Wie in einem anderen Thread schon geschrieben, habe ich bei kaum einen anderen Thema meine Grundausrichtung so grundlegend verändern dürfen, wie beim Thema "Hund".
Für mich waren das eigentlich immer "triebgesteuerte Idioten", die mir manches Mal ob ihrer Unberechenbarkeit auch Angst machten. Sowas fußt natürlich auf gemachten Erfahrungen, die wie ich nun weiß, nicht ausreichend überprüft worden sind.
Nun denn... Lang', gaaaaaanz lang' war ich Papa zweier Kater - bitte die Klischeekiste direkt wieder schließen. "Boba & Pille", zwei herrliche Akteure ihrer Zunft. Der dritte, "Spock" hatte nur ein Jahr, bevor er versuchte eine Bundesstraße bei Tübingen zu überqueren.
Spätestens als unser zweites Kind da war, schien kein Platz mehr für solch Raum einnehmendes Getier. Ich wurde Aquarianer, doch hier bewahrheitete sich eine Weisheit meines Vaters. "Die glücklichsten Tage im Leben eines Aquarianers, sind der an dem er sich das Aquarium anschafft und der an dem er sich davon trennt."
Die große Tochter, natürlich beseelt von den Bildern, die Hunde in z.B. Filmen liefern - nein, nicht "Cujo", sondern eher "Air Bud" oder "Beethoven" - zog immer wieder an Rock- und Hosenzipfel ihrer Zeuger und begann das Thema "Hund" aufzubringen.
Aus "Nein, kommt mir nicht ins Haus", wurde irgendwann "Ja, vielleicht mal irgendwann, aber nicht so eine Fußhupe, wo man die Herkunft nicht mehr erkennen kann". Dann wurde es konkreter, als im persönlichen Umfeld ein Züchter zwei Welpen "übrig" hatte. Einen Rüden und eine Hündin. Der Rüde wäre für den halben Preis zu haben gewesen, wenn im Gegenzug Verfügbarkeit für die Nachzucht zugesichert werden würde. Na klar... Für ein gelegentliches "Liebeswochenende" darf er zurück in den heimischen "Stall", dachte ich...
Meine Frau schaute mich und unsere beiden Kinder noch widerspenstig an und sagte: "Ich habe bereits drei Kinder. Da brauche ich nicht noch einen Hund!", während ich bereits 3 Fachbücher über Golden Retriever durchgelesen und mich immer mehr mit der Vorstellung angefreundet hatte.
Das "Für" und "Wider" wurde zunehmend ausgeglichener und auch die Flut an Verpflichtungen schreckte nicht mehr ab. Auch ich begann am Rockzipfel zu ziehen. Dem Druck von Tochter und Papa erlegen, stimmte meine Frau zu, sich die "Fiffis" 'mal anzuschauen. Ich wußte, wir haben sie im Sack und wir bald einen Rüdenwelpen zu Hause.
Wir fuhren uns die neun flauschigen "Bündel" anschauen und alle waren direkt verzaubert, außer der Papa. Bei dem "Zuchtrüden"-Deal hätte ich immer den Eindruck, einen geleasten Hund zu haben und wäre zudem an eine Vielzahl weiterer Verpflichtungen gebunden gewesen (medizinische Untersuchungen, die der 0815-Hund nicht braucht, Teilnahme an Ausstellungen etc.). Okay... war schön... schöner Nachmittag, bei schönen Tieren.
Doch Tochter, Sohn und Frau hatten die Hündin ins Herz geschlossen, auf die ich mich so garnicht einlassen wollte. Ich wollte einen Kerl, sodaß es nun galt mich zu überreden, zumal Teil des Deals mit meiner Frau war, daß ich mich um den Hund kümmere.
Zwei schlaflose Nächte und heftiges "Graben" meiner Damen folgten.
Papa kippte um und seit Ende Juli gehört sie nun zu uns - Coco!
Vier Wochen Arm-in-Pfoten im Wohnzimmer geschlafen, nachts im Stundentakt raus und tagsüber wie ein "Zombi" - ja, haben wir denn ein drittes Baby?".
Hundeschule, raus bei "Wind & Wetter", Tierarztrechnungen, Versicherung und die Lachnummer schlechthin... mit gefüllten Kotbeuteln umher laufen. Was habe ich über diese Leute früher geunkt, die ihrem "Fiffi" die Fäkalien hinterhertragen.
Sie ist warmherzig, unheimlich gelehrig, neugierig, sanft und spiegelt all das, was die mißverstandenen Hundefreunde immer wieder predigten - sie ist Familienmitglied und Freund(in) geworden, sie bringt Bewegung, eine Flut neuer Kontakte und ihrer Sicht auf die Welt - Lebensfreude pur, Gelassenheit, den Blick aufs Wesentliche und ganz ehrlich... wenn ich Heim komme und der Rest den "Alten" den "Alten" sein läßt, flippt sie jedes Mal völlig aus und begrüßt mich, als wäre ich und das bin ich ja auch das Zentrum ihres Glücks und der Mittelpunkt der Welt. Verennt euch jetzt nicht in scheinbar falschen Motiven meinerseits... Ich wollte das nie, doch um so schöner ist es, daß sie es schenkt und schenkt und schenkt und schenkt.
Natürlich kann sie auch "störrisch wie ein Esel" oder "dreckig wie ein Schwein" sein, aber sie könnte nicht mehr geliebt werden.
Auf einer Hundeschau waren wir mittlerweile trotzdem schon und... was soll ich sagen... 1st Place in der Babyklasse - heute ist sie genau 6 Monate alt.
P.S.: Das nur mal so als Erklärung, warum ich aus gefühlten 48 Fantasyligen ausstieg und einfach auch nur als aktueller Stimmungsbericht aus dem Hause Papa K's.