Guten Morgen
Als Preview-Schreiber der Steelers kam ich aus Zeitgründen letzte Woche nicht zum Preview gegen die Bengals, dies soll heute gegen die Colts aber nachgeholt und erfüllt werden.
AFC Halbfinale Steelers @ Colts
Die Ausgangssituation :
Die Colts sind gut erholt, nachdem sie letzte Woche ihre Bye-Week hatten, und in den letzten beiden Wochen der Regular-Season schon gemütlich auf Sparflamme spielten. Die meisten Stars wurden geschont, und Jim Sorgi sammelte fleissig Erfahrung als QB. Dementsprechend erholt ist das Team rund um Coach Dungy, und auch der Injury-Report verspricht keinerlei negatives. Gegen Saisonende plagten sich einige Spieler, unter anderen Star-WR Marvin Harrison mit kleineren und mittleren Verletzungen, doch das scheint durch die Pause ausgestanden zu sein. Es spricht also vor heimischem Publikum nichts gegen eine High-Power-Offense, denn ein "einrosten" dürften Dungy & Manning sicherlich trotzdem verhindert haben.
Die Steelers haben bereits seit Anfang Dezember Playoffs, nachdem sie drei Spiele in Folge gegen die Ravens, Colts und Bengals verloren. Seit dem Moment war klar, das sie alle Spiele gewinnen müssen, um weiterhin im Rennen zu bleiben. Sie taten dies gegen die starken Bears und Vikings, sowie gegen die schwachen Browns und Lions. Ein Sieg gegen die Bengals im Wild-Card-Game sicherte ihnen den zweiten Trip zu den Colts dieses Jahr. Das Team ist auf den Starter-Positionen gesund, spielt erstaunlich erfolgreich in der Offense, was sich in Rekord-Punktzahlen wiederspiegelt (später mehr dazu), und die Hoffnung auf einen Sieg in Indianapolist ist da.
Favorit dürften derzeit klar die Colts sein. Das beste Team der Regular Season, Heimvorteil, gesunde Spieler, und die Art und Weise, wie sie die Steelers im Regular Season - Game in Schach hielten lassen derzeit nur einen Favoriten zu, und das sind die Colts. Trotzdem werden den Steelers sicherlich Chancen zugestanden, mehr dazu gleich.
Rückblick Regular Season :
Am 28. November traten die Steelers in Indianapolis an, und nach circa 30 Sekunden war die Luft aus den Segeln genommen. Peyton Manning fror mit einem simplen Playaction die Secondary, speziell CB Taylor ein, und MVP/Star/Probowl/Allpro-WR Marvin Harrison war 10 Yards frei und lief 80 Yards zum TD. Die Steelers kämpften sich danach wieder heran, doch einige schlechte Plays vor der Halbzeit drehten ein potentielles Unentschieden in einen 7:16-Rückstand. Trotzdem hofften alle Steelers-Fans auf eine gute zweite Hälfte, doch ein, in meinen Augen, überflüssiger Onside-Kick-Versuch, gab den Colts den Ball, "and they never looked back". Die Partie ging verdient mit 26:7 an die Colts.
Wenn die Colts den Ball haben ... :
... weiss man eigentlich bis zum Snap nie, was passiert. Sie spielen die gesamte Saison schon die No-Huddle-Offense, um die Defense so gut es geht in ein Schema zu pressen, und unter Druck zu setzen. Meister Manning dirigiert perfekt, und er hat unzählige Waffen um sich herum geschart. Sehr auffällig war im Spiel gegen die Steelers, das er fast durchgehend auf die Anzahl der Defender "in der Box" reagierte. 6-7 Defender in er Box bedeutete audible auf einen Run, und waren es ihm zuviele, ging es in ein Pass-Play. Die Steelers spielten in der Partie fast durchgehend mir ihrer fraglichen Third-Down-Pass-Verteidigung, so das Edgerrin James der erste Running Back seit 20 (?) Spielen war, der die 100 Yard-Marke locker überschreiten konnte.
Den Steelers steht hier die schwere Aufgabe bevor, alle (!) Waffen auszuschalten, was bisher kaum gelang. Ein wichtiger Punkte sollte sein, die Defense besser zu maskieren, und so die Reads von Manning vor dem Snap zu erschweren. Im Reg-Season-Game war Polamalu interessanterweise nicht der grosse "Freelancer" und tauchte nur selten in der Box auf, da er Absicherung für die Defensive Back spielte. Dann kam prompt ein Audible, und die Defense war ausgehebelt.
Wenn die Steelers den Ball haben ... :
... laufen sie. Willie Parker sollte viele Steelers-Fans davon überzeugt haben, das nicht nur Runs von 3, 4, 3, 5 und 2 Yards Erfolg haben, sondern auch ein Laufangriff mit 1, 8, -1, 15, 7 und 43 Yards sexy sein kann. "Big Ben" Röthlisberger spielt in der Offense immer noch eher den "Verwalter" (um endgültig das Un-Wort der Saison 2005 dieses Boardes zu krönen ), macht dies aber in überzeugender Manier. 70% completion-rate, 3 Touchdowns und keine Fehler waren die Bilanz im Spiel gegen die Bengals. Mit diesen Zahlen gewinnt man Spiele. Im Season-Game in Indianapolis kam Big Ben nach 3 wöchiger Verletzungspause zurück, und man merkte ihm etwas den Rost an. Das sollte nun ausgestanden sein. Wichtig für den Erfolg ist immer noch das Playcalling von OC Whisenhunt. In den letzten vier Wochen zeigte er überraschende Wendungen weg vom pur-konservativem Run-Run-Run, und hatte viel Erfolg. 107 Punkte aus den letzten 3 Partien sind die vierthöchste Ausbeute innerhalb von drei Spielen in der Steelers-Geschichte. Eine andere Statistik : In den letzten 6 Spielen erzielten die Steelers im Schnitt 29,5 Punkte, die Colts hingegen nur 22,3. Natürlich wird das durch 3 Spiele mit vielen Backups der Colts etwas verzerrt, aber trotzdem sicherlich eine interessante Tendenz.
Keys to success :
Indianapolis Colts :
- Die Schwäche der Steelers bei Third-Downs nutzen. Immer noch ist die spezielle Third-Down-Defense der Steelers ziemlich fraglich. Auch beim Spiel in Cincinnati wurde sie mehrere Male ausgehebelt, wobei DC LeBeau in der zweiten Halbzeit von der gewohnte 4-1-6 auf eine andere, mir nicht ganz zu entziffernde Aufstellung wechselte. Sollten die Steelers blitzen, sind die kurzen Routen offen. Sollten sie in Coverage gehen, hat Manning durch die gute O-Line Zeit, offene WR zu finden
- Variabel im Run. Die Steelers-Defense ist excellent darin, "straight runner" zu stoppen. Die ganze Defense schwärmt zum Ballcarrier, ist aber sehr anfällig gegen über Cutbacks-Runs auf die freie Seite, die James auszeichnen. Ebenso zeigt die Run-Defense arge Schwächen gegen über Draw-Plays, etwas was Manning und James hervorragend beherrschen und extrem oft nutzen.
- Aggressivität mit der D-Line. Unfassbar, wieviel Druck die 4 D-Liner rund um Freeney ausübten, faktisch ohne Hilfe der Linebacker, die gemütlich den Pass verteidigten. Die Steelers spielen dieses Mal wieder mit LT Marvel Smith, von daher wird der Druck vielleicht etwas weniger werden.
- Touchdown-Pässe auf Hines Ward stoppen. Wird Ron Meeks der erste Defensive Coordinator, der merkt, das die Steelers immer den gleichen TD-Pass aus 5-10 Yards auf Ward werfen ? Ward im Slot, Lookoff von Ben auf die andere Seite, Ward mit einem Inside-Up (Schritt nach vorne, nach innen, und hoch), Bullet, Touchdown. 5 oder 6 Touchdowns fielen nach diesem Muster. Hey, das muss doch langsam mal einer merken, oder ?
Keys to success :
Pittsburgh Steelers :
- Improvement ! Die Hoffnung, die die Steelers-Fan haben ist, das das Team kaum so schlecht und unter ihren Möglichkeiten spielen kann wie im Regular-Season-Game. Man spielt zwar nur so gut, wie es der Gegner zulässt, aber ohne den Starting Left Tackle gegen Dwight Freeney, mit einem "rostigen" BigBen, mit Fehlern in den Special Teams, und ohne Durchschlagskraft mit dem Running Game war nicht viel zu holen. Der agilste WR der Steelers, Antwaan Randle El, der sich auf dem Dome-Turf mehr als wohl fühlen dürfte, war kein Faktor im Gameplan. Während die Colts zwar nicht am Limit (12 Penalties), aber sicherlich 100%tig "gut" spielten, war dies bei den Steelers einfach nicht der Fall. "Room for improvement", nennt man dies.
- Gewöhnung an den Dome. Das erste Spiel in Indianapolis war ein Penalty-Desaster. 7 oder 8 Frühstarts im erst dritten Dome-Spiel seit 6-7 Jahren killten zu viele Drives. In der Partie in Minnesota wurde mit einem Silent-Snap gearbeitet, besser, aber noch nicht ideal. Nun die dritte Chance, gegen den Lärm im Colts-Dome anzukämpfen.
- "Be in the driver seat". Die Steelers können es sich nicht erlauben, einem Rückstand hinterher zu laufen. Dann greifen viele ihrer Waffen nicht, wie die Runs von Parker, wie die darauf aufbauenden Playactions auf Ward/Wilson, und die darauf aufbauenden Trickspielzüge über RandleEl/BigBen. Sie zeigten war einen recht beeindruckenden Comeback-Sieg gegen die Bengals, doch die Colts sollten ein anderes Kaliber sein. Die Bilanz von Cowher mit einer 10-Punkte-Führung ist 101-1-1, auch wenn die Colts sicherlich die Waffen haben, das ganz schnell zu ändern.
- Special-Team-Bigplay. "Nur" mit solider Offense und "bitte keine Bigplays"-Defense werden die Steelers nicht gewinnen können. Ein langer Return von Randle El, eine gute Feldposition durch gute Coverage, eventuell ein Turnover durch Aggressivität ... irgendetwas davon muss her. Leider fällt mit WR Morgan (Wadenbein, IR) der beste KO-Returner aus, und mit OLB Harrison (Knöchel, doubtful) fehlt einer der besten Special Teamer, was Coverage und Tackling angeht.
Prognose :
Die Colts haben die Favoriten-Rolle (+9 bei den Buchmachern), da ist nicht viel dran zu rütteln. Solange sie keine unterdurchschnittliche Leistung abliefern, sollte für Pittsburgh schwerlich etwas zu holen sein, da die Stärken der Colts einfach zu gut auf die Schwächen der Steelers passen, speziell in der Offense. Coach Cowher der Steelers spricht von einem benötigten "Supreme Effort", wobei ich auch auf ein "Supreme Coaching" hoffe, und noch etwas skeptisch bin.
Und jetzt der Blick in die unfehlbare Hellseher-Kugel von Schreiberling MaG (bitte nicht ganz ernst nehmen) :
- Die Steelers werden zum ersten Mal in der Saison einen Reverse-Kickoff zeigen
- Hines Ward wird einen langen Lauf mit einem Endaround erzielen.
- Peyton Manning wird beim Scrambeln gegen seinen eigenen Center rennen und zu Boden gehen. Daraufhin senden Jo Brauner als Richter und Inkognito als Anwalt die neue Hit-Serie "Das NFL-Gericht" und erklären Cornerback Townsend für schuldig, Peyton Manning dadurch verletzt zuhaben, in dem er vor dem Spiel klar sichtbar den Center der Colts, Jeff Saturday böse anguckte. Zeugen hörten noch den Spruch "Deine Mami kann nich kochen", doch hierfür gibt es keine Beweise.
- Ich lege mich fest : Sollte CB Ike Taylor endlich eine Interception fangen, gewinnen die Steelers !
Vielen Dank fürs Lesen, viel Spass am Wochenende bei der Partie, und vielen Dank für die Aufmerksamkeit !!