Es ist noch nicht bestätigt aber unterschiedliche Quellen berichten, dass Brain Schottenheimer der neue Offensive Coodinator (OC) der Seahawks und somit der Nachfolger von Darrell Bevell wird. Der Name Schottenheimer ist für einen langjährigen Football Fan kein unbekannter. Bereits der Vater von Brain, Marty Schottenheimer war in der NFL u.a. als Headcoach der Browns, Chief und Redskins tätig.
Brain Schotteneimer verfügt bereits über mehre Jahre Erfahrung als OC in der NFL. Von 2006 bis 2011 war bei den Jets und von 2012 bis 2014 bei den Rams in entsprechender Position tätig. 2015 zog es in die NCAA und wurde OC bei den Georgia Bulldogs und trainierte dort u.a. Nick Chubb und Sony Michel. Zwei Running Backs, die in diesem Jahr zur NFL Draft angemeldet sind. Seit Aufenthalt bei den Bulldogs war nicht von langer Dauer. 2016 zog es Schotteneimer nach Indianapolis. Bei den Colts war in den vergangenen beiden Spielzeiten der Quarterback Coach.
Die Verpflichtung von Schottenheimer löst bei vielen Seahawks-Fans keine Begeisterungsstürme aus. Ich zähle mich ebenfalls zu denen, die jetzt nicht vor Euphorie ausflippen. Der Grund liegt u.a. daran, dass die von ihm trainierten Offensiven eher durchschnittlich performten. In seinen neun Seasons als OC erreichten nur die New York Jets aus dem Jahr 2009 einen Platz unter den besten zehn Teams in der Kategorie Points per Game. Vor allem die drei Jahre als OC in St. Louis waren alles andere als beeindruckend. Die beste Platzierung in diesen drei Jahren in der Kategorie Points per Game: Rang 21.
Warum verpflichten die Seahawks einen OC, der in den meisten Season nicht voll und ganz überzeugen konnte? Die Frage können wir natürlich nicht voll und ganz beantworten. Aber wir sollten einmal etwas genauer auf Schottenheimer und die Rahmenbedingungen schauen.
Fangen wir mit den QB-Position an: Russell Wilson wird mit abstand der beste QB sein, den Schottenheimer in seiner bisherigen Karriere als OC hatte. Wie bereits erwähnt war 2009 die wohl beste Season für Schottenheimer. Der damalige QB der Jets: Mark Sanchez. Wenn wir einen Blick auf seine letzte Station als OC werfen, wird das Problem noch deutlicher. In St. Louis musste er mit Sam Bradford, der in dieser Zeit von Verletzungen geplagt war, Clemens, Austin und Hill arbeiten.
Das Argument, welches aber am meisten für Schottenheimer spricht, heißt Philosophie. Diese ist nämlich durchaus passend zu der von Pete Carroll. In seiner Zeit bei den Jets zeigte Schottenheimer, dass er in der Lage ist, ein effektives Running Game aufzubauen. 2009 belegten die Jets Rang 1 und 2010 Rang 4 in Rushing Yards. Das Laufspiel in 2009 war zudem noch aus einem anderen Grund etwas ungewöhnliches. Insgesamt liefen die Jets 607 Mal. In den vergangenen 31 Jahren liefen nur die Pittsburgh Steelers im Jahre 2004 noch häufiger (618 Mal). Die Jets erreichten übrigens 2009 und 2010 das AFC Championship Game.
Schottenheimer gesamte Offense basiert auf dem „Air Coryell“ System, welches in den 1970er und 1980er seinen Ursprung hat. Es ist benannt nach Don Coryell, der es als Head Coach der San Diego Chargers einführte und von 1978 bis 1983 die Liga in Passing Yards anführte. Das System basiert auf einem Power Running Game mit einem vertikalen Passing Game. Diese Defense soll durch dieses System gezwungen werden das gesamte Spielfeld zu verteidigen. Es tellt sich die Frage, wie das derzeitige Personal, mit diesem System zurecht kommen wird. Vor allem mit Blick auf die Offensive Line, die in den vergangenen Jahren hauptsächlich auf das Zone- und nicht auf das Power-Run-Blocking ausgerichtet war. In meiner kleinen Offensiv-Football Bibel stehen so ein paar Dinge, die teilweise zu uns passen, teilweise nicht:
- You need talent to run Air Coryell - Haben wir evtl. zum Teil
- The QB musst be able to stand in the pocket and deliver the ball all over the field. He must be make good decisions and possess a big arm - Den Arm hat Wilson. Mit der Pocket und den Entscheidungen ist das so eine Sache.
- With deep drops in the pocket, a good pass protection offensive line is necessary - Nein, Nein und nochmals Nein
- A Power runner will provide balance.
Neben Brain Schottenheimer waren in den vergangenen Tagen weitere Kandidaten für den Posten des OC im Gespräch. Unter anderem Mike McCoy (ehemaliger OC der Broncos) , Mike Shula (ehemaliger OC der Panthers) oder John DeFilippo (aktueller QB-Coach der Eagles). Viele Seahawks Fans hätte vor allem DeFilippo als potentiellen Nachfolger von Bevell gesehen, weil er für neue Ideen steht. Dieser Wunsch ist durchaus nachvollziehbar und mindestens ein Bewerbungsgespräch hätte ich persönlich für sinnvoll erhalten. Die Tür für DeFilippo ist aber noch nicht komplett zugeschlagen. Auch wenn er u.a. bei einigen Teams als Head Coach im Gespräch war, könnte er weiterhin als QB-Coach agieren. Sein Vertrag bei den Eagles läuft nach dieser Season aus und kann zu jedem anderen Team wechseln. 2009 war DeFilippo der QB-Coach von New York Jets - unter Brain Schottenheimer.
Edit:
Ein Punkt der aus meiner Sicht für einen OC mit etwas Erfahrung spricht, liegt auch in unserem Locker Room. Die Jungs haben in den vergangenen Jahre viele Spiele gewonnen. Ich weiß nicht, ob ein OC ohne Erfahrung vlt im Locker Room mit so vielen Alpha-Tieren (noch jedenfalls) so seine Probleme bekommen könnte.