• habe mich heute mit eine anwalt (mizzou-boster) unerhalten, der zu dem thema kindesmißbrauch üble statistiken zur hand hatte. demnach liegt die dunkelziffer bzw. die zahl bereits begangener taten noch deutlich höher als das, was man bei entdeckung zunächst feststellt. sollte sich die statistik in diesem fall bestätigen, stichwort bowlspiele und auch seine stiftung, haben wird bislang erst die spitze des eisberges gesehen :eek: :3ddevil:

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  • Sorry, ich halte die Entlassung von Paterno für einen Skandal.

    Rechtlich gesehen - und das ist nun mal der Maßstab für eine rechtliche Maßnahme wie eine Entlassung - stellt sein Verhalten auf keinen Fall einen Entlassungsgrund dar. Dazu müßte er seine Vertragspflichten im Verhältnis zu seinem Arbeitgeber in schwerwiegender Weise verletzt haben. Es ist schon zweifelhaft, ob das der Fall wäre, wenn er überhaupt nichts getan hätte (Bin ich verpflichtet, den von einem aktuellen Mitarbeiter erhobenen Vorwurf einer angeblichen Straftat eines früheren Mitarbeiters an den Arbeitgeber zu melden?). Aber darauf kommt es gar nicht an. Denn er hat seinen Arbeitgeber über die ihm bekannten Vorwürfe informiert, so dass es schlicht absurd ist, wenn nun sein Arbeitgeber implizit (durch die Entlassung) rechtliche Vorwürfe gegen ihn erhebt.

    Moralisch finde ich das eine äußerst schwierige Situation, in der man sicherlich auch anders hätte handeln und beispielsweise bei der Polizei Anzeige erstatten können, aber Moral ist eben eine höchst individuelle Geschichte. Deswegen unterscheidet man ja gerade zwischen Recht (allgemeinverbindlich) und Moral (individuell).

    Hinzu kommt, dass keiner von uns die individuellen Umstände kennt (z. B.: Wie zuverlässig war die Information durch den Zeugen? In welchem persönlichen Verhältnis stand Paterno zu seinem ehemaligen Assistenten?) Es ist leicht, als Unbeteiligter aus sicherer Entfernung und mit dem heutigen Kenntnisstand darüber zu befinden, was man damals in der konkreten Situation hätte tun sollen. Es mag jeder für sich selbst beurteilen, ob er beispielsweise einen Freund in einer solchen Situation anzeigen würde - von der zu erwägenden Möglichkeit, dass der Vorwurf (ex ante betrachtet) falsch sein könnte, mal ganz zu schweigen.

    Meines Erachtens hätte man Paterno den sportlichen Abschied gewähren sollen, der seinen sportlichen Erfolgen angemessen wäre. Mit dem "moralischen Makel" hätte er so oder so leben müssen.

    Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.

    Hier wirft man einen 84-jährigen hochverdienten leitenden Angestellten in einer Nacht-und-Nebel-Aktion raus, nachdem er der Universität über 40 Jahre gewaltige Erfolge beschert hat, weil er sich in einer menschlich komplizierten Lage rechtlich unangreifbar, aber moralisch möglicherweise nicht optimal verhalten hat.

    6 Mal editiert, zuletzt von Chief (12. November 2011 um 05:55)


  • Rechtlich gesehen - und das ist nun mal der Maßstab für eine rechtliche Maßnahme wie eine Entlassung

    Ist das der einzige Maßstab? Wenn Nein fällt Deine gesamte Argumentation sehr schnell in sich zusammen.

    Leitende Angestellte haben in meinen Augen auch eine moralische Verpflichtung.

    Damit sage ich nicht, das ich die Entlassung von Paterno so richtig finde, dazu weiß ich zu wenig: wie glaubhaft waren die vorherigen Hinweise auf Kindesmißbrauchs, wie glaubwürdig war der Zeuge, wwas wurde nach Paternos Meldung getan oder nicht. Hier rein juristisch zu argumentieren ist meiner Meinung nach nicht genug.

  • Der, der sich moralisch am fragwürdigsten verhalten hat (gibts in den USA nicht sowas wie unterlassene Hilfeleistung?), ist ja noch im Coaching Staff, von daher kanns das Moralische allein ja nicht sein...

  • ...
    Hinzu kommt, dass keiner von uns die individuellen Umstände kennt (z. B.: Wie zuverlässig war die Information durch den Zeugen? In welchem persönlichen Verhältnis stand Paterno zu seinem ehemaligen Assistenten?) Es ist leicht, als Unbeteiligter aus sicherer Entfernung und mit dem heutigen Kenntnisstand darüber zu befinden, was man damals in der konkreten Situation hätte tun sollen. Es mag jeder für sich selbst beurteilen, ob er beispielsweise einen Freund in einer solchen Situation anzeigen würde - von der zu erwägenden Möglichkeit, dass der Vorwurf (ex ante betrachtet) falsch sein könnte, mal ganz zu schweigen.
    ...

    Das ist ja alles richtig, bloß, wenn ich so schwere Vorwürfe über einen Freund höre, dann gehe ich Ihnen zu erst persönlich nach. Sicherlich wäre mein erster Schritt auch nicht zur Polizei, aber nun ist da ja auch einige Zeit gewesen, in der man sich über alles Klar werden hätte können.
    Und wenn ich den Schritt zum Chef mache, dann ist auch der Schritt zur Polizei nicht schwer.
    Das einzige, was ich verstehen könnte, wäre, wenn er die Vorwürfe für Absurd gehalten hätte, aber warum dann der Weg zum Chef.
    Paterno war der große Trainer meines Lieblingscollege Teams, ein großer Held, aber das scheint alles zu zerstören.

  • Wow, Chief, einfach nur wow. Ich geh dann mal mit Gitsche den Kopf schütteln...

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Rechtlich gesehen - und das ist nun mal der Maßstab für eine rechtliche Maßnahme wie eine Entlassung - stellt sein Verhalten auf keinen Fall einen Entlassungsgrund dar.

    Ich gehe mal davon aus dass Paterno weiterhin entsprechend seines Vertrags bezahlt wird. Ist doch bei Coaches die z.B. aus sportlichen Gründen gefeuert werden nicht anders.

  • Es werden so viele Sachen bestimmt noch aufgeklärt. Wer wusste was und wieviel usw.

    Was ich aber weiterhin nicht verstehen kann ist wie kann es angehen, das jemand dieses Verbrechen im Duschraum gesehen hat, es weiterleitet und sieht das nichts passiert ist und dennoch Jahrelang dort mit den gleichen Leuten arbeitet....

    Wie kann mann damit jeden Tag leben?

  • Bei so manchen Kommentaren kann man wirklich nur den Kopf schütteln...

    Was zählt ist, dass Paterno persönlich von McQueary über Sanduskys Zwischenfall der Sodomie mit einem Jungen in der Dusche informiert wurde (so sah es das Gericht nach der Zeugenaussage von Mike McQueary) und so wie es aussieht, wusste Paterno auch schon davor über die Neigungen von Sandusky bescheid.

    Paterno und der Rest der Uni-Verantwortlichen entfernten Sandusky als DC 1999, dieser hatte jedoch weiterhin Zugang zu allen PSU-facilities und ließen Sie ihn wissentlich im Umfeld der Uni und des Athletic-Programmes gewähren. Sandusky hatte nach seiner Entlassung, so wie es nachträglich aussieht, noch mehr Zeit sich für seine extra für seine pädophilen Neigungen geschaffenen Second Mile Foundation zu kümmern und war leider auch noch äußerst "untriebig" und das bis ins Jahr 2011!!

    Es wäre Paterno wohl viel durchgegangen aber Kindesmissbrauch :nono: das geht sich nicht aus, deshalb blieb PSU auch nichts anderes übrig als ihn zu feuern. Die Institution ist allemal wichtiger, als das von ihr geschaffene Sportsprogramm, auch wenn viele Fans das nicht so sehen wollen.

    Da kann sich Herr Paterno seine Erfolge und 409 Siege in den Allerwertesten schieben!!! - und wenn er 500 Jahre PSU gecoacht hätte, kann das niemals die Duldung eines solchen Verbrechens rechtfertigen.

    Der Vergleich zu unlängst vorgefallenen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche (vor allem wenn man den fast schon biblischen Charakter von Paterno und das success with honor-Motto des Programms betrachtet) drängt sich daher für mich tatsächlich auf Grund der Vertuschungen und der bestehenden Machtstrukturen auf. "Leider Gottes" war der Uni Paternos Ruf und seine blütenweiße Weste tatsächlich wichtiger als die Fälle "ein paar missbrauchter Kinder" aufzuklären - so krank das auch klingen mag.

    Auch muss ich McQueary zugestehen, dass er keine leichte Entscheidung zu treffen hatte, da die Größe eines Sanduskys (enger Buddy von JoePa) in der PSU-Society zum damaligen Zeitpunkt nicht zu unterschätzen war. McQueary wäre, für den Fall, dass er auf eigene Faust, ohne das mit den Entscheidungsträgern abzusprechen, anfänglich wohl sehr stark angefeindet worden. Das wäre keine Zucker schlecken geworden. Trotzdem hätte er spätestens wenn er merkte, dass Sandusky nicht bei der Polizei angezeigt wurde, nochmals bei JoePa und den Uni-Verwantwortlichen nachbohren müssen, zur Not dann auf eigene Faust zur Polzei gehen müssen. Wahrscheinlich hatte er zu viel Respekt (Angst vor Sandusky?) vor den handelnden Personen und vielleicht beruhigte er sich mit dem Faktum, den Vorfall Paterno gemeldet zu haben, auch wenn ich das nicht nachvollziehen kann. Ich bin mir sicher, dass er es heute riesig bereut, nicht zur Polizei gegangen zu sein.

    Umso mehr hätte Paterno tätig werden müssen!!!!! JoePa war vielleicht noch mächtiger als der Governor von Pennsylvania. Hätte er Sandusky nicht gedeckt, sondern bei der Polizei angezeigt, wäre die ganze PSU-Nation und der Rest Amerikas hinter ihm gestanden. Bei McQueary kann ich zumindestens die Angst verstehen, auch wenn ich sein Handeln nicht tolerieren möchte.

    Penn State is f@cked für die nächsten mind. 5 Jahre und Paterno wird zurecht nicht nur als der Coach mit den meisten Siegen im College Football in die Geschichte eingehen, sondern auch auf ewig mit dem größten Kinder-Missbrauchs-Fall in der Sportsgeschichte Amerikas in Verbindung gebracht werden, mMn.

  • Hier wirft man einen 84-jährigen hochverdienten leitenden Angestellten in einer Nacht-und-Nebel-Aktion raus, nachdem er der Universität über 40 Jahre gewaltige Erfolge beschert hat, weil er sich in einer menschlich komplizierten Lage rechtlich unangreifbar, aber moralisch möglicherweise nicht optimal verhalten hat.

    Wenn man wirklich jegliche menschliche Moral ausser Acht lassen möchte (worüber man, wie schon mehrmals geschrieben, nur den Kopf schütteln kann), dann reichen auch der enorme Imageschaden, den Penn State auch durch Paternos Verhalten erlitten hat, sowie der sicherlich folgende Rückkgang der Spendeneinnahmen als Entlassungsgrund.

    Einmal editiert, zuletzt von Shakka (12. November 2011 um 21:58)

  • Ist das der einzige Maßstab? Wenn Nein fällt Deine gesamte Argumentation sehr schnell in sich zusammen.

    Leitende Angestellte haben in meinen Augen auch eine moralische Verpflichtung.

    Damit sage ich nicht, das ich die Entlassung von Paterno so richtig finde, dazu weiß ich zu wenig: wie glaubhaft waren die vorherigen Hinweise auf Kindesmißbrauchs, wie glaubwürdig war der Zeuge, wwas wurde nach Paternos Meldung getan oder nicht. Hier rein juristisch zu argumentieren ist meiner Meinung nach nicht genug.

    Ich habe ja nichts dagegen, wenn man das Verhalten Paternos moralisch mißbilligt. Aber der Maßstab für Rechtsfolgen und rechtliche Maßnahmen ist nun mal das Recht, der Maßstab für moralische Konsequenzen die Moral. Wenn eine bestimmte Moral zum Gesetz gemacht wird, kann das parallel laufen, muß es aber nicht.

  • Der, der sich moralisch am fragwürdigsten verhalten hat (gibts in den USA nicht sowas wie unterlassene Hilfeleistung?), ist ja noch im Coaching Staff, von daher kanns das Moralische allein ja nicht sein...

    Stimmt. Allerdings gibt es nach meinem Kenntnisstand den Tatbestand der unterlassenen Hilfeleistung im Rechtssystem der USA nicht. Du kannst einen Schwerverletzten am Straßenrand sehen und einfach vorbei fahren - "Thats Pech", wie ich mal im Rahmen einer Vorlesung zur Einführung in das US-amerikanische Rechtssystem erfahren habe. Ist allerdings schon ein paar Jahre her.

  • Das ist ja alles richtig, bloß, wenn ich so schwere Vorwürfe über einen Freund höre, dann gehe ich Ihnen zu erst persönlich nach. Sicherlich wäre mein erster Schritt auch nicht zur Polizei, aber nun ist da ja auch einige Zeit gewesen, in der man sich über alles Klar werden hätte können.
    Und wenn ich den Schritt zum Chef mache, dann ist auch der Schritt zur Polizei nicht schwer.
    Das einzige, was ich verstehen könnte, wäre, wenn er die Vorwürfe für Absurd gehalten hätte, aber warum dann der Weg zum Chef.
    Paterno war der große Trainer meines Lieblingscollege Teams, ein großer Held, aber das scheint alles zu zerstören.

    Ich versuche seit Tagen mir zu überlegen, was ich tun würde, wenn mir beispielsweise jemand erzählen würde, dass einer meiner besten Freunde so etwas getan hätte. Ich kann nur ehrlich sagen, dass ich es schlicht nicht weiß. Einerseits sähe ich mich moralisch verpflichtet, zu verhindern, dass so etwas wieder geschieht. Andererseits kann ich mir kaum vorstellen, dass ich den jeweiligen Freund der Gefahr einer Strafverfolgung aussetzen wollte. Ich halte das jedenfalls - allen "Kopfschüttlern" zum Trotz - für eine moralisch extrem schwierig zu beantwortende Frage.

    Dass Paterno den Vorwurf an den Präsidenten weitergeleitet hat, mag seinen Hintergrund in einer möglichen rechtlichen Verpflichtung gegenüber dem Arbeitgeber haben.


  • Was zählt ist, dass Paterno persönlich von McQueary über Sanduskys Zwischenfall der Sodomie mit einem Jungen in der Dusche informiert wurde (so sah es das Gericht nach der Zeugenaussage von Mike McQueary) und so wie es aussieht, wusste Paterno auch schon davor über die Neigungen von Sandusky bescheid.


    Von Sodomie habe ich in diesem Zusammenhang bisher noch nichts gehört. Oder verwendest Du den Begriff auch im Sinne von Analverkehr?

    Auch wenn es schwer fällt: Für seine sexuellen Neigungen kann kein Mensch etwas. Ein Pädophiler ist im Grunde ein bemitleidenswerter Mensch, weil er eine sexuelle Neigung hat, die er in unserer Rechts- und Gesellschaftsordnung nie wird ausleben dürfen. Vorwerfen kann man ihm "nur", wenn er es doch tut.

    Zitat

    Es wäre Paterno wohl viel durchgegangen aber Kindesmissbrauch :nono: das geht sich nicht aus, deshalb blieb PSU auch nichts anderes übrig als ihn zu feuern. Die Institution ist allemal wichtiger, als das von ihr geschaffene Sportsprogramm, auch wenn viele Fans das nicht so sehen wollen.

    Da kann sich Herr Paterno seine Erfolge und 409 Siege in den Allerwertesten schieben!!! - und wenn er 500 Jahre PSU gecoacht hätte, kann das niemals die Duldung eines solchen Verbrechens rechtfertigen.

    Es ist aus staatlicher Sicht richtig, dass der Täter bestraft wird. Aber Paterno ist kein Staatsanwalt, kein Polizist und kein sonstiger Angestellter im öffentlichen Dienst, der für die Strafverfolgung oder für die Verhinderung von Straftaten verantwortlich wäre. Er hat weder Kindesmißbrauch begangen noch einen solchen geduldet. Er hat sich nicht um die Bestrafung des Täters gekümmert, aber das ist auch nicht seine Aufgabe (auch wenn er es natürlich hätte tun dürfen). Das einzige, was man ihm vorwerfen kann, ist, dass er (vermutlich, genau wissen wir das alle nicht) nichts getan hat, um die Begehung weiterer derartiger Straftaten zu verhindern.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chief (13. November 2011 um 19:11)

  • Wenn man wirklich jegliche menschliche Moral ausser Acht lassen möchte (worüber man, wie schon mehrmals geschrieben, nur den Kopf schütteln kann), dann reichen auch der enorme Imageschaden, den Penn State auch durch Paternos Verhalten erlitten hat, sowie der sicherlich folgende Rückkgang der Spendeneinnahmen als Entlassungsgrund.

    Moralisch mag die Vorgänge jeder nach seinen Maßstäben beurteilen. Aber rechtlich ("Entlassungsgrund") ist das Unsinn. Selbst wenn man die Auffassung vertritt, dass Paterno wegen des drohenden Imageschadens seinem Arbeitgeber gegenüber verpflichtet war, die Vorwürfe an diesen weiter zu leiten, ist er seiner solchen Verpflichtung jedenfalls nachgekommen. Man kann daher mit Deiner Argumentation vielleicht dem Präsidenten einen Vorwurf machen, aber nicht Paterno.

  • Auch wenn es schwer fällt: Für seine sexuellen Neigungen kann kein Mensch etwas. Ein Pädophiler ist im Grunde ein bemitleidenswerter Mensch, weil er eine sexuelle Neigung hat, die er in unserer Rechts- und Gesellschaftsordnung nie wird ausleben dürfen.

    :eek::eek::eek:

  • Ich habe ja nichts dagegen, wenn man das Verhalten Paternos moralisch mißbilligt. Aber der Maßstab für Rechtsfolgen und rechtliche Maßnahmen ist nun mal das Recht, der Maßstab für moralische Konsequenzen die Moral. Wenn eine bestimmte Moral zum Gesetz gemacht wird, kann das parallel laufen, muß es aber nicht.

    Sorry, das sehe ich völlig anders. Wenn ein leitender Angestellte im Job keinerlei Fehler macht, durch sein Verhalten aber den Ruf des Arbeitgebers in Miskredit bringt, so sehe ich da sehr wohl einen Grund für eine Enllassung, selbst wenn er dies in seiner Freizeit getan hätte.

  • Sorry, das sehe ich völlig anders. Wenn ein leitender Angestellte im Job keinerlei Fehler macht, durch sein Verhalten aber den Ruf des Arbeitgebers in Miskredit bringt, so sehe ich da sehr wohl einen Grund für eine Enllassung, selbst wenn er dies in seiner Freizeit getan hätte.

    Da liegt ein Mißverständnis vor. Es ist nicht sinnvoll bestreitbar, dass sich Rechtsfolgen nur aus dem Vorliegen rechtlicher (- meist gesetzlicher -) Tatbestände ergeben. Das ist für das gesamte Rechtssystem elementar. Vereinfacht ausgedrückt besteht ein Rechtssystem aus einer Vielzahl von Rechtssätzen, die alle die Grundstruktur aufweisen: Wenn die Voraussetzungen V1, V2, ... Vn erfüllt sind, tritt die Rechtsfolge R ein. Mit Moral hat das formal nichts zu tun. Natürlich gibt es einige Rechtssätze, die ihre Begründung in einer verbreiteten oder allgemein anerkannten Moral finden ("Du sollst nicht töten", "Du sollst nicht stehlen").

    Im Ergebnis hast Du trotzdem Recht, aber das liegt nicht an Moral: Du bist als Arbeitnehmer (nicht nur als leitender Angestellter) nicht (nur) moralisch, sondern (insbesondere auch) rechtlich (arbeits-/dienstvertragliche Nebenpflicht) grundsätzlich verpflichtet, Deinen Arbeitgeber durch Dein Verhalten nicht in Mißkredit zu bringen, sofern das nicht aus anderen Gründen ausnahmsweise gerechtfertigt ist. Bei besonders schwerwiegenden Verletzungen dieser Pflicht kann das im Extremfall sogar mal eine Entlassung rechtfertigen, z. B. wenn Du in Deiner Freizeit wahrheitswidrig behauptest, Dein Chef/Dein Unternehmen betreibe Steuerhinterziehung oder betrüge seine Kunden. Daneben kann sich je nach konkreter Situation auch aus Deinem privaten Verhalten ergeben, dass Du für Deinen Job ungeeignet bist (z. B. Betrug durch einen Kassierer; Kindesmißbrauch durch einen Kindergärtner).

    3 Mal editiert, zuletzt von Chief (13. November 2011 um 18:58)

  • Zitat von [Thommy];1135334

    :eek::eek::eek:

    Du kannst Dir wahrscheinlich kaum vorstellen, wie furchtbar das für den Pädophilen sein kann. Ich habe mal einen Fall erlebt, in dem der (geistig sehr einfach gestrickte) Pädophile wiederholt versucht hat, sich selbst mit Stacheldraht zu kastrieren, dann seine eigene chemische Kastration und schließlich seine operative Kastration betrieben hat. Zwischendurch hat er sich auch wiederholt selbst wegen angeblichen Kindesmißbrauchs angezeigt, wobei er die angeblichen Taten vermutlich nie begangen hat - nur in der Hoffnung, in die Psychiatrie eingeliefert und dort irgendwie "geheilt" zu werden. Wie verzweifelt muß ein Mensch sein, dass er so etwas tut? Gebracht hat das alles nur sehr wenig, weil man durch Medikamente etc. nur die Intensität des sexuellen Verlangens, aber nicht die Art der Vorlieben ändern kann.

  • Von Sodomie habe ich in diesem Zusammenhang bisher noch nichts gehört. Oder verwendest Du den Begriff auch im Sinne von Analverkehr?

    Ja meinte ich.

    Auch wenn es schwer fällt: Für seine sexuellen Neigungen kann kein Mensch etwas. Ein Pädophiler ist im Grunde ein bemitleidenswerter Mensch, weil er eine sexuelle Neigung hat, die er in unserer Rechts- und Gesellschaftsordnung nie wird ausleben dürfen. Vorwerfen kann man ihm "nur", wenn er es doch tut.

    Du kannst Dir wahrscheinlich kaum vorstellen, wie furchtbar das für den Pädophilen sein kann. Ich habe mal einen Fall erlebt, in dem der (geistig sehr einfach gestrickte) Pädophile wiederholt versucht hat, sich selbst mit Stacheldraht zu kastrieren, dann seine eigene chemische Kastration und schließlich seine operative Kastration betrieben hat. Zwischendurch hat er sich auch wiederholt selbst wegen angeblichen Kindesmißbrauchs angezeigt, wobei er die angeblichen Taten vermutlich nie begangen hat - nur in der Hoffnung, in die Psychiatrie eingeliefert und dort irgendwie "geheilt" zu werden. Wie verzweifelt muß ein Mensch sein, dass er so etwas tut? Gebracht hat das alles nur sehr wenig, weil man durch Medikamente etc. nur die Intensität des sexuellen Verlangens, aber nicht die Art der Vorlieben ändern kann.

    Ich möchte deine Aussagen gar nicht bestreiten, aber wenn du Pädophile bemitleidest, wie siehts dann mit dem Mitleid den Opfern aus?

    Es ist aus staatlicher Sicht richtig, dass der Täter bestraft wird. Aber Paterno ist kein Staatsanwalt, kein Polizist und kein sonstiger Angestellter im öffentlichen Dienst, der für die Strafverfolgung oder für die Verhinderung von Straftaten verantwortlich wäre. Er hat weder Kindesmißbrauch begangen noch einen solchen geduldet. Er hat sich nicht um die Bestrafung des Täters gekümmert, aber das ist auch nicht seine Aufgabe (auch wenn er es natürlich hätte tun dürfen). Das einzige, was man ihm vorwerfen kann, ist, dass er (vermutlich, genau wissen wir das alle nicht) nichts getan hat, um die Begehung weiterer derartiger Straftaten zu verhindern.

    (auch wenn er es natürlich hätte tun dürfen)


    hätte für mich aus moralischer Sicht eindeutig (auch wenn er es natürlich hätte tun müssen) gelautet - aber das hätte Paterno wohl sofort und aus dem Bauch heraus entscheiden müssen. Hätte er es getan, wäre er wohl zum Überhelden geworden.

    Natürlich kann man, so wie du, die Situation knochen-trocken aus rein juristischer Sicht sehen, nur war es für die Uni und ihr Image nachvollziehbar unmöglich, rein auf juristischer Ebene eine Entscheidung in dieser Sache zu treffen.

    Wenn ein Sportsprogramm für das Motto "success with honor" bekannt ist, war ein Neuanfang und somit ein Rauswurf von Paterno die einzige nachvollziehbare Variante.

  • Die Täter sind häufig auch selbst missbraucht wordenoder leiden psychisch unter ihrer Neigung. Habe mal einen sehr guten Film gesehen über so einen Täter, dem bewusst geworden ist, das ser Kinder liebt und dadurch nie eine Beziehung/Liebe erfahren wird.

  • Sagt mal was geht hier eigentlich ab? Hier wird über Rechtssysteme, Moral, kranke Pädophile etc. diskutiert...


    Es gibt viele Dinge die nicht schön sind die aber passieren können:

    Man betrügt seine Frau
    Man raubt jemanden aus
    Man verprügelt jemanden
    Man hinterzieht Steuern
    Man wird Investmentbanker
    Man trollt in einem Forum
    Man fährt betrunken Auto
    etc.


    Aber man steckt verdammt nochmal nicht seinen Pillermann in kleine Jungen oder Mädchen!!!


    Und vor allem: Wenn man so etwas mitbekommt sorgt man dafür das dieser jemand hinter Schloss und Riegel kommt. Denn wie hier schon erwähnt, solche Leute sind meistens krank und WERDEN ES WIEDER TUN.


    Und insbesondere wenn man eine leitende Stellung oder Vorbildfunktion hat ist es umso unverständlicher wenn man vor so etwas seine Augen verschließt und es ignoriert oder jemanden deckt.

    Sollte es irgendjemanden geben der nach den Ereignissen bei Penn State noch gelitten hat ist es auch Paterno's Schuld. Und dafür gibt es keine Entschuldigung.


    So oft kann ich gar nicht von Phalanxen oder Quality Wins sprechen was hier einige für einen verbalen und moralischen Dünnpfiff von sich geben...

  • Ich versuche seit Tagen mir zu überlegen, was ich tun würde, wenn mir beispielsweise jemand erzählen würde, dass einer meiner besten Freunde so etwas getan hätte. Ich kann nur ehrlich sagen, dass ich es schlicht nicht weiß. Einerseits sähe ich mich moralisch verpflichtet, zu verhindern, dass so etwas wieder geschieht. Andererseits kann ich mir kaum vorstellen, dass ich den jeweiligen Freund der Gefahr einer Strafverfolgung aussetzen wollte. Ich halte das jedenfalls - allen "Kopfschüttlern" zum Trotz - für eine moralisch extrem schwierig zu beantwortende Frage.

    Sorry, aber wenn einer deiner besten Freunde Kinder vergewaltigt hat, hältst du es für moralisch extrem schwierig zu beantworten, ob du ihn der Gefahr einer Strafverfolgung aussetzen wollen würdest? :madness

  • Sorry, aber wenn einer deiner besten Freunde Kinder vergewaltigt hat, hältst du es für moralisch extrem schwierig zu beantworten, ob du ihn der Gefahr einer Strafverfolgung aussetzen wollen würdest? :madness

    Ich würde alles tun damit er nicht es weiter macht. Ist auch in seinem Interesse.

  • Ich möchte deine Aussagen gar nicht bestreiten, aber wenn du Pädophile bemitleidest, wie siehts dann mit dem Mitleid den Opfern aus?

    Da wollte ich keinen falschen Eindruck erwecken, sondern nur verdeutlichen, dass es eben auch die andere Seite gibt. Nach heutigem Stand der medizinischen Erkenntnis geht man meines Wissens ganz überwiegend davon aus, daß (auch "einvernehmliche") sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern mit einem deutlich erhöhten Risiko langfristiger psychischer Schäden verbunden sind. Diese möglichen Folgen, die - wenn sie eintreten - furchtbar sind und praktisch das gesamte Leben des Opfers massiv belasten, rechtfertigen ja gerade die Bestrafung. Wären diese potentiellen Folgen nicht so schlimm, bestünde für mich auch kein Gewissenskonflikt.

  • Ich würde alles tun damit er nicht es weiter macht. Ist auch in seinem Interesse.

    Ich denke auch, dass ich mich bemühen würde zu verhindern, dass er es wieder tut. Was geschehen ist, kann man nicht ungeschehen machen, aber es sollte keine zusätzlichen Opfer mehr geben.

    Aber ich würde grundsätzlich keinen Freund der Gefahr einer Strafverfolgung aussetzen.

    Daraus entsteht das Dilemma: Das Einzige, was wohl beidem gerecht wird, ist ein Vier-Augen-Gespräch.
    Alle weiteren prinzipiell sinnvollen Maßnahmen (z. B. Warnung der Eltern, Einschaltung des Jugendamtes) wären selbst auf anonymer Basis fast mit Sicherheit mit Strafverfolgung verbunden. Das gilt natürlich erst Recht für eine Strafanzeige.