Müll Fernsehen im deutschen Fernsehen

  • Ich denke das greift viel zu kurz.
    Was sollen Schulen noch alles machen?
    Das ist Aufgabe der Eltern. Und da liegt der Hund begraben.

    Es geht nicht darum Kinder zu erziehen das "richtige" TV-Programm zu schauen, sondern es geht darum Kindern auch im Bereich Medien und vor allem auch neue Medien auf einen Wissensstand zu bringen aus dem sie her raus selbst entscheiden können was sie für gut oder schlecht befinden.

    Das ganze sollte sich auch nicht rein auf TV beziehen, sondern generell auf Medien. Darin schliesse ich auch ganz Bewusst Internet usw. mit ein.

    R.I.P J.Johnson

  • Also, was das "für wahr halten" angeht, frage ich mich, was sich da getan haben soll. For 20+ Jahren dachten die Leute, das Prof. Brinkmann ein echter Arzt wäre. Heute bewerben sich Leute bei Ferrero als Kirsch-Tester. Das deutet doch eher auf Kontinuität denn auf Wandel hin, oder?

    Klar, Reality-TV gab es damals nicht, aber die fiktionalen Sendungen sprachen die Leute auch damals schon oft so an, dass das zwar erfunden war, aber dem Inhalt dann doch zugetraut wurde, irgendwie so stattfinden zu können. Ich sehe da keine dramatische Verdummungssteigerung.

    Ich frage mich auch ernsthaft, wie der "Schutz" - was letztlich nur ein schöneres Wort für Verbot ist - aussehen soll. Verbieten wie den "Dummen" an solchen Shows teilzunehmen, die sie nicht überblicken? Oder verbieten wir das Format? Wie stünde es mit Privatvideos im Internet, wo sich Leute nach Strich und Faden lächerlich machen... auch verbieten? Keine Handys mit Kameras oder sonstige Videocams? Das Netz ist schließlich voll von privaten Sex-Videos, bei denen die Leute auch nicht gepeilt haben, was sie da anstellen.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Und wer will vor allem bestimmen, dass Krethi und Plethi zu dösig sind, um an Show X oder Reality-Irrsinn Y teilzunehmen. Oder festlegen, dass 1/3 der Deutschen zu dumm sind, um das neue Format im Kuschelsender des Vertrauens zu durchschauen. Hier beginnt meines Erachtens nach die wahre Diskriminierung.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Klar eine äusserst berechtigte Frage.

    Hier muss mMn die Landesmedienanstalten agieren und dann auch mit Strafen die weh tun.
    Und ja ich finde auch das das ein äusserst schmaler Grat ist wo man wandelt.
    Aber ein Patentrezept hab ich da leider auch nicht.

    Das der Druck funktionieren kann sieht man bei den Call in Shows , wo nur die Leute abgezockt wurden. Die sind zum Glück jetzt so gut wie weg vom Markt.

  • Was genau soll man denn verbieten? Dass "Dumme" sich in Shows lächerlich machen? Und die Cleveren dürfen das? Oder niemand hat das Recht dazu? "Dumme" dürften solche Shows nicht sehen, Clevere aber schon? Oder man verbietet mir, das zuschauen (Überraschenderweise zähle ich mich zu den Cleveren ;) ), weil irgendein Peilnix in der Provinz das nicht durchschaut?

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • (Überraschenderweise zähle ich mich zu den Cleveren ;)

    Du Dich vielleicht. ;)

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Ein Anfang wäre es vielleicht wenn man es deutlich einblendet und nicht diese Pseudoeinblendungen wie es sie momentan gibt. Wo man erstens eine Brille braucht und zum anderen der Zeitpunkt sicherlich alles andere als gut ist.

  • Ok Bauer sucht wurde also vom nfl-talk mehr oder weniger einstimmig verboten.
    Dicke gesucht verbieten wir auch.
    Den Bohlen in seinen Formaten auch?
    Oder wie sieht es mit Raab aus? Der bringt auch ziemlich viel dummes? Auch verbieten? Frau Loch von damals wäre da sicherlich dafür.

    Oder um es kürzer zu machen: Was lassen wir noch übrig? Sendung mit der Maus?
    Nein, Scherz die Sendung ist ja latent rasisitstisch.

    R.I.P J.Johnson

  • Ein Anfang wäre es vielleicht wenn man es deutlich einblendet und nicht diese Pseudoeinblendungen wie es sie momentan gibt. Wo man erstens eine Brille braucht und zum anderen der Zeitpunkt sicherlich alles andere als gut ist.

    Was willst du denn einblenden? "Dauerverdummungssendung"?:paelzer:

  • Was willst du denn einblenden? "Dauerverdummungssendung"?:paelzer:


    es geht doch erstmal immernoch um die glaubhaftigkeit solcher sendungen. es ist schon klar: eine breite menge hier geht davon aus, dass ein solches klares statement (siehe "für risiken und nebenwirkungen... fragen sie ihren therapeuten") keinen einfluss auf die einschaltquoten hätte. schaden würde es doch zumindest nicht.

    "We had a teenage girl break the Eric Decker signing and now we got a fucker in the shrubs at Florham Park stalking the Saleh interview arrival. Imagine thinking this fanbase isn't superior to the others?" -@DrewfromJersey
    "Get ready to learn ayahuasca, Jordan Travis" -@MikeNash15

  • Was willst du denn einblenden? "Dauerverdummungssendung"?:paelzer:

    Ja das wäre der richtige Name :mrgreen:

    Möchte auch nochmal sagen, das von mir aus diese Sendungen ja nicht verboten werden sollen.
    Sollen nur so gekennzeichnet werden , das man auch als Derek Brown ( ;) )erkennt das es nur Fiktion ist und keine Livesendung.

  • Was genau soll man denn verbieten? Dass "Dumme" sich in Shows lächerlich machen?

    Ich finde schon das man die Methoden mit denen man die teilweise leider etwas naiven Menschen damit zwingt sich vor der Kamera lächerlich zu machen sollte man schon verbieten.

    Bestes Beispiel ist doch der Fall Sarah bei "schwer verliebt"(Sieh FK.tv). Da will ein verzweifeltes und zugegeben sehr naives Mädchen über diesen Weg einen Partner finden bzw. ist sie sogar von einem "Redakteur" angeschrieben worden mit dem Versprechen ihr zu helfen und muss sich dann absolut nach Drehbuch zum Affen machen.

    Als Sie das erkennt werden alle versuche den Dreh abzubrechen mit völlig überzogenen(kanns nicht genau sagen aber ich glaube die drohen vertraglich mit 6 oder 5 stelligen Summen) "Schadensersatzforderungen" abgewiegelt.

    Und das schlimmste ist, das die "protagonisten" dazu verpflichtet werden den Strom für die Drehs zu bezahlen. Meistens bekommen sie also noch nichtmal Ihre lächerliche Gage sondern zahlen drauf. Statt einen Partner für Leben gibts dann den Hohn und Spott Ihrer Gemeinde, Ärger vom jugendamt, vermieter usw.
    Ganz beliebig nach Format.

    Für mich sind das Verbrecher und man sollte schon sehen das Menschen, die naiv genug sind, darauf reinzufallen geschützt werden. Genau wie bei anderen Betrügern auch.

  • Wenn du aber sagst, dass diese Menschen vor ihren eigenen Entscheidungen geschützt werden müssen, dann gelten sie als unmündig. Wenn du also diese Menschen schützen willst, müsstest du ihnen auch alle Rechte wegnehmen, welche mündige Personen besitzen. Vorallem ist es nicht ein wenig elitär ~10% der Bevölkerung als unmündig zu bezeichnen?

    Für manche Menschen ist es eben auch ein Nachteil in einer Gesellschaft zu leben, in der jeder für sich selber entscheiden darf.

  • Wenn du aber sagst, dass diese Menschen vor ihren eigenen Entscheidungen geschützt werden müssen, dann gelten sie als unmündig.

    Das ist aber ziemlich überzogen.

    Es geht doch nicht darum, den Leuten die Fähigkeit abzusprechen, ihr eigenes Leben führen zu können. Das wäre Unmündigkeit, um die geht es aber nicht.

    Es geht darum, diese Menschen vor Situationen zu bewahren, in denen andere aus - ich nenne es mal so - "niederen Motiven" deren Schwächen ausnutzen, um Geld zu machen. Denn nur ums Geld geht es doch im Endeffekt. Dass man die Protagonisten der Lächerlichkeit preis gibt, ist doch lediglich Mittel zum Zweck. Und gerade das ist doch das Verwerfliche daran. Dass man sie dann mitunter auch noch finanziell übervorteilt, setzt dem ganzen natürlich die Krone auf.

    Insofern finde ich Dereks Beispiel mit den Trickbetrügern, die meist ältere Menschen übelst übers Ohr hauen, eigentlich ganz passend - allerdings würde ich beides aus moralischer Sicht ungefähr auf der selben Stufe ansiedeln.

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

  • Du bringst es auf den Punkt Johnny.
    Im Endeffekt ist es nichts anderes als Betrug, bei dem die Fernsehmacher noch nichtmal davor zurückschrecken psychische Gewalt auszuüben um Ihr Werk auch vollenden zu können. Nur das der Schaden weitaus grösser ist als die ein paar Euro die man beim Trickbetrüger verliert. Teilweise müssen die Leute Ihr ganzes Leben aufgeben und wegziehen.

  • Ich finde ganz ehrlich, dass hier schwache und teilweise gefährliche Argumente angebracht werden. Die Kandidaten verdienen nicht genug und müssen den Strom zahlen. Sorry, aber würden denn die Sendungen in einem nennenswerten Maße besser, wenn das Gegenteil der Fall wäre? Strom umsonst und garantierte 2000 Euro auf dem Konto? Wohl kaum, also ist der Vorwurf ziemlich belanglos.

    Bleibt der Schaden, der durch so einen Auftritt entstehen könnte. Ja klar - das passiert. Aber das passiert in zig anderen Bereichen auch. Aber warum sollte das schlimmer sein, als sich und seine Familie finanziell durch eine dämliche Hausfinanzierung zu ruinieren, die einem aufgeschwatzt wurde?

    Bringen wir es doch mal auf den Punkt: Hier geht es letztlich um Bevormundung. Darum, dass - aus gut gemeinten Gründen - den Leuten das Recht genommen werden soll, frei - und das heißt eben auch falsch - zu entscheiden. Und da frage ich mich schon, wo wir die Grenze ziehen wollen. Warum sollen die Leute noch wählen dürfen? Warum irgendwo irgendwas sagen dürfen, schließlich laufen sie auch ohne Ausbeutung durch andere ständig Gefahr, sich um Kopf und Kragen zu reden? Wenn das Argument ist, dass wir Selbstschädigung verhindern wollen, müssen wir die konsequenterweise in Watte packen und von allem ausschließen, das ihnen potentiell gefährlich werden könnte.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Bringen wir es doch mal auf den Punkt: Hier geht es letztlich um Bevormundung. Darum, dass - aus gut gemeinten Gründen - den Leuten das Recht genommen werden soll, frei - und das heißt eben auch falsch - zu entscheiden. Und da frage ich mich schon, wo wir die Grenze ziehen wollen. Warum sollen die Leute noch wählen dürfen? Warum irgendwo irgendwas sagen dürfen, schließlich laufen sie auch ohne Ausbeutung durch andere ständig Gefahr, sich um Kopf und Kragen zu reden? Wenn das Argument ist, dass wir Selbstschädigung verhindern wollen, müssen wir die konsequenterweise in Watte packen und von allem ausschließen, das ihnen potentiell gefährlich werden könnte.

    Das Konzept die Menschen vor sich selbst zu schützen ist allerdings so radikal nicht. Was denkst du, warum wir unter einer gewissen Einkommensgrenze den Versicherungszwang haben? Weil es für die Menschen, die hier eine falsche Entscheidung treffen, verheerende Folgen haben kann. Mit dem Zwang schützt man die Leute vor sich selbst. Macht man die Menschen damit auch unmündig?

    Thank you 62

  • Das Konzept die Menschen vor sich selbst zu schützen ist allerdings so radikal nicht. Was denkst du, warum wir unter einer gewissen Einkommensgrenze den Versicherungszwang haben? Weil es für die Menschen, die hier eine falsche Entscheidung treffen, verheerende Folgen haben kann. Mit dem Zwang schützt man die Leute vor sich selbst. Macht man die Menschen damit auch unmündig?

    Das ist ein Argument - ich nenne es Mal Pro-Bevormundung - .

    Aber wie erklärst Du mir die Bevormundung bei Pfandflaschen? Die böse Erfrischungsflasche eine Zuckerhaltigen-Erfirschungsgetränk ist Pfandflasche, Wasser auch. Aber der tolle gesunde Saft ist es nicht.

    Oder nehmen wir mal Videospiele: Ich muss mit 33 Jahren noch vor mir selbst geschützt werden und darf keine rote Farbe sehen?

    Und um den Bogen zum TV zu spannen. Auch hier wird schon bevormundet. Es gibt da einen Fernsehrat, der darüber entscheidet was für ein Programm wertvoll ist und die Menschen sehen dürfen für Ihr Geld (Ab 2013 per Zwangsenteignung).

    Es gibt Bevormundung an allen Ecken und Enden. Positiv und oft auch sehr negativ.

    R.I.P J.Johnson

  • Aber wie erklärst Du mir die Bevormundung bei Pfandflaschen? Die böse Erfrischungsflasche eine Zuckerhaltigen-Erfirschungsgetränk ist Pfandflasche, Wasser auch. Aber der tolle gesunde Saft ist es nicht.

    Das Pfandsystem ist zwar leider uneinheitlich, aber trinken darfst du, was du willst. Wo wirst du da bevormundet?

    Zitat

    Oder nehmen wir mal Videospiele: Ich muss mit 33 Jahren noch vor mir selbst geschützt werden und darf keine rote Farbe sehen?

    Nein, als Erwachsener darfst du Spiele, die indiziert und damit für Jugendliche nicht freigegeben sind, selbstverständlich erwerben und verwenden. Wo wirst du da bevormundet?

    Zitat

    Und um den Bogen zum TV zu spannen. Auch hier wird schon bevormundet. Es gibt da einen Fernsehrat, der darüber entscheidet was für ein Programm wertvoll ist und die Menschen sehen dürfen für Ihr Geld (Ab 2013 per Zwangsenteignung).

    Der Rundfunkrat ist nur für die öffentlich-rechtlichen Sender zuständig und bevormundet weniger den Bürger als vielmehr die Sender, damit diese gezwungen sind, halbwegs vernünftig mit den Zwangsgebühren umzugehen. Wo wirst du da bevormundet?

  • Das Pfandsystem ist zwar leider uneinheitlich, aber trinken darfst du, was du willst. Wo wirst du da bevormundet?

    Nein, als Erwachsener darfst du Spiele, die indiziert und damit für Jugendliche nicht freigegeben sind, selbstverständlich erwerben und verwenden. Wo wirst du da bevormundet?

    Der Rundfunkrat ist nur für die öffentlich-rechtlichen Sender zuständig und bevormundet weniger den Bürger als vielmehr die Sender, damit diese gezwungen sind, halbwegs vernünftig mit den Zwangsgebühren umzugehen. Wo wirst du da bevormundet?

    Pfandsystem: Vollkommen richtig.

    Spiele: Klaren Jein, du kannst sie trotz allem nicht ohne weiteres Kaufen, also wirst du da auch bevormundet.

    Fernsehen: Der Fernsehrat/Rundfunkrat hat als Organ der ÖR auch keine bevormundende Funktion. Allerdings gibt es für die Privaten ja noch die Landesmedienanstalten als Überwachungsanstalten. Diese haben zwar keinen großen, aber doch einen bedingten Einfluss. Zunächst zwar nur als Nachkontrolle bei beanstandeten Sendungen, aber wenn ein Format für fragwürdig erachtet wurde, hat sie die Möglichkeit sich die Sendungen vorab vorlegen zu lassen.

    "So ladies, if the man in your life played even one down of high school football, he’s almost certainly courageous, competitive and a fine athlete.

    NFL games, however, are played by supermen." (Mick Mixon)

  • Das Konzept die Menschen vor sich selbst zu schützen ist allerdings so radikal nicht. Was denkst du, warum wir unter einer gewissen Einkommensgrenze den Versicherungszwang haben? Weil es für die Menschen, die hier eine falsche Entscheidung treffen, verheerende Folgen haben kann. Mit dem Zwang schützt man die Leute vor sich selbst. Macht man die Menschen damit auch unmündig?

    Ehrlich gesagt hab ich da so meine Zweifel, ob sich dieses Beispiel wirklich eignet. Die Versicherungspflicht zielt meiner Ansicht nach vor allem auch darauf ab, die Allgemeinheit davor zu schützen, dass Ärzte im Gewissenskonflikt unversicherte Kranke behandeln und in erster Konsequenz der behandelnde Arzt, in zweiter Konsequenz die Gesellschaft als Ganzes die Behandlungskosten tragen muss.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Das Konzept die Menschen vor sich selbst zu schützen ist allerdings so radikal nicht. Was denkst du, warum wir unter einer gewissen Einkommensgrenze den Versicherungszwang haben? Weil es für die Menschen, die hier eine falsche Entscheidung treffen, verheerende Folgen haben kann. Mit dem Zwang schützt man die Leute vor sich selbst. Macht man die Menschen damit auch unmündig?

    Da müssten wir mal genau klären, worüber wir reden. Die Regeln, die mir auf Anhieb einfallen und die einen einschränken, schränken einen ein, damit die Gemeinschaft besser funktioniert. Das finde ich auch völlig vernünftig. Nur wird doch die Gemeinschaft nicht geschützt, wenn ein paar Leute sich nicht zu Hanseln machen dürfen, oder?

    Ich finde dass die Maßstäbe schief sind, wenn wir die Teilnahme an solchen Sendungen verbieten (und das eben diskriminierenderweise an den IQ oder die Bildung anheften). Klingt das nicht absurd: Umbringen darf man sich, aber an einer Show teilnehmen nicht?

    Meinetwegen soll der Staat eingreifen, um Menschen vor sich selbst zu schützen. Aber dann muss das sehr gut begründet sein und uns mehr bringen, als es uns kostet. Stromrechnung und Gage sind dann aber keine guten Argumente mehr, weil die Leute sich bei richtiger dann lächerlich machen lassen dürften. Das kann es nicht sein.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Ehrlich gesagt hab ich da so meine Zweifel, ob sich dieses Beispiel wirklich eignet. Die Versicherungspflicht zielt meiner Ansicht nach vor allem auch darauf ab, die Allgemeinheit davor zu schützen, dass Ärzte im Gewissenskonflikt unversicherte Kranke behandeln und in erster Konsequenz der behandelnde Arzt, in zweiter Konsequenz die Gesellschaft als Ganzes die Behandlungskosten tragen muss.

    Ich denke in diesem Fall ist das eine Win-Win-Situation. Aber um nicht vom Thema abzschweifen: Ich wollte mit dem Hinweis auf die Versicherungspflicht nur andeuten, dass es durchaus Bereiche gibt, in denen "Bevormundung" nicht nur anerkannt wird, sondern auch sinnvoll ist.

    Ob das jetzt bei der TV-Show-Teilnahme auch so ist, ist natürlich fraglich. Denn die Grenze zu ziehen ist sicher schwer. Wenn ich mir anschaue, was da nachmittags bei RTL läuft (Familiem im Brennpunkt etc.) bzw. mit welch schlechten Schauspielleistungen sich da Menschen blamieren, dann könnte man da auch eingreifen. Schließlich ist der Übergang von "Doku" zu "Schauspiel" hier fließend, ums mal gelinde auszudrücken.

    Problematisch in diesem Bereich ist aber sicher, dass hier Menschen veralbert werden und man beim Zuschauer genau dieses "Fremdschämen" erzeugen will. Das wäre an sich noch agr nicht so wild, doch muss man auch bedenken, dass viele Teilnehmer das gar nicht realisieren und das ist für mich sehr bedenklich.

    Thank you 62

  • Wie von Data und mit gesagt: Bevormundung ist ok, aber der Zweck ist da entscheidend. Wir verbieten ja auch Zwergenwerfen, egal wie viele Kleinwücksige sich für wie viel Geld durch die Luft wirbeln lassen wollen. (Da sieht man übrigens, dass Geld kein Argument sein sollte). Da gehts um Menschenwürde, etwas, dass uns alle betrifft, nicht nur die betroffene kleinwüchsige Person. Dümmliche Auftritte in dämlichen Shows tun das nicht.

    Die anderen Argumente ziehen mE auch nicht. Ich habe doch ein Recht, mich lächerlich zu machen. Und wer sollte entscheiden, wo das beginnt? In hautengen Tutus über eine Bühne zu hüpfen, ist für die einen Ballett und große Kunst, für mich hingegen kaum erträglich. Auch dass Leute Dinge missverstehen, kann so noch kein Argument sein. Wie gesagt: Fernsehärzte sind das beste Beispiel. Sollte nun auch die ER und Schwarzwaldklinik verboten werden, schließlich geben sich die Produzenten da z.T. größte Mühe, die Helden realistisch aussehen zu lassen.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

    Einmal editiert, zuletzt von Derek Brown (1. Februar 2012 um 16:00)


  • Nein, als Erwachsener darfst du Spiele, die indiziert und damit für Jugendliche nicht freigegeben sind, selbstverständlich erwerben und verwenden. Wo wirst du da bevormundet?

    Nun ja wenn es seitens der USK keine Altersfreigabe gibt dann werden die Spiele meistens gar nicht erst in Deutschland verkauft weil es sich für den Publisher nicht lohnt (da keine Auslage und keine Werbung) oder sie werden geschnitten auf den Markt geworfen. Der mündige deutsche Bürger wird somit gezwungen sich im näheren Ausland schlau zu machen wenn er ein vollständiges Produkt möchte. Das trifft es mMn ziemlich genau mit der Bevormundung des Bürgers.

    Ausserdem bin ich der Meinung das die Beurteillung des 131er Artikels bzw. ob ein Produkt unter die Kategorie "Gewaltverherrlichung" fällt in den meisten Fällen nur willkürlich zu treffen ist. Ich würde diesbezüglich über die Praxis in Deutschland nicht nur von einer Bevormundung sprechen sondern gar von Zensur.


  • Ohne mich in eure Diskussion inhaltlich einzumischen, aber das kann ich wirklich so nicht stehen lassen ;)

    Mitnichten gehen Modelle, die von Milieus oder Lebensstilen sprechen, per se von einer abnehmenden Hierarchie gesellschaftlicher Gruppen aus. Ganz im Gegenteil, gerade die klassische Lebensstilsoziologie Bourdieus (und nicht der oft populärwissenschaftlich verwendete Begriff "Joa, jeder hat so seinen Lebensstil, wa?") geht sogar von einer Verfestigung der ökonomischen Schichten/Klassen eben durch die (auch) habituell geprägten Lebensstile aus. Die von dir korrekt beschriebene o.g. Grenzen werden deswegen stabiler und nicht etwa poröser, weil eben nicht ein gewisses Volumen an ökonomischem Kapital ausreicht, um der (in diesem Fall) niedrigeren Schicht zu entfliehen, sondern implizite und unbewusste, aber hochwirksame Barrieren bestehen bleiben.

    Gerade der Begriff Milieu wird auch häufig zur horizontalen Ausdifferenzierung ähnlich gelagerter Schichten verwendet, ohne dass deren Position im hierarchischen Schichtmodell dadurch obsolet wird.

    Exkurs Ende :)

  • Cool wusste gar nicht das Zwergenwerfen mal ne ernsthafte "Sportart" war.

    Aber du wirfst doch Fiktion und "Reality" hier durcheinander.
    Es kann doch nicht an beide Arten der gleiche Anspruch angelegt werden.

    Das ist für mich ein Äpfel und Birnen Vergleich.

  • Es ist also "menschenwürdig", wenn TV-Produktionsfirmen die Schwächen von i.d.R. nicht gerade privilegierten Menschen ausnutzen, indem sie ihnen zunächst Geld anbieten verbunden mit der Aussicht, "ins Fernsehen zu kommen" und einer vielleicht nicht explizit geäußerten, aber implizit angedeuteten "Lebenshilfe" (Finden des Traumpartners, Lösung von Problemen in Familie, Job, mit dem Amt, etc.), um sie dann schlussendlich genussvoll in der Öffentlichkeit der Lächerlichkeit preiszugeben?

    Natürlich darf man sich lächerlich machen, wenn man dies möchte. Diese Menschen tun das aber i.d.R. nicht freiwillig, weil sie die ganze Sache nicht überblicken und der Konsequenzen nicht gewahr werden, ehe es dann zu spät ist. Und für diese Menschen sind auch nicht die Fernsehzuschauer, die so 'ne Sendung nach zwei, drei Wochen sowieso wieder vergessen haben, das eigentliche Problem.

    Es geht vielmehr um die Leute, die im persönlichen Umfeld der Betroffenen zu finden sind und deren Hohn und Spott sie dann nicht nur für ein paar Tage ausgesetzt sind, sondern mitunter jahrelang.

    Wie man da als Gesellschaft sagen kann: "Dein Bier, hättste ja nicht machen müssen", erschließt sich mir nicht. Solidarität sieht mMn anders aus.

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

  • Problematisch in diesem Bereich ist aber sicher, dass hier Menschen veralbert werden und man beim Zuschauer genau dieses "Fremdschämen" erzeugen will. Das wäre an sich noch agr nicht so wild, doch muss man auch bedenken, dass viele Teilnehmer das gar nicht realisieren und das ist für mich sehr bedenklich.

    Ich will mal noch ein Beispiel ergänzen, bzw. eine ergänzende Frage stellen, obwohl Derek und ich uns hier fast vollkommen einig sind: Angenommen, dass alles richtig ist was Du sagst: Was machen wir dann als nächstes? Den Mutantenstadl und Silbereisen Volksmusikgedöns verbieten, weil mir bei den grenzdebilen, latent inzuchtverseuchten und voraussichtlich komplett hirnamputierten 1und3-Klatschern auf den Bierzeltgarnituren schon beim Reinzappen schlecht wird? Berichte vom politischen Aschermittwoch der CSU verbieten, weil der Bierzeltchauvinismus demokratisch gewälter Politiker einem ne Gänsehautentzündung verschafft?

    Ich finde die Haltung, "den Leuten" (wer exakt ist das überhaupt, bei der mit Sicherheit heterogenen Klientel dieser Shows?) vorschreiben zu wollen, was cool ist und was sie überfordert, eigentlich mindestens ebenso gefährlich wie derlei Shows selbst, vielleicht sogar ein wenig gefährlicher, weil so eine Bevormundung so gutmeinend daherkommt...

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • ...

    Was haben denn Deine Emfpindungen beim Betrachten des Musikantenstadls oder des politischen Aschermittwochs der CSU mit dem Leid, dass den Protagonisten solcher Sendungen zugefügt werden kann (und oft genug wird) zu tun?

    Tut mir leid, aber den Zusammenhang kann ich beim besten Willen nicht entdecken :paelzer: Und jetzt komm' mir nicht mit der "Freiwilligkeit" ;)

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

    Einmal editiert, zuletzt von Johnny No89 (1. Februar 2012 um 16:56)