Detroit Lions Preview 2006
Rückblick
2005 war ein enttäuschendes Jahr für die Lions. Die Saison begann mit großen Hoffnungen und einem Heimsieg gegen den Erzrivalen aus Green Bay. Doch es wurde dann doch wieder mal die seit Jahren gewohnte Achterbahnfahrt mit mehr Tiefen als Höhen und am Ende stand eine magere 5-11-Bilanz in einer der schwächsten Divisionen der NFL. Gerade in der ersten Saisonhälfte gingen einige Spiele sehr knapp und durch teilweise unglückliche Schiedsrichterentscheidungen verloren. Doch dies kann keine Ausrede dafür sein, dass die Erwartungen in nahezu allen Bereichen unerfüllt blieben. Quarterback Joey Harrington ließ seine NFL-Tauglichkeit auch in seinem vierten Jahr nur hin und wieder aufblitzen, sein Kontrahent Jeff Garcia hatte weniger mit ihm als mit sich selbst und diversen Verletzungen zu kämpfen. Die Receiver ließen zu keiner Zeit erkennen, dass in diesen Bereich drei aufeinander folgende Erstrundenpicks investiert wurden und das Laufspiel litt unter einer löchrigen Offensive Line. Der Defense gelang es zu selten, die Läufe des Gegners zu stoppen oder zum Quarterback durchzudringen. Akzeptabel war lediglich die Passverteidigung. Die Entlassung des Headcoaches Steve Mariucci nach dem elften Spieltag war die logische Folge des schwachen Auftretens seines Teams.
Wer ging?
Die wichtigsten Abgänge sind: QB Joey Harrington (Dolphins), QB Jeff Garcia (Eagles), LB Wali Rainer (Texans), T Kyle Kosier (Cowboys), CB André Goodman (Dolphins), CB/RS Robert William McQuarters (Giants), WR Kevin Johnson (vereinslos), LB Earl Holmes (vereinslos), DT Dan Wilkinson (retired).
Wer kam?
Die wichtigsten Free Agent-Zugänge sind: QB Jon Kitna (Bengals), QB Josh McCown (Cardinals), RB Arlen Harris (Rams), WR Corey Bradford (Texans), TE Dan Campbell (Cowboys), T Courtney VanBuren (Chargers), G Ross Verba (Browns), G Rex Tucker (Rams), ), G Barry Stokes (Atlanta), DT Tyoka Jackson (Rams), LB Paris Lenon (Packers), CB Jamar Fletcher (Chargers), S Idrees Bashir (Panthers).
Die Draft der Lions verlief folgendermaßen:
1. Runde (#9): Ernie Sims, LB, Florida State
2. (#40) Daniel Bullocks, S, Nebraska
3. (#74) Brian Calhoun, RB, Wisconsin
5. (#141) Jonathan Scott, T, Texas
6. (#179) Dee McCann, CB, West Virginia
7. (#217) Fred Matua, G, USC
7. (#217) Anthony Cannon, LB, Tulane
Die Coaches
Ein neues Dreigestirn soll dafür sorgen, dass die Spieler der Lions ihre Talente zur Entfaltung und konstant zum Einsatz bringen. Hauptverantwortlich dafür ist Rod Marinelli. Der Disziplinfanatiker betreute in den letzten zehn Jahren die Defensive Line der Tampa Bay Buccaneers und hat nun zum ersten Mal einen Headcoach-Posten inne. Mit Offensive Coordinator Mike Martz und Defensive Coordinator Donnie Henderson stehen ihm zwei erfahrene Fachleute zur Seite beim Versuch, die Lions wieder auf die Beine zu bringen. Vor allem auf Mike Martz, der in St. Louis einst die „greatest show on turf“ ins Leben rief, ruhen in Detroit große Erwartungen.
In seinem mittlerweile zehnten Jahr sorgt Chuck Priefer dafür, dass die Special Teams der verlässlichste Mannschaftsteil der Lions sind.
Die Offense
Quarterbacks
Der vier Jahre währende Irrtum Joey Harrington gehört der Vergangenheit an und das ist gut so. Um seine Nachfolge konkurrieren die beiden Neuzugänge Jon Kitna und Josh McCown. Dabei hat der erfahrene Kitna zunächst die Nase vorn und wird wohl als Starter in die Saison gehen. Der 33-Jährige kann aber nicht mehr als eine Übergangslösung sein und so ist damit zu rechnen, dass der sechs Jahre jüngere McCown im nächsten oder je nach Saisonverlauf auch schon in diesem Jahr das Zepter übernehmen wird. Die beiden sind vielleicht nicht gerade das, was man ein doppelköpfiges Monster nennen würde, aber immerhin ein als hochsolide bekannter Veteran sowie ein mit großem Talent ausgestatteter Quarterback, der seine besten Jahre noch vor sich und mit Mike Martz den vielleicht besten Trainer hat, den er sich wünschen kann. Eine langfristige Alternative stellt Dan Orlovsky dar, der als Fünftrundenpick des Jahres 2005 in sein zweites NFL-Jahr geht.
Running Backs
Eine der Enttäuschungen des vergangenen Jahres ist Kevin Jones. Der Erstrundenpick von 2004 war in den letzten sieben Spielen seiner Rookiesaison mit 825 Yards Raumgewinn der beste Running Back der NFL. 2005 konnte er daran nicht anknüpfen und brachte es in der gesamten Saison nur auf 664 Yards. Man muss ihm dabei zugute halten, dass er mit Verletzungen zu kämpfen hatte und unter einer schwachen Offensive Line sowie einem selten funktionierenden Passspiel litt. Da beides unter Martz besser werden soll, wird dies das Jahr werden, in dem Jones sich beweisen muss. Eine echte Alternative zu ihm gibt es nicht, die weiteren Running Backs sind nicht mehr als Ergänzungsspieler. Shawn Bryson bleibt zunächst erste Wahl als erfahrener und fangsicherer 3rd-Down-Back, doch Rookie Brian Calhoun könnte ihm diesen Platz streitig machen. Um den vermutlich letzten Rosterspot konkurrieren Artose Pinner und der von Martz aus St. Louis mitgebrachte Arlen Harris.
Cory Schlesinger war lange eine Bank als Fullback und Führungsspieler der Lions. Doch er ist mittlerweile 34 und nicht mehr so unumstritten wie noch vor ein, zwei Jahren. Möglicherweise wird Shawn Bryson in Zukunft öfter auf diese Position wechseln. Zudem könnte die Verpflichtung von Tight End Dan Campbell ein Hinweis darauf sein, dass das neue Playbook mehr Spielzüge ohne Fullback enthält.
Wide Receivers
Für keinen Mannschaftsteil ist es so schwer, die Qualität der in Detroit vorhandenen Spieler einzuschätzen, wie für die Wide Receivers. Drei Spieler, die unter den ersten zehn Draftpicks ihres jeweiligen Jahres 2003, 2004 oder 2005 waren - das klingt zunächst nach purem Dynamit. Doch bei näherer Betrachtung steht hinter jedem dieser Spieler ein großes Fragezeichen: Roy Williams hat nach viel versprechenden Ansätzen in seiner Rookiesaison ein ernüchterndes zweites Jahr hinter sich mit vielen kleinen Verletzungen, zu vielen fallen gelassenen und nur 45 gefangenen Bällen. Dennoch hat er, wenn er gesund bleibt, das Zeug zu einem echten Topspieler.
Trüber sind die Aussichten für Charles Rogers, der nach der Draft 2003 seine ersten beiden Jahre durch Verletzungen nahezu vollständig verpasste und 2005 nur durch eine vierwöchige Sperre wegen Drogenmissbrauchs auffiel. Ebenso wie er blieb auch Rookie Mike Williams weit hinter den Erwartungen zurück. Beide stehen am Scheideweg ihrer Karriere und wenn es Marinelli und Martz nicht gelingt, ihnen eine gesunde Arbeitsethik einzuimpfen, dann wird dies wohl nie jemand schaffen. Für diesen Fall stehen solide Alternativen bereit in Neuzugang Corey Bradford und Scottie Vines, dem Überraschungsspieler der vergangenen Saison.
Tight Ends
Marcus Pollard ist auch mit 34 noch ein zuverlässiger und fangsicherer Tight End. Im letzten Jahr fing er 46 Pässe und damit mehr als jeder Wide Receiver der Lions. Eine sinnvolle Ergänzung zu ihm ist der aus Dallas gekommene Dan Campbell, der seine Stärken eher im Blocken hat. Dies gilt auch für Backup Casey Fitzsimmons.
Offensive Line
Die Offensive Line war 2005 eine Problemzone. Es ist zu befürchten, dass sie das auch 2006 bleibt, denn die Starter werden voraussichtlich die gleichen sein wie im letzten Jahr. Positiv ist, dass in Draft und Free Agency zumindest für die Tiefe einiges getan wurde. Center Dominic Raiola, Right Guard Damien Woody und der nach langen Verhandlungen für sechs Jahre weiter verpflichtete Left Tackle Jeff Backus sind die Stützpfeiler der Gruppe, während die anderen beiden Positionen mit Wackelkandidaten besetzt sind:
Left Guard Rick DeMulling kam im letzten Jahr als hoffnungsvolle Neuverpflichtung aus Indianapolis, konnte aber nicht im Entferntesten an die als Beschützer Peyton Mannings gezeigten Leistungen anknüpfen. Ihm sitzen die neu hinzugekommenen Barry Stokes und Rex Tucker im Nacken. Beide waren keine Stammspieler in ihren bisherigen Vereinen.
Als Right Tackle ist Kelly Butler vorerst weiterhin erste Wahl. Konkurrenz bekommt er durch Neuankömmling Courtney VanBuren und Rookie Jonathan Scott.