AIKMAN'S TAKE - REVIEW SUPERBOWL XL
Das war er also - Superbowl XL - der wohl am meisten gehyptete Superbowl aller Zeiten! Und einer der enttäuschendsten wohl dazu. Selten waren die Leistungen der meisten Beteiligten so schlecht, wie gestern in Detroit. Aber der Reihe nach:
1. VIERTEL
Der Superbowl XL begann mit einer Parade aller noch lebender Superbowl MVPs und dementsprechend durfte Tom Brady den Coin-Toss ausführen, den die Seahawks dann auch für sich entscheiden konnten (wie schon die letzen 7 NFC-Teams vor Ihnen). So begannen sie ihren ersten Drive mit einer No-Huddle-Offense um die Steelers davon abzuhalten ihre gefürchteten Blitze auszupacken. Das klappte auch ganz ordentlich, und die Hawks konnten den Ball stetig nach vorne bewegen, allerdings etwa an der Mittellinie war dann Schluß. So mußte Punter Tom Rouen aufs Feld und machte das, was man in dieser Situation eben nicht machen sollte - er puntete den Ball in die Endzone. Der erste Drive der Steelers war allerdings noch schneller zu Ende - nach zwei Fehlstarts und einer mißglückten 3rd Down Conversion mußten auch die Pittsburgher punten. So ging das die ersten Drives hin und her - die Seahawks kamen etwas nach vorne (Hauptsächlich durch die Achse Hasselbeck - Darrell Jackson), ehe Tom Rouen den Ball dann in die Endzone puntete (zweimal in Folge) - die Steelers kamen in ihren ersten beiden Drives zu keinerlei First Downs.
Den ersten Aufreger gab es dann gegen Ende des ersten Viertels - die Hawks hatten zum ersten Mal die Hälfte der Steelers erreicht, und bei einem 1st Down warf Matt Hasselbeck seinen ersten TD auf Darrell Jackson in die Endzone - dachten alle! Doch zur Überraschung der Meisten hatten die 
um Referee Bill Leavy auf Offensive Pass-Interference von D-Jack erkannt, eine zumindest umstrittene Entscheidung. So blieb den Seahawks letztendlich nur ein FG-Versuch den K Josh Brown dann auch aus 47 Yd verwandeln - und die Führung zum 3-0 für die Seahawks herstellen konnte.
Der folgende Drive der Steelers endete wie schon die ersten beiden - nach drei unvollständigen Pässen von Ben Roethlisberger durfte Chris Gardocki zu Beginn des
2. VIERTEL
erneut punten. Der Return von Peter Warrick brachte die Hawks fast bis in die Mittellinie - allerdings nur bis die Refs eine Holding-Strafe für S Etric Pruitt ausmachten, und die Hawks demzufolge weit in die eigene Hälfte zurückschickten. Dennoch konnte Seattle sich wieder nach vorne bewegen (bis zur Steelers 47 Yd-Linie) - allerdings ließ TE Stevens einen durchaus fangbaren Ball fallen, und erneut durfte Tom Rouen den Ball punten - mit dem selben Ergebnis wie schon zweimal zuvor - Touchback! Die ersten drei Punts von Rouen hatten damit einen Net von 37, 31 und 27 Yds! Der nächste Drive der Steelers brachte dann das First Down für den AFC-Champion - Antwan Randle El konnte einen kurzen Pass von Ben Roethlisberger fangen und damit die 1st Down Markierung erreichen. Nach einem schönen End-Around von Hines Ward (18 Yd Raumgewinn) stand man dann kurz vor der Mittellinie ehe Roethlisberger seinen ersten dicken Fehler machte - er übersah bei einem tiefen Pass auf Randle El den Safety Michael Boulware - der auch prompt den Ball fing und erneut den Drive der Steelers stoppte.
Die Offense der Seahawks konnte allerdings mit diesem Geschenk der indisponierten Pittsburgh Offense nichts anfangen, und nachdem die Schiedsrichter den Ball Zentimeter vor der First Down Markierung platzierten, nachdem Mack Strong beim dritten Versuch einen Pass von Hasselbeck fing und ein vermeintliches First Down erzielt hatte - mußten die Hawks erneut punten. Tom Rouen trat das Lederei diesmal 45 Yds - Randle El konnte allerdings 12 davon returnieren.
Der nächste Drive der Steelers brachte dann Pittsburgh endlich in die Hälfte der Seahawks, allerdings fand man sich nach einer OPI (TE Heath Miller hatte bei einem Screen Pass zufrüh geblockt) und einem Sack von Grant Wistrom an der Hawks 40 bei 3rd & 28! Es folgte die beste Aktion von Roethlisberger in Superbowl XL - und der erste dicke Bock der Seahawks Defense - Roethlisberger rollte nach links stoppte aber ab bevor er die Line of Scrimmage überschritt und warf den Ball quer über das ganze Feld zu WR Hines Ward an der Seahawks 2 Yd-Line. Zum Glück für den Steelers QB war S Boulware ins Straucheln geraten, ansonsten hätte er das Ei wohl abgefangen und möglicherweise tief bis in die Steelers Hälfte zurückgetragen. So einen Pass sollte ein QB auch höchstens einmal in seinem NFL-Leben werfen...
Nun war es also endlich Zeit für den "Homeboy" Jerome Bettis - doch der schaffte es in den nächsten beiden Versuchen nicht den Ball in die Endzone zu bekommen, und so kam es zu einem wichtigen 3rd Down kurz vor der Endzone nach der 2-Minute-Warning. OC Tim Whisenhunt entschied sich für einen QB Draw und Ben Roethlisberger warf sich in Richtung Endzone, wurde aber vermeintlich knapp vor der Linie gestoppt. Die erkannten dennoch auf TD - und auch eine Überprüfung ergab zumindest in der Meinung von Referee Bill Leavy kein anderes Ergebnis - auch wenn der Ball höchstens mit einer Außennaht die Endzonen-Linie in der Luft gestreift haben dürfte. Wie dem auch sei - die Steelers führten nach dem verwandelten XP 7-3!
Die folgende Two-Minute-Offense der Seahawks erinnerte dann stark an die des Vorjahres-NFC-Champions Philadelphia Eagles. So überwand man zwar mit über einer Minute noch zu spielen die Mitellinie - ließ sich aber nach einem Lauf von Alexander viel zu viel Zeit und mußte sich letztendlich mit einem 54-Yd FG Versuch von Josh Brown begnügen, der knapp rechst am Pfosten vorbeistrich.
HALBZEITSTAND 7-3 für die Steelers
3. VIERTEL
Nach der Halbzeitshow der Rolling Stones (seit SB XXXVIII und dem berüchtigten Auftritt von Janet Jackson setzt die NFL nur noch auf Alt-Rocker - letztes Jahr Paul McCartney, dieses Jahr die Stones) folgte das erste echte Highlight des Superbowls - Steelers RB Willie Parker bekam den Ball in die Hand gedrückt und galoppierte 74 Yds unberührt in die Endzone der Seahawks - der längste Run in der Geschichte des Supebowls und das Play of the Day . Der XP saß und die Steelers hatten urplötzlich eine 14-3 Führung.
Der folgende Drive der Seahawks führte immerhin bis zur 32 Yd-Line der Steelers, allerdings konnte der NFC-Champ kein Kapital daraus schlagen, denn der FG-Versuch von Josh Brown aus gut 50 Yds segelte links vorbei. Die Steelers hatten nun die Gelegenheit den Sack vorzeitig zu zumachen und das Spiel zu entscheiden. (Wobei die Entscheidung vermeintlich schon gefallen war, schließlich gelang es bisher keinem Team einen 11 Pkt-Rückstand im SB noch wettzumachen). So führte der Drive der Steelers über Läufe von Bettis und Pässe auf Hines Ward bis zur Seahawks 7 Yd Linie - und einem dritten Versuch und 6. Doch Ben Roethlisberger machte den nächsten dicken Schnitzer und warf den folgenden Ball zu flach und Hawks CB Kelly Herndon konnte ihn abfangen - und trug ihn weit in die Steelers Hälfte zurück. (Ob Roethlisberger in der Vorwoche mit Neil O' Donnell trainiert hat 
).
Kelly Herndons Interception-Return war übrigens der längste in der NFL-Geschichte (76 Yds) und dementsprechend auch das Defensive Play of the Day - und drei Spielzüge später hatten die Seahawks die Partie wieder spannend gemacht: Hasselbecks Pass fand einen freien TE Jerramy Stevens in der Endzone - der hielt den Ball auch fest und nach dem verwandelten XP stand es nur noch 14-10 für Pittsburgh.
Die nächsten Drives der Steelers und Seahawks führten zu schnellen Three and Outs - ebenso wie der folgende der Steelers - QB Roethlisberger zeigte sich nun stark verunsichert, und die Coaches callten vermehrt Runs und kurze Pässe. Den nächsten dicken Fehler beging dann PR Peter Warrick beim folgenden Punt von Chris Gardocki - er zeigte zwar einen Fair-Catch an - ließ den Ball aber bis kurz vor die Endzone rollen. Die Hawks mußten nun also an der eigenen 4 Yd Linie ihren nächsten Drive starten, konnten sich aber schnell aus der unangenehmen Situation befreien - und standen zu Beginn des
4. VIERTEL
schon wieder kurz vor der Mittellinie. Einen Pass und drei Runs von Alexander später hieß es dann 1st und 10 an der PIT 19 - und Hasselbeck warf seinen besten Pass des Abends auf TE Jerramy Stevens kurz vor der Endzone - doch nun griffen mal wieder die schwarz-weiß gestreiften Spielverderber ein - und hatten ein vermeintliches Holding von RT Sean Locklear gesehen. Im nächsten Spielzug startete dann Steelers LB Clark Haggans deutlich zu früh und verursachte so einen Sack von Casey Hampton an Hasselbeck - diesesmal jedoch blieb zum Erstaunen sämtlicher neutraler Zuschauer das gelbe Tuch in den Taschen der Schiedsrichter. Was folgte war klar - beim dritten Versuch und 18 warf Hasselbeck prompt einen schlechten Pass, den CB Ike Taylor abfangen und bis zur PIT 29 zurücktragen konnte.
Und wieder wurde es Zeit für einen Call der Marke Ken Whisenhunt: Handoff auf Parker, Reverse auf Randle-El und der schickte im Laufen einen Traumpaß auf den freigelaufenen WR Hines Ward - 43 Yds TD! Extrapunkt verwandelt und die Steelers führten wieder deutlich 21-10! Pittsburgh profitierte übrigens von Rookie S Etric Pruitt der den verletzten Marquand Manuel bereits nach dem ersten Viertel vertreten mußte und Ward ungedeckt quer übers Feld laufen ließ. Ändert nichts am Besten Call des Tages!
Für Seattle war es jetzt an der Zeit die Verzweiflungs-Taktik auszupacken - und die konnte ja eigentlich nur No-Huddle-Offense heißen - Doch bevor sie dazu eine Gelegenheit haben sollten, war das Ei auch schon wieder weg - Hasselbeck hatte es vermeintlich nach einem Fumble verloren und die Steelers wollten schon den Sieg bejubeln. Ehe eine Challenge von Holmgren die auf einen weiteren Fehler aufmerksam machten - Hasselbeck wurde vorher berührt und das Knie war klar am Boden - kein Fumble also. Überhaupt muß man über die Leistung der Schiedsrichter wirklich den Kopf schütteln - sie paßten sich leider nahtlos dem schlechten Niveau der Partie an - zudem wurden alle umstrittenen Calls pro Steelers gegeben! Die Reaktion der Steeler-Nation hätte ich gerne erlebt wenn es genau umgekehrt gewesen wäre; wahrscheinlich hätten Leavy & Co Mühe gehabt das Ford Field unbeschadet zu verlassen... 
Zurück zum Spiel - jeder erwartete nun also eine up-tempo Seahawks Offense, um wenigstens noch eine kleine Chance auf das Comeback zu haben - doch weit gefehlt. Die Hawks ließen viel Zeit verstreichen, und nachdem nur noch sechseinhalb Minuten zu spielen waren und man 4ter und 13 an der eigenen 48Yd Linie hatte entschied man sich überraschenderweise für einen Punt der folgerichtig erneut in der Endzone landete... Den Ball sollten die Hawks übrigens erst nach der Two-Minute-Warning wiedersehen, weswegen die Entscheidung auch zum Schlechtesten Call des Tages ausreicht.
Die Steelers machten nun daß was sie am Besten können - die Uhr laufenlassen! 8 Runs und nur ein Pass (von Randle-El zum First Down gefangen) später stand man nicht nur erneut an der Mittellinie - man hatte den Seahawks alle Auszeiten abgenommen und bereits die Two-Minute-Warning erreicht. Das Gardocki dann den Ball auch mal in die Endzone trat, war dementsprechend halb so schlimm. Die Seahawks mußten nun versuchen so schnell wie möglich zumindest ein FG zu erzielen um dann mit einem Onside-Kick, einem Hail-Mary und einer verwandelten Two-Point-Conversion die Overtime zu erreichen - das klang nicht nur unmöglich, es war es letztendlich auch!
Viel zu spät ging man in die No-Huddle-Offense und so lief die Zeit ab - und nachdem ein vierter Versuch drei Sekunden vor Schluß incomplete zu Boden fiel waren die Pittsburgh Steelers zum fünftenmal Superbowl-Champion. WR Hines Ward wurde zum MVP gewählt, und Jerome Bettis konnte als Superbowl-Sieger seinen Rücktritt bekanntgeben! Glückwunsch!!!
Fazit:
Ein niveau-armer Superbowl mit vielen Fehlern auf beiden Seiten! Bei den Steelers enttäuschte vor allem QB Ben Roethlisberger - das Laufspiel brachte eines der wenigen Highlights dank des Runs von Willie Parker - Bettis war in seinem Superbowl nur ein Nebendarsteller! Hines Ward fing die beiden wichtigsten Bälle (beim 3rd & 28 und dem Pass von Randle El) und Randle El warf den besten Ball der gesamten Partie - Bei TE Heath Miller fielen nur die Pubertätspickel auf der Stirn bei der Spielervorstellung auf - während der Partie ward er nicht gesehen. OC Ken Whisenhunt callte erneut eine glänzende Partie - und es dürfte niemanden überraschen, wenn er am Ende der Woche in Oakland als neuer Raiders-HC vorgestellt werden sollte. Die Steelers Defense war, wie zu erwarten war, solide - Von Großmaul Joey Porter war allerdings kaum was zu sehen.
Die Seahawks begannen gut, mit einer cleveren No-Huddle-Offense um die Steelers D einfach zu halten - allerdings vergaß man diese Taktik für den Rest der Partie komplett - im Nachhinein definitiv ein Fehler. QB Hasselbeck war der bessere der beiden QBs ohne allerdings zu überzeugen - Vor allem in den Situationen bei denen ein QB seine Fähigkeiten zeigen kann enttäuschte er letztendlich. Die Two-Minute-Offense zu Ende der ersten Halbzeit war eine einzige Katastrophe. Shaun Alexander wurde zu selten eingesetzt, dabei hatte man durchaus Erfolg mit dem Laufspiel - WR Darrell Jackson fing gut an, ließ aber nach der umstrittenen Pass-Interference genauso stark nach. Joe Jurivicius zeigte seine guten Hände, aber auch daß er nicht den Speed hat um als Deep Threat zu fungieren - und TE Jerramy Stevens war zu unbeständig.
Die O-Line machte im entscheidenden Moment auch nicht die überragende Figur.. Die Defense hatte die Steelers-O zumeist gut im Griff, allerdings war der Ausfall von S Marquand Manuel eine entscheidende Schwächung - Rookie Etric Pruitt war überfordert. Letztendlich erlaubte man drei Big Plays (Pass von Roethlisberger bei 3rd & 28 - Run von Parker - Pass von Randle El) - das ist in einem Superbowl einfach zu viel!
Die Specialteams der Hawks waren eine einzige Katastrophe - P Tom Rouen hatte einen rabenschwarzen Tag - vier Punts in die Endzone, keinen innerhalb der Zwanzig - das ist nicht NFL-tauglich! PR Peter Warrick machte einen schweren Fehler als er den Ball nicht fing, sondern ihn bis kurz vor die Endzone rollen ließ, und K Josh Brown konnte beide langen FGs nicht verwandeln - zudem kamen Holding-Strafen bei den Returns die bessere Feldposition verhinderten.
Bei den Steelers war wenigstens dieser Bereich ordentlich - K Jeff Reed hatte keine Gelegenheit sich auszuzeichnen, Punter Chris Gardocki war zuverlässig (bis auf den letzten Punt aber da war die Partie eigentlich schon gelaufen) und PR Antwan Randle El sorgte zumindest ansatzweise für Gefahr.
Über die Schiedsrichter hab ich ja bereits meine Meinung geäußert - insgesamt ein schwacher Superbowl und definitiv keiner der dem Attribut XL gerecht wurde!
Passend dazu auch die Form der beiden Kommentatoren der ARD Ralf Scholt und Dirk Frohberg - immerhin war es unfreiwillig komisch was diese beiden Herren während der Partie von sich gaben...
AUSBLICK
ein letzter Blick auf die Saison 2005/06 - die Zukunft der Steelers und die möglichen Herausforderer!
und ... das erste NFL-Jahr auf NASN!
stay tuned... I'm not finished yet... 
).
dankeschön,damit kann ich gut leben...