Receiver:
Antonio Bryant, Arnaz Battle, Bryan Gilmore, Brandon Williams, Jason McAddley
Mit Antonio Bryant haben die 49ers seit langer Zeit wieder einen 1000 Yard Receiver in ihren Reihen. Er ist schneller und physisch stärker als der zu den Redskins gewechselte Brandon Lloyd. Aber auch mit dem Zugang von Bryant werden die Receiver der 49ers keinen Schrecken in der NFL verbreiten. Arnaz Battle zeigte gute Ansätze, war im letzten Jahr aber auch einige Zeit verletzt. Die 49ers gaben Battle einen langfristigen Vertrag, da die Coaches von seinem Talent überzeugt sind. Allerdings muss Arnaz Battle noch beweisen, dass er zu Recht ein NFL Starter ist.
Der in der dritten Runde gedraftete Brandon Williams wird mit dem von den Dolphins gekommenen Bryan Gilmore um die dritte Receiver Position konkurrieren. Marcus Maxwell, Derrick Hamilton und Jason McAddley werden um die fünfte WR Position im Training Camp kämpfen. Insgesamt bleibt das Wide Receiver Corps trotz des Zugangs von Bryant eine Schwachstelle der Offense. Es fehlt ein guter zweiter Wide Receiver. Aber vielleicht schafft einer von den oben genannten in der kommenden Saison den Durchbruch.
Tight End:
Vernon Davis, Eric Johnson, Billy Bajema, Terry Jones
Diese Position war im letzten Jahr die große Schwäche der 49ers. Mitte der letzten Saison wurde Terry Jones von den Ravens verpflichtet. Am Ende war er der beste Receiver unter den 49ers Tight Ends mit 76 Yards erfangenen Yards.
Mit der Draft von Vernon Davis und mit dem Widergenesenen Eric Johnson hat sich die Situation auf dieser Position so sehr verbessert, dass die 49ers wohl sehr häufig mit einer 2 TE Formation auflaufen werden. Dabei gibt vor allem Vernon Davis Norv Turner viel Flexibilität. Davis wird sich als TE, als WR oder als H-Back aufstellen. Aber auch die Rückkehr von Eric Johnson gibt dem 49ers Passangriff viel Auftrieb. Vor zwei Jahren war Johnson der beste Receiver des Teams. Und obwohl Vernon Davis nun im Team ist, wird auch Eric Johnson eine wichtige Rolle in Norv Turners System spielen. Billy Bajema ist der beste Blocker unter den Tight Ends. Das sollte ihm einen Job bei den 49ers sichern. Terry Jones ist ein zuverlässiger Backup.
Offensive Line:
LT Jonas Jennings, LG Larry Allen, C Jeremy Newberry, RG Justin Smiley, RT Adam Snyder, G David Baas, C Eric Heitmann, T Kwame Harris, T Patrick Estes
Die OLine der 49ers sollte in den kommenden Jahren die große Stärke des Teams sein. Der Aufbau dieser OLine war für Mike Nolan in den letzten zwei Jahren die Hauptpriorität. Für Jonas Jennings und für Larry Allen haben die 49ers sehr viel Geld auf dem Free Agent Markt ausgegeben. In den letzten Jahren hat man auch sehr viele hohe Draft Picks in die OLine investiert. Justin Smiley, Adam Snyder, David Baas und Kwame Harris wurden alle sehr früh gedraftet. Nun ist Mike Nolan nach eigener Aussage mit der Situation sehr zufrieden. Und tatsächlich könnten die 49ers schon bald eine der besten OLines in der NFL stellen. Man ist nicht nur auf den Starter Positionen gut besetzt, sondern auch in der Tiefe. Das war ein Hauptproblem in den letzten Jahren. Man konnte die verletzten Spieler nicht gut ersetzen.
Ein Fragezeichen gibt es in der OLine aber auch. Jeremy Newberrys Gesundheit ist immer noch ein Thema bei den 49ers. Kann er spielen? Muss er seine Karriere beenden? Die Operation im Frühjahr verlief gut. Aber ob sein Knie den Belastungen auf dem Platz standhält ist eine andere Frage.
Wenn er Gesund ist, dann gehört der zweimalige Probowler immer noch zu den besseren Centern der Liga. Aber für die OLine ist es wichtig, dass sie sich einspielt. Im Training Camp nimmt Newberry nur in einer Trainingseinheit pro Tag teil. Deshalb hat er seinen Starting Posten auch nicht sicher. David Baas und Eric Heitmann konkurrieren ebenfalls um diese Position.
Auf der linken Seite werden die beiden teuren Free Agents Jennings und Allen spielen. Jennings verletzte sich sehr früh in der letzten Saison, spielte bis dahin aber sehr stark. Die Verletzungen bereiten ihm aber in jedem Jahr Probleme. Das war schon bei den Buffalo Bills der Fall. Larry Allen ist nicht mehr so überragend wie noch vor ein paar Jahren. Aber er bleibt ein sehr solider Guard, vor dem sich so mancher Defensive Tackle immer noch fürchtet.
Auf der anderen Guard Position wird Justin Smiley starten. Der Zweitrunden-Pick des Jahres 2004 machte in seiner zweiten NFL Saison große Fortschritte. Vor allem in der zweiten Saisonhälfte war er der beste Lineman der 49ers. Viele sehen ihn schon sehr bald im Pro Bowl. Allerdings wird Smiley im Training Camp seinen Starting Posten gegen David Baas verteidigen müssen, der ein Jahr später in der zweiten Runde gedraftet wurde und ebenfalls sehr talentiert ist.
Auf der rechten Tackle Seite wird es einen Kampf zwischen Kwame Harris und Adam Snyder geben. Snyder war im letzten Jahr neben Frank Gore die große positive Überraschung. Er startete die letzen sieben Spiele auf der Left Tackle Position und verbesserte sich in jedem Spiel. Durch die Rückkehr von Jennings, wird er auf die rechte Seite wechseln. Denn dort
enttäuschte Kwame Harris auch im letzten Jahr. Seine sehr unkonstanten Leistungen könnten ihm seinen Platz in der Starting Lineup kosten.