Chicago Bears Preview 2010
Rückblick auf 2009
Groß waren die Erwartungen für 2009, groß war die Enttäuschung danach. Alles begann am 2. April 2009, als man in einem Blockbuster Trade Jay Cutler für zwei First Round Picks von den Broncos holte. Die Fans waren aus dem Häuschen und alle waren sich einig, dass die Saison ein Erfolg werden würde.
Es ging auch nicht schlecht los. Nach der peinlichen Niederlage im Lambeau Field zum Auftakt gab es drei Siege in Folge, unter anderem gegen den amtierenden Super Bowl Champ Pittsburgh Steelers in Woche 2. Dann kam die Bye Week und was dann folgte, lässt sich wohl am besten in dem Wort Katastrophe zusammenfassen. In 10 Spielen konnte man nur 2 Siege gegen die Rams und Browns holen, im Gegenzug gab es einige dicke Klatschen: 10-45 @ Bengals, 21-41 vs Cardinals, 10-36 @ Vikings, 7-31 @ Ravens. Erst in den letzten beiden Spielen zeigten die Bears wieder eine angemessene Leistung. In Woche 16 konnte man den Vikings den #1 Seed in den Playoffs versauen, in dem man einen Sieg in der Overtime holte. In Woche 17 in Detroit gab es wenigstens noch einen überzeugenden Sieg zum Abschluss, so ganz nebenbei schaffte es Jay Cutler auf den letzten Drücker, die Saison mit mehr Touchdowns als Interceptions zu beenden, was man zwischenzeitlich schon nicht mehr für möglich hielt.
Am Ende stand ein 7-9 Record und die Enttäuschung, vor allem über die Spiele in der Mitte der Saison, war groß. Was war passiert?
Ein Hauptgrund war sicherlich das schlechte Spiel der Offensive Line. Orlando Pace wurde seinen Vorschusslorbeeren nicht gerecht und spielte keine gute Saison. Außerdem war er ständig verletzt. Der durch Pace vertriebene Chris Williams war auf Right Tackle ausgewichen, kam dort aber überhaupt nicht zurecht. Größter Schwachpunkt der Offensive Line war aber ganz klar Frank Omiyale, der von seiner angestammten Position Right Tackle auf Left Guard gewechselt war und richtig schlecht spielte.
Das schlechte Spiel der O-Line war natürlich Gift für das Running Game. Matt Forte kam 2009 nicht mal annähernd an seine Zahlen aus dem Vorjahr ran, er wirkte teilweise aber auch abwesend machte zeitweise den Eindruck, nicht mit vollem Einsatz zu spielen (Fortes Zahlen 2009: 929 Yards, 3.6 YPC, 57 Rec, 471 Rec. Yards, 4 Total TDs, 6 Fumbles). Undraftet Rookie Kahlil Bell nahm zeitweise seinen Platz ein und überraschte in seiner kurzen Einsatzzeit positiv (220 Yards, 5.5 AVG). Es gab insgesamt nur 6 Rushing TD, ich verfolge die Bears erst seit wenigen Jahren, aber das dürfte der niedrigste Wert seit langem sein.
Jay Cutler kassierte 35 Sacks (etwas mehr als 2 pro Spiel im Schnitt) und brachte 60.5% seiner Pässe ans Ziel. Er warf 27 TDs und 26 Interceptions, allerdings gingen einige dieser Interceptions auf die Kappe der Receiver, die teilweise die völlig falschen Routen liefen.
Von den Receivern ragte keiner besonders heraus, insgesamt war die Leistung aber solide. Devin Hester holte die meisten Yards (757), Tight End Greg Olsen führte die Truppe in Receptions (60) und Touchdowns (8) an. Die positive Überraschung war sicherlich 5th Round Rookie Johnny Knox, der 45 Receptions, 527 Yards & 5 TDs schaffte und noch einen Kickoff Return TD gegen die Lions obendrauf setzte. In den letzten beiden Saisonspielen setzte sich auch Devin Aromashodu positiv in Szene.
Das größere Problem war 2009 jedoch die Defense. Den ersten großen Schlag gab es im allerersten Spiel, als sich Middle Linebacker Brian Urlacher am Handgelenk verletzte. Für ihn war die Saison nach nicht mal 2 Vierteln und ganzen 3 Tackles vorbei. Seine Präsenz war durch nichts zu ersetzen. Auch Pisa Tinoisamoa verletzte sich früh, so dass die Bears die meiste Zeit über mit Hunter Hillenmeyer und Nick Roach neben Lance Briggs spielen mussten. Briggs zeigte als einziger Linebacker eine gute Leistung, war der unangefochtene Leader der Defense und war der einzige Bear beim diesjährigen Pro Bowl.
Auch Defensive Tackle Tommie Harris hatte immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Insgesamt spielte die Defensive Line nicht sehr gut. Es gab gerade einmal 35 Sacks und beim Laufspiel wurde man teilweise regelrecht überrollt.
Und vergessen wir nicht die Secondary. Das jahrelange Problem auf den Safety-Positionen war auch 2009 wieder spürbar. Free Safety Daniel Manning ist zwar schnell, aber nicht wirklich stark in der Coverage. Positiv bemerkbar machten sich Cornerback Zackary Bowman, der 6 Interceptions fing, und sein gegenüber Charles Tillman, der 6 Fumbles forcierte.
Wenigstens auf die Special Teams konnte man sich verlassen. Robbie Gould traf 24 von 28 Field Goals, darunter sein erstes über 50 Yards. Punter Brad Maynard hatte dagegen ein schwaches Jahr mit einem Average von nur knapp über 40 Yards.
Insgesamt schlossen die Bears das Jahr in der Teamstatistik wie folgt ab:
Total Offense: 23rd
Rushing Offense: 29th
Passing Offense: 17th
Total Defense: 17th
Rushing Defense: 23th
Passing Defense: 13th
Das schlimmste Ereignis dieser Saison passierte jedoch nach Woche 17: Am 17. Januar 2010 verstarb Defensive End Gaines Adams im Alter von nur 26 Jahren an Herzproblemen. Möge er in Frieden ruhen.
Offseason
Der größte Move dieser Offseason ist sicherlich die Verpflichtung von Julius Peppers, der einen sehr dicken 6-Jahres-Vertrag unterzeichnet hat. Aber auch die Verpflichtung von Chester Taylor wird dem Team weiterhelfen. Chris Harris kehrt per Trade aus Carolina zurück.
Abgänge:
QB Brett Basanez (entlassen)
RB Kevin Jones (entlassen)
RB Adrian Peterson (FA, derzeit arbeitslos)
TE Fontel Mines (entlassen)
OT Orlando Pace (warscheinlich Karriereende)
OG Tyler Reed (entlassen)
DE Alex Brown (entlassen, mittlerweile bei den Saints)
DE Adewale Ogunleye (FA, derzeit arbeitslos)
DT Dusty Dvoracek (FA, derzeit arbeitslos)
LB Darrell McClover (entlassen)
LB Jamar Williams (Trade zu den Panthers)
CB Nathan Vasher (entlassen, mittlerweile bei den Chargers)
SS Kevin Payne (Trade zu den Rams)
Zugänge:
QB Todd Collins (FA, früher Redskins)
RB Chester Taylor (FA, früher Vikings)
TE Brandon Manumaleuna (FA, früher Chargers)
DE Julius Peppers (FA, früher Panthers)
CB Tim Jennings (FA, früher Colts)
SS Chris Harris (Trade von den Panthers)
Draft:
75. S Major Wright, Florida
109. DE Corey Wootton, Northwestern
141. CB Joshua Moore, Kansas State
181. QB Dan LeFevour, Central Michigan
218. OT J'Marcus Webb, West Texas A&M
Aufgrund der ganzen Trades in 2009 hatten die Bears dieses Jahr nur 5 Draftpicks und keine in den ersten beiden Runden. QB Dan LeFevour hat den Cut nicht überstanden und konnte bereits nach der Preseason seine Sachen packen.
Front Office
Head Coach: Lovie Smith
Offensive Coordinator: Mike Martz
Defensive Coordinator: Rod Marinelli
Special Teams Coordinator: Dave Toub
General Manager: Jerry Angelo
Die Bears machten nach der Saison einen Move, der schon lange überfällig war: OC Ron Turner wurde entlassen. Auch DC Bob Babich musste gehen. Was dann passierte, lässt sich nur noch als Farce bezeichnen. Man interviewte etliche Leute für beide Coordinator-Stellen, die meisten sagten jedoch ab. Nach einigen Wochen fand man dann eine Lösung: Defensive Line Coach Rod Marinelli wurde zum DC befördert, als OC holte man den seit einem Jahr arbeitslosen Mike Martz. Dass so viele Kandidaten es abgelehnt haben, für die Bears als Coordinator zu arbeiten, hat seinen Grund: Sowohl HC Smith als auch GM Angelo sind schon seit einer Weile Lame Ducks, es schließen sich mittlerweile Fangruppen zusammen, die für ihre Entlassung protestieren und beide bräuchten wohl ein Wunder, wenn sie diese Saison überstehen wollen.
Offense 2010
Quarterback
#6 Jay Cutler, #12 Caleb Hanie, #10 Todd Collins
Nachdem man letzte Saison nur mit 2 QBs in die Saison ging, entschied man sich dieses Jahr, einen neuen dazuzuholen. Nachdem Rookie LeFevour in Training Camp und Preseason große Probleme hatte, entschied man sich, einen Veteranen zu verpflichten. Todd Collins, der früher mal bei den Redskins war, ist der neue 3. Mann.
Running Back
#22 Matt Forte, #29 Chester Taylor, #32 Kahlil Bell, #25 Garrett Wolfe
Mit der Verpflichtung von Chester Taylor haben die Bears eine gute Doppelspitze in Forte/Taylor. Kahlil Bell setzte bei seinen wenigen Einsätzen in 2009 positive Akzente und wird auch dieses Jahr einige Carries bekommen. Garrett Wolfe ist wohl nur noch aufgrund seiner Fähigkeiten bei den Special Teams auf dem Roster.
H-Back
#88 Desmond Clark
Den klassischen Fullback gibt es im Martzschen System nicht. Desmond Clark wird die Position des H-Backs übernehmen.
Wide Receiver
#13 Johnny Knox, #23 Devin Hester, #19 Devin Aromashodu, #80 Earl Bennett, #81 Rashied Davis
Johnny Knox, die Rookie Sensation der Bears von 2009, ist die neue Nummer eins. Devin Hester wird der andere Starter. Devin Aromashodu, der die letzten beiden Saisonspiele wirklich überragend spielte, könnte sich aber mit Hester auf #2 abwechseln. Hester ist eher ein Speedster, Aromashodu eher der Typ Possession Receiver. Genau wie Earl Bennett, der erstmal im Slot spielen wird. Komplettiert wird das ganze mit Rashied Davis, der sich trotz seiner furchtbaren Receiving Skills Jahr um Jahr im Roster hält. Er wird hauptsächlich bei den Special Teams spielen.
Tight End
#82 Greg Olsen, #86 Brandon Manumaleuna, #87 Kellen Davis
In der Air Martz soll der Tight End vor allem eins: Blocken. Genau zu diesem Zweck wurde Brandon Manumaleuna geholt, der stolze 295 Pfund wiegt. Greg Olsen ist zwar offiziell der Starter, ich erwarte mir von ihm aber keine großen Leistungen in dieser Saison, eben weil das Spielsystem seinen Stärken absolut nicht entgegenkommt.
Offensive Line
LT: #74 Chris Williams
LG: #63 Roberto Garza
C: #57 Olin Kreutz
RG: #60 Lance Louis
RT: #68 Frank Omiyale
Backups: LT/RT #78 Kevin Shaffer, RT/LT #73 J'Marcus Webb, G #62 Johan Asiata
Das große Sorgenkind (wieder einmal) ist die Offensive Line. LT Chris Williams hatte 2009 nicht gerade ein starkes Jahr. 2010 könnte schon so etwas wie seine letzte Chance sein. Frank "O-mi-god-he-missed-that-block-again" Omiyale wechselt nach seinem Katastrophenjahr auf Left Guard zurück auf Right Tackle, seine angestammte Position. Vom ehemaligen Tight End Lance Louis war O-Line Coach Mike Tice so begeistert im Camp, dass er auf Right Guard starten wird. Mal sehen, ob sich dieses Experiment auszahlt. Mit Olin Kreutz und Roberto Garza hat man zwei solide Starter auf Center und Left Guard, wobei Kreutz langsam in die Jahre kommt, die Gerüchte um seinen Rücktritt nach 2010 halten sich hartnäckig. Die Depth lässt sich am besten mit dem Wort 'lachhaft' bezeichnen. Auf Tackle sieht es mit Shaffer und Webb noch ordentlich aus, der einzige Backup für die 3 Interior Linemen ist Johan Asiata, der noch nie auch nur einen Regular Season Snap gespielt hat. Sollte hier ein Starter ausfallen, ändert sich die Bewertung der O-Line von "ganz, ganz düster" auf "Oh mein Gott, ich sehe lieber nicht hin".