Es ist wieder Juli und die Radsport- und/oder Dopingbegeisterten wissen was ansteht. Die 96. Ausgabe der Tour de France. Dieses Jahr mit einer relativ ungewöhnlichen Strecke die von einigen schon als schlecht abgestempelt wurde, von der ich mir aber recht viel erwarte. Oft gab es schon spektakuläre Routen die am Ende zu langweiligen Rennen geführt haben. Der alte Spruch mit dem Rennfahrern die das Rennen machen wird sich hoffentlich bewahrheiten.
Gestartet wird dieses Jahr in Monaco und auf Teilen der Formel 1 Strecke könnte dieser 15 km lange Prolog/EZF einer der besseren der letzten Jahre werden. Spannend wird auch der Kampf um das Bergtrikot. Welcher Fahrer knüppelt die ersten 7,5 km hoch um sich mit den roten Pünktchen schmücken zu dürfen? Für ein Coup a la Wüst ist der Anstieg diesmal zu lang.
Die nächsten zwei Etappen dürften in der alten Ausreißer-Sprint-Kombi verlaufen. Wenn alles normal läuft dürfte ein Cavendish hier kaum zu schlagen sein.
Danach wird es allerdings direkt spannend. Ich bin zwar kein großer Fan des Mannschaftszeitfahren, aber die Länge von 38 km ist noch erträglich und wird hoffentlich keine Vorentscheidung gegen Fahrer mit schwächeren Teams sein. Wunderbar anzuschauen ist der Formationsflug allerdings schon. Pech für Greipel und Burghardt. Das MZF dürfte dafür gesorgt haben das die beiden trotz erstklassiger Leistungen nicht für die Tour nominiert wurden.
Danach folgt erneut eine Sprinteretappe und der Abstecher nach Barcelona. Dort könnte es ein interessantes Finale geben. Die letzten km sind anspruchsvoll:
Darauf folgend kommen drei mehr oder weniger sinnvoll angelegten Bergetappen. Hier wurde die Kritik am lautesten. Die 7. Etappe ist zugleich die erste von nur drei Bergankünften und wird Ulle-Fans in Erinnerung schwelgen lassen. Es gilt abzuwarten ob schon jemand voll attackiert um auf den letzten 10 km die Konkurrenz zu distanzieren oder ob nur kurz angetestet wird, die nächsten offensichtlichen Chancen große Zeitabstände rauszuholen kommen dann eigentlich erst wieder in den Alpen.
Die nächste Etappe nach Saint-Girons eröffnet vermutlich kaum Chancen. Vielleicht haben wir Glück und wir sehen eine spektakuläre Etappe mit einer Ausreißergruppe. Der Col d'Agnes ist zu weit entfernt vom Ziel. Auf dieser und der nächsten Etappe kann man aber natürlich bei einer Schwäche am Berg auch die Tour verlieren, wenn die anderen Mannschaften gegen einen arbeiten.
Diese Etappenplanung macht mich allerdings auch rasend. Einen der schönsten und spannendsten Berge die Le Tour zu bieten hat einfach in die Mitte der Etappe geballert. Wenn Astana/Saxo/Columbia nicht plötzlich beschließen dort alles kaputt zu fahren dürfte dies ein ziemlicher Reinfall werden.
Die nächsten drei Etappen folgen erst nach einem Ruhetag was darauf hindeuten könnte das die Sprinter-Teams "gut" erholt keine Ausreißergruppe gehen lassen sondern Columbia und co versuchen werden ihren Sprinter weitere Chancen zu geben. Zudem ist keines der Profile sonderlich anspruchsvoll. Glatt vergessen: Die Etappe nach dem Ruhetag ist Nationalfeiertag, also dürfte das wieder was für die französischen Rampensäue werden.
Die 13. Etappe führt das Feld in die Vogesen. Eine relativ interessante Mittelgebirgsetappe mit dem Col du Platzerwasel. Ich denke hier wird eine Spitzengruppe den Sieg unter sich ausmachen, ob dahinter jemand im Kampf um das Gesamtklassement einen Angriff unternimmt wird sich zeigen.
Die 14. Etappe ist wieder Flach und führt die Fahrer an der Grenze zur Schweiz entlang bevor es dann am nächsten Tag zur Bergankunft in der selbigen in Verbier kommt. Der Anstieg ist schon aus diversen Ausgaben der Tour de Suisse bekannt. Der Schlussanstieg ist nicht besonders lang, aber durchaus knackig, die Berge vorher eventuell nicht selektiv genug. Ich freue mich trotzdem auf den Abstecher ins schönste Land der Welt.
Raus aus der Schweiz über zwei Monsterberge und einer 30 km langen Abfahrt ins Ziel. Diese Etappe dürfte interessant werden. Ähnliche Konstellationen haben in den letzten Jahren für ordentlich Zunder gesorgt. Ich hoffe zumindest darauf das am Col du Petit die Favoriten voll auf Angriff fahren oder sogar schon ein Team am Col du Grand das Tempo anzieht.
Jetzt kommen wir zu meienr absoluten Lieblingsetappe in die ich die größten Hoffnungen stecke. Eigentlich ist sie identisch zur Landis-stiefelt-am-ersten-Berg-los-und-gewinnt-voll-wie-ein-Eimer-Etappe von 2006 und die wurde spätestens am Col de la Colombiere mehr als gut. Der Unterschied zu 2006: keine flache Einrollphase sondern direkt der Anstieg zum Comret de Roselend. Fällt hier die Vorentscheidung?
Kaum denkbar denn direkt am nächsten Tag folgt das 40 km Zeitfahren. Wer hat die besten Beine oder wer kann unbemerkt nochmal ein Beutelchen Blut in sich reinhauen? "Regeneration" (auf welche Weise auch immer) ist das Zauberwort für dieses Zeitfahren. Deswegen vermute ich Teams wie Astana, Saxo und Columbia werden die Top 10 unter sich aufteilen. Die Chance für Zeitfahrspezilisten sollte gering sein.
Ich vermute auf der 19. Etappe heißt es wieder Feuer frei für die Ausreißer. Ziemlich fragwürdig das sich die Favoriten vor der Entscheidung am Ventoux und nach dem EZF verausgaben werden, auch wenn die 2. Kategorie kurz vor Ende eine Möglichkeit geben würde. Eine große Gruppe die sich am letzten Berg auseinanderfährt dürfte aber eine interessantes Finale ergeben.
Zum Ventoux muss vermutlich nichts gesagt werden. Eine schöne Idee die Tour dieses Jahr nicht in einem EZF sondern an diesem Klassiker zu entscheiden.
Anregungen und Kommentare?