Daher wird sie, die AfD, wenn sie sich vorher eben nicht selbst zerlegt, mittel- bis langfristig auch nie über den Status einer Oppositionspartei hinauskommen, geschweige denn regionale Regierungsverantwortung übernehmen (müssen), auch wenn CDU-Kretschmer in Sachsen schon ganz aufgeregt ist.
Für mich war, ist und bleibt diese Gruppierung vor allen Dingen eine Protestpartei und ihre Wähler daher überwiegend auch Protest-Bekundler. Ablesbar an den Wanderungsbewegungen zur Bundestagswahl ...
Sind denn hunderttausende ehemalige SPD- und Linken! Wähler urplötzlich zu Nazis und Faschisten mutiert? Kann ich mir nicht vorstellen. Für mich ist das daher eher eben diese Proteststimmung, die sich in diesem Wahlverhalten äußert. Natürlich kann man dann den berechtigten Einwand anführen, warum diese Wählerschaft ihren Protestgedanken nicht durch ein Kreuz bei Grünen, Linken oder auch noch vermehrt der FDP geäußert hat ... auch für mich ein Phänomen, da ja vor allem die Linke von den jetzigen Bedingungen auch in ihrem Wählerzuspruch massiv profitieren müßte.
Für mich nur so erklärbar, dass die inneren Grabenkämpfe + eine immer noch latent vorhandene Abneigung gegen linke Politik (inklusive utopische Realitätsferne+verstaubter SED/Kommunismus-Verdacht) die Leute abschrecken, dazu bleiben die Grünen scheinbar weiterhin eine Öko-Klientelpartei ohne großflächigen Durchbruch ... ebenso die FDP, die immer noch im Unternehmer/Marktwirtschaft-Grundsatz mit gelegentlichen Streubomben (Digitalisierung) agiert ... eine SPD im Niedergang + eine CDU/CSU-Koalition, der man die Lösung nicht mehr einheitlich zutraut ...
neben der Flüchtlingsproblematik sind eben diese parteiinternen Krisenherde weitere Brandbeschleuniger (no pun intended) für den AfD-Zuspruch.
Vielleicht hätte sich die Partei sogar tasächlich als eine ernsthafte Alternative zum etablierten Parteienspektrum entwickeln können ... aber eben nur dann, wenn der originäre Lucke-Kurs bzw. von mir aus auch noch die gemäßigte Petry-Linie gehalten worden wäre. Der Rechtsruck innerhalb der Organisation + der parallele Aufstieg von Protagonisten wie Gauland, Höcke oder Poggenburg hat das aber aus meiner Sicht langfristig unmöglich gemacht und es wird tatsächlich zu beobachten sein, wie sich die Partei in den vier Jahren als Oppositionsführer geriert bzw. das Auftreten und die Handlungsweise im alltäglichen Parlamentsbetrieb gestaltet wird.
Dazu werden die Landtagswahlen in Bayern und Sachsen weitere Hinweise auf die Entwicklung und Akzeptanz der AfD geben ... auch wenn man teilweise den Eindruck hat, dass es die Sachsen-CDU und vor allem die CSU mit Seehofer schon etwas mit der Hysterie hinsichtlich dieser Wahlen übertreiben ... aber da sind sie ja nicht die Ersten oder Einzigen, die in Sachen medialem Umgang mit der AfD von einem ins andere Fettnäpfchen tapsen und so ziemlich jedes Stöckchen überspringen, was ihnen vorgehalten wird.