Aktuelle Bundespolitik

  • Die FAZ mag relativ betrachtet immer noch konservativer und wirtschaftsliberaler sein als andere, aber sie ist m. E. längst nicht mehr, was sie einmal war. Hinzu kommt eine inzwischen sogar bei der FAZ zu beobachtende Tendenz zu Artikeln mit reißerischen Überschriften, aber ohne echten Inhalt.
    Richtig gut im deutschsprachigen Raum finde ich derzeit nur noch die NZZ, aber das ist eben eine schweizerische Zeitung.

    Naja, also die NZZ hat sich längst von einer ehemals wirtschaftsliberal-konservativen zu einer stramm rechten Zeitung auf AfD-Niveau entwickelt. Redakteure wie etwa Marc Felix Serrao sind aus meiner Sicht keineswegs mehr konservativ-liberal, sondern rechtspopulistisch unterwegs. In der NZZ wird dann auch gern mal Fridays-for-Future mit der Hitlerjugend verglichen und ähnliches. Zu meiner Studienzeit konnte man die NZZ durchaus noch gut lesen, aber die Entwicklung in den letzten 3-4 Jahren finde ich äußerst bedenklich. Nicht umsonst wird sie von Rechtsauslegern wie H.G.Maaßen so gelobt als Abgrenzung von angeblichen "Mainstream Medien".

  • Ich hab das nicht auf Scholz bezogen, sondern auf einen theoretischen sympathischen SPD-Kandidaten.

    Sehe ich das richtig, wir suchen ein Rosa Einhorn?

    "So ladies, if the man in your life played even one down of high school football, he’s almost certainly courageous, competitive and a fine athlete.

    NFL games, however, are played by supermen." (Mick Mixon)

  • Naja, also die NZZ hat sich längst von einer ehemals wirtschaftsliberal-konservativen zu einer stramm rechten Zeitung auf AfD-Niveau entwickelt. [...] In der NZZ wird dann auch gern mal Fridays-for-Future mit der Hitlerjugend verglichen und ähnliches.

    Ist das dann ein Lob? :paelzer:

  • Ist das dann ein Lob? :paelzer:

    Aus Sicht eines Rechten mag das vielleicht sein ;)

    Aber ganz im Ernst: Ich halte die Normalisierung von Sprache, die vor wenigen Jahren nur im rechtsradikalen Milieu gängig war, für sehr gefährlich. Die NZZ war immer eine bürgerliche Zeitung. Mit diesem Weg in Richtung rechtpopulistischem Tonfall a la Breitbart und Fox News spielt man den entsprechenden Parteien aber komplett in die Hände. Wenn man Begriffe wie "Biodeutsche" etc. in den Wortschatz einer Zeitung aufnimmt, dann hat das für mich auch nichts mehr mit Qualitätsjournalismus zu tun.

  • Wenn man Begriffe wie "Biodeutsche" etc. in den Wortschatz einer Zeitung aufnimmt, dann hat das für mich auch nichts mehr mit Qualitätsjournalismus zu tun.

    Ich finde, da muss man zwischen der sprachlichen Ebene und der inhaltlichen Meinung trennen.

    Ich gehe einfach mal aufgrund Deiner sonstigen politischen Äußerungen hier davon aus, dass Dir die Differenzierung "Biodeutsche" und "sonstige" nicht gefällt. Das ist die inhaltliche Ebene.

    Um aber über das Thema reden/schreiben zu können, ohne ewig lange Schachtelsätze (z. B. "Deutsche, deren Eltern und Großeltern bereits Deutsche im Sinne der Rechtslage von ... waren, was inhaltlich bedeutet, dass sie die Voraussetzungen ... [Aufzählung der Voraussetzungen] erfüllten") zu bilden, benötigt man einen kurzen Begriff, der den Inhalt von "Biodeutsche" sprachlich verständlich transportiert.

    Mir gefällt der Begriff auch nicht sonderlich, aber weißt Du eine bessere Alternative? Mit "Biodeutsche" vermeidet man ja beispielsweise schon Formulierungen wie "reinrassig" o. ä., die noch deutlich weniger konsensfähig und historisch deutlich stärker belastet wären. Letztlich versteht wenigstens jeder (in den Grenzen der generellen Unschärfe solcher Begriffe), was gemeint ist. Für meinen Geschmack klingt "Biodeutsche" bloß zu sehr nach "Biokartoffeln".

    2 Mal editiert, zuletzt von Chief (4. Dezember 2019 um 14:58)

  • Um aber über das Thema reden/schreiben zu können, ohne ewig lange Schachtelsätze (z. B. "Deutsche, deren Eltern und Großeltern bereits Deutsche im Sinne der Rechtslage von ... waren, was inhaltlich bedeutet, dass sie die Voraussetzungen ... [Aufzählung der Voraussetzungen] erfüllten") zu bilden, benötigt man einen kurzen Begriff, der den Inhalt von "Biodeutsche" sprachlich verständlich transportiert.

    Dafür gibt es das gängige mit bzw. ohne Migrationshintergrund. Biodeutsche ist eindeutig Rechtsaußensprache. Passt aber auch zu meiner Wahrnehmung der NZZ. Da braucht man wirklich schon eine sehr einseitige Sicht auf die Welt, um diese Zeitung gut zu finden.

    Keep Pounding

  • Ich finde, da muss man zwischen der sprachlichen Ebene und der inhaltlichen Meinung trennen.
    Ich gehe einfach mal aufgrund Deiner sonstigen politischen Äußerungen hier davon aus, dass Dir die Differenzierung "Biodeutsche" und "sonstige" nicht gefällt. Das ist die inhaltliche Ebene.

    Um aber über das Thema reden/schreiben zu können, ohne ewig lange Schachtelsätze (z. B. "Deutsche, deren Eltern und Großeltern bereits Deutsche im Sinne der Rechtslage von ... waren, was inhaltlich bedeutet, dass sie die Voraussetzungen ... [Aufzählung der Voraussetzungen] erfüllten") zu bilden, benötigt man einen kurzen Begriff, der den Inhalt von "Biodeutsche" sprachlich verständlich transportiert.

    Mir gefällt der Begriff auch nicht sonderlich, aber weißt Du eine bessere Alternative? Mit "Biodeutsche" vermeidet man ja beispielsweise schon Formulierungen wie "reinrassig" o. ä., die noch deutlich weniger konsensfähig und historisch deutlich stärker belastet wären. Letztlich versteht wenigstens jeder (in den Grenzen der generellen Unschärfe solcher Begriffe), was gemeint ist.

    In der amtlichen Statistik wird der Begriff "Deutsche ohne Migrationshintergrund" verwendet. Unter Migrationshintergrund fallen neben Ausländern auch Aussiedler mit deutscher Staatsangehörigkeit sowie Eingebürgerte und jeweils die erste Generation der Nachkommen. Ich sehe daher keinen zwingenden Grund zur Verwendung eines Begriffes wie "biodeutsch". Menschen mit Behinderung nennt man heute auch nicht mehr "Krüppel" oder "Iditioten" (was früher selbst in der Verwaltung verwendete Begriffe waren), nur weil das jeder versteht.

    edit: @Erzwolf war schneller.

  • Dafür gibt es das gängige mit bzw. ohne Migrationshintergrund. Biodeutsche ist eindeutig Rechtsaußensprache. Passt aber auch zu meiner Wahrnehmung der NZZ. Da braucht man wirklich schon eine sehr einseitige Sicht auf die Welt, um diese Zeitung gut zu finden.

    Bei Migrationshintergrund denke ich an irgendwelche Meldungen "der Täter mit Migrationshintergrund ...".
    Ist vielleicht nur subjektiv, aber der Begriff ist für mich auch irgendwie "verbraucht" als neutrale Beschreibung.

  • Dafür gibt es das gängige mit bzw. ohne Migrationshintergrund.

    Kann man verwenden, ist aber m. E. nicht unbedingt dasselbe und wird mit sehr unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht.

    Passt aber auch zu meiner Wahrnehmung der NZZ. Da braucht man wirklich schon eine sehr einseitige Sicht auf die Welt, um diese Zeitung gut zu finden.

    Das sehe ich nun wiederum genau umgekehrt.

    Die NZZ hat aus meiner Sicht den großen Vorteil, dass sie zum gleichen Thema Menschen mit völlig unterschiedlichen Meinungen und Blickwinkeln zu Wort kommen lässt. Insbesondere bietet man auch renommierten Fachleute eine Plattform für umfangreichere Ausführungen, oder druckt auch mal (mit Genehmigung des jeweiligen Verlages) Übersetzungen von interessanten Artikeln fremdsprachiger Zeitungen (meist aus dem englischen Raum) ab. Das ist gerade die Vielfalt, die ich anderswo vermisse, auch wenn ich einräume, dass der Schwerpunkt der NZZ konservativ ist.

  • Menschen mit Behinderung nennt man heute auch nicht mehr "Krüppel" oder "Iditioten" (was früher selbst in der Verwaltung verwendete Begriffe waren), nur weil das jeder versteht.

    Da hast Du Recht, aber es ist eine Grundsatzfrage, was nun besser ist. Die Diskussion hatten wir hier (in Bezug auf verschiedene Sachverhalte) schon häufiger, und werden uns wohl auch nicht einigen.

    Aus meiner Sicht: Man hat einen Begriff. Der bekommt eine negative Konnotation. Deswegen kreiert man einen neuen Begriff, der dasselbe netter bezeichnen soll. Leider ist aber der Inhalt derselbe, weswegen er bald auch eine negative Konnotation bekommt. Also kreiert man wieder einen neuen Begriff. ...

    Zu Deinem Beispiel: "Behinderte" oder "Menschen mit Behinderung" wird heute auch schon häufig als negativ konnotiert und nicht mehr zeitgemäß angesehen.

  • Kann man verwenden, ist aber m. E. nicht unbedingt dasselbe und wird mit sehr unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht.

    Natürlich ist es nicht dasselbe, weil Biodeutsche ein schwachsinniger Kampfbegriff ist. Nationalität ist nunmal kein biologisches Merkmal. Es gibt auch keine deutsche Ethnie.

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  • Aus meiner Sicht: Man hat einen Begriff. Der bekommt eine negative Konnotation. Deswegen kreiert man einen neuen Begriff, der dasselbe netter bezeichnen soll. Leider ist aber der Inhalt derselbe, weswegen er bald auch eine negative Konnotation bekommt. Also kreiert man wieder einen neuen Begriff. ...

    Bei vielen Begriffen trifft das zu, aber gerade "Biodeutsche" ist doch ein Begriff, der relativ neu ist und direkt aus der rechten Ecke stammt. Da musste sich nichts abnutzen und keine Konnotation ändern.

  • Natürlich ist es nicht dasselbe, weil Biodeutsche ein schwachsinniger Kampfbegriff ist. Nationalität ist nunmal kein biologisches Merkmal. Es gibt auch keine deutsche Ethnie.


    Auch wenn ich es milder formulieren würde, sind wir uns ausnahmsweise einig, dass es keine sonderlich gelungene Begriffsbildung ist. Das sprachliche Problem löst man aber mit dieser Feststellung nicht.

    Bei vielen Begriffen trifft das zu, aber gerade "Biodeutsche" ist doch ein Begriff, der relativ neu ist und direkt aus der rechten Ecke stammt. Da musste sich nichts abnutzen und keine Konnotation ändern.

    Auch hier stimme ich zu, wobei ein Teil des sprachlichen Problems auch einfach erst in den letzten Jahren, maximal 1-2 Jahrzehnten entstanden ist. "Früher" gab es im Wesentlichen "Deutsche", "Russlanddeutsche" und "Ausländer", ggf. noch "Gastarbeiter". Dann hat man sich politisch dazu entschlossen, einen Teil der Rubriken "Ausländer" und vor allem "Gastarbeiter" bzw. deren Kinder zu "Deutschen" zu machen (bzw. doppelte Staatsbürgerschaften zu ermöglichen). Ein Begriff wie "Biodeutscher" ist aus meiner Sicht der Versuch, die alte Differenzierung sprachlich (und damit in der politischen Diskussion) wieder aufleben zu lassen, auch wenn sie rechtlich nicht mehr existiert.

    4 Mal editiert, zuletzt von Chief (4. Dezember 2019 um 15:37)

  • Das sprachliche Problem löst man aber mit dieser Feststellung nicht.

    Ich halte das nicht für ein sprachliches Problem, sondern für ein politisch motiviertes. Wenn eine Zeitung einen solch untauglichen und völkisch-national besetzen Begriff verwendet, hat sie entweder nicht die Qualität, vernünftige Begriffe zu verwenden oder sie versucht auf diese Weise eine bestimmte Klientel zu bedienen. So oder so wirft es kein gutes Licht auf das Blatt.

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  • Ich halte das nicht für ein sprachliches Problem, sondern für ein politisch motiviertes. Wenn eine Zeitung einen solch untauglichen und völkisch-national besetzen Begriff verwendet, hat sie entweder nicht die Qualität, vernünftige Begriffe zu verwenden oder sie versucht auf diese Weise eine bestimmte Klientel zu bedienen. So oder so wirft es kein gutes Licht auf das Blatt.

    Das sprachliche Problem besteht darin, dass man höchstens die inhaltlich nicht unbedingt identische Formulierung "ohne Migrationshintergrund" verwenden kann oder keinen passenden (besseren) Begriff hat. Dieses Problem löst man nicht dadurch, dass man es leugnet.

    Soweit ich weiß, handelte es sich um einen Artikel aus dem letzten Sommer, der zunächst in nicht-redigierter Form veröffentlicht wurde. Anschließend hat man die Begriffe (im Sinne der "Migrationsterminologie") geändert. Die NZZ hat ohne Zweifel sprachlich schon besseres fabriziert, aber man kann auch mal die Kirche im Dorf lassen.

    Hier hat sich der NZZ-Chef zu den Thema geäußert:

    https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/nzz-ch…nazis-135259973

    3 Mal editiert, zuletzt von Chief (4. Dezember 2019 um 16:13)

  • Das sprachliche Problem besteht darin, dass man höchstens die inhaltlich nicht unbedingt identische Formulierung "ohne Migrationshintergrund" verwenden kann

    Wo ist denn der Unterschied zwischen "biodeutsch" und deutsch ohne Migrationshintergrund?

    Deutsch ohne Migrationshintergrund ist (statistisch) nur, wer

    • selbst keine ausländische Staatsbürgerschaft besitzt oder keine Eltern mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit besitzt
    • selbst kein Aussiedler ist und wessen Eltern keine Aussiedler sind
    • selbst nicht eingebürgert wurde und wessen Eltern nicht eingebürgert wurden

    Kurz gesagt alle, die selbst oder deren Eltern die deutsche Staatsangehörigkeit nicht von Geburt an besitzen.

    Oder braucht man inzwischen schon den Ariernachweis, um als "biodeutsch" zu gelten?

  • Interessant, wie hier über den Begriff biodeutsch geschrieben wird.
    Ich kenne das eigentlich nur von Menschen mit Migrationshintergrund als Abgrenzung.
    Wenn man in den Duden schaut, ist auch genau diese ironisch abwertende Bedeutung hinterlegt.
    Eine kurze Google-Suche später weiß ich jetzt aber auch, dass der Begriff inzwischen auch von der rechten Szene genutzt wird.
    Aber alleine sind die in der Verwendung des Begriffs definitiv nicht.

    NFL-Talk A-Liga
    Eltviller Wildsäue: 10-7-0
    FF World Champion 2016

  • @Playmaker#88: genau in diesem Zusammenhang war mir der Ausdruck auch bekannt - ausschließlich. Daher war ich in der Tat etwas verwundert, dass Rechte ihn anscheinend übernommen haben. Denn mal ehrlich: das Wort an sich klingt schon ziemlich dämlich und dazu auch ganz und gar nicht "völkisch" :tongue2:

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

  • Wo ist denn der Unterschied zwischen "biodeutsch" und deutsch ohne Migrationshintergrund?
    Deutsch ohne Migrationshintergrund ist (statistisch) nur, wer

    • selbst keine ausländische Staatsbürgerschaft besitzt oder keine Eltern mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit besitzt
    • selbst kein Aussiedler ist und wessen Eltern keine Aussiedler sind
    • selbst nicht eingebürgert wurde und wessen Eltern nicht eingebürgert wurden

    Kurz gesagt alle, die selbst oder deren Eltern die deutsche Staatsangehörigkeit nicht von Geburt an besitzen.

    Oder braucht man inzwischen schon den Ariernachweis, um als "biodeutsch" zu gelten?

    Schon "(ohne) Migrationshintergrund" kann man ganz unterschiedlich verstehen. Du hast die (deutsche, statistische) Definition ausgepackt. Schon in Österreich (Migrationshintergrund = beide Elternteile im Ausland geboren) sieht man es anders, die dritte Variante gibt es in der Schweiz. Rein begrifflich ("Migration") würde man erwarten, dass es nichts mit der Staatsangehörigkeit (der Eltern), sondern mit der Einwanderung als solcher zu tun hat.

    Ich kann Dir nicht genau sagen, wie "biodeutsch" gemeint ist. In meinem Umfeld redet niemand so (oder höchstens mit ironischem Unterton). Spontan hätte ich an "vier deutsche Großeltern" gedacht. Aber man könnte auch auf die Mehrheit unter den Großeltern abstellen. Oder man könnte nur auf die Eltern abstellen. Zusätzlich könnte es auch darauf ankommen, ob derjenige in Deutschland wohnt. Jedenfalls klingt "biodeutsch" stärker nach Abstammung und weniger nach Wanderungsbewegung wie "Migration". Der Duden schreibt zu "biodeutsch" übrigens "deutscher Abstammung und in Deutschland lebend".

    Nebenbei: Eine kurze google-Recherche ergibt, dass der Begriff von einem Kabarettisten (Muhsin Omurca) erfunden worden sein soll. Ursprünglich soll man sich damit typisierend über die "bleichen Deutschen" lustig gemacht haben. Bekannt geworden sein soll der Begriff durch eine Rede von Cem Özdemir, der den Begriff für "Deutsche ohne Migrationshintergrund" verwendete. Der Begriff scheint also nicht mal aus dem "rechten Lager" zu stammen, sondern teilweise von diesem gekapert worden zu sein.

  • Walter-Borjans und Esken sind die neuen SPD-Parteichefs.

    Damit sind die Tage der Groko gezählt.

    Walter-Borjans und Esken: 53,06%
    Scholz und Geywitz: 45,3%
    https://m.tagesspiegel.de/politik/neuer-…ww.google.de%2F

    :jeck:

    Anscheinend wird noch ein "büschen" weitergezählt.....

    Selten einen planloseren Haufen gesehen, da weiß die eine Hand nicht was die andere macht, bzw. will.

    Keine Frage, der "Rest" ist mehr oder weniger fast genauso planlos, peinlich und im Grunde unwählbar.
    Aber eben nur "fast".

    -Joe Banner: “Since Mike Lombardi and I are Moe and Larry, we set out to find Curly."
    (J.Banner at the press conference regarding the endless coach search)

    -Funny, so many Browns fans still clamor for the "safe pick" ignoring that all we've done for 15 years is the "safe pick".

    "And when that turnaround happens, wherever I am, I will smile – more than a little bittersweetly – and say, to myself, “Go Browns!”
    Sashi Brown. A Cleveland Brown,bleeding brown an orange.

  • Schon "(ohne) Migrationshintergrund" kann man ganz unterschiedlich verstehen. Du hast die (deutsche, statistische) Definition ausgepackt. Schon in Österreich (Migrationshintergrund = beide Elternteile im Ausland geboren) sieht man es anders, die dritte Variante gibt es in der Schweiz. Rein begrifflich ("Migration") würde man erwarten, dass es nichts mit der Staatsangehörigkeit (der Eltern), sondern mit der Einwanderung als solcher zu tun hat.

    Ich kann Dir nicht genau sagen, wie "biodeutsch" gemeint ist. In meinem Umfeld redet niemand so (oder höchstens mit ironischem Unterton). Spontan hätte ich an "vier deutsche Großeltern" gedacht. Aber man könnte auch auf die Mehrheit unter den Großeltern abstellen. Oder man könnte nur auf die Eltern abstellen. Zusätzlich könnte es auch darauf ankommen, ob derjenige in Deutschland wohnt. Jedenfalls klingt "biodeutsch" stärker nach Abstammung und weniger nach Wanderungsbewegung wie "Migration". Der Duden schreibt zu "biodeutsch" übrigens "deutscher Abstammung und in Deutschland lebend".

    Nebenbei: Eine kurze google-Recherche ergibt, dass der Begriff von einem Kabarettisten (Muhsin Omurca) erfunden worden sein soll. Ursprünglich soll man sich damit typisierend über die "bleichen Deutschen" lustig gemacht haben. Bekannt geworden sein soll der Begriff durch eine Rede von Cem Özdemir, der den Begriff für "Deutsche ohne Migrationshintergrund" verwendete. Der Begriff scheint also nicht mal aus dem "rechten Lager" zu stammen, sondern teilweise von diesem gekapert worden zu sein.

    Mir erschließen sich hier ja zwei Sachen nicht:

    1. Wieso hältst du einen Begriff für besser geeignet einen Sachverhalt zu erklären, wenn du ihn nichtmal selbst definieren kannst?
    2. Wieso es überhaupt in irgendeiner Form von Belang ist, ob jemand nun 1, 2, 3 oder 4 deutsche Großeltern hat?

    Keep Pounding

  • Mir erschließen sich hier ja zwei Sachen nicht:
    1. Wieso hältst du einen Begriff für besser geeignet einen Sachverhalt zu erklären, wenn du ihn nichtmal selbst definieren kannst?
    2. Wieso es überhaupt in irgendeiner Form von Belang ist, ob jemand nun 1, 2, 3 oder 4 deutsche Großeltern hat?

    Zu 1.: Da hast Du mich in mehrfacher Hinsicht falsch verstanden. Ich vermute - weiß es aber nicht sicher -, dass diejenigen, die "Biodeutscher" als ernsthaften (nicht-ironischen) politischen Begriff verwenden, ihn nicht im Sinne der statistischen Definition von "Deutscher ohne Migrationshintergrund" verwenden. Dafür spricht schon, dass es für beide Begriffe verschiedene Deutungsmöglichkeiten (Definitionsmöglichkeiten) gibt, so dass eine Übereinstimmung zufällig wäre. Hinzu kommt, dass der Begriff "Biodeutscher" eher nach Abstammung, der Begriff "Migration" eher nach Wanderungsbewegung klingt, die Begriffe also unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Dies alles spricht dafür, dass man "Biodeutscher" im Regelfall nicht einfach sinngleich mit "Deutscher ohne Migrationshintergrund" ersetzen kann. Wenn es entgegen meiner Annahme doch so wäre, dann bräuchte man in der Tat keinen zusätzlichen Begriff, der noch dazu wenig gelungen ist. (Allerdings würde ich gleichwohl nach einem Ersatz für "Deutscher ohne Migrationshintergrund" suchen, was ich auch nicht gerade für ein gelungenes Gebilde halte.).

    zu 2.: Ich weiß auch nicht, ob und ggf. warum und wofür es von Belang sein soll, wie viele deutsche Großeltern jemand hat. Da wechseln wir auf die inhaltliche Ebene. Für Alltagsfragen erscheint mir das ohne Belang, aber vielleicht sehen das andere anders.
    Möglicherweise ist das Ziel eine Änderung des Staatsangehörigkeitsrechts oder des Aufenthaltsrechts oder irgendetwas in diese Richtung. Da geht es letztlich immer um Kategorisierung, und dafür benötigt man Abgrenzungskriterien.
    Beispielsweise sind die beiden völkerrechtlich anerkannten Kriterien für Staatsangehörigkeit das "ius sanguinis" (auch "ius sanguis" genannt), also das Blutsrecht (Abstammung) einerseits und das ("ius soli" (Recht des Bodens, im englischsprachigen Raum verbreitet und an den Geburtsort anknüpfend) andererseits. Im Rahmen des "ius sanguinis" kann man z. B. nur auf den Vater, nur auf die Mutter oder auf beide Eltern abstellen. Die Steigerung davon wäre, auf die Großeltern abzustellen, um eine breitere Basis zu haben. "Biodeutscher" klingt ja irgendwie nach "biologisch rein", und wenn der Begriff aus der rechten Ecke verwendet wird, kommt auch noch die Parallele zum "Ariernachweis" in Betracht - da kam es einstmals auf die Großeltern an.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (4. Dezember 2019 um 21:52)

  • Ich habe persönlich grundsätzlich kein Problem mit Ungleichheit von Gehältern und Vermögen, aber die Ausnahmeregelungen bei der Erbschaftssteuer scheinen doch in ihrer praktischen Bedeutung ein Ausmaß angenommen zu haben, das erhebliche Gerechtigkeitsdefizite mit sich bringt:

    https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/erb…e=pocket-newtab

    Über die Höhe von Erbschaftssteuern kann man immer streiten, aber grundsätzlich sollten wenigstens alle gleich behandelt werden.

  • Ich vermute - weiß es aber nicht sicher -, dass diejenigen, die "Biodeutscher" als ernsthaften (nicht-ironischen) politischen Begriff verwenden, ihn nicht im Sinne der statistischen Definition von "Deutscher ohne Migrationshintergrund" verwenden. Dafür spricht schon, dass es für beide Begriffe verschiedene Deutungsmöglichkeiten (Definitionsmöglichkeiten) gibt, so dass eine Übereinstimmung zufällig wäre. Hinzu kommt, dass der Begriff "Biodeutscher" eher nach Abstammung, der Begriff "Migration" eher nach Wanderungsbewegung klingt, die Begriffe also unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Dies alles spricht dafür, dass man "Biodeutscher" im Regelfall nicht einfach sinngleich mit "Deutscher ohne Migrationshintergrund" ersetzen kann.

    Um das Thema für mich im Thread "Aktuelle Bundespolitik" mal zu beenden:

    Dass was du dort aufgezählt hast ("Biodeutscher" abhängig von Abstammung etc.), sind ja gerade Gründe den Begriff "biodeutsch" nicht zu verwenden. Wenn die Verwender des Begriffs damit eben nicht nur Deutsche ohne Migrationshintergrund meinen, dann hat er erst recht eine rassistische Komponente. Dann schließt man mit dem Begriff all jene aus, die aufgrund ihres Aussehens (dunklere Hautfarbe etc.), ihrer Religion (Juden etc.), ihrer Ethnie usw. nicht zur "biodeutschen" Volksgemeinschaft gehören können. Damit fallen auch Personen aus dieser Definition raus, die möglicherweise bereits seit Generationen in Deutschland leben, aber niemals "biodeutsch" sein können, weil in ihrem Stammbaum Ausländer, Juden oder sonstwas sind. Ein Medium, was sich selbst als Qualitätszeitung sieht, sollte mit solchen Begrifflichkeiten einfach sensibler umgehen, gerade weil sie von rechts so gerne aufgegriffen werden und in solch abstruse Theorien wie die der "Umvolkung" münden.

  • Ob es so etwas auch in anderen Ländern gibt? Gibt es Bioschweden, Bioafghanen, Biotürken, Biothailänder, etc. etc.?
    Google spuckte da eben nicht wirklich viel zu aus.
    Biologen gibts aber immerhin :D

    Und würde ich mich zB in einem der obigen Länder diskriminiert fühlen, wenn es die jeweilige Begrifflichkeit dort gäbe?

    schaun mer mal

  • Und würde ich mich zB in einem der obigen Länder diskriminiert fühlen, wenn es die jeweilige Begrifflichkeit dort gäbe?

    Vermutlich ja – denn sie würden dann wohl dazu dienen, in den aufgezählten Vielvölkerstaaten (zumindest Afghanistan, Türkei und Thailand sind solche) die Hegemonie eines bestimmten Volkes gegenüber den anderen zu begründen.