Sonntagsfrage April 2009

  • Und deswegen hast Du Dich jetzt so geziert? ;)

    Ich glaube überhaupt nicht, dass wir es hier mit einem irrationalem Wählerverhalten zu tun haben. Ganz im Gegenteil.

    Ich bin mit fast allem was Du schreibst vollkommen d'accord und sehe es Prinzip genauso. Das war das, was ich mit dem "Verdruss" meinte, der die wechselwilligen Wähler der bürgerlichen Mitte, auf Grund der Konstellation mit der großen Koalition und dem Mangel an Alternativen, in die Arme der Liberalen treibt. Allerdings ist für mich dieses Wählerverhalten trotzdem irrational, denn wie ernst zu nehmen ist eine Partei, die in der Außendarstellung angesichts des eigenen konzeptionellen Scherbenhaufens nun säckeweise Kreide frisst?

    Ich behaupte auch, dass der Zusammenhang, dass wirtschaftspolitische Grundsätze, welche die FDP jahrelang vertreten hat und welche nun mit verantwortlich für die weltweite Wirtschaftskrise sind, den wenigsten, die nun nach der FDP schreien, als FDP-Kernthemen bewusst sind. Einige Teilnehmer dieses Forums inbegriffen.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long


  • Ich behaupte auch, dass der Zusammenhang, dass wirtschaftspolitische Grundsätze, welche die FDP jahrelang vertreten hat und welche nun mit verantwortlich für die weltweite Wirtschaftskrise sind, den wenigsten, die nun nach der FDP schreien, als FDP-Kernthemen bewusst sind. Einige Teilnehmer dieses Forums inbegriffen.

    Traurig aber wahr :( Und was war das mal für eine gute Partei zu den Hochzeiten von Hirsch, Baum, Dahrendorf etc. :madness

  • Hier gehts glaube ich um 2 Fragen. Als erstes müsste man fragen, was genau denn die Ursachen der Wirtschaftskrise sind. Um mal einen Anfang zu machen: Was ist denn an der gegenwärtigen Krise neu? Was ist das neoliberale daran? Hat der Markt nicht einfach mal wieder eine Blase produziert und dann platzen lassen?

    Und die zweite Frage: Wie reagiert man darauf? Dass der Markt solche Geschichten mit unschöner regelmäßigkeit produziert, ist bekannt. Das wird von den Leuten mE quasi akzeptiert. Man akzeptiert das, weil die Alternative eben noch unangenehmer ist: Ein Staat, der massiv lenkt.

    Ich widerspreche der These, dass die Leute nicht wüssten, dass bei der aktuellen Situation neoliberale Politik ihre Finger im Spiel hatte. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Gerade weil die Leute die Gefahren dieser Politik sahen, haben sie die FDP eben nicht gewählt. Die sehen sich doch jetzt geradezu bestätigt. Und wenn sich die FDP aus ihrer Sicht kreidefressend läutert, ist das ein Grund, sie zu wählen.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Dass der Markt solche Geschichten mit unschöner regelmäßigkeit produziert, ist bekannt. Das wird von den Leuten mE quasi akzeptiert. Man akzeptiert das, weil die Alternative eben noch unangenehmer ist: Ein Staat, der massiv lenkt.


    Genau das sollte man aber nicht akzeptieren, wenn so ein Mist dabei rauskommt. Ich persönlich finde "massive Lenkung" doch als wesentlich angenehmer, auch wenn sie dazu führt, dass das "Wirtschaftswachstum" eben nicht so stark wächst.

  • Das hört sich ganz schön an, nur - um mal ein Bild zu gebrauchen, hier gehts doch nicht nur einfach darum, die Geschwindigkeit zu drosseln, um schwere Unfälle zu vermeiden. (Obwohl man da natürlich drüber diskutieren kann: Ist ein schwerer Unfall alle 70 Jahre nicht die Raserei dazwischen wert? Und was bitte wäre denn die richtige Geschwindigkeit?) Je massiver der Staat eingreift, desto mehr geht es darum gleich den Fahrer auszutauschen. Und zwar durch einen Fahrer, der selbst eine lange Liste von Unfällen vorzuweisen hat.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Es geht ja nicht um Staatswirtschaft (außer bei der HRE, da ist Hopfen und Malz verloren), sondern darum, Regeln und Restriktionen zu schaffen, die bitter nötig sind, damit die ganzen Traumtänzer, die sich Broker & Banker nennen, mal lernen, wie man ordentlich wirtschaftet, und solche Blasen nicht mehr entstehen. (Mann, war das ein langer Satz :tongue2: )

  • Und die soll ein Staat schaffen, der es nicht einmal selbst schafft, auch nur eine rote Null zu schreiben? Ein Staat, dessen Vertreter sich doch auch nicht cleverer Verhalten haben, als die "Banker" - oder geben die Landesbanken etwa eine gute Figur ab? Nicht, dass wir uns hier falsch verstehen: Ich will keine Werbung für die FDP machen, sondern zeigen, dass diese "FDP-Wähler sind doof"-Kritik einfach zu kurz greift.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • interessant wird doch zu sehen sein was diese "gelbe Gefahr" propagiert sobald sie tatsächlich Regierungsverantwortung besitzt ... Weiterführung der bisher kolportierten Absichten & Grundsätze oder substanzielle Modifikationen am eigenen Programm als ernstzunehmende Antworten auf die gegenwärtigen wirtschaftlichen Risiken & Umwälzungen?

    ich sehe da eher die Gefahr daß wenn etwa "Hr." GW sein Traumamt erreicht hat und dazu das Justizressort in eigener Hand ist eine Art "LmaA-Mentalität" um sich greift und von dieser diktatorisch geführten Gruppierung in Sachen Zukunftsideen und -führung nicht viel zu erwarten sein wird ...


  • interessant wird doch zu sehen sein was diese "gelbe Gefahr" propagiert sobald sie tatsächlich Regierungsverantwortung besitzt ... Weiterführung der bisher kolportierten Absichten & Grundsätze oder substanzielle Modifikationen am eigenen Programm als ernstzunehmende Antworten auf die gegenwärtigen wirtschaftlichen Risiken & Umwälzungen?

    ich sehe da eher die Gefahr daß wenn etwa "Hr." GW sein Traumamt erreicht hat und dazu das Justizressort in eigener Hand ist eine Art "LmaA-Mentalität" um sich greift und von dieser diktatorisch geführten Gruppierung in Sachen Zukunftsideen und -führung nicht viel zu erwarten sein wird ...

    Jetzt wirds langsam lächerlich...mehr fällt mir dazu nicht ein...

  • Eine Theorie zum Höhenflug der FDP in unseren Sonntagsfragen wäre auch, dass die Liberalen mit der Zeit zusätzlich eine gewisse Zahl an "Spaßwählern" auf sich versammelten, die einfach sehen wollten wie weit sie die ohnehin schon starke FDP nach vorne bringen bringen können. (Guido for Kanzler!)

    Soll ja Leute geben, die so etwas machen würden... *Hust*


    P.S.: Dieser Erklärungsansatz bezieht sich allerdings nur auf den Zeitraum als die FDP von Rekordergebnis zu Rekordergebnis eilte und teilweise jenseits der 30 % Grenze lag.

    Einmal editiert, zuletzt von Mr Darcy (19. April 2009 um 18:18)

  • Jetzt wirds langsam lächerlich...mehr fällt mir dazu nicht ein...

    Irgendeine Form halbwegs sinnvoller Argumentation hätte auch voraussichtlich niemand von Dir erwartet.

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  • Und die soll ein Staat schaffen, der es nicht einmal selbst schafft, auch nur eine rote Null zu schreiben? Ein Staat, dessen Vertreter sich doch auch nicht cleverer Verhalten haben, als die "Banker" - oder geben die Landesbanken etwa eine gute Figur ab?

    Ich bin sicherlich weit davon entfernt, unserer "Volksvertreter" in Schutz zu nehmen, aber das Absaufen der Landesbanken an der Politik festzumachen halte ich nun wirklich für viel zu verkürzt. Zunächst mal sitzen in den LB's Banker wie bei anderen Banken auch. Wenn, dann hat die Politik hier ihre Aufsichtspflicht verletzt, that's it. Den Mist verzapft haben zunächst mal die "Profis".

    Zitat

    Nicht, dass wir uns hier falsch verstehen: Ich will keine Werbung für die FDP machen, sondern zeigen, dass diese "FDP-Wähler sind doof"-Kritik einfach zu kurz greift.

    So weit würde ich nicht gehen. Allerdings unterstelle ich vielen (wie natürlich bei allen anderen Parteien auch) sich schlicht kaum Gedanken zu machen. Verzeih mir meinen flapsige Einwurf, aber Deine Herleitung ist sicherlich was für einen kulturkritischen Gesprächsabend mit Roger Willemsen, aber letztlich etwas zu verkopft.

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  • Jetzt wirds langsam lächerlich...mehr fällt mir dazu nicht ein...

    warum denn?

    erzähl doch mal was Dich dazu motiviert (wenn dem so sein sollte) diese Partei zu favorisieren .. wofür steht sie bei Dir?? .. was macht sie aus?? .. ist liberal noch zeitgemäß, ist sie das überhaupt noch??

    und daß Herr WW diese Partei mit eiserner Hand ohne Duldung eines Widerspruchs führt dürfte doch wohl auf der Hand liegen, frag nach bei Gerhardt, Solms oder Kinkel (Möllemann geht ja leider nicht mehr) ...


  • Ich frag mich immer wieder, wie manche Leute decht die Linken wählen können...die müssen schon echt verzweifelt sein, denn am politischen PRogramm oder als wirkliche politische Alternative kann man sie nun wirklich nicht ansehen...

    Jetzt wirds langsam lächerlich...mehr fällt mir dazu nicht ein...

  • Sorry, aber die FDP als diktatorische Gruppierung zu bezeichnen...das ist schon ziemlich hart....bzw. extrem lächerlich!

    Das war eine klare Denonzierung bzw. schon eine radikalisierte Unterstellung...jeder darf hier seine Meinung äußern, jedoch schießt sowas über jedes Ziel hinaus!

    @ Raider

    Aha...und was sagst du zur CDU? Da hat Merkel beinahe ein ganzes Kabinett aus dem Weg gedrängt, ehe sie an die Macht kam!

    Oder die SPD unter Schröder? Nein....da waren natürlich alle Kompetenzen klar verteilt...

    Über dieses scheinheilige tun der Grünen Spitzenpolitiker will ich garnicht erst reden...Oder was war denn in der Joschka Zeit?....

    Und die Linke?...tja...die Linke....

    3 Mal editiert, zuletzt von Robbes (20. April 2009 um 18:08)

  • Sorry, aber die FDP als diktatorische Gruppierung zu bezeichnen...das ist schon ziemlich hart....bzw. extrem lächerlich!


    Darthraider sagte "diktatorisch geführt", das ist was ganz anderes.

  • Darthraider sagte "diktatorisch geführt", das ist was ganz anderes.


    s.u....das gibt es überall!

    PS: Allein das Wort Gruppierung hat gereicht...

    Einmal editiert, zuletzt von Robbes (20. April 2009 um 18:17)


  • und daß Herr WW diese Partei mit eiserner Hand ohne Duldung eines Widerspruchs führt dürfte doch wohl auf der Hand liegen, frag nach bei Gerhardt, Solms oder Kinkel (Möllemann geht ja leider nicht mehr) ...

    Bei Gerhardt, der vor einem Jahr noch den Mangel an Führung beklagte?

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Ich glaube nicht, dass es allein das System war, dass zur aktuellen Wirtschaftssituation geführt hat. Es waren vielmehr die Persönlichkeitschwächen Einzelner. Der Vorwurf an das System ist also, dass es Schlupflöcher bot, und nicht das es falsch sei.

    Das massive Einmischen des Staates ist schon irgendwie ein Treppenwitz der Geschichte, denn genau das wurde ja von der westlichen Welt immer an den sozialistischen Volkswirtschaften kritisiert.


  • Das massive Einmischen des Staates ist schon irgendwie ein Treppenwitz der Geschichte, denn genau das wurde ja von der westlichen Welt immer an den sozialistischen Volkswirtschaften kritisiert.


    ...und von denen, die jetzt froh sind, dass es Papa Staat gibt, ders Netz aufspannt, bevor man in den Abgrund stürzt.

    Thank you 62

  • Bei Gerhardt, der vor einem Jahr noch den Mangel an Führung beklagte?

    ja, genau der ... was hat sein Ansinnen denn bewegt?

    selbst Inhaber des gelben Parteibuchs werden feststellen können daß die Parteispitze komplett auf WW ausgerichtet ist & er eine Art monarchische Herrschaftsstruktur aufgebaut hat die es ihm erlaubt "durchzuregieren" ... das mag früher mal funktioniert haben (CSU unter Strauß) oder sogar notwendig gewesen sein (CSU unter Stoiber) ist aber mMn heute nicht mehr zeitgemäß und wünschenswert ...


  • Täusche ich mich oder erlebt hier die SPD in dieser regelmäßigen Forumsumfrage eine kleine Wiederbelebung :paelzer: So gut waren die doch lange nicht mehr hier

  • Das könnten wohl am besten die User beantworten, die jetzt hier im Forum in dieser Umfrage neuerdings für die Sozen gestimmt haben

  • ja, genau der ... was hat sein Ansinnen denn bewegt?

    selbst Inhaber des gelben Parteibuchs werden feststellen können daß die Parteispitze komplett auf WW ausgerichtet ist & er eine Art monarchische Herrschaftsstruktur aufgebaut hat die es ihm erlaubt "durchzuregieren" ... das mag früher mal funktioniert haben (CSU unter Strauß) oder sogar notwendig gewesen sein (CSU unter Stoiber) ist aber mMn heute nicht mehr zeitgemäß und wünschenswert ...

    Ich frage mich ernsthaft, wo du diese Einschätzung her hast. Da ich das so nicht gesehen habe, habe ich erfolglos versucht, da irgendwo eine Erläuterung dieser Sichtweise zu finden. Aber wie gesagt - erfolglos. Was es offensichtlich gibt, ist eine Fokussierung auf Westerwelle, aber Kritik an erinem diktatorischen Führungsstil habe ich nirgends gefunden.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.