• Die bröseln jetzt doch bei den ÖR recht eindeutig auf das eine riesengroße Anzahl von AfD-Wählern nur Protestwähler sind. Fast 70% AfD-Wähler meinten, sie würden sich ein CSU-like CDU wünschen. Da dann von Neonazis zu reden, die eine NSDAP wählen...

    CSU ist ja noch schlimmer als die NSDAP :P :D

  • Danke dafür. Das ist doch das wahre Problem. Egal ob die Linke oder AFD. Es werden von den gleichen Leuten (völlig unabhängig von programmatischer Richtung) die Parteien gewählt, die ein nominelles Gegenprogramm zur Globalisierung darstellen. Aber wehe eine der beiden hätte tatsächlich mal Verantwortung... Wobei selbst das mal als heilsamer Schock wirken könnte. Muss ja nicht gleich ein großes Bundesland sein

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Hier können unsanktioniert Rechtsaußenpostillen verlinkt werden (btw, warte noch auf die Antwort vom Olymp), aber er kriegt Blauschrift, weil er eine Menge Neonazis in MeckPomm vermutet? Ja nee, is klar :cards

    Kann ja vielleicht was damit zu tun haben das sich hier Moderatoren in ihrer Freizeit nicht vollumfänglich mit den verschiedenen Graden von Rechts bis Rechtsaußen, bei irgendwelchen Publikationen, die hier in Form eines youtube-Interviews geposted werden, auseinandersetzen wollen oder können, um dann am Ende festzustellen das es vielleicht noch geht oder gerade nicht mehr. Was zum Schluss dann doch höchstens auf eine Ermahnung hinauslaufen kann, so einen Quatsch hier bitte zukünftig wegzulassen.

    Dahingegen ist ein Pauschalisieren gegenüber einem ganzen Bundesland (und ein Dramatisieren im Grad) einfach zu erkennen als "unerwünscht". Den immer unpassenden Vergleich zur NSDAP hast du ja dann auch nicht verteidigt. Da dann auch noch einen Zusammenhang zwischen den beiden zu insinuieren, als würde hier bei rechten Parolen ein Auge zugedrückt, das ist ein bischen unter deinem Niveau.

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    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Danke dafür. Das ist doch das wahre Problem. Egal ob die Linke oder AFD. Es werden von den gleichen Leuten (völlig unabhängig von programmatischer Richtung) die Parteien gewählt, die ein nominelles Gegenprogramm zur Globalisierung darstellen. Aber wehe eine der beiden hätte tatsächlich mal Verantwortung... Wobei selbst das mal als heilsamer Schock wirken könnte. Muss ja nicht gleich ein großes Bundesland sein

    Die Linke hat ja schon Regierungsverantwortung (gehabt), ohne dass die Welt untergeht oder unterging. Da müssen wir also
    keinen Belzebub an die Wand malen. Jeder Partei muss sich schnell mit Sachzwängen auseinandersetzen, bei denen sie selbst
    nicht die Spielregeln gestaltet, also würde ich da alle Erwartungen in welche Richtung auch immer etwas niedriger hängen.

    Ich habe heute einen ganz interessanten Gedanken gehört. Da meinte ein Soziologe, dass Politiker sich gerne als Macher
    darstellen, um gewählt zu werden. Das Problem ist nur, dass ihr Handlungsspielraum viel geringer ist, als sie zunächst
    behaupten. Die von ihnen so geweckte Erwartungshaltung muss dann zwangsläufig enttäuscht werden und das untergräbt
    dann das Vertrauen in das politische System an sich, nicht nur Vertrauen in einzelne Personen. Vielleicht wäre das mal ein
    Ansatzpunkt, um der Politikverdrossenheit entgegen zu wirken.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Die Linke hat ja schon Regierungsverantwortung (gehabt), ohne dass die Welt untergeht oder unterging. Da müssen wir alsokeinen Belzebub an die Wand malen. Jeder Partei muss sich schnell mit Sachzwängen auseinandersetzen, bei denen sie selbst
    nicht die Spielregeln gestaltet, also würde ich da alle Erwartungen in welche Richtung auch immer etwas niedriger hängen.

    Dabei muss man aber auch immer feststellen das es schon einen Unterschied gibt zwischen (z.B.) der Brandenburg-Linken und der Bundes-Linken, zumindest wenn man die Leute beim Wort nimmt. Ich persönlich würde z.B. die BW-Grünen viel eher wählen als die Berliner Variation. Das liegt hauptsächlich am Personal und meiner Einschätzung wie die sich denn bei bestimmten Themen (oder zu Entwicklungen) verhalten, die jetzt noch nicht auf der Tagesordnung stehen. Die Ost-Linke war außerhalb der Altkader selbst für mich immer eine einigermaßen wählbare Partei, in der Bundes-Linken sind mir zuviele Ideologen und ich kann wirklich nicht einschätzen was von dem ganzen Oppositions"das hauen wir einfach mal raus"-Quatsch, dann wirklich Realpolitik werden würde.

    (bin ich der Einzige der beim Derek immer so einen kürzeren Zeilenumbruch hat?)

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    Einmal editiert, zuletzt von Doylebeule (5. September 2016 um 00:04)

  • (bin ich der Einzige der beim Derek immer so einen kürzeren Zeilenumbruch hat?)

    Nö, ich setze das ganz bewusst, weil ich elend lange Zeilen ermüdend finde. Eine Zeitung schreibt ja auch nicht von Rand zu Rand :)

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Du unterstellst hier, es würde um Sachthemen gehen, ich hingegen glaube, dass es dass nicht tut. Deswegen kann man den Leutendann auch nicht mit Argumenten kommen.

    Die "Abgehängten" sind sauer. Sie sind mit Recht sauer, weil sie sich mit anderen Leuten vergleichen und feststellen, dass es ihnen
    schlechter geht als früher. "Die da oben" verdienen besser und schauen auf sie herab (siehe Tweet). Mit schlechter Ausbildung kann
    man sich nicht mehr den Lebensstil leisten, den die eigenen Eltern trotz ebenfalls schlechter Bildung noch hatten. Die gut gebildeten
    Frauen hauen in den Westen ab und verdienen dort mehr. Ausländer sind für die wirklich Konkurrenz etc. Mit welchem Argument soll
    man den Frust, der da entsteht, denn abbauen?

    Da sind wir auf der gleichen Linie. Ich glaube halt nur, dass diese Wähler an der komplexen Diskussionen, die solcheThemen erfordern, gar kein Interesse haben. Deswegen kann man Populisten in Debatten auch schlecht stellen.
    Argumente, die der eigenen Meinung entgegen stehen, werden einfach abgeblockt. Das kann man schön

    an Umgang mit der Presse sehen. Deren Job ist die Vermittlung von Komplexität. Die Antwort der Frustrierten ist
    "Lügenpresse" und Ende der Debatte.

    Ich bezweifle stark, dass man sich bei gleicher Bildung heute nur einen niedrigeren Lebensstandard leisten kann. Der Lebensstandard hat
    so sehr zugenommen, dass selbst ein Hartz IV-Empfänger heute absolut einen Lebensstandard genießt, den man sich "früher" auch mit Job nicht
    leisten konnte. Gesunken ist höchstens der relative Lebensstandard im Vergleich zu den Mitmenschen, die Fortschritte gemacht haben.

    Vor diesem Hintergrund bezweifle ich auch, dass die "Abgehängten" "mit Recht sauer" sind. Aber das nützt nichts, denn sie sind nun mal sauer,
    weil sie sich - wie wir alle - eben nicht mit dem Facharbeiter aus den 60er/70er Jahren und auch nicht mit dem Multimillionär vor hundert
    Jahren vergleichen, sondern mit dem Nachbarn von gegenüber.

    Man wird sie - da hast Du völlig Recht - kaum mit Sachargumenten erreichen können. Man sieht ja bei Trump, dass es ihm nahezu überhaupt
    nicht schadet, wenn er heute dies und morgen das Gegenteil erzählt.

    Allerdings vermute ich, dass die AfD nicht nur von "Abgehängten" gewählt wird. Insofern gebe ich zu bedenken, dass die AfD nicht von Sozialhilfeempfängern
    gegründet wurde und auch nach dem Ausstieg der früheren professoralen Führung immer noch (jedenfalls auf Bundesebene) von Leuten geführt wird,
    denen man eine gewisse Intelligenz kaum absprechen kann.

    Vor diesem Hintergrund erscheint mir eine Argumentation nach dem Schema "Die sind alle blöd, denen müßte man die Welt nur mal richtig erklären,
    dann würden sie ihre Position schon aufgeben" auch etwas arrogant. Wenn man wirklich diskutieren will, dann muss das ergebnisoffen sein, dann muss
    man ernsthaft in Betracht ziehen, dass der andere Recht und man selbst Unrecht haben könnte. Wenn man in Wirklichkeit nur belehren will und seine
    eigene Weltsicht für die allein selig machende hält, kann man sich die "Diskussion" sparen. Insofern finde ich es unterhaltsam und frustrierend zugleich,
    wenn man dem jeweiligen Gegner Belehrungsresistenz bescheinigt, aber den Balken im eigenen Auge nicht sieht.

    Theoretisch stimme ich Dir zu, dass es Aufgabe der Presse wäre, komplexe Themen sachgerecht darzustellen und zu vermitteln. Nur sehe ich mindestens
    zwei Probleme:
    1. Selbst in der sog. "Qualitätspresse" erkenne ich in meinen Fachgebieten häufig groben Unfug. Freunde erzählen mir dasselbe in Bezug auf ihre
    Fachgebiete. Wenn der Journalist schon das Thema selbst nicht durchdringt, wie soll er dann Komplexität vermitteln?
    2. "Komplexität" kann auch dazu dienen, ein Thema zu zerreden. Zumindest häufig ist es möglich - wenn auch schwierig -, eine (vermeintlich)
    komplexe Frage auf einen oder wenige wesentliche Gesichtspunkte "herunterzubrechen" und verständlich darzustellen. Ein absoluter Meister ist in seinem
    Fachgebiet Warren Buffett. Aber diese Kombination aus Fachkompetenz, Darstellungskompetenz und didaktischem Impetus weisen leider nur wenige auf.
    Es zeigt aber, dass einfache Antworten auf schwierige Fragen nicht zwingend falsch sein müssen.

    Letztlich macht die AfD m. E. strukturell auch nichts wesentlich anderes, als die anderen (größeren, etablierten) Parteien auch: Da man mit ein
    paar Professoren-Wählern keine Wahl gewinnen kann, bemüht man sich um massenkompatible Themen/Themendarstellungen, um Stimmen
    einzusammeln. Ich habe nicht den Eindruck, dass der Wahlkampf der Konkurrenz in den letzten Jahren und Jahrzehnten von wesentlich mehr
    Sachargumenten geprägt gewesen wäre.

    Die SPD hat unter Gerhard Schröder je nach Blickwinkel ihr Programm modernisiert oder ihre Grundsätze verraten, was im Ergebnis die WASOG/Linke
    hervorgerufen bzw. gestärkt hat. Das sind - jedenfalls im Westen - im Schwerpunkt "alte Sozialdemokraten", die der SPD-Führung Verrat vorwerfen.
    Ist das Verhältnis von CDU/CSU zur AfD nicht ähnlich? Auch in der Union gehen die Ansichten, ob die Partei sich modernisiert oder ihre konservativen
    Grundsätze verraten hat, weit auseinander.

    Ob sich die AfD dauerhaft halten wird, bleibt natürlich abzuwarten. Mit der "Flüchtlingskrise" ist der Partei ein Thema in den Schoß gefallen, durch das
    sie zumindest einen sehr großen Teil der Bevölkerung - quer durch alle Schichten - erreicht. Mal sehen, ob sie sich etablieren kann, bevor das Thema
    wieder abebbt.

    5 Mal editiert, zuletzt von Chief (5. September 2016 um 06:56)

  • Ob sich die AfD dauerhaft halten wird, bleibt natürlich abzuwarten. Mit der "Flüchtlingskrise" ist der Partei ein Thema in den Schoß gefallen, durch das
    sie zumindest einen sehr großen Teil der Bevölkerung - quer durch alle Schichten - erreicht. Mal sehen, ob sie sich etablieren kann, bevor das Thema
    wieder abebbt.

    Die AfD hatte sich nach dem Austritt von Lucke eigentlich schon selbst erlegt.
    Das Flüchtlingsthema ist der einzige Grund warum so eine Kehrtwende stattfindet.
    Anstatt sich dem Thema anzunehmen und endlich Klarheit in Europa zu schaffen investieren die anderen Parteien ihre Energie für die Diskussion über die AfD.
    Man bekommt das Gefühl die Lösung des Flüchtlingsproblems wird der türkischen Regierung überlassen.
    Noch vor 18 Monaten ist man auf europäischer Ebene von Treffen zu Treffen zur Eurorettung gesprungen. Das Flüchtlingsthema,
    dass aus meiner Sicht mindestens genauso ein Gewicht hat wie die Eurorettung, wird in ein Nicht-EU-Land ausgelagert, deren Regierung man nicht vertraut.
    Der Preis dafür ist, dass nicht nur Flüchtlinge, sondern auch die Türkei in die europäische Gemeinschft drängt.
    Die Flüchtlinge sind ein Thema mit dem die EU u.a. zeigen kann, warum man in der Gemeinschaft europäische Probleme besser lösen kann.
    Was passiert? Man lagert das Problem aus und gibt einer Partei Futter. Selbst schuld.

  • Ich bezweifle stark, dass man sich bei gleicher Bildung heute nur einen niedrigeren Lebensstandard leisten kann. Der Lebensstandard hatso sehr zugenommen, dass selbst ein Hartz IV-Empfänger heute absolut einen Lebensstandard genießt, den man sich "früher" auch mit Job nicht leisten konnte. Gesunken ist höchstens der relative Lebensstandard im Vergleich zu den Mitmenschen, die Fortschritte gemacht haben.

    Da sind wir weitgehend auf einer Linie, nur will ich da zwei Dinge einwerfen. Der höhere Wohlstand resultiert oft eben allein aus
    technischem Fortschritt, der Einkommensverluste kompensiert: Selbst Bettler kann man heute mit Handy sehen.

    Das ist zwar schön, funktioniert aber in Bereichen, wo es den Fortschritt nicht gab nicht mehr. Ich denke da z.B. an Akademiker,
    die beklagen, dass sich ihre Eltern mit ähnlicher Ausbildung noch Parkett leisten konnten, sie selbst heuter aber nur noch Laminat.
    Die durchschauen, dass sich hier etwas zu ihren Ungunsten verändert hat, denn die Gesellschaft ist schließlich nicht ärmer geworden.

    Ein Blick nach Amerika, wo Trends früher und krasser auftreten, zeigt, dass selbst der "absolute" Lebensstandard bei den Abgehängten sinkt.
    Ich verweise noch mal aus dem Artikel aus dem POTUS-Thread, wo aufgezeigt wird, dass bei denen die Lebenserwartung sinkt und
    die oft keine eigene Familie gründen können, weil sie auf dem Beziehungsmarkt mangels Geld kaum vermittelbar sind. Da tröstet einen
    auch der Flatscreen-TV nicht.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Die AfD hatte sich nach dem Austritt von Lucke eigentlich schon selbst erlegt.Das Flüchtlingsthema ist der einzige Grund warum so eine Kehrtwende stattfindet.

    Das greift zu kurz. Erstens haben wir in anderen Ländern die gleichen Probleme - und das schon seit weit vor der Flüchtlingskrise.
    Zweitens haben wird den gleichen Frust auch hier schon lange. Die Leute hatten nur nicht die entsprechende Partei. Die sind
    nur entweder gar nicht wählen gegangen oder waren aus Protest bei anderen Parteien. Deswegen wechseln doch so viele Wähler
    spielend leicht von der Linken zur AfD. Wir sollten hier Anlass und Ursache auseinander halten.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Das greift zu kurz. Erstens haben wir in anderen Ländern die gleichen Probleme - und das schon seit weit vor der Flüchtlingskrise.Zweitens haben wird den gleichen Frust auch hier schon lange. Die Leute hatten nur nicht die entsprechende Partei. Die sind
    nur entweder gar nicht wählen gegangen oder waren aus Protest bei anderen Parteien. Deswegen wechseln doch so viele Wähler
    spielend leicht von der Linken zur AfD. Wir sollten hier Anlass und Ursache auseinander halten.

    Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube in Erinnerung zu haben, dass die AfD im April letzten Jahres bei 3% lag.
    Sicher suchen sich Protestwähler eine Partei, die gerade eine Rhethorik gegen die Regierung in ihrem Wahlkampf anwendet.
    Davon haben Grüne, FDP, Piraten, AfD,etc. profitiert. Nur die AfD hatte nicht so einen Stimmenzuwachs mit demThema Euro. Das kam erst mit der Flüchtlingsrhetorik.

  • Ich glaube, das die Flüchtlinge nur der Aufhänger sind, aber nicht das wirkliche Thema. M sieht daran nur, das der Staat Geld hat wenn es drauf ankommt aber auf der anderen Seite wird dem Wahlvolk ständig erzählt, das man sparen muss. Das passt nicht zusammen und dann muss man sich wirklich nicht wundern wenn die Leute Frust schieben. Gerade wenn bei so einem sensiblen Thema wie Rente ständig geschraubt wird. Und da hat man jetzt eine wunderbare Protestpartei. Ich befürchte, das uns die AfD ( oder etwas ähnliches ) noch lange verfolgen wird

  • Ich glaube, das die Flüchtlinge nur der Aufhänger sind, aber nicht das wirkliche Thema. M sieht daran nur, das der Staat Geld hat wenn es drauf ankommt aber auf der anderen Seite wird dem Wahlvolk ständig erzählt, das man sparen muss. Das passt nicht zusammen und dann muss man sich wirklich nicht wundern wenn die Leute Frust schieben. Gerade wenn bei so einem sensiblen Thema wie Rente ständig geschraubt wird. Und da hat man jetzt eine wunderbare Protestpartei. Ich befürchte, das uns die AfD ( oder etwas ähnliches ) noch lange verfolgen wird

    Das kommt darauf an, was man unter "Der Staat hat Geld" versteht. "Der Staat" sind wir alle in unserer Gesamtheit. "Geld" im Sinne von Liquidität hat "der Staat",
    solange ausreichend Vertrauen in die Gesamt-Kreditwürdigkeit besteht. Insofern hat die BRD - angesichts gewaltiger Verschuldung: noch - "Geld".

    Aber letztlich muss alles, was wir in unserer Gesamtheit ausgeben, von uns in unserer Gesamtheit bezahlt werden. Im "Normalfall" würden wir die Ausgaben im
    Prinzip 1:1 durch "Steuereinnahmen" - also im Grunde gestufte "Vereinsbeiträge" - bezahlen. (Man könnte zwar mal einen Kredit aufnehmen, müßte aber in anderen
    Jahren auch Überschüsse produzieren.) Stattdessen leben wir seit Jahrzehnten über unsere Verhältnisse, weil wir mehr ausgeben, als wir "einnehmen". Das heißt
    aber nicht, dass uns (oder unseren Kindern) nicht irgendwann "die Rechnung" präsentiert würde. Wir betreiben quasi einen Verein, der jedes Jahr seine Ausgaben
    steigert, dessen Mitglieder sich aber hartnäckig weigern, den Vereinsbeitrag so anzupassen, dass man die gemeinsam beschlossenen Ausgaben damit auch bezahlen
    könnte. So gesehen hat "der Staat" schon lange kein Geld mehr.

    Keiner von uns weiß genau, wie die Welt in 30 oder 50 Jahren aussehen wird. Aber dass es angesichts steigender Anzahl von Ruheständlern mit zudem höherer
    Lebenserwartung bei niedrigerer Anzahl von Erwerbstätigen erforderlich ist, an "der Rente" zu "schrauben", liegt auf der Hand. Die Frage ist nicht "ob", sondern
    "wie weit". Wenn ich mal grob schätzen darf: Angesichts der allgemeinen Tendenz, Unerfreuliches so lange wie möglich aufzuschieben, die auch und gerade
    Politikern schon aufgrund des Eigeninteresses an der Wiederwahl nicht völlig fremd zu sein scheint, dürften die bislang ergriffenen Maßnahmen (= Kürzung der
    Ruhestandsbezüge/Verlängerung der Lebensarbeitszeit) mit hoher Wahrscheinlichkeit noch längst nicht ausreichen.

    Abgesehen von diesen ökonomischen Erwägungen stellt sich natürlich immer die Frage, wofür man Geld ausgibt. Es liegt auf der Hand, dass man das gleiche Geld
    nicht zweimal ausgeben kann. Das ist gerade Aufgabe von Politik - und hierbei entsteht der (unvermeidliche) Streit, weil natürlich unterschiedliche Menschen auch
    unterschiedliche Prioritäten setzen. So gesehen besteht aufgrund divergierender Prioritätensetzung immer "Frust" bei denen, die gerade nicht über die politische
    Mehrheit verfügen. Damit (und mit der Wahl unterschiedlicher Parteien) müssen wir alle leben.

    Das erklärt aber nur bedingt das Phänomen der "Protestwahl". Insofern bietet der von Derek Brown nun zum wiederholten Mal verlinkte Artikel durchaus einen sehr
    plausiblen Erklärungsansatz - es muss ja nicht die einzige Erklärung sein.

    5 Mal editiert, zuletzt von Chief (5. September 2016 um 10:17)

  • Ich frage mich immer ein wenig, warum automatisch von Protestwählern ausgegangen wird, um Wahlergebnisse wie die der AfD zu erklären. Ist natürlich ein bißchen Begriffsklauberei, aber Protest als solcher besitzt eigentlich immer ein inhaltlich weniger zielgerichtetes Moment - ansonsten wäre ja jede Wahl eine Protestwahl (immer gegen den jeweiligen politischen Gegner). Nun wählen die 'Unzufriedenen' aber nicht irgendeine Partei (etwa: Die PARTEI - letztlich eine ideale Protestpartei) oder malen die Kästchen auf dem Wahlzettel kreativ aus, sondern tun alle dasselbe. Von daher mag ich da an eine Protestwahl nach herkömmlichem Verständnis nicht glauben. Im Gegenteil, die Leute wissen sehr genau, wen sie da wählen, das zeigen ja auch politikwissenschaftliche Analysen erschreckend deutlich.


    @ Beule: Hatte schon Sorge, dass dein Fantum mir gegenüber langsam erlischt, von daher bin ich fast ein wenig beruhigt. Auf deine Projektionen muss ich sicherlich nicht näher eingehen (die verraten so schön viel über dich), allerdings finde ich den impliziten Vorschlag, jeden (mehr oder weniger) unpassenden Vergleich mit Blauschrift zu bedenken, bei konsequenter Umsetzung gar nicht mal so uncharmant ;)

  • Ja dieses Protestwähler gerede kann ich auch nicht mehr hören. Die Menschen haben in dieser Wirtschaftsform ihre Identität (so glauben sie) verloren und wählen jetzt national um irgendwo noch Zugehörigkeit zu empfinden.

    Robert Mugabe, Vladimir Putin, Sepp Blatter,

  • Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube in Erinnerung zu haben, dass die AfD im April letzten Jahres bei 3% lag.

    Jup. Viele haben hier auch schon den Abgesang auf die AFD eingeleitet und ohne die Flüchtlingspolitik wäre die Partei vermutlich auch an Ihren Grabenkämpfen zerbrochen.
    Die sind ja auch heute noch da, werden aber durch das Umfragehoch überdeckt.

    Mir ist es im übrigenein wenig zu einfach nur alles auf Globalisierung etc. zu schieben und auf Leute die für Argumente nicht zugänglich sind.
    Die AFD hat ca. 60 % Ihrer Stimmen von CDU/SPD/FDP/Grüne und Linke geholt. Zu behaupten, dass diese Leute für Argumente in der Vergangenheit nicht zugänglich sind halte ich zumindestens für gewagt.

    Es gibt zur Zeit kein Angebot jenseits der AFD für Personen, die mit der aktuellen Linie der Politik in diesem Thema nicht einverstanden sind.

    Die Motivlagen warum man unzufrieden ist gehen (das wäre zumindest meine These bei vielen, nicht bei allen) dann auch über das "die mögen einfach keine Ausländer hinaus".

    Ohne Ehrenämtler wäre das jetzige System schon kollabiert und das wissen die Leute.

    Den Leuten was zu Essen und eine Unterkunft zu geben ist das eine, Integration eine andere.

    Wo sollen die Deutschlehrer herkommen? Das was zur Zeit an Integrationskursen abgeboten wird reicht bei weiten nicht aus (zu wenig Kurse für zu viele Menschen) . Das man die Spachkurse(Deutsch für den Beruf9 die vorher bei der BA waren jetzt dem Bamf "zugeschustert" hat, mag ja vom Prinzip eine richtige Entscheidung gewesen sein nur löst das die strukturellen Probleme nicht. Und ich finde schon das man von Politikern da Lösungen und Vorschläge erwarten darf, die über ein "Wir schaffen das " hinausgehen.

    Wie sollen die Leute in einen Arbeitsmarkt intregiert werden der für "einfache" Tätigkeiten einen immer geringeren Markt gibt.

    Das wird Jahre dauern. Und auf Frustration auf "beiden" Seiten führen.

    Welche Konzepte setzt der Staat dagegen?
    etc.

    #FIREJOSEPH

  • Es gibt zur Zeit kein Angebot jenseits der AFD für Personen, die mit der aktuellen Linie der Politik in diesem Thema nicht einverstanden sind.

    Das sehe ich fundamental anders. Man sollte sich hier nicht zu schnell die AfD-Rhetorik eigen machen, dass alle Parteien von CDU/CSU bis Linke eine ähnliche Politik in diesem Issue betreiben. Die Unterschiede sind absolut gravierend, das sollte eigentlich jedem in allerkürzester Zeit auffallen. Allerdings, und da liegt die Crux: Wenn man ein einzelnes Politikfeld (grundsätzlich, nicht nur auf die Flüchtlingsfrage bezogen) von weit genug außen betrachtet, erscheinen die Positionen aller Parteien schnell austauschbar oder ähnlich.

    Dieses Ideologem habe ich übrigens ähnlich in einer längeren Studie zur NPD-Wirtschafts- und Sozialpolitik immer wieder entdeckt: Auch da wurden alle anderen Parteien gerne mal als entweder eine Blockpartei oder zumindest sich auf einer Linie befindlich dargestellt, während man selbst die einzige echte Opposition/Alternative ist, dementsprechend das "Volk" (was auch immer das dann genau sein soll) vertritt und damit erst ansatzweise eine Demokratie ermöglicht.

    Je devianter die Meinung, desto ähnlicher erscheint die der anderen untereinander - das gilt von Todesstrafe bis Pädophilie.

  • Die Idee, das zu dem Thema alle demokratisch legitimen Felder abgedeckt sind, erscheint mir als politisch einigermaßen eingefärbt. Dazu muss man dann aber auch aufbröseln, inwiefern die CDU ein gewisses Glaubwürdigkeitsproblem hat, mit der Position auf die sie sich jetzt zuückgehangelt hat. Insbesondere Frau Merkel tut sich ja schwer Fehler zuzugeben, wo mindestens die Krise in ihrem Vorgang genug Spielraum lassen würde um Fehler einzuräumen. Man hat die (geizige) Versorgung von Flüchtlingsorganisationen über die Vorjahre. Man hat das große Themencluster der "Einladung". Man hat das nach wie vor ungeklärte Thema "Einwanderung vs. Asyl", in der man die verschiedenen Auskünfte maximal als schwammig bezeichnen kann. Es reicht ja schon die Positionen der CDU von jetzt und von vor einem Jahr zu vergleichen. Da ist ein riesengroßer Unterschied, mit dem politischen Bonbon dazu, das natürlich keiner irgendwelche Fehler eingestehen will. Der Türkei-Deal ist ja kein historisch glücklicher Zufall, der hätte auch schon ein Jahr früher eingesetzt werden können. Stattdessen hat man nach dem "trial and error" Prinzip alles andere probiert und ist gescheitert. Den Vorwurf muss man sich gefallen lassen. Da ist man dann eben an dem unglücklichen Punkt das Politikern eigentlich keine Fehler zugestanden werden.

    Man kann das ganz entspannt sehen: Diese Wahl war ein Mittel der politischen Willensbildung, mit der man fast klassisch die Regierungsparteien zum umlenken bewegen will. Es hilft auch nicht jetzt "das ist ein Rassist und das ein Nazi." zu sagen, den Leuten würde ja daraufhin das Wahlrecht nicht entzogen werden. Ich halte eine bestimmte Ausgrenzung nicht für unlegitim im politischen Rahmen, man muss damit aber sehr vorsichtig sein.

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    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Man sollte sich hier nicht zu schnell die AfD-Rhetorik eigen machen, dass alle Parteien von CDU/CSU bis Linke eine ähnliche Politik in diesem Issue betreiben. Die Unterschiede sind absolut gravierend, das sollte eigentlich jedem in allerkürzester Zeit auffalle


    Natürlich gibts Unterschiede zwischen den Partein. Es gibt ja schon inneralb der Partein gewaltige Unterschiede.

    Die Berliner Grünen sind sicher viel weiter weg von Merkels aktuellem Kurs, während die BW-Grünen auf den jetzigen Kurs ohne Probleme einschwänken können. Wahrscheinliche könnte sich sogar die CSU mit Herrn Kretschmann und Herrn Palmer arrangieren, während es mit Frau Roth und Frau Peters eher schwierig werden dürfte.

    Ändert aber nichts dran, dass es in der Flüchlingsthematik im September 2015 einen breiten Parteiübergreifenden Konsens gab. Und von diesem profentiert die AFD, da sie sich auf diesem Feld profiliern kann.

    "Grünen-Chef Cem Özdemir:

    Die Flüchtlingspolitik hätten alle gemeinsam so gewollt, und alle müssten ihren Anteil und ihre Verantwortung übernehmen. Alle demokratischen Parteien hätten bei der Wahl verloren, sagte der Grünen-Politiker."

    #FIREJOSEPH

  • Was heißt denn "demokratisch legitim"?

    Wenn man Demokratie als einen mehr oder weniger gleichberechtigten Abstimmungsvorgang zur Entscheidungsfindung auffasst (also ein rein prozedurales Demokratieverständnis aufweist), ist so ziemlich alles demokratisch legitim. Der Wähler kann dann ja in der Wahlkabine drüber abstimmen.
    Wenn man Demokratie allerdings inhaltlich begreift und sich an bedeutenden Demokratietheoretikern wie bspw. Robert Dahl orientiert, gehört zur Demokratie neben anderen Faktoren auch eine größtmögliche Inklusion. Da wirds dann schon enger mit menschenfeindlichen Aussagen, die gewisse Parteien immer und immer wieder von sich gegeben haben - von den mannigfaltigen strukturellen Verstrickungen in diverse Neonazisubkulturen ganz zu schweigen.


    Im übrigen finde ich diese geradezu manische Abwehrhaltung dagegen, dass es sich bei der AfD und ihren Wählern um Rechte oder Nazis handeln könnte, immer recht putzig: Neinnein, hört doch mal auf mit der Nazikeule, man ist nicht rechts, sondern höchstens "besorgt", und überhaupt: Nazis sind doch nur die, die den Adolf und die KZs cool finden.
    Sascha Lobo hat das bereits letztes Jahr pointiert formuliert:

    Zitat von Sascha Lobo

    Der Begriff Nazikeule ist das Arschgeweih der Rechtspopulisten. Wer Nazikeule sagt, der glaubt, für seine geäußerte Meinung zu Unrecht als Nazi bezeichnet zu werden. Es handelt sich aber um eine sehr interessante Schutzpose, weil bei ihrer Verwendung zwei wesentliche Aussagen mitklingen:

    • Wer Nazikeule sagt, möchte kein Nazi sein und nicht als solcher bezeichnet werden, die Verwendung sagt also aus, dass Nazi sein etwas Schlechtes ist.
    • Wer vorauseilend vor dem Einsatz der Nazikeule warnt, erkennt damit indirekt an, dass seine Äußerungen als rechtsradikal verstanden werden könnten.

    Das kleine Geschwisterkind der Nazikeule ist die Wendung "in die rechte Ecke stellen", und die Analyse dieser Formulierung hilft zu verstehen, wie die Nazikeule genau funktioniert. Kritik an rechten Positionen wird häufig gekontert mit der Aufforderung, die Person "nicht in die rechte Ecke zu stellen". Das bedeutet, dass man seine eigene Meinung nicht für rechts hält, wobei interessanterweise hier "rechts" von tendenziell Rechten als Synonym für "rechtsradikal" benutzt wird.

    Hier ist die Essenz dieser merkwürdigen, rechten Selbstdistanzierungen: Man möchte rechte oder rechtsradikale Positionen vertreten, ohne als rechts oder rechtsradikal bezeichnet zu werden, man möchte sich waschen, ohne nass zu werden. Und das Wort Nazikeule soll dagegen imprägnieren. Man wird doch wohl noch Rechtsradikales sagen dürfen, ohne gleich rechtsradikal genannt zu werden!

    Die gesamte Kolumne ist recht lesenswert: Klick

    Quintessenz meinerseits: Man sollte die Aussagen analysieren und die Menschen daran messen. Und nicht daran, ob sie sich selbst als rechts oder sonstwas begreifen. Wenn es historische Kontinuitäten gibt, also Denkmuster, Ideologeme, Diskurse, die wieder aufgegriffen werden, muss man dies auch benennen können als das, was es eben ist. Entschuldigungen helfen hier nicht weiter. Klare Kante, deutliche Ansagen dagegen schon.

  • Ändert aber nichts dran, dass es in der Flüchlingsthematik im September 2015 einen breiten Parteiübergreifenden Konsens gab. Und von diesem profentiert die AFD, da sie sich auf diesem Feld profiliern kann.

    Also ich kann mich daran erinnern, dass bspw. die Linke den Merkelkurs massivst kritisiert hat (und nein, damit meine ich nicht den reaktionären Flügel um Wagenknecht und Lafo). Von Konsens kann da kaum eine Rede sein.

  • Was heißt denn "demokratisch legitim"?

    Wenn man Demokratie als einen mehr oder weniger gleichberechtigten Abstimmungsvorgang zur Entscheidungsfindung auffasst (also ein rein prozedurales Demokratieverständnis aufweist), ist so ziemlich alles demokratisch legitim. Der Wähler kann dann ja in der Wahlkabine drüber abstimmen.
    Wenn man Demokratie allerdings inhaltlich begreift und sich an bedeutenden Demokratietheoretikern wie bspw. Robert Dahl orientiert, gehört zur Demokratie neben anderen Faktoren auch eine größtmögliche Inklusion. Da wirds dann schon enger mit menschenfeindlichen Aussagen, die gewisse Parteien immer und immer wieder von sich gegeben haben - von den mannigfaltigen strukturellen Verstrickungen in diverse Neonazisubkulturen ganz zu schweigen.


    Im übrigen finde ich diese geradezu manische Abwehrhaltung dagegen, dass es sich bei der AfD und ihren Wählern um Rechte oder Nazis handeln könnte, immer recht putzig: Neinnein, hört doch mal auf mit der Nazikeule, man ist nicht rechts, sondern höchstens "besorgt", und überhaupt: Nazis sind doch nur die, die den Adolf und die KZs cool finden.
    Sascha Lobo hat das bereits letztes Jahr pointiert formuliert:

    Die gesamte Kolumne ist recht lesenswert: Klick
    Quintessenz meinerseits: Man sollte die Aussagen analysieren und die Menschen daran messen. Und nicht daran, ob sie sich selbst als rechts oder sonstwas begreifen. Wenn es historische Kontinuitäten gibt, also Denkmuster, Ideologeme, Diskurse, die wieder aufgegriffen werden, muss man dies auch benennen können als das, was es eben ist. Entschuldigungen helfen hier nicht weiter. Klare Kante, deutliche Ansagen dagegen schon.

    Mit einer Feinheit. Viele der Positionen, die heute schon als "rechts" bezeichnet werden, nannte man früher gerade mal "konservativ". Sicherlich findet immer wieder eine Verschiebung des Spektrums statt, aber man sollte aufpassen Leute zu sehr nach rechts einzuordnen, deren Weltbild auch im Nachkriegsdeutschland jahrzehntelang als durchaus volksparteilich angesehen wurde.

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Wir haben aber auch eine Anhäufung von unperfekten Zielen für dieses Urteil. Wir haben mit der AfD in ihrem "Gesamtwerk" eine für mich klar rechtsradikale Partei. Dieses Urteil setzt aber ein gewisse Auseinandersetzung mit einer großen Anzahl von Aussagen und Position (und Hintergrundaktivitäten) vorraus, die man so nicht jedem einzelnen Wähler zutrauen kann. Was macht man mit den Leuten die die AfD relativ unreflektiert als "Protest" gewählt haben? Was macht man mit den Leuten denen die CDU zu weit in die Mitte gerückt ist und für die es keine "Alternative" mehr gibt? Man kann diesen Richtungswunsch dann als unglücklich bezeichnen, weil er den falschen Leuten nützt, ich kann aber den eigentlichen Richtungswunsch noch nicht als würdig dafür bezeichnen, Leute moralisch auszugrenzen.

    Wenn ich ein Einwanderungssystem will, wo die Leute nach den für uns günstigsten Faktoren ausgewählt werden und so ein System für mich abgegrenzt gehört vom Grundrecht auf Asyl, dann finde ich dafür keine klare Repräsentation, sondern müsste mir die verschiedenen Aussagen einiger CDU-Politiker zusammensuchen (übrigens auch Frau Merkel mit ihrem "wir erwarten schon das man dann wieder nach Hause geht"). Wie würde denn mein Beitrag zur politischen Willensbildung aussehen? Ich müsste mich im CDU-Kreisverband organisieren und ein longgame spielen. Die für mich nicht akzeptable, aber wesentlich einfachere Variante wäre, bei der Wahl ein relativ bedeutungsloses Kreuz bei der AfD zu machen um die CDU auf "meinen Weg" zurückzuzwingen. Klar hab ich dann damit jede Menge unschöner Nebenwirkungen, aber man muss auch einsehen das sich aus einer Einfachheit auch eine Universalität ergibt.

    Zeig mir mal einen Weg auf, wie diese für dich vielleicht nicht zu begrüßende Forderung meinerseits, einen Weg findet in die politische Willensbildung aller Wahlberechtigten.

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    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Mit einer Feinheit. Viele der Positionen, die heute schon als "rechts" bezeichnet werden, nannte man früher gerade mal "konservativ". Sicherlich findet immer wieder eine Verschiebung des Spektrums statt, aber man sollte aufpassen Leute zu sehr nach rechts einzuordnen, deren Weltbild auch im Nachkriegsdeutschland jahrzehntelang als durchaus volksparteilich angesehen wurde.

    Genau das würde ich bestreiten. Ich weiß nicht genau, welches "früher" du meinst, aber eine durchaus beträchtliche Menge Aussagen von AfD-Politikern wäre noch vor wenigen Jahren nicht 'sagbar' gewesen und hätte zum Ausschluss aus einem seriösen politischen Diskurs geführt.

    Für die Adenauer-Ära o.ä. magst du vielleicht recht haben, aber bei der klaren und unmissverständlichen Sanktionierung grob menschenfeindlicher Statements war die Öffentlichkeit in den vergangenen einszwei Jahrzehnten schon mal deutlich weiter als jetzt. Dieser Rollback ist das, was mir Angst macht, weil ich schlicht nicht weiß, wohin der noch führen wird. Und wenn man sich mal mit Personen wie Götz Kubitschek näher auseinandersetzt, merkt man schnell, wie sehr und wie tief da eine Strategie hintersteckt - mit noch offenem Ausgang. Aber eins ist ganz klar: Mit Demokratie im weiteren (also inhaltlichen) Sinne hat dies nullkommanull zu tun. Deshalb sind Beschwichtigungen oder politisch-strategische Annäherungen an deren Positionen der absolut falsche Weg.

  • Wir haben aber auch eine Anhäufung von unperfekten Zielen für dieses Urteil. Wir haben mit der AfD in ihrem "Gesamtwerk" eine für mich klar rechtsradikale Partei. Dieses Urteil setzt aber ein gewisse Auseinandersetzung mit einer großen Anzahl von Aussagen und Position (und Hintergrundaktivitäten) vorraus, die man so nicht jedem einzelnen Wähler zutrauen kann. Was macht man mit den Leuten die die AfD relativ unreflektiert als "Protest" gewählt haben?

    Die könnten doch einfach mit denen, die für den Brexit gestimmt haben, ohne sich zu vorher darüber zu informieren, einen Staat gründen und da fröhlich über Dinge abstimmen und schauen was für witzige Sachen da noch so rauskommen.

  • Mit einer Feinheit. Viele der Positionen, die heute schon als "rechts" bezeichnet werden, nannte man früher gerade mal "konservativ". Sicherlich findet immer wieder eine Verschiebung des Spektrums statt, aber man sollte aufpassen Leute zu sehr nach rechts einzuordnen, deren Weltbild auch im Nachkriegsdeutschland jahrzehntelang als durchaus volksparteilich angesehen wurde.

    Warum muss man da aufpassen? Wenn sich das Spektrum hin zu mehr Liberalität und Aufgeklärtheit verschiebt (ob und wann es das tatsächlich tut, lassen wir hier mal dahingestellt) und ein Teil der Menschen unfähig oder unwillig ist, sich gedanklich mitzubewegen, dann rutschen diese Leute eben langsam über "konservativ" durch bis nach "rechtsaußen". Das ist ein normaler Vorgang, aber warum soll man diejenigen, die mit ihrer Einstellung innerhalb der aktuellen Gesellschaft rechts stehen, nicht auch so nennen dürfen, ganz egal wo sie in der Gesellschaft vor 60 oder 80 oder 100 Jahren gestanden hätten?

  • Also ich kann mich daran erinnern, dass bspw. die Linke den Merkelkurs massivst kritisiert hat (und nein, damit meine ich nicht den reaktionären Flügel um Wagenknecht und Lafo). Von Konsens kann da kaum eine Rede sein.

    Ich verstehe da dein Argument nicht. Bloß weil es unter den etablierten Parteien keinen kompletten Konsens gab, heißt das doch
    nicht, dass die linke Kritik, auf die du hier anspielst, eine wählbare Alternative für die Leute war, die heute AfD wählen. Wenn
    ein AfD-Wähler den alles links von der CSU schon als zu links empfindet, kann man ihn doch nicht damit trösten, dass es am linken Rand
    Leute gibt, die ebenfalls die Mitte kritisieren.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Warum muss man da aufpassen?

    Weil es oft genug nicht nur um eine objektive Beschreibung geht, wie du sie hier vornimmst, sondern weil es oft auch um Stigmatisierung.
    Wenn man vom "rechten Rand" redet, schwingt da schnell staats- und demokratiegefährdend mit, denn der rechte Rand von 1933 war genau das.
    Der "rechte Rand" von 1933 ist aber nicht der von 1953, 1983 oder 2013.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Warum muss man da aufpassen? Wenn sich das Spektrum hin zu mehr Liberalität und Aufgeklärtheit verschiebt (ob und wann es das tatsächlich tut, lassen wir hier mal dahingestellt) und ein Teil der Menschen unfähig oder unwillig ist, sich gedanklich mitzubewegen, dann rutschen diese Leute eben langsam über "konservativ" durch bis nach "rechtsaußen". Das ist ein normaler Vorgang, aber warum soll man diejenigen, die mit ihrer Einstellung innerhalb der aktuellen Gesellschaft rechts stehen, nicht auch so nennen dürfen, ganz egal wo sie in der Gesellschaft vor 60 oder 80 oder 100 Jahren gestanden hätten?

    Eben..Du lässt es hier dahingestellt, ob diese Verschiebung stattfindet. Letzten Endes muss es aber genau diese Konsequenz sein, wenn man keinen anderen Grund dafür findet, warum Deutschland auf ein mal ein "Rechts-Potential" von bis zu 20% hat.
    Dass Deutschland an den Stammtischen schon immer deutlich "rassistischer" war, als dass man das zugegeben hätte, halte ich ehrlich gesagt für ein offenes Geheimnis. Aber mir reicht da meine eigene Beobachtung. Ich bin nun mal vom Prinzip her "schwarz". Ist für mich und meine persönliche Lebenssituation als "bürgerlicher" Überdurchschnittlich-Verdienender generell erst mal die beste Wahl. Kann man doof finden oder nicht, ist aber so Jetzt muss ich für mich persönlich aber sagen, dass das was die CDU in den letzten Jahren da veranstaltet hat teilweise zum Haareraufen ist. Nicht, dass ich deren früherem Personal hinterherweine, aber da wurde ja doch so einiges weggesägt oder ist aus anderen Gründen verschwunden. Ferner wurden SPD und Grüne teilweise "links überholt". Hab ich ehrlich gesagt keinen Bock drauf. Und schon befinde ich mich technisch gesehen "rechts" von der CDU (und empfinde die Bezeichnung tatsächlich als Stigmata). Für mich persönlich spielt die Spacko-Truppe der AfD überhaupt keine Rolle oder kommt für mich nicht mal ansatzweise wahltechnisch in Frage. Nun mag das aber für andere durchaus eine "wählenswerte" Alternative sein (Motivation lasse ich mal außen vor). Nichtsdestotrotz würde ich weder mich selber, noch viele andere meiner (gesellschaftlich ähnlich gestellten) Freunde, mit denen ich die gleiche Diskussion geführt habe und die das gleiche Problem haben, als "rechts" oder auch nur "rechts-orientiert" betrachten. Eigentlich ist das ne ganz nette, gut-verdienende Spießertruppe, die einfach ein (sicherlich halbwegs priviligiertes) Leben in einer christlich-sozialen Marktwirtschaft führen will und das auch ihren Kindern zugute kommen lassen möchte. Wenn das die Gesellschaft aber so möchte, dass das jetzt dann die neue "Rechte" ist, dann bitteschön, aber letzten Endes sind das zufälligerweise die Leute, die die mit Abstand höchste Steuerlast tragen und überhaupt für den ganzen Spaß hier bezahlen. Und da sollte man meiner Meinung nach schon differenzieren, in welche Diskussionsrichtung das hier geht. Jemand wie Bosbach war sicherlich völlig übermedial überfrachtet, aber hat zumindest die "alte" CDU dargestellt, die sicher viele gerne zurück hätten und die eine AfD zur absoluten Randerscheinung machen würden. Faktisch aber seht es so aus, dass ich aktuell nicht weiß, wen ich wählen sollte!

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

    2 Mal editiert, zuletzt von Buccaneer (5. September 2016 um 17:27)

  • Ich frage mich immer ein wenig, warum automatisch von Protestwählern ausgegangen wird, um Wahlergebnisse wie die der AfD zu erklären.

    "Sie ist eine klassische Protestpartei, zwei Drittel ihrer Wähler gaben in der Infratest-Wahlanalyse an, die AfD aus Enttäuschung über die anderen Parteien gewählt zu haben. Nur 25 Prozent sagten, für sie seien AfD-Inhalte entscheidend gewesen." SPON

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.