DALLAS 2013
(c)aikman
Nach einer weiteren 8-8 Saison ohne Teilnahme in den Playoffs haben die Cowboys dieses Jahr einige Veränderungen vorgenommen. Zwar konnte man aufgrund der angespannten Cap-Situation (unter anderem eine 5 Millionen Strafe) keinen großen Neuverpflichtungen tätigen, dafür veränderte man vor allem den Coaching Staff auf entscheidenden Positionen. Headcoach Jason Garrett musste das Playcalling an den bisherigen O-Line Coach Bill Callahan abgeben. Derweil wurde die Defense gleich entscheidend umgekrempelt: Rob Ryan musste seinen Hut nehmen und mit ihm ist die 3-4 Defense in Dallas Geschichte. Das Zepter schwingt nun der langjährige Tampa Buy Buccaneer Defensive Coordinator und Cover/Tampa-2 'Guru': Monte Kiffin. Mit ihm folgte sein langjähriger Assistent und zuletzt Defensive Coordinator bei den Chicago Bears Rod Marinelli. Er wird hauptsächlich für die D-Line in Dallas zuständig sein.
Und weil aller guten Dinge bekanntlich drei sind, dürfen auch die Special Teams auf einen neuen Coach hören: Rich Bisaccia übernimmt den Posten von Steve DeCamillis, der in Chicago nun nicht nur als Special Teams Coordinator, sondern sogar als Assistent Head Coach fungiert.
Mit den Veränderungen im Coaching Staff dürfte der Druck auf HC Jason Garrett steigen. Schon länger geistert der Name John Gruden in Big D - nicht weiter verwunderlich, wenn man weiß, dass alle aktuelle Coordinator einst unter Gruden arbeiteten. Dallas Owner Jerry Jones tut zwar alles um im Vorfeld zu beschwichtigen, dass dies keine "Do or Die" Saison für die Cowboys sei, doch Skepsis darf bleiben. Sollte es auch im dritten Jahr in Folge keine Playoff-Teilnahme geben, dürften nicht nur die Fans im Umfeld unruhig werden.
OFFENSE:
Neu OC Bill Callahan soll der Cowboys Offense vor allem in drei Bereichen neuen Schub geben:
1. RED-ZONE
Die Cowboys hatten in den letzten Jahren Schwierigkeiten ihre Drives mit TDs abzuschließen. Zwar hat man mittlerweile einen mehr als soliden Kicker gefunden, dennoch sind FGs nur die am zweitmeisten bevorzugte Scoring-Weise. Die Cowboys holten im Draft gleich drei offensive Bauteile um hier für Verbesserungspotential zu sorgen: Zum einen C Travis Frederick, den viele sogenannte Experten in der ersten Runde für "overdrafted" halten. Frederick kommt aus Wisconsin - einem College, welches in den letzten Jahren durch sein gutes Laufspiel von sich Reden machte (siehe Montee Ball) und Frederick soll den Cowboys hier in der Mitte neue Unterstützung geben.
Des weiteren verpflichtete man mit TE Gavin Escobar in der zweiten Runde ein neues Red-Zone Target für Tony Romo. Die Boys werden in der neuen Saison vornehmlich auf die TE-Position setzten, ja in der Pre-Season experimentierte man teilweise gar mit 4 Tight Ends in einer Formation. Escobars Stärken sind ohne Frage im Passfang, während sein Blocking noch deutlich Luft nach oben lässt. Mit Jason Witten, dem letztes Jahr gedrafteten James Hanna und nun Escobar verfügen die Boys über eine gute Tiefe an TE, wobei Witten natürlich weiter über allen steht und auch 2013 auf Rekordjagd geht. 2012 fing er mehr Bälle (110) als je ein Tight-End zuvor in der Geschichte der NFL.(Tony Gonzalez hielt bis dato den Rekord mit 102 Catches, das war 2004) und das obwohl er zu Beginn der Saison mit einem Milzriss nun wahrlich nicht in Bestform war. 2013 sollte er nun auf Platz 2 der ewigen Bestenliste vorrücken - ihm fehlen zu Shannon Sharpe noch 9 Catches. Unter normalen Umständen dürfte das bereits spätesten im zweiten Saisonspiel der Cowboys der Fall sein.
2. RUSHING ATTACK
Das Laufspiel der Cowboys war 2012 leider ein einziges Trauerspiel. Beginnend mit dem Ausfall von DeMarco Murray, einer Center-Position, die diesen Namen nur bedingt verdiente und einem Back-up in Felix Jones, der seiner Draft-Position nie gerecht werden konnte (First Round), stürzten die Boys auf Platz 31. Nicht einmal 80 Yards schaffte man auf dem Boden pro Partie. So war Tony Romo gezwungen die fehlenden Yards mit seinem Arm auszugleichen. Das gelang zwar in sofern, dass er mit 4,903 erworfenen Yards einen neuen Team-Rekord aufstellte, aber eben auch 19 Interceptions warf. Damit sich die Offense dieses Jahr ein wenig ausgeglichener präsentiert, will Callahan verstärkt auf das Laufspiel setzen. Zu diesem Zweck wurde hinter Murray aufgerüstet: Mit Joseph Randle draftete man in der 5ten Runde einen potentiellen Back-up mit ähnlichen Tendenzen wie Murray. Dazu zeigte sich in der Pre-Season Philip Tanner stark verbessert und mit Lance Dunbar hat man noch einen RB in der Hinterhand, der vor allem mit seiner Quickness und Agilität das sein kann, was Felix Jones nie schaffte. Leider zog sich Dunbar in der PreSeason eine Fußverletzung zu und fällt wohl für den Saisonstart zunächst aus.
3. STOP THE CONFUSION
Eines der Probleme in den letzten Jahren war das Playcalling, beziehungsweise der Prozess an sich. Oftmals hatte den Eindruck, dass dies zuviel Zeit benötigte und die Offense wirkte hastig, vor allem wenn Romo dann an der Line noch einmal das Play umstellte. Dies soll sich mit Callahan als neuen Playcaller nun ändern, der ganze Prozess soll flüssiger von Statten gehen, so dass dem QB die nötige Zeit bleibt, die nötigen Adjustments vorzunehmen. Dies sollte sowohl Romo als auch Garrett als HC entscheidend entlasten. Letzterer kann sich nun mehr auf das Game-Management konzentrieren, während die Offense hauptsächlich durch Callahan geleitet wird. Wobei es außer Frage steht, dass Garrett nach wie vor die letzte Entscheidung obliegt. Für Cowboy-Fans ist dies nichts neues, so ähnlich lief das Ganze Prozedere auch schon unter Bill Parcells.
WICHTIGSTE PERSONALIEN:
QB Tony Romo
Unterzeichnete in der Off-Season einen neuen 6-Jahres Vertrag mit einem ca. Gesamtvolumen von rund 100 Mio $. Die Cowboys kommen nur soweit, soweit sie Romo trägt, alles andere ist Illusion. Zwar hat man mit Kyle Orton einen passablen Back-up, doch dies ist Romos Team. Über die Stärken und Schwächen ist hinreichend geschrieben worden - kaum ein QB wird so haarscharf (und oft falsch) analysiert wie die Nummer 9 der Cowboys. Die größte Stärke bleibt seine Improvisationsfähigkeit, auch hinter einer eher unterdurchschnittlichen Line kann er noch unter Druck ein Play machen. Die größte Schwäche leitet sich genau daraus ab: Manchmal wäre es klüger hier den Sack einzustecken, als noch unbedingt den Pass zu werfen. Dennoch überwiegt das Gute klar dem Schlechten.
WR Dez Bryant
Bei Bryant gingen mitten in der Saison 2012 die Lichter an und seit dem sehen seine Gegenspieler keine Sonne mehr. Egal ob im Camp, wo er Carr und Claiborne regelmäßig stehenließ oder in der Pre-Season. Bryant scheint gereift, hatte eine erstklassige Offseason und könnte einer der Spieler des Jahres werden. Die Chemie mit Romo ist vorzüglich. An Talent haperte es noch nie, mittlerweile scheint es auch im Kopf zu stimmen. Viel Grund für Zuversicht und eine Breakout-Season. Letztes Jahr standen 92 Catches bei 1.382 Yards und 12 TDs zu Buche und das trotz gebrochenem Finger. Sollte er gesund bleiben, erwarte ich, dass er diese persönliche Bestmarke in allen drei Kategorien weit nach oben schraubt.
WR Miles Austin
Die klare Nummer Zwei hinter Bryant. Letztes Jahr ständig durch Verletzungen und Blessuren gehandicapt, erscheint Austin dieses Jahr gesund, fit und in Form. Bleibt dies über den Großteil der Saison so, haben die Boys eines der gefährlichsten Tandems der Liga.
TE Jason Witten
Der zukünftige Hall of Famer ist mittlerweile in einem Atemzug mit Tony Gonzalez als besten Tight-End der Liga zu nennen. Letztes Jahr fing er allein gegen die Giants 18 Bälle in einem Spiel. Und dabei haben wir überhaupt noch nicht über seine überdurchschnittlichen Fähigkeiten als Blocker gesprochen. Kurzum: Einer der Schlüssel in der Cowboys Offense
RB DeMarco Murray
Kann er endlich eine Saison verletzungsfrei überstehen? Nach Ansätzen in 2011 und 2012 erwartet die Dallas-Fan-Community nun endlich mal eine (mindestens) 16-Spiele-Saison auf gleichbleibendem Niveau ohne lange Auszeit. Was nützt all das Potential, wenn er zu 50% der Spielzeit an der Seitenlinie und auf der IR-Liste steht? Schlüssel-Saison für ihn ohne Frage.
OT Tyron Smith
Der Left Tackle der Cowboy ist mit 22 Jahren immer noch blutjung und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Kontinuität in den ersten beiden Jahren fehlte. Nun im dritten Jahr darf hier ein weiterer Fortschritt kommen. Machte in der Pre-Season schon einen guten Eindruck. Auf ihn und Center Frederick ruhen die Hoffnungen der Line betreffend. Wechselte letztes Jahr vor der Saison von rechts auf links und soll dort nun (wenn es nach den Cowboys geht) die nächsten 10 Jahre Rusher vom QB fernhalten und Löcher für die Läufer blocken.
C Travis Frederick
Der neue Anker der Cowboys-O. Macht bereits als Rookie die Line-Calls und wird von seinen Trainern und Mitspielern als sehr intelligent eingeschätzt, was den Football betrifft. Dazu bringt er die nötige "Nastiness" mit, die ein Center im Laufspiel benötigt.
REST:
QB: Kyle Orton, Alex Tanney (Practise Squad)
Orton gibt den Boys im Falle des Falles eine erfahrene Option als Back-up. Tanney hat Romo'esque Qualitäten offenbahrt und schaffte es immerhin in die Practise Squad. Bekannt wurde er durch sein YouTube-Video: http://youtu.be/SxDJb03a0yo
RB: Lance Dunbar, Philip Tanner, Joseph Randle
Dunbar eignet sich vor allem für Screens, Sweeps und ähnliche auf Schnelligkeit im open Field aufbauende Spielzüge. Tanner ist mehr der up-the-Middle-Runner mit guter Antrittschnelligkeit und der nötigen Nase für das zusätzliche Yard.
WR: Terrance Williams, Dwayne Harris, Cole Beasley
In der wohl größten und engsten Roster-Competition der Pre-Season setzte sich Cole Beasley - eine Art Welker-Klon - gegenüber Speedster Anthony Armstrong durch. Den Cowboys fehlt der Wideout mit der Break-Away-Speed, dafür ist die WR-Bank durch die Bank solide besetzt. Wie schnell Williams der Durchbruch gelingt, ist allerdings eine offene Frage. In der Pre-Season hatte er mit einigen Weh-Wewehchen zu kämpfen, die seine Entwicklung behinderten.
TE: Gavin Escobar, James Hanna, Andre Smith
Die Cowboy'sche TE-Schule hat in der NFL einen guten Ruf. Hinter Witten wurden bereits Fasano, Bennett, Philips zu begehrten Spielern, die nun bei anderen Franchises untergekommen sind. Ohne FB werden die Boys hauptsächlich mit 2, teilweise mit 3, oder gar 4 TEs auftreten. Die größte Überraschung: UDFA Andre Smith stich Veteran Dante Rosario aus, der somit für einen Siebt-Runden-Pick nach Chicago getradet werden konnte.
O-LINE: Mackenzy Bernadeau, Ronald Leary, Doug Free, Phil Costa, David Arkin, Jeremy Parnell, Darrion Weems
Die O-Line wurde während der Pre/Off-Season am meisten in Mitleidenschaft gezogen. Ausfälle auf Guard von Leary (voraussichtlicher Starter auf Left), Livings (IR) und Bernadeau sorgten dafür, dass man Free im vierten Pre-Season-Spiel auf RG ausprobierte und auch mit Frederick auf dieser Position experimentierte. Sollte Leary fit werden, dürfte die Boys O-Line von links nach rechts so aussehen: Smith - Leary - Frederick - Bernadeau - Free. Druck ist vor allem auf Free, der im letzten Jahr auf RT enttäuschte und Snaps während der Saison an Jeremy Parnell abgab. Es muss nicht groß erwähnt werden, dass auch dieses Jahr die O-Line eines der größten Fragezeichen der Cowboys ist und außer Costa kaum Tiefe aufweist. Vor allem einen Swing-Tackle für den Fall der Fälle hat man noch nicht gefunden.
Edit: Wie soeben bekannt gegeben wurde, sind die Cowboys sich mit Pro-Bowl G Brian Waters (zuletzt Patriots) einig. Waters soll ab Spieltag 2 die interior Line verstärken und dürfte Bernadeaus Platz einnehmen.