San Diego Chargers Preview 2008
Rückblick 2007:
Ein ziemlich holpriger Saisonstart drohte die hohen Ziele der Chargers 2007 bereits frühzeitig zu ruinieren. Probleme in der Abstimmung zwischen Team und dem fast komplett neuen Coaching Staff, sowie sehr wechselhafte Leistungen führten zunächst bis Mitte November Saison nur zu einer 5-5 Bilanz.
Dann aber blieben die Bolts bis zum Ende der Saison mit einer Won-6 Serie ungeschlagen und entwickelten ein Momentum, dass sie dann auch durch die Playoffs trug, wo die sie endlich ihre ersten beiden Playoff Siege seit über 12 Jahren landen konnten.
Nach Siegen im Wildcard-Game über die Titans und im hart umkämpften Divisional-Playoff Spiel bei den favorisierten Colts gelangten die Chargers dann schließlich doch ins angestrebte AFC-CC Spiel gegen die Patriots, dass sie dann knapp mit 21-12 verloren. In diesem Spiel waren allerdings schon vorher drei der Topspieler (LT, Rivers und Gates) z.T. schwer angeschlagen. Der große Traum vom Superbowl wurde somit knapp verpasst, aber zumindest das Trauma keine Playoff-Spiele mehr gewinnen zu können konnte erfolgreich abgelegt werden.
Insofern war die Saison, in der u.a. auch L.Tomlinson seinen Rushing-Titel verteidigen konnte und sich A.Cromatie mit 10 Interceptions zu einem absoluten Top-CB der NFL entwickelte, also doch eine der erfolgreichsten der Team-Geschichte. Zwar stellte man nicht mehr so viele ProBowler wie 2007 (neun statt zwölf) und auch statistisch kam diese Saison nicht an die legendäre Saison davor heran, aber das erreichen des AFC-CC Games war und ist unter dem Strich sicher höher zu bewerten.
Chargers Draft 2008:
Die Draft 2008 war durch diverse Trades in der Saison davor doch etwas eingeschränkt. Trotz des Compensation-Picks in Runde fünf hatten die Chargers nur fünf Picks zur Verfügung. Benötigt wurden durch die Abgänge einiger Spieler vor allem ein Nickel-CB, ein Back-Up RB und O-Liner. Genau diese Positionen wurden durch die Draft dann auch mehr oder weniger aufgefüllt.
Rnd. Pick Player Pos. College
1 27 Cason, Antoine CB Arizona
3 69 Hester, Jacob RB LSU
5 166 Thomas, Marcus RB Texas El Paso
6 192 Tribble, DeJuan CB Boston College
7 234 Clark, Corey OT Texas A&M
Der Pick von Cason war sicherlich gut und passte recht genau. Er wird mit ziemlicher Sicherheit den abgewanderten D. Florence bald ersetzen. Der Pick vom vielseitigen RB/FB Hester, zu dem auch noch ein Trade benötigt wurde, gilt hingegen bei vielen Fachleuten als ein reach. Ein guter Mann zwar, aber noch ziemlich unfertig und zu hoch gedraftet.
Über die Spieler in den hinteren Runden lässt sich z.Z. noch wenig sagen. Insgesamt daher eine bis dato eher mittelmäßige Draft, die wohl nicht an her-vorragenden Chargers-Draft Klassen der vorherigen Jahre rankommen wird.
Wobei man allerdings berücksichtigen muss, dass für den 2nd round Pick WR C.Chambers Mitte letzter Saison von den Dolphins geholt wurde und der alle Erwartungen erfüllt, wenn sich sogar übertroffen hat.
Auch das wegtraden eines 3rd rounders, um 2007 Safety E. Weddle zu draften dürfte sich bezahlt gemacht haben, da dieser ein gute Rookie-Saison absolvierte und bereits in seiner zweiten Saison zum Starter aufsteigen wird.
Zu- und Abgänge
Wie fast jedes Jahr verloren die Chargers in der Off-Season einige namhafte Spieler, holten aber selbst keine wirklich bekannten neuen dafür. Wie erwartet gingen RB M.Turner (zu den Falcons), und CB D.Florence (zu den Jaguars). Beide waren wichtige Back-Ups, die aber einfach zu teuer waren bzw. geworden wären.
Das gleiche gilt für den dritten prominenten Abgang, den langjährigen ProBowl Fullback und Teamleader L.Neal, der allerdings eher aufgrund einer Kombination seines Alters, einem veränderten Offense-System und seinem Wunsch Starter zu sein (und auch so bezahlt zu werden) gecuttet wurde. Entlassen wurden außerdem noch der einst viel versprechende OT S.Olivea und der Veteran Safety M.McGree wegen mangelnder Leistung.
Ersetzt werden diese Spieler primär durch die gedraften Rookies (s.o.) oder den bereits im Rooster vorhandenen Leuten. Mit dieser Strategie sind die Chargers in den letzten Jahren sehr gut gefahren, wobei das natürlich voraussetzt, dass die gedrafteten Spieler auch entsprechend spielen. Letztendlich wurden aber bis auf Neal und McGree alle Starter gehalten.
Front-Office/Coaches
Wie fast schon erwartet gab es zu Beginn der Saison z.T. große Abstimmungsprobleme zwischen dem neuen und von vielen als Fehlbesetzung eingestuften Headcoach Norv Turner, seinen Assistenten und dem Team selbst.
Gerade Turner wirkte in den ersten Saisonspielen bei manchen kritischen Calls und Situationen z.T. doch überfordert. Ab Mitte der Saison nahmen die Probleme allerdings spürbar ab und Turner führte das Team schließlich zu einer acht Spiele langen Siegesserie.
Ganz entscheidend war dabei, dass ihm am Ende auf Anhieb gelang, was seine Vorgänger bei den Chargers über zwölf Jahre vergeblich versucht hatten. Er gewann Playoff-Spiele. Besonders das Div.-PO Spiel bei den hoch favorisierten Colts dürfte ein Meilenstein in der jüngeren Chargers Geschichte gewesen sein.
Durch diesen Sieg wurden viele alte Traumata und Komplexe des Teams wohl endgültig besiegt. Dass dann das AFC-CC-Game bei den Patriots knapp verloren wurde, lag dann u.a. auch an den Verletzungen einiger Leistungsträger und nicht unbedingt an Turners coaching.
Speziell durch die Ergebnisse in der zweiten Saisonhälfte und den PO Ergebnissen hat Turner seine zunächst sehr wackelige Position erstmal gefestigt. Auch seinen Ruf als Fehlbesetzung bzw. „Loser-Coach“ konnte er erfolgreich ablegen.
Allerdings wird von ihm und seinem Staff mindestens eine Wiederholung dieser Erfolge erwartet, sonst könnte er bei dem akt. hochtalentierten Team gleich wieder in Frage gestellt werden.
Team 2008
(Starter fett gedruckt)
Offense:
Quarterbacks: Phillip Rivers, Billy Volek, Charlie Whitehurst
Sein zweites Jahr als Starter war für Phillip Rivers statistisch weit weniger erfolgreich als 2007. Er spielte vor allem in der ersten Saisonhälfte sehr unkonstant und verschlechterte sich gegenüber 2007 in allen wesentlichen Kategorien. Seine TD/INT Ratio sank von 22/9 auf 21/15, seine Pass Comp.% von 61,7 auf 60,2 und seine Pass.-Yards von 3.388 auf 3.152. Sein QB-Rating variierte dabei zwischen 30.6 bis 151,4 !
Zum Glück für ihn und das Team lief er dann aber in der letzten Saisonphase und den anschließenden Playoffs zu großer Form auf. Dabei profitierte Rivers auch zunehmend von der Verpflichtung des Veteran WR C.Chambers Mitte der Saison von den Dolphins. Ab Ende November war sein Rating im Schnitt wieder über 100 und er steigerte in dieser Phase trotz diverser zunächst noch kleinerer Verletzungen seine TD/Int Ratio auf 14/5.
Sein einzig schlechtes Spiel machte er dann ausgerechnet zwar im AFC-CC Game gegen die Patriots, aber dort spielte er, wie sich im nachhinein rausstellte, auch mit zwei gerissenen Kreuzbändern.
Insgesamt gilt also auch für Rivers 2007, was im Prinzip für das ganze Team gilt. Statistisch war die Saison zwar schlechter als 2006, aber sie war doch erfolgreicher. Außerdem festigte Rivers durch die beeindruckenden Spiele in den Playoffs seine Postion als Team-Leader und erwarb sich allgemein großen Respekt, wie er trotz z.T. schwerer Verletzungen eindrucksvoll auftrat und spielte.
Back-Up B.Volek hatte seinen großen Moment im Div-PO bei den Colts, wo er den verletzten Rivers im dritten Quarter ersetzen musste und mit einem eindrucksvollen Drive den Sieg quasi endgültig einleitete. Alleine dieser Auftritt zeigte, nach diversen kurzen und eher mäßigen Auftritten in der regulären Saison, was immer noch in ihm steckt und brachte ihm auch gleichzeitig eine Vertragsverlängerung bei den Bolts ein.
Grade: 8.0
Running Backs: LaDainian Tomlinson, Mike Tolbert (FB), Darren Sproles, Jacob Hester
In dieser Unit gab es wie erwartet der Off-Season einige Veränderungen. Angeführt werden die Chargers aber nach wie vor von einem der wohl z.Z. immer noch besten Spielern der NFL. All-Pro RB LaDainian Tomlinson wiederholte zwar nicht seine extrem guten Leistungen von 2006 (1.815 RY, 500 RecY, 33 TD), konnte aber trotzdem seinen Rushing-Titel verteidigen. Und selbst ein eher nur gutes Jahr bedeutete bei LT statistisch immer noch 1.474 RY, 475 RecY und 18 TD’s.
Auch wenn ihn immer wieder mal kleinere Verletzungen behindern ist er nachwievor einer der Top-RB’s der Liga, der dieses Team in manchen Spielen quasi im Alleingang tragen kann. Trotzdem muss man auch bei einem Ausnahmespieler wie LT bedenken, dass er langsam Älter wird und ihm in Zukunft wohl mehr Pausen einräumen muss.
Diese Pausen können dann leider nicht mehr vom langjährigen Top-Back-Up M.Turner gefüllt werden, der als Free Agent in der Off-Season den erwarteten Mega-Vertrag als Starter bei einem anderen Team (Falcons) erhielt.
Auch auf seinen langjährigen Ausnahme–Blocker FB L.Neal muss LT in Zukunft verzichten. Eine Veränderung des Spielsystems sieht allerdings ohnehin keinen ständigen FB mehr vor und als hoch bezahlter Teilzeit-Starter war Neal laut Ansicht des FO einfach zu teuer und letztendlich auch zu alt.
Die Rolle des Back-Up für LT dürfte jetzt wohl zum einen D.Sproles einnehmen, der zwar die Saison 2006 verletzungsbedingt komplett verpasste, sich aber 2007 z.T. eindrucksvoll zurückmeldete. Er ist aufgrund seines Größe und seines Gewichts allerdings nicht geeignet LT länger zu vertreten und außerdem auch als Returner sehr wichtig.
Große Hoffnungen der Chargers ruhen auch auf den Rookies Hester und Tolbert, der in den letzten Wochen eine Blitzentwicklung vom UFA zum Starting FB gemacht hat.
Keine andere Unit wurde also in der Off-Season also mehr umgekrempelt als diese. Entscheidend ist aber natürlich LT. Wenn er fit bleibt und nur in Normalform spielt, dürften die anderen Spieler ohnehin nur eine nicht so entscheidende Nebenrolle spielen, zumal durch das weiter verbesserte WR-Corps bzw. Passing-Game die Last nicht mehr so stark und entscheidend auf dem Running-Game liegt.
Grade: 9
Wide Receiver/Tight Ends:
Vincent Jackson, Chris Chambers, Craig Davis, Legedu Naanee, Kareem Osgood, Malcolm Floyd, Antonio Gates (TE), Brandon Manumaleuma (TE), Scott Chandler (TE)
Das WR Corps der Chargers besitzt ein großes Potential und befindet sich gewissermaßen mitten in der Entwicklungsphase. In der ersten Hälfte der letzten Saison waren die Leistungen, wie beim Rest des Teams auch, äußerst wechselhaft bis schwach und auch insgesamt lag die Passing-Offense am Ende nur auf Platz 20 in der NFL.
Der als No.1 WR gesetzte V. Jackson erwies sich zunächst seiner Rolle nicht gewachsen und auch 1st round Rookie C.Davis war in seinen Leistungen nicht so wie erhofft. Erschwerend hinzu kam dann noch die Verletzung des als No. 2 WR vorgesehenen E.Parkers kurz vor Saisonbeginn.
Solider wurde diese Position erst mit der Verpflichtung des Dolphin-Veteran WR Chris Chambers zur Saisonmitte. Je länger er im Team war, desto besser wurde er und vor allem auch die Spieler um ihn herum, einschließlich QB Rivers. Richtig zum Durchbruch kam es dann in den Playoffs, in den trotz eines verletzten Rivers sowohl Jackson als auch Chambers Top-Leistungen boten.
Auch die Rookies Davis und Naanee wurden zum Saisonende immer besser. Das Vertrauen in die Stärke dieser Unit ist inzwischen so groß, dass der verlässliche E.Parker noch vor der Saison gecuttet wurde.
In der ersten Saisonhälfte, als die o.g. WR doch erhebliche Schwierigkeiten hatten, war hingegen auf den eigentlichen Go-To-Receiver der Chargers wie gewohnt Verlaß. Diese Rolle wird inzwischen seit Jahren von All-Pro TE Antonio Gates, dem z.Z. wohl besten Tight End der NFL übernommen. Mit seinen 75 catches (984 RecY, 9 TD) befand sich er statistisch wieder im Bereich der Top 25 WR und bestätigte als einer der wenigen Chargers fast exakt auch seine Werte von 2006. Es ist allerdings sehr bezeichnend das seine Rolle bzw. seine Receptions mit der zunehmenden bes-seren Integration von Chambers zu Saisonschluss zurückgingen. Mehr als 2/3 seiner Catches und Yards machte Gates in den ersten acht Spielen ohne Chambers.
Gates Back-Up Manumaleuna, erwies sich wieder als solider Blocker und Back-UP,der aber auch einige Key-Catches im Laufe der Saison fing und somit ein wichti-ger Bestandteil und vor des Teams bleibt.
Grade (WR/TE kombiniert) : 8.5
Offensive Line:
Nick Hardwick ( C), Cris Dielman (G), Mike Goff (G), Marcus McNeil (T), Jeromy Clary (RT), Scott Mruczkowski (G/T), Corry Withdrow (C/G), Jeremy Newberry (C/G), L.J. Shelton (T/G), KynanForney (G)
Die Chargers O-Line ist wohl eine der solidesten der NFL, hatte aber wie das komplette Team vor allem in der ersten Saisonhälfte z.T. massive Formschwächen.
Obwohl sie in exakt derselben Formation wie 2006 spielte, gab es unerklärliche Abstimmungsfehler und schlechtes Blocking. Besonders Pro-Bowl LT McNeil geriet in zunächst einen klassischen Sophomore-Slump den er erst in der zweiten Saisonhälfte beendete. Dann allerdings so gut, dass er wieder in den Pro-Bowl gewählt wurde.
Aber auch der zwei Jahre sehr solide spielende und einst als genialer late round Pick (7th round) gefeierte RT S.Olivea war völlig außer Form, hatte Einstellungsprobleme, wurde Mitte der Saison durch den vorher unbekannten Street-FA/Rookie Jeromy Clary ersetzt und inzwischen sogar gecuttet.
Clary wiederum machte seine Sache von Spiel zu Spiel besser und sorgte u.a. dafür, dass die O-Line zum Saisonende ungefähr wieder so spielte wie 2006. Das Vertrauen in Clary ist dabei wohl auch so groß, das die Bolts nicht wie von manchen erwar-tet einen Top-Mann als Nachfolger drafteten.
Die innere O-Line mit C N.Hardwick und den Guards C.Dielman und M.Goff war zwar auch nicht so dominant wie 2006, machten ihre Sache aber insgesamt besser. Dielman sogar so gut, dass er in seinen ersten Pro-Bowl berufen wurde.
Die Back Ups, sprich S. Mruczkowski und C.Withdrow sind mittlerweile alle lange im Team, gelten als sehr adäquat und können bei Bedarf die Starter zumindest kurzfristig gut ersetzen. Außerdem wurden die NFL-Veteranen J.Newberry, L.J. Shelton, Kenan Forney als zusätzliche Back-Ups verpflichtet.
Insgesamt ist diese Unit sehr gut und bis tief bis in die Back-Ups solide besetzt. Wenn alle ihre normale Form abrufen und Clary sich so weiter entwickelt wie 2007, dann stellt die O-Line sicher eine der Stärken des Teams dar. Einziges Fragezeichen besteht ist z. Z. nur auf der Center Position. Der vorgesehene Starter Hardwick fällt nach seiner Fuß Operation noch ca.4-5 aus. Genauso wie sein Back-Up Withdrow. In den ersten Wochen wird daher Newberry daher die Position einnehmen.
Grade: 8.5