Jetzt wo sich die NFLE auf dem deutschen Markt konzentriert, steht sie natürlich mit anderen Ligen in mehr oder weniger starker Konkurrenz. Zum Beispiel auch mit der DEL. Die Saisons überschneiden sich teilweise. Die Zielgruppe dürfte fast die gleiche sein.
Ich persönlich bin zwar hauptsächlich Football-Fan, besuche aber auch gelegentlich Eishockey-Spiele in Hamburg. Die DEL hat sich in den letzten Jahren zu einer recht guten Profi-Liga entwickelt und wird auf Dauer bestimmt noch weiter wachsen.
Trosty schrieb ja bereits folgendes im Modus-Thread:
Zitat von trosty[...]das eine ist eben immer noch eine Veranstaltung, in der es um eine nationale Meisterschaft in eine beliebten Publikumssportart geht (was auch in der Presse mehr gewürdigt wird) und das andere eben eher eine Spassveranstaltung (vor allem aus sicht der Masse der Nichtinteressierten). Und da sehe ich eben durchaus einen Unterschied in Hinsicht auf das Publikums- und Presseinteresse.
Ich seh es ein bisschen anders. Ist es wirklich so, dass das Publikumsinteresse in einer Stadt am DEL-Team größer ist als das Interesse am NFLE-Team?
Sowohl Eishockey als auch Football sind doch in Deutschland sehr beliebte Publikumssportarten. Auch in der Presse wird beides etwa gleich viel gewürdigt. Ok, da sollte man Köln jetzt vielleicht nicht grad als Beispiel nehmen...
Wenn man die beiden Ligen mal unter die Lupe nimmt, sieht man, dass sie sich im Hinblick auf Organisation und Strategie weitgehend ähneln.
Beide spielen nach dem amerikanischen Profiliga-System ohne Aufstieg und Abstieg (in der DEL tritt das übernächstes Jahr in Kraft). Hauptstrategie der Teams ist es, das Publikum mit Party- Show- und Eventelementen für die Spiele zu begeistern. Wirtschaftliche Gesichtspunkte stehen in den Ligen im Vordergrund. Bei ineffizienten Standorten (wegen Zuschauermangels) kann es schnell zu sogenannten Relocations kommen, in der die Lizenz an einen anderen Standort vergeben wird.
Wenn man weitere Vergleiche anstellt, lassen sich viele Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede feststellen.
- Die DEL wurde mit Hilfe des Deutschen Eishockey Verbandes gegründet. Die NFLE hat ihren Ursprung dagegen in den USA, da sie eine Tochterliga der NFL ist.
- In der DEL gibt es viele Mannschaften, die erst jahrzehntelang in der Eishockey-Bundesliga gespielt haben, dort eine gewisse Tradition aufbauen konnten und sich dann der 1994 gegründeten DEL anschließen.
In der NFLE sind fast alle Teams sofort als Profi-Teams gegründet worden. Weit reichende Traditionen aus Amateurteams sind nicht vorhanden. Eine eventuelle Ausnahme stellen die Hamburg Sea Devils dar, die durch eine enge Partnerschaft mit den Blue Devils einen Teil der Tradition übernehmen konnten.
- Im Hinblick auf die Vermarktung ist die NFLE sicherlich etwas zentraler ausgerichtet. Es gibt zum Beispiel mehr teamübergreifende Sponsoren (z.B. wie mit Skoda), die Vermarktungsstrategie ist bei allen Teams sehr ähnlich.
Hinzu kommt, dass die NFL die europäische Tochter finanziell unterstützt und diese Gelder in etwa gleich an die Teams verteilt werden. In der DEL kann es zwischen den Teams schon größere Unterschiede geben, doch stammen auch hier viele der Eigner aus dem Ausland, z.B den USA.
- In der DEL wird eine Deutsche Meisterschaft ausgespielt, dagegen in der NFLE eine europäische Meisterschaft bzw. sogar Vereinsweltmeisterschaft (heißt ja Worldbowl). Das wird sich aber kurz- bis mittelfristig ändern, da die Liga zu einer nationalen Liga in "Bundesliga NFL" oder ähnliches umbenannt werden soll.
- In beiden Ligen kommt der Großteil der Spieler aus Amerika oder aus dem Ausland. Die Fluktuation ist in der NFLE zur Zeit noch weit höher als in der DEL, da die NFLE den Zweck einer Ausbildungsliga für die NFL erfüllen muss. Doch auch in der DEL werden meist nur Ein-Jahres-Verträge abgeschlossen. Die Teams verändern sich von Jahr zu Jahr zu einem erheblichen Teil.
- Niveau der Spieler. Ohne Frage ist das Niveau der Spieler in der NFLE absolute Weltklasse. Nicht umsonst schaffen es danach viele Ex-NFLE-Spieler auch in der NFL zu spielen. In der DEL ist sicherlich auch ein gehobenes Spielerniveau vorhanden. Gibt ja selten länderübergreifende Spiele von Vereinen, aber ich denk mal die DEL-Teams könnten international gut mithalten. Im Vergleich zur NHL ist da aber wohl noch ein starkes Gefälle vorhanden.
- Zur Gestaltung der Gamedays. Es gibt in der DEL schon noch ein paar Teams, die in alten Hallen spielen und bei denen am Gameday fast nur das Spiel im Vordergrund steht. Der Trend geht aber eindeutig da hin, dass aus den Gamedays "Spaßveranstaltungen" gemacht werden, ähnlich wie in der NFLE. Das Event soll mit Hilfe von hochmodernen Arenen in den Vordergrund gerückt werden. "It`s not just a game, it`s a party" gilt auch hier. Das ist bei den Hamburg Freezers ähnlich wie bei den Hamburg Sea Devils. Unterschied beim Football ist, dass es vorher noch eine zweistündige Party gibt und im Stadion eine Band auftritt. Trotzdem leben beide Veranstaltungen von ihrem Event-Erlebnis. Beim Eishockey in Hamburg sind meines Erachtens prozentual auch genauso viel "Eventie-Zuschauer" wie beim Football.
Kleines Fazit von mir:
Die Ligen haben beide ähnliche Strategien, mit denen sie für den deutschen Markt ganz gut gerüstet sind. Jedenfalls seh ich da noch enormes Wachstumspotenzial für die beiden Ligen und die Popularität der Sportarten in Deutschland.