Mit dem Aus der Indianapolis Colts in San Diego per OT ist mal wieder eine neue Diskussion um die Overtime-Regelung in der NFL entbrannt. Was war passiert? Die Chargers gewannen den Münzwurf, entschieden sich für den Ball und erzielten den entscheidenden TD um Peyton und Crew mal wieder vorzeitig unverrichteter Dinge in die Heimat zu schicken. Und weil im Gegensatz zu den bösen Buben aus New England (denen ähnliches dieses Jahr gegen die Jets geschah) Mannings Colts zu den Medien-Lieblingen gehören, bringt das natürlich die gesamte Journalisten-Riege auf den Plan. Von Peter King über Don Banks von SI.com bis zu TMQ bei ESPN hat jeder seinen eigenen Lösungsvorschlag.
Mal abgesehen von der plötzlichen Aufgeregtheit nach dem Colts-Aus, die Diskussionen sind berechtigt. Allein dieses Jahr wurden von 15 Overtime Games 9 nach der ersten Posession entschieden. Zu viel! Das Problem ist in meinen Augen, dass die Liga in den letzten Jahren zu sehr die Regeln zu Gunsten der Offense verändert hat, als das man hier noch von einer fairen Regelung sprechen kann - das Team welches den Coin-Toss gewinnt (und damit den Ball - den Fakt ist, selbst die defensivstärksten Teams wie Minnesota, Philadelphia oder Pittsburgh würden nie erst dem Gegner den Angriff überlassen) hat einen zu großen Vorteil. Zumindest die Chance auf eine Antwort sollte dem gegnerischen Team gewährt werden.
Damit zu den Divisional Playoffs und dem Eingreifen der Top-4. Wie jedes Jahr um diese Zeit darf wieder reichlich getippt und spekuliert werden, wie denn der Superbowl heißen könnte. Da gibt es einige mögliche und reizvolle Duelle wie Giants vs Chargers z.B. (remember the 2004 Draft?), Pittsburgh vs Philadelphia (für den Taker ist hier der einzige "Reiz" allerdings ein anderer *man füge einen fehlenden Smiley ein*....) oder doch Titans vs Giants (Kerry Collins trifft auf seine Vergangenheit)? Wobei gerade das letzte Duell eher unwahrscheinlich ist. Denn seit 1994 haben sich die beiden an #1 gesetzten Franchises nicht mehr im Superbowl getroffen. Damals schafften Buffalo und Dallas das Kunststück, danach scheiterte jeweils eins der topgesetzten Teams immer vorzeitig. Andererseits gab es seit 1990 (Einführung des zweiten Wild-Card Spiels) nur zweimal die Konstellation, dass beide besten regular Season-Teams vor dem Superbowl bereits ausschieden. Kurioserweise trafen jeweils der 2. der NFC und der 4. der AFC hier im Finale aufeinander (1992 Buffalo vs Dallas und 1997 Green Bay und Denver) - das wären hier San Diego und Carolina... possible? Nach User Means wahrscheinlich sogar höchstwahrscheinlich.
Aber was meint die Statistik dazu? Die gibt hier einen deutlichen Ausschlag zugunsten des Duelles 1 vs 2. Seit 1990 gab es 8mal diese Auseinandersetzung, 5mal davon war der NFC-Vertreter das an 1 gesetzte Team. Mit anderen Worten: Die Statistik tippt dieses Jahr auf einen Superbowl zwischen den Pittsburgh Steelers und den New York Giants. Keine Chancen sieht man hier übrigens für Philadelphia und Arizona - noch nie hat ein an 6 oder 4 gesetztes Team in der NFC den heiligen Gral erreicht. Andererseits galt das letztes Jahr auch für die Nr.5 und das war bekanntlich New York - der Rest dürfte bekannt sein.
Apropos NFC - noch eine Kleinigkeit am Rande: die vier verbliebenen Teams werden von vier QBs angeführt, die eine Besonderheit miteinander verbindet. Und zwar nur diese vier. Welche ist dies? (Ja - das war eine Aufforderung zum mitraten)
Divisional Playoffs - die Partien:
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Ravens und Titans trafen sich unter der Saison bereits, damals konnte die Truppe um Kerry Collins die Oberhand behalten, auch dank eines umstrittenen Calls der Refs, welche den entscheidenden Drive der Titanen am Leben erhielten. Ansonsten gab es für Collins und die Freunde aus Tennessee nie viel Grund für Freude gegen Baltimore, ganz besonders nicht in den Playoffs. Wer erinnert sich nicht an Superbowl XXXV als der gute Kerry für die Giants als QB auflief und 5mal den Ball in die Arme der Raben-Defense warf. Im selben Jahr schalteten die Ravens auch die an eins gesetzen Titanen aus, auch damals bereits von Jeff Fisher gecoacht. Grund zur Revanche gibt es also reichlich.
Offense dürfte es hier nicht sonderlich viel zu bestaunen geben, beide Teams bauen mehr auf ihre knallharte Verteidigung - beide haben echte Ballhawks in Ed Reed bzw Courtland Finnegan, beide haben einen gefährlichen Pass-Rush und einen der besten DTs der gesamten Liga (Ngata vs Haynesworth). Insgesamt sind sich beide Units sehr ähnlich, weswegen man von einem hochpackenden Duell ausgehen kann.
Tipp: Baltimore - Defense travels well und die Raben-Defense ist im Moment auf einem Höhenflug (Wortwitz beabsichtigt)
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Arizona und der Trip gen Osten - das ist eine Geschichte ohne Happy-End, zumindest wenn man diese Saison betrachtet: 5mal trat man an und 5mal reiste man mit einer Klatsche im Gepäck wieder zurück. Wobei man gegen die Panthers noch mit die größten Chancen auf einen Erfolg hatte - Kurz vor Beginn des vierten Viertels führte man sogar noch bei den ansonsten ausgesprochen heimstarken Panthers (8 Spiele - 8 Siege), ehe Delhomme, Smith und Kasay die Partie dann doch noch zu Gunsten Carolinas drehten.
Den großen Vorteil für Carolina sehe ich vor allem im vorhandenen Laufspiel - während Arizona fast alles per Kurt Warner erledigen muß, sind die Panthers hier flexibler: Mit Delhomme auf Smith hat man eine immer brandgefährliche QB-WR Verbindung, gleichzeitig aber auch das RB-Duo Stewart/Williams, welches bei einem solchen Playoff-Duell den Ausschlag geben könnte.
Tipp: Carolina - und diesesmal nicht so knapp wie unter der Saison
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Damit greift dann auch der Titelverteidiger ins Playoff-Geschehen ein und im Gegensatz zum Vorjahr darf man auch mal wieder zu Hause antreten. Die Eagles ihrerseits versuchen das selbe Kunststück, welches den Giganten letztes Jahr gelang: Drei Partien auf auswärtigem Boden gewinnen und damit in den Superbowl einzuziehen. Mit dem Erfolg in Minnesota wurde der Grundstein hierfür gelegt. Wichtig aus Sicht der Eagles wird sein, dass man das Laufspiel um Earth, Wind & Fire ähnlich kontrollieren kann, wie vor wenigen Wochen, als man in den Medowlands siegreich war. Gleichzeitig braucht man eine gute Leistung Westbrooks, der auch gegen die Vikings mal wieder den entscheidenden TD erzielen konnte.
Mit Spannung darf man auch das Duell der beiden Defensive Coordinators verfolgen: Jim Johnson bei den Eagles und sein Zögling Steve Spagnuolo, der letztes Jahr am Erfolg der Giants hauptsächlich beteiligt war und jetzt in vielen Diskussionen als nächster Head-Coach involviert scheint werden sich wohl gegenseitig die verschiedensten Formationen und Blitze um die Ohren schlagen. Vorteil hier: Giants, die in meinen Augen über die bessere O-Line verfügen.
Tipp: New York - Das funktionierende Laufspiel in den zu erwartenden Wetter-Konditionen macht den Unterschied.
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Und auch dieses Duell gab es bereits in der regular Season, genauer am 11. Spieltag unter erschwerten Bedingungen (Schnee). Damals gewannen die Steelers dank eines FGs in letzter Minute mit 11-10 und von ähnlichem darf man auch dieses Mal wieder ausgehen, zumal das Wetter und das Spielfeld wohl für ähnliche Konditionen sorgen dürften. Der große Vorteil für die Chargers: Sproles - der kleine Mann, der fast im Alleingang Peyton Manning in eine weitere Winter-Depression schickte, war im Hinspiel kaum beteiligt, bzw berührte den Ball nur 3mal (1 Run 0 Yds, 1x Receiving für 9 Yds und ein 16 Yd Kickoff-Return). Dies dürfte sich am Sonntag ganz gewaltig ändern, zumal LT wohl mehr als fraglich ist.
Pittsburgh ihrerseits braucht wieder eine vergleichbare Leistung der Defense, wie schon im Hinspiel (3 Turnover + Safety), sowie eine deutliche Steigerung der special-teams, insbesondere des Punters. Wie es geht zeigte San Diegos Scifres gegen die Colts, als er die vielleicht beste Leistung eines Punters jemals in den Playoffs absolvierte und somit Indi fast zur Verzweiflung brachte. Es ist nicht davon auszugehen, dass ihm die Wettersituation in Pittsburgh da sonderlich zu schaffen machen wird.
Dennoch scheinen mir die Steelers auf dem Papier bevorteilt, auch wenn Roethlisberger wohl mit einem leichten Brummschädel auflaufen wird.
Tipp: Pittsburgh - Punkte werden hier zur Rarität und das Board freut sich über eine nette Spende