Preview Cincinnati Bengals 2008
Tampa oder Pampa?
Rückblick:
Die Saison 2007 begann verheißungsvoll mit einem Sieg im Mondy Night Game gegen die Ravens, aber bereits das zweite Spiel gegen die Browns war eines, welches die gesamte Saison definierte. Carson Palmer warf 6 TD`s und dennoch verloren die Bengals 45-51. In der ersten Saisonhälfte war es (erneut) vor allem der Defense zu verdanken, dass Spiele oft unnötig – dafür aber serienweise – verloren wurden. Mit den üblichen, immer gleichen, Schwächen wie verpassten Tackles, zugelassenen Big Plays in Run und Pass sowie dem schwächsten Pass-Rush der Liga (insgesamt nur 22 Sacks) fanden sich die Bengals schnell bei 1-4 Siegen wieder.
Dazu trug allerdings auch unfassbares Pech mit Verletzungen auf der LB-Position bei – nach Spieltag 4 befanden sich bereits 5 LB auf IR oder waren nicht mehr im Kader. Spiel 4 gegen die Patriots beendete die Defense mit lediglich 2 LB`s, die über 20 Minuten die Stellung halten mussten. Waren es im Jahr zuvor 18 Spieler auf IR, fand man zum Saisonende erneut 15 Spieler auf der Dauerverletztenliste.
Aber es lag viel eher an den zunächst weiter schwachen Defense-Leistungen, die sich allerdings ab der Mitte der Saison etwas stabilisierten. In gleichem Maße beteiligt war die Offense, die die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen konnte. Das Laufspiel kam zu keinem Zeitpunkt der Saison in Gang, was dann über das Passspiel kompensiert werden sollte. Dies war nicht schlecht, wurde aber auf zu wenige Schultern verteilt. WR Chad Johnson stellte einen neuen Vereinsrekord mit 1.440 Receiving-Yards auf und WR T.J. Houshmandzadeh teilte sich die Liga-Spitze mit 112 Catches mit WR Wes Welker, aber vor allem Johnson war zu unkonsistent und erzielte viele Yards in wenigen Spielen. QB Carson Palmer wollte oft zuviel, warf insgesamt 20 Interceptions und traf zahlreiche falsche Entscheidungen im Spiel. Häufige Fehler seiner Anspielstationen (falsche Routen, Drops) halfen ihm nicht grade dabei.
So wechselten sich Siege mit Niederlagen ab und ehe man sich versah, drohte mit einer Bilanz von 5-9 Siegen ein Desaster. Nur zwei Siege in den letzten beiden bedeutungslosen Spielen retteten zumindest noch eine 7-9 Saison. Eine herbe Enttäuschung und die 16te verpasste Playoffteilnahme in 17 Jahren.
Offseason:
In diesem Jahr wollten die Bengals ruhig und zielgerichtet auf die neue Saison hinarbeiten, aber es wären ja nicht die Bengals, wenn es nicht erneut jede Menge Aufregung und Theater in und um das Team gegeben hätte. Waren die medienwirksamen Auftritte von WR Chad Johnson zu Beginn noch ganz amüsant, stellte sich schnell heraus, dass es keineswegs nur um einen Wechselwunsch ging, sondern eher sein Agent hinter der Forderung stand und (mehr) Geld die treibende Kraft war. Dass er in den letzten vier Jahren gleich zwei vorzeitige Vertragsverlängerungen mit erklecklichen Signing-Boni erhalten hatte und damit viertbestbezahlter Receiver der Liga ist, wurde lieber nicht so betont. Keinesfalls wolle er jemals wieder für die Bengals spielen und auch nicht am Trainings Camp teilnehmen. Das Team callte den Bluff, nahm eine harte Position ein und berief sich auf den bestehenden Vertrag bis 2011. Sogar ein Draft-Day-Angebot der Redskins von 1st und 3rd Round Picks wurde abgelehnt. Chad Johnson ruderte zurück und war dann doch im Camp.
Weiterhin hatte das Front-Office mehrere schwierige Personalentscheidungen zu treffen und machte schließlich RT Stacy Andrews zum Franchise-Player, obwohl es seit 2 Jahren keinen langfristigen Vertrag mit ihm aushandeln konnte. Dies gelang auch in dieser Offseason nicht. Dafür ließ man erfahrene Spieler, vor allem aus dem Problembereich Defense, ziehen. Beispiele sind DE Justin Smith, FS Madieu Williams, LB`s Landon Johnson/Caleb Miller oder DE Bryan Robinson.
Herbe Rückschläge bedeuteten auch der Verlust von gleich drei ehemaligen 1st und 2nd Round Picks. LB David Pollack entschied sich aus gesundheitlichen Gründen, nie wieder Football zu spielen, LB Odell Thurman wurde zunächst nach 2 Jahren Suspension reinstatet, aber kurz danach überraschend von den Bengals entlassen. Zwei Wochen später wurde klar, warum – der Commisioner Goodell sperrte Thurman unbefristet wegen erneuter Alkoholvergehen. Dann entließen die Bengals völlig überraschend ihren letztjährigen 2nd Rounder RB Kenny Irons. Er war mit einer Kreuzbandverletzung auf IR gewesen und sollte in diesem Jahr wieder angreifen. Plötzlich wurden Gerüchte laut, dass Irons nie wieder würde Football spielen können und diese scheinen sich zu bestätigen. Solche Schläge würden fast jedes Team zurück werfen.
Und dann war da noch… WR Chris Henry. Nach erneuter Verhaftung, Anklage und Arrest zog man viel zu spät die Notbremse und entließ Henry. Das letzte Teil der Gruppierung, die dem Team vor 2 Jahren so schadete wurde endlich entfernt. Der Rest ist Geschichte… Die Anklage wird aus Mangel an Beweisen fallen gelassen, Henry wird erneut 4 Spiele suspendiert und nach Verletzungen der top 3 WR verpflichtet das Team den Spieler erneut – nachdem Head Coach Marvin Lewis eine Woche vorher verkündete, dass ein Chris Henry in seinem Team keinen Platz mehr hätte.
Ich bin der festen Überzeugung, dass dieses Überstimmen des Head Coaches durch den Besitzer Mike Brown das Ansehen von Marvin Lewis im Team nachhaltig beschädigt hat. Darüber hinaus muss eine solche Entscheidung bei langjährigen Fans erhebliche Zweifel an den Fähigkeiten des Besitzers/FO aufkommen lassen.
Der bisher letzte Knalleffekt trat dann mit den Roster-Cuts ein. Entlassen wurden u.a. RT Willie Anderson, RB Rudeee Johnson und CB Deltha O`Neal.
Kommen und Gehen im Überblick:
Folgende wichtige Free Agents bekamen einen Vertrag:
DE Antwan Odom (5 Jahre, $29,5 Mio. – UFA, Titans)
TE Ben Utecht (3 Jahre, $9 Mio. – RFA, Colts)
LB Brandon Johnson (1 Jahr, Minimum – FA, Cardinals)
LB Darryl Blackstock (1 Jahre, $560.000.- FA, Cardinals)
Franchise Player:
OT Stacy Andrews (1 Jahr, $7,455 Mio. - Tender unterschrieben)
Vertragsverlängerungen:
DT Domata Peko (5 Jahre, $29 Mio. - $10,8 Mio. garantiert)
P Kyle Larson (5 Jahre, Betrag unbekannt)
LB Dhani Jones (3 Jahre, 6 Mio. - $2 Mio. im ersten Jahr)
QB Ryan Fitzpatrick (1 Jahr, $927.000 – RFA, Tender unterschrieben)
WR Antonio Chatman (2 Jahre, $1,485 Mio.)
DE Jonathan Fanene (3 Jahre, $4 Mio)
Als wichtige Abgänge hatten die Bengals zu verzeichnen:
OT Willie Anderson (released)
RB Rudi Johnson (released)
DE Justin Smith (49ers, UFA)
FS Madieu Williams (Vikings, UFA)
CB Deltha O`Neal (Patriots, released)
LB Landon Johnson (Panthers, UFA)
LB David Pollack (career ending Inj.)
RB Kenny Irons (inj., released)
DT Michael Myers (released)
LB Odell Thurman (susp., released)
QB Jeff Rowe (released)
DE Bryan Robinson (Cardinals, UFA)
OC Alex Stepanovich (Falcons, UFA)
WR Tab Perry (UFA)
LB Caleb Miller (UFA)
Coaching matters!
Nach der Entlassung von DC Chuck Breshnahan arbeitet HC Marvin Lewis bereits mit seinem dritten Defensive Coordinator in 6 Jahren zusammen. Mike Zimmer heißt der neue Mann, der die Defense auf Vordermann bringen soll. Er war in gleicher Funktion zuletzt bei den Atlanta Falcons und vorher bei den Dallas Cowboys tätig.
Neuer LB-Coach ist Jeff FitzGerald, 48, zuletzt für 4 Jahre LB-Coach bei den Ravens. Ansonsten blieb der Coaching-Staff komplett intakt.
Draftpicks:
Rd. 1 - LB Keith Rivers, Southern California
Rd. 2 - WR Jerome Simpson, Coastal Carolina
Rd. 3 - DT Pat Sims, Auburn
Rd. 3 - WR Andre Caldwell, Florida
Rd. 4 - OT Anthony Collins, Kansas
Rd. 5 - DT Jason Shirley, Fresno State
Rd. 6 - FS Corey Lynch, Appalachian State
Rd. 6 - TE Matt Sherry, Villanova
Rd. 7 - DE Angelo Craig, Cincinnati
Rd. 7 - WR Mario Urrutia, Louisville
Dank mehrerer Compensatory Picks hatten die Bengals jede Menge Munition, um das Team im Draft zu verstärken. Aufgrund des Abganges von Eric Steinbach im Jahr zuvor, sprang sogar ein zusätzlicher 3rd Rounder heraus.
In Runde 1 hoffte das Team an # 9 OVR auf einen der beiden Top DT, Glenn Dorsey oder Sedrick Ellis. Natürlich wurden beide, Ellis durch einen kleinen Uptrade der Saints, vorher weggeschnappt. So blieb dem Team LB Keith Rivers, der ebenfalls eine dringend benötigte Verstärkung der Defense darstellt. Nach einem längeren Holdout zeigte er im Camp sofort seine Qualitäten und wird von Beginn an als WLB starten. Angesichts des miserablen LB-Corps der Bengals ein guter Pick.
In Runde 2 war durchaus erwartet worden, dass die Bengals einen WR draften würden. Dass es aber mit WR Jerome Simpson ein Receiver aus einem sehr kleinen College mit wenig Erfahrung sein würde, überraschte viele Beobachter. Dementsprechend waren die Camp-Leistungen auch sehr inkonsistent und er wird noch Zeit brauchen, um sein Potenzial zeigen zu können.
In Runde 3 wurde dann der dringende Need auf DT mit Pat Sims bedient, sowie ein weiterer, etwas geübterer WR mit Andre Caldwell ausgewählt. Damit wurde schnell klar, dass das Team unsicher über die Zukunft ihrer beiden Top-Receiver CJ und TJ ist. Nach ansprechenden Leistungen beider in der Pre-Season kam es wie immer: Beide verletzten sich und fallen jeweils mehrere Wochen aus. Bei Sims besteht sogar die Möglichkeit, dass er diese Saison nicht mehr spielen kann, was einen schweren Schlag für die DL-Rotation bedeutet.
Große Stücke hält das Team nach den ersten Eindrücken auf OT Anthony Collins. Angeblich hat die Entlassung von Willie Anderson auch damit zu tun, dass man in ihm – spätestens im nächsten Jahr – sogar einen Starter auf RT sieht, falls Stacy Andrews wie erwartet nicht mit den Bengals verlängert. Er wird dieses Jahr Back-Up von LT Levi Jones und evtl. Swing-Tackle sein.
Die Picks der Runden 5-7 sind als Prospects zu sehen. Shirley und Lynch schafften es sogar in den 53er Kader, Sherry steht schon auf IR und Urrutia zumindest im Practice Squad.
Die Bewertung des Drafts muss zunächst unvollständig bleiben, aber die Needs wurden gut bedient.