Zunächst will ich mal allen bisherigen Preview-Schreibern – Bears (His Bearness), Chiefs (Earl Piggot) und Bengals (Buck) muss ich noch durchlesen – meine Hochachtung aussprechen. Was da an Arbeit und Engagement reingesteckt wurde, ist aller Ehren wert. Ich glaube, keine Fachzeitschrift kann so umfassend und ausführlich über die Teams berichten, wie die Verfasser der Previews dies getan haben. Ich hoffe mal, mein erster Versuch eines Previews für ein NFL-Team ist ähnlich informativ.
[size=+2] Minnesota Vikings 2005 – Part I [/size]
Gibt es ein Leben nach Moss?…Der Trade von WR Randy Moss nach Oakland war in der Off-Season natürlich das beherrschende Team bei den Fans der Vikings. Die Kommentare variieren zu diesem Thema. Außer Frage stehen natürlich die sportlichen Qualitäten von Moss. Die Vikings haben mit ihm einen der Top-Receiver der NFL verloren, seine Statistikzahlen sprechen eine deutliche Sprache. Sein big-play-Potenzial ist unbestritten. Mit ihm ist allerdings auch ein äußerst schwieriger Charakter ausgeschieden. Seine Eskapaden haben dem Team nur wenig geholfen und seine dominante Präsenz in der Kabine ist nicht immer als förderlich empfunden worden. Coach Mike Tice hat seine Ansicht der Dinge: „Wir sind mental ein stärkeres Team geworden und dadurch auch insgesamt eine bessere Mannschaft.“ Ich persönlich wünsche Moss in Oakland viel Erfolg (leider ist er jetzt direkter Gegner meines zweiten NFL-Teams, den Kansas City Chiefs). Moss hat in den sieben Jahren in Minnesota den Vikings-Fans zu viel Freude und positive Szenen verschafft, um jetzt Häme und Ignoranz über ihn auszuschütten.
Die Vikings mit neuem Front Office...Bei vielen Fans hat der Wechsel von Red McCombs zur Familie Wilf für Aufatmen gesorgt. McCombs galt als knickrig und wenig spendabel. Die Fans und Medien warfen ihm vor in den Off-Seasons manch guten Spieler-Deal finanziellen Überlegungen gegenüber geopfert zu haben. Trotzdem waren die sieben Jahre seiner Regentschaft alles andere als ein Misserfolg. Zwei Titel in der NFC Central, vier Play Off-Spielzeiten und zwei Championship Games lassen sich als sportliche Ausbeute schon sehen. Finanziell befinden sich die Vikings in einer formidablen Situation. Salary cap Probleme sind ein Fremdwort und im cap space gehören die Vikings zu den Klassebesten. Die Zukunft wird zeigen, wie der neue Chairman Zygi Wilf die Situation managen wird. Nehmen wir mal eine seiner Aussagen als Fokus für die kommenden Jahre an: „Wir sehen durchaus die Parallelen zwischen einer harmonierenden Familie und dem Betreiben eines Footballteams!“ Wie auch immer, ein alter Fußball-Spruch hat hier wohl immer noch Vorrang: „Wichtich´ is´ auf´ m Platz!“
Die Vikings und der Free Agent Market/Neuverpflichtungen...Die größte Problemzone der Vikings wurde endlich mal richtig bedient – die Defense. Fünf neue Leute, die man alle, verletzungsfrei bleibend, als Stammspieler erwarten kann, wurden geholt. Hie die Liste mit den wichtigsten Namen:
WR Travis Taylor (Baltimore Ravens)
QB Brad Johnson (Tampa Bay Buccaneers)
DT Pat Williams (Buffalo Bills)
LB Sam Cowart (N.Y.Jets)
LB Napoleon Harris (Oakland Raiders)
S Darren Sharper (Green Bay Packers)
CB Fred Smoot (Washington Redskins)
K Paul Edinger (Chicago)
Der verständliche Wunsch vieler Fans auf der WR-Position für Moss einen adäquaten Ersatz zu bekommen wurde nicht erfüllt. Zum einen ist Moss nicht zu ersetzen, zum anderen stand die Verbesserung der Defense im Mittelpunkt. Aber auch diese Verpflichtungen blieben nicht ohne Kritik. LB Sam Cowart ist nicht mehr der jüngste und verletzungsanfällig, ähnliches gilt für Safety Darren Sharper und LB Napoleon Harris zeigte in Oakland zu selten, dass er einen Erstrunden-Pick wert war. Kicker Paul Edinger hatte in Chicago zwei miserable Jahre. Erfahrung (Cowart und Sharper) und Talent (Harris und Edinger) sind zumindest vorhanden. Wenig kann man gegen die Verpflichtungen von DT Pat Williams, CB Fred Smoot und QB Brad Johnson einwenden. Williams, zwar auch schon 32, gibt einen soliden Nose Tackle ab, der nach Minnesota zurückgekehrte Brad Johnson ersetzt den abgewanderten Gus Frerotte als Backup für Culpepper gleichwertig und über die Fähigkeiten von Smoot gibt es keinen Zweifel. Man hat sich also bemüht und die Saison wird zeigen, wie gut diese Bemühungen waren.
Die Vikings und der Draft 2005...Auch hier lag die Betonung leicht auf der Defense:
1.Runde WR Troy Williamson (South Carolina)
1.Runde DE Erasmus James (Wisconsin)
2.Runde OL Marcus Johnson (Mississippi)
3.Runde S Dustin Fox (Ohio State)
4.Runde RB Ciatrick Fason (Florida)
6.Runde DT C.J. Mosley (Missouri)
7.Runde DB Adrian Ward (Texas El Paso)
Viermal Defense, dreimal Offense – die Gewichtung geht in Ordnung. Von Williamson und James erhofft man sich vielleicht schon in ihrem ersten Jahr ein wenig Wirkung. Williamson hat deep threat Potenzial und kann auch als Kick-Returner eingesetzt werden, James hat die Qualitäten Darrion Scott auf der End-Positionen herauszufordern. Als besonders weitsichtig (oder glücklich) hat sich die Verpflichtung von RB Ciatrick Fason herausgestellt. Onterrio Smith´s Sperre ließ die Vikings auf dieser Position etwas dünn erscheinen. S Dustin Fox wird über den harten Weg der Special Teams seinen Eingang ins Team suchen müssen.
Die Vikings und ihre Abgänge...In einer logischen Konsequenz, die sich aus den Neuverpflichtungen ergibt, haben die Abgänge an Defense-Spielern ein leichtes Übergewicht. Hier die wichtigsten Namen:
WR Randy Moss (Oakland Raiders)
QB Gus Frerotte (Miami Dolphins)
C Billy Conaty (ohne Team)
OL Adam Haayer (Arizona Cardinals)
K Morten Andersen (ohne Team)
DT Chris Hovan (Tampa Bay Buccaneers)
DE Kenny Mixon (ohne Team)
LB Chris Claiborne (St.Louis Rams)
S Brian Russell (Cleveland Browns)
CB Terrance Shaw (ohne Team)
Die Vikings und ihr Coaching Staff…Headcoach Mike Tice (46) geht in sein viertes Jahr in Minnesota. Seine Position ist alles andere als unumstritten. Viele halten ihm so manche fragwürdige Entscheidung in den letzten Jahren vor. Nüchtern betrachtet hat Tice die Vikings Jahr für Jahr ein Stück weiter gebracht. Trotzdem sind viele der Meinung, Tice hätte aus dem vorhandenen Potenzial des Teams nicht das Optimale herausgeholt. Um seinen Vertrag verlängern zu können, ist eine Play Off Teilnahme wohl Pflicht.
Zur Seite stehen ihm der neue Offense-Coordinator Steve Loney (53), der den nach Miami abgewanderten Scott Linehan ersetzen soll. Linehan´s Weggang wird von vielen Fans bedauert. Loney trainierte in den letzten drei Jahren die Vikings O-Line.
„Wir sind ein sehr gutes Team in der Offense, um eine Chance auf den Titel zu haben, müssen wir in der Defense unter den Top 10 Teams landen!“ Mike Tice gab diese Parole vor der kommenden Saison aus und setzte damit seinen Defense-Coordinator Ted Cottrell (58) (zweite Saison in Minnesota) unter nicht geringen Druck. Cottrell hat sich eigentlich in über 20 Jahren NFL einen guten Namen gemacht, mit einem Arsenal an neu verpflichteten Spielern hat er nun die Basis die arg gebeutelte Vikings-Defense auf das von Tice ausgegebene Niveau zu heben.
Weitere Assistant Coaches:
Rich Olson – Quarterbacks
Dean Dalton – Running Backs
Wes Chandler – Receiver
John Tice – Tight Ends
Brian Baker – Defensive Line
Pete Bercich – Linebackers
Chuck Knox Jr. – Defensive Backfield
Jim Panagos – Assistant Defensive Line/Special Teams
Rusty Tillman – Special Teams