Detroit Lions Offseason 2005

In der letzten Folge ging es um das Sorgenkind der Offense (das sich nach dem Abschluss mit Raiola inzwischen schon freundlicher darstellt), dieses Mal um das Sorgenkind der Defense mit
Nummer 4: Die Secondary und das Alter

Als ich für den Offseason-Thread des letzten Jahres die gleiche Artikelserie geschrieben habe, lautete eine Überschrift "Ich bin Safety bei den Lions - bitte helfen sie mir über die Straße". Ich hätte diese Zeile heute direkt wieder verwenden können, denn die Lage hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verbessert. Im Gegenteil: Brian Walker, bisher formell starting FS der Lions, während der gesamten Saison 2004 allerdings verletzt, wurde letzte Woche entlassen, so dass nun nur noch drei Safeties im Roster stehen - zwei 34-Jährige und ein 24-Jähriger, der noch in keinem NFL-Spiel gestartet ist.

Brock Marion kam vor der letzten Saison aus Miami und machte einen ordentlichen Job, aber angesichts seines Alters kann er nicht mehr als eine Übergangslösung sein. Das Gleiche gilt für Bracy Walker, der sich eigentlich eher in den Special Teams zu Hause fühlt, aber mangels Alternative in allen Spielen der letzten Saison die Startformation der Defense schmückte.

Dass die beiden älteren Herren mit soliden, aber kaum überragenden Leistungen über das gesamte Jahr hinweg unumstritten waren, sagt auch einiges aus über Terrence Holt. Der mit Abstand jüngste Safety der Lions wird zwar von Mariucci immer wieder für seine Entwicklung gelobt, hat es aber trotz der prekären Lage in seinem Mannschaftsteil nie in die Anfangsaufstellung geschafft, seit er vor zwei Jahren in der fünften Runde gedraftet wurde.

Die Lage ist eindeutig, ein Upgrade bei den Safeties unumgänglich. Als hochkarätige Free Agents stehen bereit: Sammy Knight (Dolphins), Adrian Wilson (Cardinals), Kenoy Kennedy (Broncos), Marlon McCree (Texans) und Aeneas Williams (Rams), in der Draft gelten Thomas Davis (Georgia), Donte Nicholson (Oklahoma), Jamaal Brimmer (UNLV) und James Butler (Georgia Tech) als die vielversprechendsten Newcomer für diese Position.

Viele Sorgen bei den Safeties, dafür eitel Sonnenschein bei den Cornerbacks: In Dre' Bly und Fernando Bryant stehen zwei unumtrittene Starter mit Zukunft zur Verfügung, dazu kommt mit Chris Cash, Andre' Goodman und Keith Smith eine Reihe von talentierten Youngstern, die man jederzeit als Backup oder Nickelback ins Rennen schicken kann.

Meine Meinung: Ein erfahrener Free Agent (aber bitte deutlich unter 30!) und ein Rookie in den ersten Draftrunden, dazu Brock Marion als Lehrmeister - so würden mir die Lions-Safeties des Jahres 2005 gefallen.

Zitat von Mile High 81

Braucht ihr eher ein Safety der ein Upgrade in der Run D bringt oder in der Pass Coverage ? Sollte erstes der Fall sein, dürfte KK sicher ein heißer Kandidat für euch sein, den seine stärken liegen sicher eindeutig im Run, wobei er sich im Pass auch stark verbessert hat. Es fehlt ihm nur ein wenig der Speed.

Nach meiner Einschätzung dürfte derzeit mehr Wert auf die Pass Coverage gelegt werden, aber natürlich sucht man immer nach einem möglichst kompletten Spieler. Speed wäre jedoch wünschenswert, nachdem sich bisher zwei 34-Jährige durch die Gegend schleppen.

Zitat

Ist sein Name schon gefallen in den lokalen Zeitungen, oder hasst du nur alle Starting FA aufgezählt?

Ich habe die Aufzählung von der Lions-Homepage übernommen und lediglich nochmal nachgeprüft, dass die wirklich alle noch keinen neuen Vertrag unterzeichnet haben. Ich denke, dass der Urheber einfach nur nach verfügbaren Startern geschaut hat, ohne dass die Namen im Umfeld konkret diskutiert werden.

Weil ich gerade ausnahmsweise mal ein bisschen Zeit habe und das Thema mit Beginn der Free-Agent-Periode schnell unaktuell werden könnte, gibt es heute einen Doubleheader mit
Nummer 3: Wer verteilt die Bälle?

Für Coach Mariucci und die anderen Lions-Verantwortlichen ist die Antwort auf diese Frage eindeutig: Sie glauben nach wie vor daran, dass Joey Harrington der Mann ist, der das Team zu höheren Weihen führen kann. Dies betonten sie vehement, als Mitte Januar das Gerücht aufkam, die Lions könnten Harrington entlassen. Viele Lions-Fans hatten dieses Gerücht begrüßt - sie haben nach drei Jahren Harrington genug von den wechselhaften Leistungen des 3rd overall Pick von 2002.

Trotz aller Treueschwüre ist eines klar - Joey Harrington steht vor einem Jahr, in dem er endgültig beweisen muss, dass er ein Team führen kann und zwar nicht nur für ein oder zwei Spiele, sondern über eine gesamte Saison hinweg ohne wochenlange Durchhänger wie man sie bisher von ihm gewohnt ist. Nachdem sich Kevin Jones innerhalb eines Jahres zum Top-RB entwickelt hat, mit Roy Williams und Charles Rogers ein ebensolches WR-Duo zur Verfügung steht, FB Cory Schlesinger weiterhin hervorragende Arbeit leistet und intensiv an der O-Line gearbeitet wird, bleiben Harrington auch kaum noch Ausreden.

Zur Erhöhung des Leistungsdrucks auf den derzeitigen Spielmacher wird auch beitragen, dass die Lions aller Voraussicht nach zwei neue Backup-QBs verpflichten werden. Mike McMahon und Rick Mirer sind beide Free Agents und bisher hat man sich offenbar nicht allzu sehr darum bemüht, einen davon weiterzuverpflichten. Die Tatsache, dass Mariucci während der wochenlangen Schwächephase von Harrington in der vergangenen Saison an ihm festhielt, spricht auch nicht gerade für die bisherigen Backups.

Es wird wohl darauf hinaus laufen, dass die Lions einen erfahrenen Veteranen und einen jungen QB holen, vermutlich in einer der hinteren Draftrunden. Favorit für die Veteranen-Stelle ist seit Wochen Jeff Garcia, der sich letzte Woche auch bei einem Workout präsentieren durfte. Er ist vertraut mit der West Coast Offense, die von Mariucci und dem neuen Offensive Coordinator Ted Tollner favorisiert wird, und hat mit beiden schon erfolgreich zusammengearbeitet. Man muss aber auch sehen, dass Garcia letzte Woche 34 wurde und seine beste Zeit hinter sich hat. Ähnliches gilt auch für andere Kandidaten wie zum Beispiel Kurt Warner, der sich selbst bei den Lions ins Gespräch gebracht hat.

Der Dritte im Bunde wird wie gesagt voraussichtlich ein Rookie sein. Da für die frühen Runden andere Prioritäten gesetzt sind, wird es sich wohl um einen Pick am zweiten Drafttag handeln - um über entsprechende Kandidaten zu spekulieren, kenne ich mich in diesem Bereich offen gestanden zu wenig aus.

Meine Meinung: Ich hätte mir den harten Schnitt gewünscht - Harrington gehen lassen und in einen talentierten Newcomer investieren, ergänzt durch einen routinierten Lehrmeister wie es Garcia sein kann. Unter der gegebenen Bedingung, dass Mariucci und Millen diese Option früh verworfen haben, halte ich den skizzierten Plan bei der Verpflichtung der Backups für vernünftig.

Zitat von Duke

Ohne nachzugucken: ist Garcia nicht schon 35? Warner passt nicht in eine WCO.

Hast Recht, Garcia ist letzte Woche 35 geworden - mein Fehler. Kurt Warner hat sich bisher auch hauptsächlich selbst ins Gespräch gebracht- Ich glaube nicht, dass er wirklich ein Thema ist.

Zitat von Steelersfreak

Die Frage die ich noch hätte ist wie siehts bei Charles Rogers aus? Hat in den 1. 2 Jahren nur 6 Spiele bestritten. Wird man da nicht schön langsam ungeduldig in Motor City?

Eine gute Frage - so gut, dass sie in Offseason-Story Nummer 1 behandelt werden wird, also morgen oder übermorgen.

Zitat von Mile High 81

Laut RMN wird KK wohl Sonntag nach Detroit fliegen um sich mit den Teamverantwortlichen zu treffen.
Hier steht alles drin
http://www.rockymountainnews.com/drmn/broncos/a…3587506,00.html

Im Signing-Thread steht es schon drin, der Vollständigkeit halber sei es auch hier nochmal erwähnt: Kenoy Kennedy ist ein Lion!

Außerdem hat Bracy Walker einen neuen Vertrag unterschrieben.

Die einzelnen Mannschaftsteile sind abgehandelt, jetzt kommt
Nummer 2: Mariuccis Strippenzieher

Heute geht es um die Koordinatoren und ihre bevorzugten Taktiken. Fangen wir an mit der Defense, die seit dem letzten Jahr von Dick Jauron dirigiert wird. Er wird in jedem Fall festhalten an dem gewohnten 4-3-System, in dem zuletzt vor allem die D-Line brillierte. Das junge und schnelle Linebacker-Corps, das durch die Rückkehr des wiedergenesenen Boss Bailey verstärkt wird, passt ebenfalls gut in dieses Schema. Schnelligkeit ist generell ein wichtiges Thema bei den Lions - die Verantwortlichen legen seit ein paar Jahren gesteigerten Wert auf diese Fähigkeit bei neuverpflichteten Spielern. Dies gilt für die Offense ebenso wie für die Defense, in der Jauron und Mariucci eine aggressive Spielweise bevorzugen. Rang neun der NFL in der Kategorie "wenigste zugelassene Yards pro Laufversuch" sind eine gute Zwischenmarke für den Erfolg dieser Schwerpunktsetzung. Verbesserungswürdig ist noch die Passdeckung, aber mit den kommenden Upgrades für die Safety-Positionen darf man in dieser Hinsicht guter Hoffnung sein.

In der Offense wird ein neues Kapitel aufgeschlagen, nachdem Sherman Lewis sich nach dem Ende der vergangenen Saison auf's Altenteil zurück gezogen hat. Sein Nachfolger ist Ted Tollner, ein erfahrener alter Haudegen, der schon in Buffalo, San Francisco, San Diego und im Collegebereich für USC und San Diego State gearbeitet hat. Der 64-Jährige ist (wie mittlerweile fast alle Lions-Coaches) ein alter Bekannter von Steve Mariucci, der ihm 1986 bei USC als Assistent diente und schon 2002 bei den 49ers sein Chef war. Tollner gilt als eher konservativer Playcaller, aber auch als sehr flexibel in Bezug auf verschiedene Offense-Systeme. Natürlich hat er auch Erfahrung mit der von Mariucci für die Lions bevorzugten West Coast-Offense, vor allem aus seiner Zeit bei den 49ers, in der er sich als QB-Coach die Pro Bowl-Teilnahme 2002 von Jeff Garcia als Mitverdienst anheften kann.

Der Vollständigkeit halber erähnt sei noch Chuck Priefer, über dessen erfolgreiche Special Teams schon in Story Nummer 9 berichtet wurde. In seinem Verantwortungsbereich herrscht seit 1997 Konstanz und man kann nur hoffen, dass er uns noch möglichst lange auf diesem Posten erhalten bleibt.

Zurückrudern ist angesagt in Bezug auf Kenoy Kennedy - die im Signing-Thread von Shockey gepostete Meldung von ESPN's Clayton ist nach wie vor unbestätigt. Stattdessen sind sich alle Newsseiten einig, dass er erst am Wochenende Gespräche mit verschiedenen Vereinen aufnehmen und voraussichtlich am Montag in Detroit vorbei schauen will.

Zitat von Mile High 81

Aber seht mal zu das ihr ihn verpflichtet.

Ich tue, was ich kann.

Zitat von Miamilove20

was ist den mit den Dolphins Vets Walker und Marion? Habt ihr die gecuttet??

Brian Walker wurde gecuttet, Bracy Walker hat einen neuen Vertrag unterschrieben, soll sich aber möglichst wieder auf die Special Teams konzentrieren dürfen. Bei Marion gab es mal Cut-Gerüchte, aber bisher ist er noch da und wird es wohl auch bleiben.

Das größte Fragezeichen der diesjährigen Offseason schließt unsere kleine Serie ab:
Nummer 1: Die Rekonvaleszenten

In den vorherigen Folgen wurde aufgezeigt, an welchen Stellen die Lions bereits gut sortiert sind und wo noch Probleme bestehen. Die meisten Probleme dürften sich im Laufe der nächsten Wochen, wenn Free Agents verpflichtet und Draftpicks getätigt werden, klären - teils mehr, teils weniger zufriedenstellend. Aber eine Frage wird sich in jedem Fall durch die gesamte Offseason ziehen: Wie fit werden die talentierten, aber langzeitverletzten Playmaker Charles Rogers und Boss Bailey für die kommende Saison sein?

Rogers und Bailey haben viel gemeinsam: Sie sind gleich groß (6-3), haben einen ähnlichen athletischen Körperbau, zeichnen sich durch Schnelligkeit aus, waren die Top-Rookies der Lions im Jahr 2003 (zweiter Pick in Runde 1 bzw. 2) - und beide haben die komplette letzte Saison verpasst.

Für Rogers war dies besonders ärgerlich, denn es war sein zweites weitgehend verschenktes Jahr hintereinander. In seiner Rookie-Saison 2003 hatte er einen furiosen Start mit zwei Touchdowns bei seinen ersten beiden Catches im ersten Spiel. Er war von Anfang an Anspielstation #1 für QB Harrington und auf dem besten Weg zum Top-10-Receiver, als ihn im fünften Spiel ein gebrochenes Schlüsselbein für den Rest des Jahres außer Gefecht setzte. Ohne ihn war das Passspiel der Lions zahnlos und so ruhten nach der letztlich verkorksten Saison alle Hoffnung auf ihm - 2004 sollte er ein Duo infernale mit Neuling Roy Williams bilden. Daraus wurde bekanntlich nichts, denn nach einem starken Trainingscamp und erfolgreichen Tests in der Preseason brach Rogers sich im ersten Saisonspiel erneut das Schlüsselbein - übrigens nicht an der gleichen Stelle wie im Vorjahr.

Boss Bailey hatte in seinem ersten Jahr mehr Glück, er startete in allen 16 Spielen als OLB und verdiente sich mit hervorragenden Leistungen die Auszeichnung als Lions-Rookie des Jahres. Doch im August 2004 musste er nach einem Bänderriss im Knie operiert werden, was ihn nach anfänglichen Hoffnungen auf Rückkehr zur Mitte der Saison letztlich auf die Injured Reserve-Liste brachte.

Wie die Aussichten dafür stehen, dass beide wieder so fit werden wie vor zwei Jahren, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand genau sagen. Natürlich sind die Lions bemüht, Zuversicht zu versprühen: Rogers' Schlüsselbein ist nun durch eine Platte verstärkt und dürfte dadurch etwas mehr aushalten. Baileys Knieverletzung hat bereits deutlich länger gedauert als ursprünglich erwartet und müsste insofern nun weitgehend ausgeheilt sein. Ob der Optimismus berechtigt ist? Das werden wir wohl erst in ein paar Monaten erfahren...

Cool, das sind schoene Neuigkeiten. Danke, dass ihr diesen Thread auf dem Laufenden haltet, waehrend ich ausser Landes weile. Sonst ist er immer auf Seite 2 abgerutscht, wenn ich mal ein paar Tage nicht da war...

CU next week!

So, da bin ich wieder. Und darf gleich noch eine gute Nachricht lesen. Ich denke, unter der von den Verantwortlichen gesetzten Bedingung, dass man einen erfahrenen QB holt, der Harrington noch etwas beibringen und ihm etwas Feuer unter dem Hintern machen kann, war Garcia die beste Lösung.

Zitat von orty

welche starting lbs haltet ihr nach der rückkehr von boss bailey für am wahrscheinlichsten?

Ich tippe auf Lehmann, Holmes und Bailey.