Lieber Gott,
kennst Du mich noch? Ich bin’s...Madness.
Herr, ich muss gestehen, eigentlich wollte ich mich erst in gut 2 Wochen an Dich wenden, wenn die NFL-Saison eröffnet wird. Aber gerade ist Preseason und da musste ich an Dich denken. Du wirst Dich sicher fragen warum, lieber Gott. Also: Aufgepasst und aufgemerkt, ich wird’s Dir mal erklären.
Preseason, oh Herr, ist der Zeitpunkt des Jahres, in der die Spreu vom Weizen getrennt wird. Hier sehen die Coaches, ob sie gute oder schlechte Spieler haben und wer davon in der Überzahl ist. Die Guten behalten sie, die Schlechten schmeißen sie raus. Oder wie es in der Bibel heißt: „Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen.“ Halt, stimmt ja nicht, das war ein anderes Märchen. Richtig heißt es bei Matthäus, 25, 31-33: „Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit, werden vor ihm alle Völker versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, gleich als ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zu seiner Linken.“
Wie dem auch sei, lieber Gott. Warum musste ich an Dich denken? Ganz einfach: Unser Leben hier auf der Erde – und das habe ich zu meiner Schande jetzt erst erkannt – ist eine riesige Preseason. Aus der Offenbarung wissen wir ja, dass am Tag des jüngsten Gerichts erst mal alle braven Christen in den Himmel geholt werden, ehe der letzte klägliche Rest niedergemetzelt wird. In der NFL ist das im Grunde nicht viel anders. Da werden die, die sich bewiesen haben, am Ende in den Kader aufgenommen und der Rest wird in die Wüste geschickt. Von irgendwelchen sich im Himmel auftuenden Reitern vor dem letzten Cut hab ich jetzt noch nichts gehört – außer aus dem Raiders-Camp vielleicht, aber das ist Kalifornien, da hat das eventuell andere Gründe, wenn man Pferde im Himmel sieht.
Nun gut, lieber Gott, wenn es denn auf jeden Fall so weit ist, dann müssen auch wir uns bewiesen haben und Du musst einen dermaßen sakrischen Wohlgefallen an uns gefunden haben, dass du sagst: „Den will ich in meinem Team haben“. Ob ich mir persönlich mit meinen Gebeten eher schade oder nütze, Herr, das weiß ich nicht. Am Ende: Coach’s Decision. Ich zieh hier halt mein Ding durch und hoffe mal, dass dein Himmelskader mehr als 53 Rosterspots hat. Denn sonst könnts nämlich echt eng werden. Kyle Orton mag noch an Tim Tebow vorbei kommen, ich aber sicher nicht, wenn Du verstehst,
Auf jeden Fall, lieber Gott, mein Punkt ist: Wir müssen uns anstrengen. Das gilt fürs die NFL und das gilt für unser Leben. Einen Albert Haynesworth sollten wir auf keinen Fall abziehen, da verstehst Du keinen Spaß. Nicht, dass es am Ende heißt: „Lord wants to see you. Bring your playbook“.
Amen