Die O-Line - Prügelknabe der Fans?

  • Diesen Thread wollte ich schon lange eröffnen, aber mir fehlte wohl etwas die Muße in der letzten Saison. Da mich das Phänomen weiterhin beschäftigt und eine gewisse Aktualität sich auch in der frühen Phase dieser Saison nicht absprechen lässt, tu ichs einfach jetzt. Es möge sich bitte niemand persönlich angegriffen fühlen.

    Aaaalso:

    Insbesondere in den letzten Jahren ist mir verstärkt aufgefallen, dass die O-Line im überwiegenden Teil der Bewertungen ziemlich schlecht wegkommt. Letzte Saison beschwerten sich hier Fans von deutlich über 20 Teams über ihre Line, bei etwa 10 Teams war es „eine der drei schlechtesten O-Lines der Liga“ oder sogar „die deutlich schlechteste“. Manchmal kam es mir so vor, als würde ein Wettbieten stattfinden, wer die schlechteste Line hat.

    Ähnlich verhält es sich mit den Bewertungen in Previews. Auch hier ist es quasi unmöglich, dass die Line als beste Offensivposition gerankt wird. Meistens ist sie schlechteste oder zumindest zweitschlechteste.

    Nach den entsprechenden Spielen lese ich relativ oft von der schlechten Leistung der Line (auch bei Siegen wohlgemerkt), deren Schuld am geringen Output der Offense. Eher selten (Ausnahmen gibts natürlich immer) lese ich dagegen, dass etwa die WRs schuld waren an der schlechten Ausbeute.

    Dies sind in gewisser Weise statistische Unmöglichkeiten.

    Woran liegt dies nun? Ich habe ein paar Vermutungen, wäre aber für weiteren Input dankbar.


    1. Zu hohe Anspruchshaltung?

    Liner fallen in der Regel nur durch zwei Dinge auf: Den versemmelten Block (insb. im passing game, wenn dabei ein Sack verursacht wird) und die Strafe. Die Möglichkeit zur Wiedergutmachung wird selten erkannt, da beim langen Lauf des RB und beim weiten Pass des QBs auf den WR logischerweise eben jene Spieler im Rampenlicht stehen.
    Dadurch wird der Bereich, in denen man einen Linespieler als gut bewertet, recht schmal. Der WR kann einen Killerdrop haben und im nächsten Spielzug ne falsche Route laufen, ein paar Spielzüge lang null Separation bekommen, aber man wird nach weiteren 6 catches für 120 yards und nem TD von einer guten bis sehr guten Leistung sprechen. Der QB kann viele (!) Incompletions haben, vielleicht auch noch nen Fumble (der dann eh oft der Line in die Schuhe geschoben wird) oder ne INT, aber wenn dann am Ende 300 Yards und 2-3 TDs rumkommen, beschwert sich keiner. Der RB kann sich ebenfalls mehrere Spielzüge im Backfield vom ersten Tackler niederbringen lassen, ohne dass das per se Auwirkungen auf die Bewertung seiner Leistung hat.
    Aber der Liner, der zwei Sacks zulässt, aber ansonsten ein herausragendes Spiel macht, auf Stunts und Blitzes hervorragend reagiert, dem RB Lücken öffnet, ein guter Puller und 2nd level blocker ist? Keine Chance, er hatte den Passrusher des Gegners nicht im Griff.

    Alles etwas überzeichnet, klar. Aber ist der margin for error bei den Linern nicht wirklich geringer? Geht man nicht oft etwas selbstverständlich davon aus, dass es „normal“ ist, dass die Liner den Skill-Playern in jedem Spielzug Zeit und Platz verschaffen müssen, sozusagen als Basis des Footballspiels? Aber dass jeder Pass ankommt oder jeder Run ein 1st down ist eher nicht…


    2. Fehlende Sexyness?

    Den Skill-Playern gehört die Welt. Natürlich begeistert ein Barry Sanders-Run mehr als ein perfekt ausgeführter Passblock, selbst wenn es gegen Reggie White ist. Das geht mir ja nicht anders.
    Und natürlich ärgert man sich umso mehr, wenn der RB keine Lücken findet oder der QB schneller unter Druck gerät, als es für die Ausführung eines bestimmten Passes nötig wäre.

    Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass die Skill-Player bei vielen Fans auf einem sehr hohen Podest sitzen. Kaum einmal liest man, dass der QB, die WR oder der RB eigentlich ein wenig überschätzt sind, weil die Line so verdammt stark ist. Andersrum liest man das wesentlich häufiger. Dabei müsste beides, wenn man dieselben Bewertungsmaßstäbe an jede Position anlegt, natürlich in etwa gleich oft vorkommen.

    Hier kommt auch ein wenig meine Abneigung gegen Fantasy Football zum Tragen. Man verfolgt gebannt die Stats bestimmter Spieler, die ja eigentlich erst einmal recht wenig bis gar nichts aussagen. Diese sollen verständlicherweise recht hoch ausfallen. Sind da vielleicht im Mindset der FF-Spieler die O-Liner diejenigen, die noch bessere Stats verhindern und nicht diejenigen, die diese Stats erst ermöglichen? Und die Skill-Player dagegen diejenigen, die das jeweilige FF-Team zum Sieg geführt haben?


    Wie gesagt, nur zwei Vermutungen. Vielleicht hat jemand ja noch wesentlich bessere Ideen oder Ansatzpunkte.

    Und nur um noch mal sicherzugehen: Bitte keine Diskussionen bestimmter Experten, die jetzt schreiben „Ich hab mein Team viel häufiger gesehen als du, du hast keine Ahnung!“ oder ähnlichen Schmu. Nach der Logik könnte ich widerspruchslos Ryan Fitzpatrick zum besten QB der NFL hochstilisieren.

    Es geht hier eher um ein Gesamtbild zur halbwegs korrekten Evaluation der O-Line.

  • Sehr interessanter Thread, deine Fragen kann ich aber auch nur kaum beantworten.

    Aber es gehört sicher dazu dass es kaum wirklich verwertbare Statistiken zum O-Line Spiel gibt. Dagegen glaubt einfach jeder zu wissen dass ein 5,5yd/Lauf RB ein guter ist und ein 3,6yd/Lauf eben nicht.

    Auch nicht zu unterschätzen ist der Fakt dass Fehler eines O-Liners (Sack, ungeblockter D-Spieler usw.) auch für Laien viel einfach zu erkennen sind als Schuldfrage wenn ein DB seine Zone nicht hält oder ein WR in Double Coverage läuft.

    GO Irish!

  • die o-line ist wohl der undankbarste job im football überhaupt, da geb ich dir recht.
    die athletik die mittlerweile in der line benötigt wird, hat nur noch periphär mit den spielertypen von vor 20-30 jahren zu tun. und wie spektakulär sieht es aus, wenn ein OT oder OG die seite wechselt, einen LB beim vorausblocken niederwalzt?!
    mein allergrösster respekt an alle linespieler hiermit.

    ich persönlich finde z.b. die o-line der patriots absolut grossartig und bei meinen giants ärgere ich mich öfter über eli oder andere "skillplayers", als wenn die line mal einen DE oder LB durchlässt. :tongue2:

  • Ich denke, es gibteinfach bei keiner anderen Position ein ähnlich schlechtes Verhältnis zwischen Sichtbarkeit des Erfolges gegen Sichtbarkeit des Mißerfolges.

    Die Penalty, den Sack, den missed Block der dem DL ermöglicht, den RB im Backfield plattzumachen sieht jeder, spielzug zuende und Großaufnahme des entsprechenden Liners.

    Das gute Runblocking, funktioniert nur als Einheit, wenn der RB einen dämlichen Cut macht ist trotz gutem Runblock das Ergebnis nicht da.
    Am Ende eines langen Laufs wirft ein WR einen halbherzigen Block und schon lobt der Komentator das downfield Blocking der WR.
    Wenn ein QB ewig Zeit zum Pass hat, wird entweder die secondary für ihre tolle Coverage gelobt oder ein WR erzielt spektakulären Raumgewinn.

    Ich denke, man muß sich als Fan schon ziemlich zusammenreißen, um nicht selber in die Falle zu tappen, obwohl man sich dessen bewußt ist

  • Denke, man kann auch da ansetzen, dass viele Leute einfach andere Maßstäbe, bzw Betrachtungen für O-Line und Defence haben.

    Die Offence ist für Punkte zuständig, macht sie keine ist sie schlecht.
    Die Defence ist für Punkteverhinderung zuständig, wird doch gepunktet ist der Gegner eben sehr gut.

    Sprich der O-Line werden viel eher Fehler und Niederlagen zugesprochen, als dass der Defence die Schuld gegeben wird. Ähnlich (halt nur umgekehrt O/D) beim Fussball. Trifft der Stürmer das ganze Spiel nicht, kanns halt passieren, aber ein Fehler in der Abwehr und sie hat ein schlechtes Spiel gemacht.

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  • Ich glaube, es gilt für viele, die sich selbst als Experten verstehen und auch von anderen als Experten gesehen werden wollen, gewissermaßen als schick, der O-Line eine besonders hohe Bedeutung zuzumessen und sie infolgedessen auch häufig für schlechte Produktion verantwortlich zu machen. Nach dem Motto: Über den QB lästern kann jeder Depp, also lästere ich lieber über die O-Line und zeige damit, dass ich echt Ahnung habe und nicht nur die sogenannten Skillplayer kenne. Die Skillplayer stehen in der breiten Wahrnehmung tatsächlich oft unverhältnismäßig stark im Mittelpunkt. Aber ich denke, beim Versuch, sich von dieser Einseitigkeit zu lösen, schießt so mancher über das Ziel hinaus.

    Aus dem gleichen Grund werden bei unseren Mockdrafts auch (ich behaupte einfach mal, dass es so ist) O-Liner tendenziell zu hoch und QBs tendenziell zu niedrig gepickt.

  • Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, dass die O-Line - bestehend aus einzelnen Personen, funktionierend nur als Einheit - einer undifferenzierten Kritik ausgesetzt ist, die andere - vor allem als Einzelspieler wahrnehmbare - Einheiten der Offense nicht sind.

    Man erwischt sich doch oft dabei, dass man leichtfertig sagt: "Oh, da hat die Line mal wieder geschlafen, wenn der QB quer durchs Stadion geprügelt wird." Oder: "Die blocken wieder einen Schmarrn zusammen, beim Laufspiel."

    Welcher Teil der Einheit nun gepennt hat, wo die Harmonie versagt hat, wage ich nicht zu beurteilen. Oder ob einfach nur die Defense einen saustarken Tag hatte.. Ich erinnere an den SB: Giants vs. Patriots.

    Blockschemen sind für mich als Zuschauer nur schwer zu erkennen. Vor allem wer nun "den einen Fehler macht", sollte das Blocken nicht klappen. Für mich allgemein der am schwersten zu beurteilende Teil der Mannschaft. Eben aus diesen genannten Gründen.

    Mike Hart #32

  • Wie ein Coach mal zu mir sagt: Football wird "in the trenches" gewonnen. Also genau aus dem Kampf zwischen O-Line und D-Line.

    Peyton sieht hinter einer schlechten O-Line nicht halb so gut aus. Anders hilft eine gute O-Line einem mittelmäßigen QB sehr indem sie ihm Zeit kauft.

    Warum so viele Teams nun ihre O-Line als so schlecht ansehen, kann ich nicht beurteilen. Müsste man aber vielleicht mal im Vergleich sehen zu anderen Positionen.
    Generell ist es aber sehr schwer die Leistung der O-Line zu beurteilen, da die assignments unklar sind.

    Die Bedeutung der O-Line wird meiner Meinung nach eher unterschätzt als überschätzt.

    R.I.P J.Johnson

  • Nach dem Motto: Über den QB lästern kann jeder Depp, also lästere ich lieber über die O-Line und zeige damit, dass ich echt Ahnung habe und nicht nur die sogenannten Skillplayer kenne. Die Skillplayer stehen in der breiten Wahrnehmung tatsächlich oft unverhältnismäßig stark im Mittelpunkt. Aber ich denke, beim Versuch, sich von dieser Einseitigkeit zu lösen, schießt so mancher über das Ziel hinaus.


    möglich, aber sicher nicht allgemeingültig. im großen und ganzen würde ich nämlich behaupten, dass derjenige, der aussagen über die trenches trifft tatsächlich auch dafür einen deutlich höheren arbeitsaufwand betrieben hat.
    ich kann zum beispiel bei den jets sagen, dass ich immer recht dankbar bin, wenn green&white, oder bam bam da eine analyse abliefern, die etwas tiefgründiger ist.
    sowas wird der 12er aber auch mit seiner aussage nicht meinen, denn dem liegt eine sachliche argumentation zugrunde.

    dass die kameraperspektive der fernsehbilder das gleiche bei den DB's WR's nicht hergibt kann man als fan nicht beeinflussen.

    "We had a teenage girl break the Eric Decker signing and now we got a fucker in the shrubs at Florham Park stalking the Saleh interview arrival. Imagine thinking this fanbase isn't superior to the others?" -@DrewfromJersey
    "Get ready to learn ayahuasca, Jordan Travis" -@MikeNash15

  • Ich glaube, es gilt für viele, die sich selbst als Experten verstehen und auch von anderen als Experten gesehen werden wollen, gewissermaßen als schick, der O-Line eine besonders hohe Bedeutung zuzumessen und sie infolgedessen auch häufig für schlechte Produktion verantwortlich zu machen. Nach dem Motto: Über den QB lästern kann jeder Depp, also lästere ich lieber über die O-Line und zeige damit, dass ich echt Ahnung habe und nicht nur die sogenannten Skillplayer kenne. Die Skillplayer stehen in der breiten Wahrnehmung tatsächlich oft unverhältnismäßig stark im Mittelpunkt. Aber ich denke, beim Versuch, sich von dieser Einseitigkeit zu lösen, schießt so mancher über das Ziel hinaus.

    Aus dem gleichen Grund werden bei unseren Mockdrafts auch (ich behaupte einfach mal, dass es so ist) O-Liner tendenziell zu hoch und QBs tendenziell zu niedrig gepickt.

    ist ein Punkt, der aus meiner Sicht durchaus noch zu den genannten hinzu kommt. Anders kann ich es mir zumindest nicht erklären, wenn sich hier manchmal über die Line beschwert wird, obwohl sie dem QB gefühlte 20 Sekunden Zeit gegeben hat.

  • Ich glaube, es gilt für viele, die sich selbst als Experten verstehen und auch von anderen als Experten gesehen werden wollen, gewissermaßen als schick, der O-Line eine besonders hohe Bedeutung zuzumessen und sie infolgedessen auch häufig für schlechte Produktion verantwortlich zu machen. Nach dem Motto: Über den QB lästern kann jeder Depp, also lästere ich lieber über die O-Line und zeige damit, dass ich echt Ahnung habe und nicht nur die sogenannten Skillplayer kenne. Die Skillplayer stehen in der breiten Wahrnehmung tatsächlich oft unverhältnismäßig stark im Mittelpunkt. Aber ich denke, beim Versuch, sich von dieser Einseitigkeit zu lösen, schießt so mancher über das Ziel hinaus.


    Versteh ich nicht ganz.

    Meinst du die selbsternannten Experten lästern oft unverhältnismäßig viel über die Line? Das würde ich eher anders sehen, denke über Line lästern ist eher extrem weit verbreitet und daher tendenziell deutlich meinstreamiger als etwa über die WR oder RB zu lästern.

    Die Skillplayer stehen sicherlich unverhältnismäßig viel im Mittelpunkt, aber eben tendenziell positiver als die Liner es je könnten. Von daher versteh ich das mit der Einseitigkeit nicht ganz. Hier gehts ja um zwei verschiedene Phänomene: Zum einen die (allgemeine) Aufmerksamkeit, zum anderen die (Be-)Wertungen.


    @ holly: Genau das wollte ich mit dem langen Geschreibsel oben auf den Punkt bringen. Sehr schön und prägnant zusammengefasst :bier:

  • Interessantes Thema!
    Ich denke dass die O-Line wirklich eine Art Sündenbock ist, weil es am einfachsten ist. Dass die NFL heutzutage ein Spiel der matchups ist, ist ja bekannt. In der O-Line finden bei jedem Spielzug mehrere Zweikämpfe statt und es muss nur einer verloren gehen um einen Spielzug möglicherweise komplett zu zerstören. Dass die O-Line dann entweder dem QB zu wenig Zeit gegeben hat um den Pass vernünftig zu werfen, den WRn zu wenig Zeit gegeben hat um sich freizulaufen oder keine Lücken für den RB reißen konnte, sagt sich ja immer leicht.
    Warum sich allerdings so viele darum streiten wer jetzt die schlechteste Line hat, ist mir ein Rätsel. MMn lassen sich O-Lines sehr schwer mit einander vergleichen, weil man einfach zu viel berücksichtigen muss (blocking scheme, offensive philosophie, OC, einzelne Spieler, Gegner, Mitspieler).

    Believe in GREEN!!! And get ready to fly!

  • Ist halt heutzutage ne Passing-Liga, da fällt die OL meist nur auf, wenn der QB dahinter mit dem Kopf im Boden steckt. Bei TEs ists ja ähnlich, über nen guten Blocking-TE redet keiner, ein athletischer catching-TE ist schnell ein Superstar.

    Interessant bei dem Thema find ich immer die Steelers, deren Line wird seit Jahren schlecht geredet, obwohl sie jedes Jahr ein richtig gutes Runninggame haben, und Ben bei vielen Sacjs einfach selbst schuldt, weil er den Ball einfach nicht los wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Bam Bam (12. September 2011 um 18:40)

  • Mir kam grad noch der Gedanke, dass es auch daran liegen könnte, dass QBs und RBs oft wichtige Sympathieträger sind. Da fällt es einem natürlich leichter, die Schuld einfach der Line zuzuschieben, als seinen Liebling zu kritisieren

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  • Interessant bei dem Thema find ich immer die Steelers, deren Line wird seit Jahren schlecht geredet, obwohl sie jedes Jahr ein richtig gutes Runninggame haben, und Ben bei vielen Sacjs einfach selbst schuldt, weil er den Ball einfach nicht los wird.


    Ohje, damit hätteste nicht anfangen dürfen. Das Thema fehlt hier gerade noch :tongue2:

    Mir kam grad noch der Gedanke, dass es auch daran liegen könnte, dass QBs und RBs oft wichtige Sympathieträger sind. Da fällt es einem natürlich leichter, die Schuld einfach der Line zuzuschieben, als seinen Liebling zu kritisieren


    Das ist wiederum ein Punkt, an dem ne ganze Menge dran sein könnte. Mein favorite RB/QB ist so unglaublich gut, und das trotz der O-Line. Macht ihn ja quasi noch besser :)


  • Das ist wiederum ein Punkt, an dem ne ganze Menge dran sein könnte. Mein favorite RB/QB ist so unglaublich gut, und das trotz der O-Line. Macht ihn ja quasi noch besser :)

    na ja, man muss nicht notwendigerweise fan des quarterbacks oder der runningbacks vom eigenen team sein.
    zumindest ist das bei mir nicht der fall.
    ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass alle eagles fans meinen, vick wäre so ein toller, tierfreundlicher mensch. oder die jets fans von burress' waffenaffinität beeindruckt sind.
    vick ist sowieso der spektekulärste spieler der liga, da gibt es nichts zu rütteln.
    hoffe doch, man kann solche dinge mit dem nötigen abstand, ohne rosa brille, sehen...

  • Ich glaube, es gilt für viele, die sich selbst als Experten verstehen und auch von anderen als Experten gesehen werden wollen, gewissermaßen als schick, der O-Line eine besonders hohe Bedeutung zuzumessen und sie infolgedessen auch häufig für schlechte Produktion verantwortlich zu machen. Nach dem Motto: Über den QB lästern kann jeder Depp, also lästere ich lieber über die O-Line und zeige damit, dass ich echt Ahnung habe und nicht nur die sogenannten Skillplayer kenne.

    Auch wenn es dir weh tun mag ;): Ich sehe das ganz genauso. Wir hatten hier vor ein paar Jahren mal eine Diskussion darüber, welche die wichtigste Position im Football ist und da kam - überspitzt zusammengefasst - raus, dass der LG wichtiger ist als der QB. Es ist aber auch zu verlockend, sein vermeintliches Expertentum durch solche Meinungen herauszustellen, schließlich ist an der Betonung der Wichtigkeit der Line-Spieler was dran... nur übertreiben darf man es nicht.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • o-line = 5 spieler = 5-faches potential für fehler... dementsprechend ist bei vielen die wahrnehmung, da fehler passieren und die oftmals eben "schwerwiegende folgen" haben.


    btw... gibt es in sachen playcalling nicht ähnliche tendenzen?

    Einmal editiert, zuletzt von toc (12. September 2011 um 20:24)

  • Andersrum wird aber auch ein Schu drauß: bringt der QB keinen Ball an den Mann ist er schlecht, weil viele nicht sehen, das die Oline kollabiert. Andersrum, wenn er Zeit zum Kaffee trinken hat und alles anbringt liegts an ihm, weil er so ein toller Typ ist, nicht an der tollen Oline.

    Ich persönlich hab eher den Eindruck, WEIL sie keine Stats produzieren werden sie auch weniger kritisiert.

  • Es wird aber auch bei fast jedem Team in den Draft-Needs bestätigt, dass sie in ihren Lines Handlungsbedarf sehen. Dass Linesmen immer wertvoller werden, hat man an den Picks der letzten Jahre gesehen. Die O-Line hat imho den undankbarsten Job im ganzen Team, sie können bei 99% der Spielzüge ihren Job perfekt erledigen, versagen aber in einem einzigen Moment der die Niederlage bedeutet, schon gibt es Mecker.

  • Die O-Line hat imho den undankbarsten Job im ganzen Team, sie können bei 99% der Spielzüge ihren Job perfekt erledigen, versagen aber in einem einzigen Moment der die Niederlage bedeutet, schon gibt es Mecker.

    Das sieht aber beim QB imho ähnlich aus

  • Ich glaube ein wichtiger Punkt ist, neben der Wahrnehmung der Fehler von O-Linern, die Emotion des Fans die mitspielt. Der Fehler einer O-Line, der für den Sack gesorgt hat oder für losing Yards, lassen in jedem Fan sofort negative Emotionen hochkommen. Diese Erlebnisse bleiben entsprechend im Kopf.

    Weiter denke ich, dass ein Fehler der O-Line ein Fehler der O-Line bleibt. Eine Interception kann auch an der O-Line gelegen haben, weil er nicht genug Zeit hatte, oder der Receiver ist die falsche Route gelaufen oder hätte den Ball fangen können. Ein RB hatte einen schlechten Lauf, dass kann auch an der fehlenden Lücke liegen oder am schlechten Playcalling. Aber der verpasste Block ist und bleibt ein verpasster Block. Damit wirkt die Line wichtiger in der Wahrnehmung, weil sie die einzigen sind, die für ihre Fehler verantwortlich gemacht werden können.

  • Meckerst du bei einer 34/35, 350 Yards Passing Performance? :madness

    wenn kein TD dabei herausspringt, ja ;)

    Was ich meine, es gab schon QBs die durchaus ein sehr gutes Spiel gemacht haben, aber durch eine blöde Aktion in der Endphase das Spiel dann noch verloren haben und dafür immens kritisiert wurden.
    Der Unterschied zur Oline ist dann natürlich, dass ein QB auch einen miserablen Tag haben kann, sich dann aber durch eine entscheidende Aktion zum Held machen kann. Das kann ein O-Liner wohl nur selten.

  • Lang ist's her als wir über die Expansion Draft der Texans und deren ersten Pick, Tony Boselli, gesprochen haben. Für viele war der LT damals der wichtigste Spieler den man in einer Franchise überhaupt haben kann. Oder das Thema "Chiefs" mit ihrer dominanten O-Line, hinter der quasi jeder x-beliebige RB zum ProBowler werden konnte.
    Mittlerweile lese ich selten lobende Worte über O-Liner und wenn, dann sind sie meist das Produkt gleichklingender Analysen der Experten in Übersee, siehe Pouncey. Woran das liegt? Ohne Zweifel, die Affinität zu Skillplayern ist einfach gegeben. O-Liner kommen in den Stats positiv nicht vor, höchstens bei Madden mit den Pancakes. Und Stats bestimmen nicht zuletzt jegliche Analysen, die ohne Vermerke zum FF-Business kaum noch denkbar sind. Selbst Kirwan kommt ohne Stats in seiner Bewertung nicht aus und dabei spielt es gerade in der O-Line eine wichige Rolle, ob der Nebenmann seine Aufgabe erfüllt. Beispielsweise werden Sacks nicht selten den "falschen" Spielern angekreidet, nur weil der Center zu langsam reagiert (gesehen am Sonntag bei den Steelers).

    Wie kann man die so oft gescholtene Gilde der Linemen besser würdigen? Keine Ahnung, ich habe in letzter Zeit auch eher gemeckert als Lob verteilt. Jedes Holding ist doppelt bitter, wenn anstatt der gedachten 10 yard Raumgewinn plötzlich Raumverlust wird und RB xyz dann doch nicht die erhofften FF Punkte erzielt. Wenn es sich dabei noch um einen Backup-Liner handelt, ist dieser in der Gunst des geplagten Zuschauers quasi unten durch.

    Gestern habe ich eine starke O-Line gesehen und zwar in Tampa. Nicht die heimische Line war so stark, sondern die der Lions. Obwohl viel Druck an der LOS durch die Bucs D-Line ausgeübt wurde, hatten es die Lions verstanden, diesen um ihren QB herumzuleiten. Der so oft gescholtene Backus machte ein prima Spiel, die Run-Blocks funktionierten - kurzum, eine reife Leistung am ersten Spieltag. In den Medien bleibt davon nicht so viel übrig, denn da wird hauptsächlich über Stafford lobend berichtet.

    Zitat von Bam Bam

    Interessant bei dem Thema find ich immer die Steelers, deren Line wird seit Jahren schlecht geredet, obwohl sie jedes Jahr ein richtig gutes Runninggame haben, und Ben bei vielen Sacjs einfach selbst schuldt, weil er den Ball einfach nicht los wird.

    Neben der schwachen Line ist es aber immer auch zu 50 % der OC, dessen Namen man hier nicht nennen darf. :mrgreen:
    Big Ben ist ein hervorragender QB, bei dem jede Line nicht sonderlich gut aussehen würde. Dafür hält er oft den Ball zu lange, verläßt sich auf seine physische Dominanz. Er selbst weiß das sicher ganz gut selbst einzuschätzen, hat sich schon öfter bei seinen Vorderleuten dankend erkenntlich gezeigt.

  • Andersrum wird aber auch ein Schu drauß: bringt der QB keinen Ball an den Mann ist er schlecht, weil viele nicht sehen, das die Oline kollabiert. Andersrum, wenn er Zeit zum Kaffee trinken hat und alles anbringt liegts an ihm, weil er so ein toller Typ ist, nicht an der tollen Oline.

    Ich persönlich hab eher den Eindruck, WEIL sie keine Stats produzieren werden sie auch weniger kritisiert.


    Hm, dann lies dich hier mal durch die Teamthreads, allein nur bezüglich des gestrigen Spieltags. Und vergleiche das mit vergleichbaren negativen Statements zu RBs, WRs und TEs. Ich glaube da wird ein recht eindeutiges Ergebnis rumkommen...

  • Was ich meine, es gab schon QBs die durchaus ein sehr gutes Spiel gemacht haben, aber durch eine blöde Aktion in der Endphase das Spiel dann noch verloren haben und dafür immens kritisiert wurden.


    Klar, aber bei QBs fällt die Kritik IMO immer noch vergleichsweise bescheidener aus. Schau bspw. mal in den Cowboys-Thread, wie da über Romos Schuldanteile nach extrem dicken Böcken diskutiert werden muss. Meine gewagte Prognose: Wenn der LT in ähnlich entscheidenden Momenten drei Sacks und ein Holding verursacht hätte, würde der nicht so in Schutz genommen werden wie der Franchise QB.

    Zitat

    Der Unterschied zur Oline ist dann natürlich, dass ein QB auch einen miserablen Tag haben kann, sich dann aber durch eine entscheidende Aktion zum Held machen kann. Das kann ein O-Liner wohl nur selten.


    Kann er vielleicht schon, aber es wird nicht erkannt bzw. sind noch andere Spieler für nen erfolreichen Spielzug vonnöten. Das ist zwar immer so, aber bei Skillplayern weniger augenscheinlich.