Ein deutscher Obama?

  • Angeregt durch eine kurze Diskussion unter Kollegen und die Fremdenfeindlichkeitsdebatte im "Hessen"-Thread möchte ich das nächste Fass aufmachen... :xywave:

    Die Frage lautet: Ist ein "deutscher Obama" möglich?

    Wenn wir auf die USA blicken, herrscht in weiten Teilen Deutschlands die Meinung, dass ein afro-amerikanischer Präsident in den USA eigentlich normal sein sollte. Alles andere wäre Rassismus pur.

    Wenden wir den Bick nun einmal auf Deutschland: Würde eine der großen Parteien, SPD und Union - meintwegen auch die FDP - (ich nehme jetzt die Grünen und auch die Linke bewusst einmal aus) einen Deutschen mit Migrationshintergrund als Kanzlerkandidaten nominieren? Und würde bspw. diese Partei mit einem Cem Özdemir oder einem Tarik Al-Wazir (nur um bekannte Namen zu nennen) dann auch gewählt?

    Ist Deutschland so weit wie die USA, über deren gesellschaftlichen Rassismus immer hergezogen wird?

    Daran anschließen müssen sich weitere Fragen: Warum treten in den großen deutschen Parteien so wenige Politiker mit Migationshintergrund in den Vordergrund? Gibt es diese überhaupt in nicht nur marginaler Zahl?

    Wesentlich dabei ist zudem noch das Staatsangehörgkeitsrecht. Deutschland ist einer der wenigen Staaten weltweit, der die Staatsangehörigkeit noch immer am Volk festmacht. Deutscher ist zunächst nur derjenige, in dessen Adern deutsches Blut fließt. Der in Deutschland geborene Nachwuchs türkischer Eltern ist Türke und nicht Deutscher... Dies ist in Staaten wie Frankreich, England oder eben auch den USA anders. Wer dort geboren ist, besitzt die Staatsangehörigkeit - und er darf wählen!

    Deutsche Einwohner mit Migrationswohnerhintergrund dürfen dies selbst in der 3. oder 4. Generation nicht, weil ihnen die Staatsbürgerschaft nicht zuerkannt wird... Damit würde IMO einem Kandidaten Özdemir oder Al-Wazir ein großer Rückhalt in der Bevölkerung fehlen.

    Zudem ist die deutsche (Volks-) Gesellschaft in meinen Augen einfach noch nicht so weit über den eigenen Schatten zu springen und einen Politiker mit einem nicht heimisch klingenden Namen in ein hohes Staatsamt zu wählen... Schlechte Karten, um dem Beispiel Amerikas zu folgen. Oder?

    Wenn ein im Schlaf gedraftretes Team besser ist als alle anderen, wird es Zeit der Realität ins Auge zu blicken...

    Helft dem NFL-Talk

  • Zitat von Oxx

    Deutsche Einwohner mit Migrationswohnerhintergrund dürfen dies selbst in der 3. oder 4. Generation nicht, weil ihnen die Staatsbürgerschaft nicht zuerkannt wird... Damit würde IMO einem Kandidaten Özdemir oder Al-Wazir ein großer Rückhalt in der Bevölkerung fehlen.


    Jemandem, der in 3. oder 4. Generation hier ist würde die Staatsbürgerschaft sicherlich zuerkannt werden, wenn er daran Interesse hätte!

    Zudem ist das in Frankreich auch nicht so einfach, wie Du es darstellst

    Zitat

    In Frankreich wird die Staatsangehörigkeit (nationalité) seit der Einführung des Code civil 1803 auf der Grundlage des ius sanguinis erworben. Seit 1889 wird zudem das ius soli nach dem so genannten „doppeltem ius soli“ (double droit du sol) praktiziert, wonach ein Elternteil bereits im Land geboren sein muss. Der Erwerbstatbestand greift also bei der dritten Generation.[2]

    Zudem sehe ich die Situation in Deutschland und in den USA völlig verschieden. Die Amerikaner haben durch die Sklaverei bereits über 200 Jahre einen "schwarzen" Einfluss auf ihre Gesellschaft, während man hier gerade mal seit 50 Jahren eine verstärkten Ausländeranteil hat.

    Demenstprechend ist man hier nicht annäherend so weit.

    In Frankreich sieht die Situation durch die Kolonialherrschaft noch etwas anders aus. Gäbe es noch deutschsprachige Gebiete in Afrika, würden sich vielleicht hier auch mehr ein "Sonderstatus" ergeben.

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Aber was heißt das nun konkret? Ist der latente "Rassismus" bei uns doch deutlich ausgeprägt? Und warum wünscht man den USA so dringlich einen "schwarzen" Präsidenten, den man im eigenen Land offenbar nicht haben will? Sind das die Lehren aus unserer Vergangenheit? Wir sind gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ... solange es uns nicht "stärker" tangiert?

    Und Buccaneer: Müssen wir jetzt bedauern, dass die deutsche Kolonialgeschichte im Zeitalter des Imperialismus so völlig daneben ging (nun gut, immerhin haben wir Helgoland gekriegt - tut jetzt aber nichts zur Sache)? Wäre unsere Gesellschaft heute liberaler, wenn wir mehr Afrika als den Südwesten besezt hätten? :hinterha:

    Wenn ein im Schlaf gedraftretes Team besser ist als alle anderen, wird es Zeit der Realität ins Auge zu blicken...

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  • trotzdem glaube ich nicht, dass es für deutschland ein problem wäre einen andersfarbigen als kanzler aufzustellen.

    ..auch wenn der prozentuale anteil in der bevölkerung ein wesentlich kleinerer wie in den usa ist.

  • Sorry, die Replik war daneben. Ich habe Dich mit einem anderen Member verwechselt! Verzeih. Daher wurde das Ding umgehend gelöscht!

    Aber: Es geht ja nicht nur ums Aufstellen, sondern auch die Wahlchancen. Die sehe ich in keinem Falle gegeben!

    Wenn ein im Schlaf gedraftretes Team besser ist als alle anderen, wird es Zeit der Realität ins Auge zu blicken...

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  • Ich glaube die Situation in den USA sieht einfach anders aus.
    In Amerika sind die Leute es inzwischen einfach gewöhnt, dass ein Großteil der Bevölkerung anderer ethnologischer Herkunft ist, als man selber.
    Gerade die jungen wachsen doch in einer multi-kulti-Gesellschaft auf.

    Bei einer gerade mal 250 Jahre dauernden Geschichte ist das meines Erachtens auch wenig verwunderlich.

    Da liegen in Europa mit seinen seit hunderten Jahren ausgetragenen Territorial- und Blutansprüchen versehenen Fehden die Verhältnisse doch ganz anders.

    Wohl wenig verwunderlich, dass McCain auch gerade in den Gebieten gewonnen hat, wo diese "Durchmischung" nicht stattfindet.

    Und nein: Deutschland wäre nicht dafür bereit. Hey, wir haben doch schon eine Ostdeutsche zur Kanzlerin gemacht :jeck:

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Zunächst mal möchte ich anmerken, dass ich die Bezeichnung "deutscher Obama" in dem hier gemeinten Zusammenhang etwas daneben finde, denn Hautfarbe und Migrationshintergrund sind nicht die wichtigsten geschweige denn einzigen Eigenschaften, die die Person Obamas ausmachen.

    Zitat von Oxx

    Aber: Es geht ja nicht nur ums Aufstellen, sondern auch die Wahlchancen. Die sehe ich in keinem Falle gegeben!

    Da bin ich exakt gegenteiliger Ansicht: Ich denke, dass die Wahlchancen gar nicht schlecht wären, wenn der betreffende Kandidat a) von einer der großen Parteien aufgestellt würde und b) Persönlichkeit und Inhalte stimmen würden. Hingegen halte ich es derzeit für utopisch, dass ein solcher Kandidat von einer der großen Filzparteien aufgestellt würde. Die sind dafür viel zu konservativ und träge. In den USA hat es ja auch nur wegen des Systems der Vorwahlen geklappt. Würde die Kandidatenfindung innerhalb der Parteien wie bei uns funktionieren, hätte es am Dienstag wahrscheinlich keinen McCain und ganz sicher keinen Obama auf den Wahlzetteln gegeben.

  • Zitat von Oxx

    Und warum wünscht man den USA so dringlich einen "schwarzen" Präsidenten, den man im eigenen Land offenbar nicht haben will? Sind das die Lehren aus unserer Vergangenheit? Wir sind gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ... solange es uns nicht "stärker" tangiert?

    Du liest nicht zufällig pi-news, oder? Ziemlich undifferenziert und aus der Luft gegriffen das alles, weßhalb es mir auch kaum möglich erscheint darauf zu antworten...

    Vielleicht sollte man auch nicht ganz vergessen das in den USA nicht nur Obama gewählt wurde, sondern auch die Demokraten. (Was nicht heißen soll das mit einem Kerry, Gore oder einer Clinton die Wahl nicht auch anders hätte verlaufen können. Trotzdem). Wenn hier die SPD/Grüne mal wieder so weit im Aufwind wären, dass die Grünen einen Kanzlerkandidaten Özdemir oder Al-Wazir aufstellen könnten und er genau so begeisternd wäre wie Obama - wieso nicht. Ich wäre guter Dinge.

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  • Ich weis gar nicht was ihr wollt :paelzer:

    Wir haben (unseren damals ja auch extrem begeistert :partyman: ) gefeierten Tabubruch in der politischen Führung doch auch schon gehabt.

    Eine einst stockkonservative katholisch geprägte West-Partei macht eine protestantische, kinderlose, ostdeutsche FRAU zur Kandidatin bzw. die wird dann auch noch vom Volk (haarscharf) zur Kanzlerin gewählt :rockon:

    Also mehr kann man für Deutschland auf absehbare Zeit ja wohl nicht erwarten :hinterha:

  • Bei Merkel würde mich wirklich interessieren, wie viele Prozentpunkte sie letztendlich aus sexistischen Gründen eingebüßt hat.

  • Zitat von Oxx


    Die Frage lautet: Ist ein "deutscher Obama" möglich?


    kein deutscher, aber ein germanisierter sagen wir mal ... jörg haider
    aber der ist geschichte

    bleibt im moment nur oskar (obwohl das gar nicht mein politisches lager ist), der vom charisma her noch mithalten kann

    alle anderen deutschen politiker kannst du in dieser kategorie vergessen, alles aalglattgeschliffene rückgratlose marionetten

  • Zitat von julius05

    alle anderen deutschen politiker kannst du in dieser kategorie vergessen, alles aalglattgeschliffene rückgratlose marionetten

    Ich würde dich zu gerne auf Erbsengröße schrumpfen sehen bei der Replik, die sagen wir mal... Müntefering für dich ersänne. :jeck:

  • Zitat von Gitsche

    Ich würde dich zu gerne auf Erbsengröße schrumpfen sehen bei der Replik, die sagen wir mal... Müntefering für dich ersänne.


    na der fehlt mir ja gerade noch ...
    münte, der der nicht weiß was er will.
    soll die spd nun nach links oder soll sie dauerhafter mehrheitsbeschaffer der union werden, einer spd, die vor jeder wahl links blinkt und danach rechts abbiegt ...
    arbeitnehmerflügel der CDSU werden sozusagen.

    komm hör auf, das ist ja wohl nicht dein ernst oder ... ;)

  • In Sachsen ist ein Sorbe bereits MP. :mrgreen:

    Ich glaube auch nicht, dass die Deutschen den USA unbedingt einen schwarzen Präsi gewünscht haben. Die wollten bloß keinen Nachfolger aus der Bush-Partei. Wäre McCain Demokrat und Obama Republikaner ( :jeck: ), wäre in D offener Rassismus, gerade bei den Gutmenschen aus der linken Ecke, ausgebrochen. :hinterha:

    Und nein, ich glaube nicht, dass in D ein Kandidat mit Nicht-europäischem Migranten-Hintergrund in den nächsten 100 Jahren eine Chance hätte.

  • Zitat von Gitsche


    Ich würde dich zu gerne auf Erbsengröße schrumpfen sehen bei der Replik, die sagen wir mal... Müntefering für dich ersänne. :jeck:

    :jeck: +1

    Münte würde ihn für diesen Spruch so rund machen, dass er nicht mehr weiß ob er Julius oder Venzke ist. :mrgreen:

  • Die Frage ist aber auch ob Obama. Die Wahl gewonnen hat, weil er schwarz ist oder obwohl er schwarz ist. Oder hat er einfach mehr Charisma als McCain der zudem noch mit dem Bush Erbe zu kämpfen hatte.

    Sind die Amerikaner jetzt weniger emanzipiert als wir, weil sie keine Frau als Präsidentin haben? Waren die Briten mal emanzipiert und sind es jetzt nicht mehr? Fragen über Fragen. :madness

  • Zitat von Gitsche

    Ich würde dich zu gerne auf Erbsengröße schrumpfen sehen bei der Replik, die sagen wir mal... Müntefering für dich ersänne. :jeck:

    Ich persönlich würde Peer Steinbrück bevorzugen. Dem könnte man voraussichtlich vorher auch noch ne Flasche Rotwein und ne Doppelreihe Valium einführen und es wäre trotzdem noch ein verbalisierter chirurgischer Eingriff am offenen julius. :mrgreen:

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Zitat von datajunk

    Ich persönlich würde Peer Steinbrück bevorzugen. Dem könnte man voraussichtlich vorher auch noch ne Flasche Rotwein und ne Doppelreihe Valium einführen und es wäre trotzdem noch ein verbalisierter chirurgischer Eingriff am offenen julius.


    welchen politischen eingriff wollen gerade diese 2 amateurchirurgen denn vornehmen ... ???!

    mir erklären, wie man mit steuerfreistellung von veräußerungsgewinnen finanzhochspekulation eindämmt. mir erklären, wie man mit aus der bilanz genommenen zweckgesellschaften in steueroasen "heuschrecken" und hedge fonds bekämpft. mir erklären, wie man mit immer weiterer aushöhlung des deutschen aktiengesetzes transparenz und kontrolle herstellt ... ???!

    welches denn ... ??!

    alles was diese figuren jetzt so vollmundig als wasser auf linke mühlen in die landschaft plärren und fordern, haben sie selbst vor 5-7 jahren politisch beschlossen !!!

    ich sage ja, die spd blinkt verbal und mit hehren forderungen stets links und biegt danach realpolitisch 90° nach rechts ab ...
    so sieht das mal aus, diese erbsengröße ...

  • Zitat von julius05

    kein deutscher, aber ein germanisierter sagen wir mal ... jörg haider
    aber der ist geschichte

    Jetzt hört der Spaß aber auf - du stellst Jörg Haider auf eine Stufe mit Obama?! Selten einen unpassenderen Vergleich gehört!

  • Dafür würden wir in Deutschland einen Atheisten zum Kanzler wählen. Hätte Obama sich eine Woche vor der Wahl als Atheist geoutet, hätte er keine 50 Wahlmännerstimmen gekriegt.

  • Zitat von Takeshi

    Dafür würden wir in Deutschland einen Atheisten zum Kanzler wählen.

    Was heißt hier würden ? Das haben wir doch schon 2x getan :tongue2: Glücklicherweise ist bei uns aber die Religion nicht so entscheidend wie in den USA :smile2:

  • Zitat von Silversurger

    Jetzt hört der Spaß aber auf - du stellst Jörg Haider auf eine Stufe mit Obama?! Selten einen unpassenderen Vergleich gehört!


    und was ist daran so unpassend ... ??!

    für mich neben oskar der charismatischte poliker im deutschsprachigen raum.
    solche typen sterben halt aus und nicht jeder hat das zeug zu einem franz-josef strauß, schon seit 20 jahren nicht mehr ... außer oskar halt

  • Zitat von Silversurger

    Jetzt hört der Spaß aber auf - du stellst Jörg Haider auf eine Stufe mit Obama?! Selten einen unpassenderen Vergleich gehört!


    Wenn du mal ein wenig querliest, könntest du feststellen dass Venzke den Namen Haider mittlerweile in jedem zweiten Betrag fallen lässt.

    :madness