Miami Dolphins Preview 2008
Rückblick auf das Jahr 2007:
2007 – Ein Jahr zum Vergessen für die Anhänger und Verantwortlichen der Miami Dolphins. Eine solch katastrophale 1-15 Saison hätte wohl selbst der größte Pessimist nicht für möglich gehalten. Doch wer trägt die Verantwortung für das Geschehene? Viele Fans der Dolphins zeigen auf Ex-Headcoach Cam Cameron, der bereits mit dem Ted Ginn Jr. Pick und seiner Begründung in der nachfolgenden Pressekonferenz (laut Cameron drafteten wir nicht nur den Junior, sondern gleich seine ganze ach so großartige Familie) in der letztjährigen Draft viel Kredit verspielte. Ein weiterer Fehler war wohl auch der Verzicht auf einen Offensive Coordinator. Diesen Job füllte ebenfalls Cameron aus. Schließlich ließ seine wackelige Haltung bezüglich des starting Quarterbacks nach der Verletzung von Trent Green bei den meisten Fans dann auch noch das letzte Vertrauen in ihn schwinden.
Zugute halten muss man Cam Cameron allerdings auch, dass die Dolphins bereits nach den ersten Wochen von massivem Verletzungspech geplagt wurden. Schlüsselspieler wie Trent Green, Ronnie Brown, Zach Thomas und auch Yeremiah Bell fielen bereits früh für den Rest der Saison aus. Joey Porter war nach einer Knieoperation noch lange nicht bei 100% seiner Stärke und Chris Chambers, der beste Receiver der Dolphins, wurde nach dem sechsten Saisonspiel für einen 2nd Rounder zu den Chargers getradet. Darüberhinaus wurden 6 der 15 Niederlagen nur durch die Differenz eines Field Goals entschieden.
Wenn man sich dies alles zu Gemüte führt, wird einem klar, dass die Schuld für das schlechte Abschneiden nicht nur beim Coaching Staff liegt, sondern auch beim in der letzten Saison reichlich vorhandenen Pech der Dolphins.
Direkt nach dieser miserablen Spielzeit wurde klar, dass sich bei den Dolphins 2008 einiges ändern sollte. Bill Parcells, eine der renommiertesten und schillerndsten Figuren in der neueren Geschichte der NFL, wurde als Executive Vice President of Football Operations verpflichtet. An ihm hängen nun die großen Hoffnungen in South Florida und es wurde schnell klar, dass er seine Reise aus Dallas nach Miami nicht alleine antreten sollte. Parcells lies schnell durchblicken, dass er auf eine weitere Zusammenarbeit mit Cam Cameron und Generalmanager Randy Mueller keinen Wert mehr legte und feuerte beide direkt nach Saisonende.
Ersetzt wurden sie durch ehemalige Mitglieder der Dallas Cowboys. Neuer Generalmanager ist nun Jeff Ireland, der ehemalige Vice President of College and Pro Scouting der Cowboys und als Head Coach wurde Tony Sparano verpflichtet, ehemaliger assistent HC und Offensive Line Coach der Texaner. Bis auf George Edwards (Inside linebackers) und Steve Hoffman (Kicking) wurden alle anderen Positionen im Coaching Staff der Dolphins neu besetzt. Die neuen Coordinator sind der ehemalige OC der Carolina Panthers Dan Henning (Offense) und der ehemalige Headcoach der Syracuse Orange, Paul Pasqualoni (Defense).
Offseason
Wichtige Zugänge:
- Chad Pennington – QB – New York Jets
- Boomer Grigsby – FB – Kansas City Chiefs
- Ernest Wilford – WR – Jacksonville Jaguars
- Anthony Fasano – TE – Dallas Cowboys
- Sean Ryan – TE – New York Jets
- Justin Smiley – OG – San Francisco 49ers
- Jason Ferguson – NT – Dallas Cowboys
- Randy Starks – DE/DT – Tennessee Titans
- Charlie Anderson – OLB – Houston Texans
- Akin Ayodele – ILB – Dallas Cowboys
- Reggie Torbor – ILB – New York Giants
- Nathan Jones – CB – Dallas Cowboys
- Chris Crocker – FS – Atlanta Falcons
Ladies and Gentleman, please welcome, your Miamiiii Cowboys…
So oder so ähnlich könnte man sich eine Vorstellung des Teams im September denken. Man sieht, die Pipeline Dallas - Miami hat in dieser Offseason, wenn auch eher einseitig, gut funktioniert.
Fast alle Spieler haben außerdem die Chance auf einen Starterposten, was nicht unbedingt für die Qualität des Rosters der Miami Dolphins spricht.
Wichtige Abgänge:
- Trent Green – QB – St. Louis Rams
- Cleo Lemon – QB – Jacksonville Jaguars
- Lorenzo Booker – HB – Philadelphia Eagles
- Jesse Chatman – HB – New York Jets
- Marty Booker – WR – Chicago Bears
- Rex Hadnot – OG – Cleveland Browns
- Chris Liwienski – OG – vereinslos
- L.J. Shelton – OT – San Diego
- Keith Traylor – NT – vereinslos
- Jason Taylor – DE – Washington Redskins
- Donnie Spragan – OLB – vereinslos
- Zach Thomas – ILB – Dallas Cowboys
- Travares Tillman – FS – vereinslos
Vermissen wird man in Miami in der kommenden Saison vor allem zwei Spieler. Zach Thomas und Jason Taylor waren nach dem Rücktritt von Dan Marino das Gesicht der Franchise. Andere Spieler wie Ronnie Brown, Ted Ginn, Jake Long und hoffentlich John Beck oder Chad Henne müssen nun zu neuen Identifikationsfiguren heranwachsen und die große Lücke, die Zach und JT hinterlassen haben, in den nächsten Jahren schließen.
Die sonstigen Abgänge sind größtenteils zu verkraften, auch wenn beispielsweise ein Rex Hadnot auch im kommenden Jahr ein gern gesehener O-Liner in Miami gewesen wäre.
Kommen wir nun zur…
Draft 2008:
1 (1) Jake Long – OT – Michigan – 6’7 – 313 – 5.17
Mit dem 1st overall Pick verpflichteten die Dolphins Jake Long, den top O-Liner der diesjährigen Draft. Long ist ein exzellenter run-blocker, der vermutlich am besten auf der rechten Seite der O-Line zur Geltung kommen würde. Das Front Office der Dolphins sieht ihn aber als neuen Franchise Left Tackle, eine Position, die er auch zu Beginn der Saison bekleiden wird. Longs Schwächen liegen in seiner Footwork, also in seiner Schnelligkeit, wenn er sich nach außen bewegt um schnelle pass-rusher zu blocken. Da gerade dies die Hauptaufgabe eines Left Tackles ist, gibt es nicht wenige Leute, die daran zweifeln, dass sich Long zu einem dominanten Left Tackle auf NFL Niveau entwickelt.
Zu begeistern weiß Long allerdings auch durch seine work-ethic und seine unheimliche Disziplin. In seiner kompletten College Zeit war er nur für einen False-start und einen Holding penalty verantwortlich.
2 (32) Phillip Merling – DE – Clemson – 6‘4 – 276 – 4.85
Zu Beginn der zweiten Runde pickten die Dolphins Phillip Merling, einen Defensive End mit erstrunden Potential. Sein Draftstock fiel jedoch durch eine Verletzung, die ihn davon abhielt, an der Scouting Combine im Februar teilzunehmen. Seine Stärken liegen ganz klar in der run-defense, was ihn zu einem interessanten Spieler in einem Team macht, welches im letzten Jahr die meisten Yards gegen den Lauf abgegeben hat. Bei den Dolphins wird er aller Voraussicht nach die Rolle des Defensive Ends in einer 3-4 Defense ausfüllen. Durch seine Schwächen im pass-rush sollte ihm diese Position besser liegen als die des stehenden Outside linebackers, der um erfolgreich zu sein einen schnell beschleunigenden Motor braucht.
2 (57) Chad Henne – QB – Michigan – 6‘3 – 230 – 4.96
Mit ihrem ertradeten Pick von den Chargers pickten die Dolphins gegen Ende der zweiten Runde Quarterback Chad Henne. Henne ist ein erfahrener und sehr produktiver Spieler aus der Big Ten, dessen Draftstock durch eine durchwachsene Senior Season fiel. Sein Problem ist seine Unbeweglichkeit in der Pocket und dass er noch zu viele schlechte Entscheidungen auf dem Feld trifft. Seine Stärken liegen in seiner Fähigkeit als Teamleader und in seinem starken Arm, oder wie der Amerikaner so schön sagt: „He can make all the throws!“
3 (66) Kendall Langford – DE – Hampton – 6‘5 – 287 – 4.89
Kendall Langford stand bereits seit über einem Jahr unter starker Beobachtung der Scouts aus Miami und ist ein absoluter Wunschspieler des Front Offices. Dies erklärt wohl auch den relativ frühen Pick, den die Dolphins für ihn ausgegeben haben. Er wäre vielleicht auch noch in Runde vier zu haben gewesen, aber man wollte einfach sicher gehen.
Langford ist auch aufgrund seiner Größe und Spannweite ein typischer 3-4 DE, der seine Stärken vor allem in der run-defense hat. Er hat die Power um sich von gegnerischen O-Linern zu lösen und den tackle zu machen. Fraglich ist jedoch, wie schnell ihm die Umstellung zu den Profis gelingt. In Hampton hat er nicht gerade gegen die Crème de la crème im College Football gespielt und so braucht er eventuell noch ein wenig, um sich an die schwierigeren Bedingungen im Pro-Football zu gewöhnen.
4 (110) Shawn Murphy – OG – Utah State – 6’4 – 320 – 5.37
Shawn Murphy begann seine College Karriere als Defensive End, spielte danach Left Tackle und hat erst ein Jahr Erfahrung als Offensive Guard. Seine Stärken liegen im pass-blocking und, hat aber ähnliche Probleme wie der eben genannte Kendall Langford. Mit Utah State spielte er nicht gegen herausragende Gegner und ist somit noch sehr unerfahren im Umgang mit Spielern auf NFL Niveau.
6 (176) Jalen Parmele – HB – Toledo – 5’11 – 224 – 4.47
Mit Jalen Parmele haben die Dolphins einen HB verpflichtet, der nicht nur die nötige Power hat, um gegnerische Defender nieder zu walzen, sondern auch über einen Motor verfügt, der ihn schnell und flink macht. Er ist kein besonderer Receiver, kann bei passing-downs aber gut als Blocker eingesetzt werden. Aufgrund seines Körperbaus ist er ein idealer RB für 3rd & short Situationen, in denen er das Ei nur zwei bis drei Yards nach vorne tragen muss.
6 (195) Donald Thomas – OG – Connecticut – 6‘3 – 303 – 5.00
Da Donald Thomas die Position des OG erst seit einem Jahr als full-time-starter ausfüllt, muss man bei ihm vermutlich viel Geduld haben. Seine starken Workouts scheinen die Scouts der Dolphins überzeugt zu haben und ließen sie über seine inkonstante Leistung in seiner College Zeit hinwegsehen. Das Talent als OG in der NFL zu starten scheint er jedoch zu haben, was er in den ersten Trainingseinheiten bei den Dolphins unter Beweis gestellt hat.
6 (204) Lex Hilliard – HB/FB – Montana – 5’11 – 231 – 4.61
Hilliard ist ein ähnlicher runner wie der vor ihm gedraftete Jalen Parmele. Er wird jedoch eher als Fullback bzw. H-Back gesehen, eine Position, auf der er in Miami auf viel Konkurrenz stoßen wird. Er ist ein powerrunner, der um seinen Platz im Roster hart kämpfen muss.
7 (245) Lionel Dotson – DE/NT – Arizona – 6‘3 – 296 – 5.39
Mit ihrem letzten Pick sicherten sich die Dolphins die Rechte an Lionel Dotson, einem erfahrenen Defensive Tackle aus Arizona. In Miami wird er entweder zum DE umgeschult oder als Backup für Nose Tackle Jason Ferguson aufgebaut. In jedem Fall wird auch er es schwer haben, sich im Roster der Dolphins zu halten, da er auf seiner Position starke Konkurrenz hat.