New York Giants 2007 Season Preview
Executive Summary
Die Giants sind ein Team im Umbruch. Sie werden eine mittelmäßige Saison mit 8 Siegen abschließen. Danach wird HC Coughlin gefeuert. Kommen Sie in zwei Jahren wieder.
Dow: 13,181.91 Nasdaq: 2,511.25 Gold: $673.02/oz. Kokain: $987.37/oz.
Rückblick auf die letzte Saison
Man durfte 2006 für Big Blue hohe Erwartungen haben. Eine solide Offense mit einem überragenden TB Tiki Barber würde sich mit einem gereiften QB Eli Manning noch weiter verbessern. Der ohnehin schon dominante Passrush der Defense war durch Zugang LB LaVar Arrington und Draftpick DE Mathias Kiwanuka noch weiter aufgepimpt worden. Diesem alles niederwalzenden Passrush konnte man zutrauen, einige bekannte Schwächen in der Passverteidigung auszugleichen. Viele Veteran-Players auf den wichtigsten Positionen waren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Die Konkurrenz in der TO-verseuchten NFC East war ohnehin nicht in Bestform. Das Zeitfenster schien weit offen für einen ernsthaften Lauf der Giants.
Zur Mitte der Saison sah es auch so aus, als liefe alles nach Plan. Man war nach dem schwierigeren Teil des Spielplans 6:2 und hatte zwei Wins Vorsprung in der Division. Big Blue war auf jedermanns Short List für das NFC Championship. Dann kam der Einbruch. Innerhalb von zwei Spieltagen verletzten sich 10 Top-Spieler, die Defense konnte keine 3rd Downs mehr stoppen, QB Manning sah wieder aus wie ein Rookie, das Schuldzuweisungs-Spiel begann. Die Giants beendeten die Saison 8:8. Wundersamerweise reichte das noch für die Playoffs, wo das Teams dann sang- und klanglos unterging. HC Tom Coughlin fand sich unter massivem Beschuss.
Front Office
Umbrüche wohin man nur sieht in diesem Giants-Team. Vor zwei Jahren erst hatte sich beim Team-Ownership der Generationswechsel durch multiples spontanes Ableben vollzogen. Nach der Saison 2006 beendete nun der langjährige GM Ernie Accorsi plangemäß seine Tätigkeit. Er kann auf eine etwas durchwachsene Bilanz zurückblicken, allerdings mit deutlich ansteigender Tendenz in den letzten Jahren. Seine Picks waren manchmal unkonventionell und wurden oft von den Experten am Drafttag belächelt, aber mittelfristig konnten einige dieser 'Reaches' durchaus positiv überraschen. Die Krönung seiner Ära mit der Rekrutierung Eli Mannings als Franchise Quarterback hat bisher nicht wie geplant funktioniert. Allerdings sollte man diese Frage vorerst noch als offen betrachten.
Die Nachfolge wurde hausintern geregelt; der neue General Manager Jerry Reese hat jahrelang mit seinem Vorgänger Accorsi zusammengearbeitet und hatte in den letzten Jahren schon maßgeblichen Input bei den Personalentscheidungen. Insofern ist eine gewisse Kontinuität in der grundlegenden Herangehensweise zu erwarten. Co-Owner Chris Mara hat Reese seine verstärkte Unterstützung, wieviel die auch immer wert sein mag, zugesagt.
Die ersten Schritte des neuen GM darf man als konservativ und vorsichtig bezeichnen. Es gab in dieser Offseason keinen einzigen spektakulären Neuzugang über die Free Agency. Der Schwerpunkt war eher die Konsolidierung der Salary Cap-Position durch den Abbau schlechter Verträge. Von der Papierform her steht den Abgängen von Leistungsträgern wie TB Tiki Barber, OT Luke Petitgout und LB LaVar Arrington kein gleichwertiger Ersatz gegenüber.
Reeses Mut zum spektakulär Unspektakulären zeigt sich am Besten an seiner Lösung für zwei Schlüsselprobleme: die Positionen Left Tackle und Strongside Linebacker sollen durch teaminterne Positionsrochaden konsolidiert werden. Der als Guard bisher solide David Diehl soll in Zukunft die blinde Seite seines Quarterbacks beschützen (macht euch auf viele grässliche Wortspiele gefasst). Und der letztjährige Erstrundenpick Kiwanuka soll von der opulent besetzten Position Defensive End (unter der Annahme, dass DE Michael Strahan das Team noch für ein Jahr mit seiner Anwesenheit beglückt) auf Linebacker umschulen. Beide Versuche sind nicht ohne sportliches Risiko für die kommende Saison, aber sie sind jedenfalls capfreundlich. Wenn sie funktionieren, ist das brillantes GM'ing. Wenn nicht, hat man zumindest auf lange Sicht keinen Fehler gemacht.
GM Reese arbeitet völlig zurecht mit einem längerfristigen Zeithorizont. Für die unmittelbare Zukunft ist das Zeitfenster geschlossen, die Personalpolitik der Giants ist praktisch im Rebuilding-Modus, auch wenn das offiziell niemand so sagt. Der unterliegende Widerspruch der Giants-Saison 2007 besteht darin, dass Headcoach Tom Coughlin unter einem ganz anderen Zeithorizont operiert. Er müsste dieses Jahr gewinnen, um seinen Job zu behalten. Das Verhältnis von Tom und Jerry ist also nicht ganz frei von Interessengegensätzen.
Nennenswerte Zu- und Abgänge
Cuts
OT Luke Petitgout
LB Carlos Emmons
LB LaVar Arrington
Retirements
RB Tiki Barber
Free Agency Abgänge
CB Frank Walker (Packers)
PK Jay Feeley (Dolphins)
TE Shiancoe (Vikings)
WR Tim Carter (Browns)
Free Agency Zugänge
LB Kawika Mitchell (Chiefs) -> Contender/Starter
RB Reuben Droughns (Browns) -> Thunder
DT Marcus Bell (Lions) -> Backup
S Michael Stone (Texans) -> Backup
QB Anthony Wright (Bengals) -> Backup
PK Lawrence Tynes (Chiefs) -> Contender
PK Josh Huston (UFA) -> Contender
2007 Draft Picks
Runde OVR Spieler
1 20 CB Aaron Ross (offensichtlicher Need-Pick) -> Contender
2 51 WR Steve Smith (nachvollziehbar und 'Value') -> Contender
3 81 DT Jay Alford (Need) -> Backup
4 116 LB Zak DeOssie (Need) -> Backup/Special Teams
5 153 TE Kevin Boss
6 189 LT Adam Koets
7 224 S Michael Johnson
7 250 HB Ahmad Bradshaw
Coaches
Tom Coughlin ist nun in seiner vierten Saison Headcoach der Giants. In den beiden letzten Jahren hat das Team die Playoffs erreicht, sein Regular Season Record mit dem Team ist 25:23, in der Postseason sind die Giants unter ihm 0:2. Nach dem dramatischen Leistungseinbruch letzte Saison gab es massive Kritik an ihm und seiner Personalpolitik. Dennoch verlängerten die Giants in alter Tradition seinen Vertrag um zu verhindern, dass er im letzten Jahr der Laufzeit seines Vertrags zu einem 'Lame Duck'- Coach wird.
Ob das eine gute Entscheidung war, darf bezweifelt werden. Es könnte auch die erste strategische Fehlentscheidung des neuen Owner-Duos Mara / Tisch jr. sein. Coughlins autoritärer Ansatz macht ihn bei den Spielern nicht sonderlich populär. Man fürchtet ihn mehr als dass man ihn liebt. Die Wirkung dieser Tough-Guy-Haltung verbraucht sich mit der Zeit, und wenn der Erfolg ausbleibt, ist es auch schnell um den Respekt der Spieler für den Coach geschehen. Um so mehr, wenn der Coach die Gewohnheit hat, wie Rumpelstilzchen an der Sideline auf- und abzuhüpfen. Das steht in eigenartig komischem Kontrast zu der Aura der Autorität, die er projizieren möchte. Es steht zu befürchten, dass die Treueschwüre zu Beginn der neuen Saison nicht lange vorhalten werden, und dass die Headcoach-Debatte unter den Spielern (und in den New Yorker Medien sowieso) nach den ersten Niederlagen wieder in alter Frische einsetzt. Dann hätten die Giants wohl ein Jahr im Umbauprozess verschwendet.
Coughlins Problem sehe ich nicht bei seinem Football-Sachverstand. Den hat er, und seine Analyse der Schwachpunkte des Fassel-Teams, das er vor einigen Jahren übernommen hat, war präzise und richtig. Coughlins Problem ist einerseits die Menschenführung. Seine Spieler fürchten ihn, aber respektieren ihn nicht. Das war bei einem anderen 'harten' Coach wie Parcells zu seiner besten Zeit anders. Das zweite Problem ist die Auswahl seiner Coaches und Koordinatoren. Das sind alles seine Buam, denen er seit langer Zeit unbeirrt vom mäßigen Erfolg die Treue hält.
Neuer Offensive Coordinator ist der ehemalige QB-Coach Kevin Gilbride. Auch er ist einer von Coughlins Jungs und rückte auf, nachdem sein Vorgänger Hufnagel gefeuert worden war. Inwieweit es eine gute Entscheidung ist, den Coach zu befördern, der QB Mannings Stagnation zumindest mitzuverantworten hat, bleibt abzuwarten. Immerhin ist zu erwarten, dass dadurch die Playbooks der Offense stärker auf Elis Fähigkeiten zugeschnitten werden.
Der Defensive Coordinator des Vorjahres Johnnie Lynn wurde wegen Misserfolgs gefeuert. Seine softe Read-and-React-Defense hatte dazu geführt, dass viel gelesen und wenig reagiert wurde, und dass die Drives des Gegners oft nicht durch die Giants-Defense, sondern durch die Endzone gestoppt wurden.
Nachfolger ist der ehemalige Eagles-LB-Coach Steve Spagnuolo, der hoffentlich das Playbook mitgebracht hat. Er ist auch das Element der Perestroika, das die Giants-Owners vermutlich gegen Coughlins Willen durchgesetzt haben. Ersten Eindrücken zufolge befürwortet Spag eine aggressivere, man-coverage-orientierte Spielweise, die beim Personal gut ankommt. Ob die Giants speziell im Backfield dafür die richtigen Spieler haben, wird sich herausstellen.