NFL-Talk Preview 2017: Cleveland Browns
Hue Jackson (Januar 2016): “I didn't come here to be average and just win a few games and go about my business. I came here to help this organization win a championship.”
24.12.2016: Die Cleveland Browns gewinnen ihr erstes und einziges Spiel 2016 durch ein geblocktes Field Goal durch Jamie Meder gegen die Chargers.
Recap:
2016 war historisch schlecht. Punkt. Ich erwische mich selbst manchmal dabei zu denken „sooo schlecht war es nicht“…“einige Spiele waren knapp“…“wir hatten viel Verletzungspech“.
Alles Unsinn.
Week | Match | Result | QB´s | Competed for W |
1 | @ Eagles | L 10-29 | RG3, McCown | |
2 | Ravens | L 20-25 | McCown | X |
3 | @ Dolphins | L 24-30 | Kessler | X |
4 | @ Redskins | L 20-31 | Kessler | |
5 | Patriots | L 13-33 | Kessler, Pryor, Whitehurst | |
6 | @ Titans | L 26-28 | Kessler | |
7 | @ Bengals | L 17-31 | Kessler, Hogan | |
8 | Jets | L 28-31 | McCown | X |
9 | Cowboys | L 10-35 | Kessler | |
10 | @ Ravens | L 7-28 | Kessler, McCown | |
11 | Steelers | L 9-24 | Kessler, McCown | |
12 | Giants | L 13-27 | McCown | |
13 | - | - | - | |
14 | Bengals | L 10-23 | RG3 | |
15 | @ Bills | L 13-33 | RG3 | |
16 | Chargers | W 20-17 | RG3 | X |
17 | @ Steelers | L 24-27 | RG3 | X |
Ich habe bewusst zwei weitere Spalten nach dem Resultat beigefügt mit den eingesetzten QB´s und den Spielen in denen wir um den Sieg mitspielen konnten. Hier wird das Ausmaß der Katastrophe erst deutlich
- Bei nur 5 von 16 Spielen hatten wir so etwas wie eine Chance. Gegen die Dolphins waren die Browns verdammt nah dran. Gegen die Jets lange geführt, ebenso gegen die Ravens. Das Steelers-Spiel möchte ich hier fast noch rausnehmen, da wir da gegen den zweiten Anzug der Steelers angetreten sind. (Und nein gegen die Titans hatten wir keine Chance, sondern nur in der Garbage-Time Punkte gemacht)
- In 8 von 16 Spielen habe wir weniger als 14 Punkte offensiv erzielt
- In 1/16 Spielen hat unsere Defense weniger als 23 Punkte zugelassen, in 7 Spielen kassierten wir über 30 Punkte
Weiterführende Statistiken, die untermauern wie groß die Qualitätslücke in 2016 war:
- Total Offense Yards: 4976 (Browns) zu 6276 (Gegner)
- Sacks: 26 (Browns) zu 66 (Gegner)
- Turnover Ratio -12
- PPF-Ranking Offense: 31, PFF-Ranking Defense: 30
Kein Zweifel, die Browns waren über weite Teile nicht wettbewerbsfähig in 2016.
Offseason #2 seit dem Umbruch: Moneyball continues
Nennenswerte Veränderungen im Coaching Staff:
Defensive Coordinator: Gregg Williams (vorher LA Rams) ersetzt Ray Horton
Ray Hortons zweiter Versuch als DC bei den Browns endet nach nur einem Jahr. Und ich kann nur sagen: Richtig so. Kontinuität schön und gut – aber unter Horton lag einfach zu viel im Argen. Man kann Horton nicht den Vorwurf machen, dass er seine Truppe aufgrund der geringen Qualität + Erfahrung keine Top 15-Defense war. Aber das Verhältnis zum Team stimmte nicht. Horton hatte keinen Draht zu den jungen Spielern. Zudem das altbekannte Problem von viel zu wenig Pass-Rush. Hortons recht passives 3-4 wirkt harmlos und zahnlos.
Mit Gregg Williams kommt ein umstrittener Coach, der aber eins mitbringt, was der Browns-D zu oft fehlte: ENERGY! Leidenschaft und Aggressivität sind Grundattribute einer starken Defense in der NFl – und das soll Williams dem Team einimpfen. Der Wechsel des Schemes auf ein 4-3 Grundgerüst bringt viele Veränderungen mit sich – vor allem sollte der Pass-Rush unter Williams stärker fokussiert werden.
Offensive Line: Bob Wylie (von in der CFL) ersetzt Hal Hunter
Diesen Wechsel möchte ich ebenfalls betonen. Die O-Line war letztes Jahr zwar verletzungsgeprägt – aber 66 Sacks sind einfach ein Desaster. Zum Vergleich – das nächstschlechteste Team sind die Rams, die 49 Sacks kassiert haben – der Schnitt lag bei etwa 35 Sacks. Die Leistung der O-Line hat im Endeffekt auch dazu beigetragen, dass die Browns 6 QB´s (ver-)brauchten. Hier musste einfach ein Wechsel stattfinden – sowohl personell im Team als auch im Coaching. Wylie ist mit 65 ein alter Hase, der bei den Raiders einen ähnlichen Turnaround 2011 vollbracht hat. Zusammen mit den Verstärkungen erhoffen die Browns sich massive Fortschritte.
Neben diesen beiden Coaches wurden auch die Position Coaches der DB´s, OLB und ILB getauscht. Nahezu die gesamte Defense erhält also neue Coaches.
Free Agency 2017: Im 7.Cap-Space-Himmel
Der Mangel an Qualität im Kader war offensichtlich für alle Beteiligten. Auch wenn der Rebuild primär über den Draft vollzogen werden muss und soll – mit über 100 Mio an Capspace konnte man auch dem Markt angreifen.
Wer verstärkt die Browns in 2017?
- Kevin Zeitler (RG, 27, Bengals): Hue kennt Zeitler aus seiner Zeit als OC bei den Bengals bestens. Die großen Lücken in der Interior Offensive-Line mussten angegangen werden. Zeitler ist so etwas wie der „Königstransfer“ für die Browns. Trotz etlicher Mitbewerber unterschriebt Zeitler über 5 Jahre und 60 Mio. Er wird sofortiger Starter auf RG.
- J.C. Tretter (26 – Center - Packers): Die nächste Verstärkung für die desolate O-Line. Das Projekt Cam Erving auf Center ist brachial gescheitert. Mit Tretter kommt ein spannender Center, der bei den Packers durch etliche Verletzungen nie sein volles Potential ausspielen konnte. Bei den Browns also der Neustart (3 Jahre zu insgesamt 16,75 Mio). Alle Zeichen deuten darauf hin, dass er sofort startet. Eins steht eigentlich jetzt schon fest – schlechter als Erving kann er gar nicht sein.
- Kenny Britt (29 – WR – Rams): Pryor weg – Britt da. Der „Tausch“ zweier 1000-Yard-Receiver war für die Browns ein Drahtseilakt. Pryor wollte einen hochdotierten Vertrag und bekam ihn nicht. Aus Trotz unterschrieb er bei den Redskins für noch weniger, als die Browns angeblich boten. Britt ist ein mindestens gleichwertiger Ersatz, wenn man die Historie und Statistiken bemüht. Besonders im Bereich Yards after Catch ist Britt ggü. Pryor überlegen. Haben die Browns also gewonnen? Abwarten – nach dem Desaster mit D.Bowe ist meine Skepsis gegenüber Veteran-WR, die in diesem Alter noch einen solchen Vertrag bekommen hoch. Britt ist zweifellos Starter und darf gern die 1000 Yards wieder erreichen.
Dieses Signing sehen übrigens bei weiten nicht alle Experten positiv. Hier mal ein Zitat:
"This might just be the worst signing of the offseason. I'm not exaggerating; it's that bad. Britt has an extensive history of being injured, slacking off and dropping passes. He finally got his act together last season, but as it so happened, it was his contract year. Britt will now be fat and happy again, and it'll be absolutely shocking if he puts forth anything close to 100 percent into his game.”
- Brock Osweiler (QB – 25 – Texans): DER Blockbuster-Trade des Frühlings. Kurz vor dem Draft scheuchten die Texans Osweiler nach nur einem Jahr vom Hof – und warfen einen 2nd-Round-Pick zu den Browns hinterher, die wiederum die jährlichen 16 Millionen Gehalt in Kauf nehmen. Eine neue Dimension von Trades in der NFL, in der Cap-Space gegen Draft-Picks getauscht wurden. Anfangs erschien es, als ob die Browns nur auf den 2nd-Rounder aus waren, spätestens zum Training Camp war klar- Brock Osweiler ist der AKTUELL beste QB bei den Browns und wird vermutlich starten. Einen angeblichen Trade-Versuch der Dolphins wurde sogar abgelehnt. Ob Brock der Neustart gelingt? Keine Ahnung – aber es ist jetzt schon ein Gewinn für die Browns, die Kizer entspannter entwickeln können.
- Jason McCourty (CB – 30 – Titans). Auch wenn McCourty mit Ü30 eigentlich nicht der Zielgruppe entspricht macht das Signing viel Sinn. Es braucht neben dem verletzungsanfälligen Haden, sowie J.Taylor und Youngster Brien Boddy-Calhoun vor allem mehr Tiefe. Zudem kann McCourty aus als Free Safety eingesetzt werden, wo aktuell noch eine Vakanz bei den Browns besteht.
Abgänge
- Terrelle Pryor (WR – 28 – Redskins): 1000 Yards bei solch miserable QB-Play? Das verdient Respekt. Für die Offseason bekommt Pryor dagegen eine klare 6. Monatelange Verhandlungen führten am Ende zur Trennung. Und ich verstehe die Haltung der Browns, einen alternden WR, den sie selbst erst umgeschult haben und der nun sein erstes und einziges starkes NFL-Jahr vollbrachte kein WR1-Gehalt zu zahlen. Sportlich schmerzt der Abgang dennoch. Umso mehr wenn sein Ersatz Kenny Britt nicht abliefert.
- Gary Barnidge (TE, 31, FA): Der Cut kurz vor dem Draft kam für viele aus dem Nichts – macht aber durchaus Sinn. Die Leistungskurve ging 2016 deutlich nach unten und in 2017 würde er den aufstrebenden TE´s DeValve und Njoku wichtige Snaps nehmen. Kurzfristig schmerzt das sportlich – schon mittelfristig die richtige Entscheidung
- Jordan Poyer (Safety, 26, Bills): Poyer hatte keine leichte Zeit bei den Browns. Als Starting-Safety in 2016 begonnen, war die Leistung der gesamten Secondary desaströs. In Week 6 wurde die Saison durch einen heftigen Hit und folgenden Nierenriss beendet. Poyers Neustart in Buffalo wird hoffentlich besser verlaufen.
- Josh McCown (QB, 37, Jets): Der Wandervogel zieht weiter Richtung New York. An dieser Stelle kann man nur Danke sagen. Wie sich McCown mit dieser O-Line und trotz diverser brutaler Hits durch Spiele kämpfte ringt mir größten Respekt ab. Der Leistungsabfall von 2015 auf 2016 war jedoch auch unabhängig von der O-Line unübersehbar. Für den Starting-Job bei den Jets scheint es dennoch zu reichen. Viel Glück Josh!
- Tramon Williams (CB, 34, Cardinals): Die Trennung von Williams war nur logisch. Williams wurde in 2016 sowohl als Nickel-Corner, als auch auf FS eingesetzt. Überzeugt hat er nirgends. Das er nochmal einen Verein gefunden hat, wundert mich ehrlich gesagt etwas.
- Andrew Hawkins (WR, 31, FA) Der Liebling von Hue Jackson hat es nicht nochmal geschafft bei den Browns zu überwintern. Aus meiner Sicht hätte der Cut schon in 2015 erfolgen müssen. Hawkins hat nach kurzem Aufenthalt bei den Patriots seine Karriere beendet.
- Austin Pasztor (RT, 26, Falcons): Für mich etwas überraschend, dass Pasztor keinen neuen Vertrag erhielt, obwohl die RT-Position so vakant ist. Zumindest als Backup hätte ich ihn gern behalten.
The Draft-Class 2017 – Finally some Playmakers
Round | Position | Player | College | Kommentar |
1 | DE | Myles Garrett | Texas A&M | Der verdiente 1st-Overall aus meiner Sicht. Ein Athlet, wie man ihn nur wenige Male pro Dekade auf DE bekommt. Das bisher starke Camp und sein teamorientiertes Verhalten gefallen mir. Ich freue mich riesig ihn diese Saison mit Ogbah auf QB-Jagd gehen zu lassen. Toller Pick, der uns viel Freude machen kann in den Jahren. |
1 | TE | David Njoku | Miami | Toller Athlet, der viel Perspektive hat. Njoku hat im Camp mit vielen Drops und der Ball-Security zu kämpfen. Er wird Zeit brauchen, um einen Barnidge zu ersetzen. Vielleicht ein kleiner Reach in Runde 1 in anbetracht der hohen Qualität an TE´s im Draft 2017. |
1 | S | Jabrill Peppers | Michigan | PLAYMAKER. Enough said. Pepper ist einfach ein toller Football-Spieler, der seine finale Position noch finden muss. Gregg Williams kennt solche Typen (siehe Marc Barron) und kann hoffentlich das Maximale herausholen. Die größte Lücke ist auf Safety und genau da sehe ich auch Peppers. Aber seine Flexibilität macht die Browns defensiv weniger ausrechenbar. |
2 | QB | Deshone Kizer | Notre Dame | Ich will ehrlich sein – Kizer war auf meinem Draft-Board nur QB Nr.4 und ich habe kurz geflucht als die Chiefs Pat Mahomes gezogen haben. Nach dem Camp freue ich mich aber auf Kizer. Er bringt alles mit, um eine tolle Karriere hinzulegen und scheint nicht so unfassbar roh wie anfangs gedacht. Die Lernkurve lässt sich gut ansehen. Ich denke wir werden Kizer diese Saison noch auf dem Feld sehen und herausfinden, ob man 2018 den nächsten Versuch starten muss den QBOTF zu finden. |
3 | DT | Larry Ogunjobi | Charlotte | Hue hat sich während des Senior Bowls in Ogunjobi “verguckt” – und bisher macht Larry auch einen guten Eindruck. Auf DT ist nach der Umstellung auf das 4-3 der Platz neben Shelton vakant. Hier hat Ogunjobi Chancen zumindest in der Rotation früh Erfahrung zu sammeln. |
4 | CB | Howard Wilson | Houston | Die Analytics-Gurus haben zugeschlagen. Wilson ließ in 2016 bei Würfen gegen ihn nur ein QB-Rating von 45.1 zu. Leider schon vor dem Camp mit einer Verletzung am Knie, die ihm wohl den Großteil der Rookie-Saison kosten wird. Bitter… |
5 | OT | Roderick Johnson | Florida State | Nicht alle Picks können sofort funktionieren. Rod Johnson scheint mindestens einen langen Weg vor sich zu haben. Die Leistungen auf LT waren im Camp einfach nicht gut. |
6 | DT | Caleb Brantley | Florida Gators | Der Bad-Boy – auch wenn der Vorwurf, dass er eine Frau niederschlug nicht zur Anklage führte. Galt lange als 2nd-Round-Talent. Hier läuft es bisher nicht gut für Brantley. Erst den Finger gebrochen und ausgefallen – und dann im ersten Training eine Schlägerei anzetteln. No Go. Cut-Kandidat, wenn er die restliche Preseason nicht überzeugt. |
7 | K | Zane Gonzalez | Arizona State | Big Leg! Bei Arizona traf er 7/9 Field-Goals über 50 Yards. Genau diese langen Dinger sind die Schwäche von Cody Parkey. Das Rennen um den Starting-Job ist eng, aber Zane hat bisher überzeugt. |
7 | RB | Matthew Dayes | N.C. State | Steal-Potential! Profitiert davon, dass RB Duke Johnson eher als Slot-Receiver eingeplant ist und wird damit fast der Backup für Cro. Das Lob kommt von allen Seiten. Hat seinen Roster-Spot eigentlich schon sicher und wird in der Rotation auch Snaps sehen, denke ich. |
Offseason Fazit:
Die Browns scheinen auf dem richtigen Weg. Die ganz großen Schwächen (O-Line + No Pass-Rush) wurden massiv angegangen und aus meiner Sicht enorm verstärkt.
In der Free Agency hat man die Schatulle aufgemacht und sinnvoll investiert, dazu zählen auch wichtige Vertragsverlängerungen von LG Bitonio, LB Collins und LB Kirksey. Aus meiner Sicht hat man mit der runderneuerten O-Line für die Offensive eine Grundlage geschaffen. Defensiv sind die Eckpfeiler gesetzt und insgesamt sehe ich ein anständiges Maß an Talent, dass jetzt mit richtigem Coaching aufs Feld gebracht werden muss
Zudem hat man dank des Osweiler-Trades und dem Tausch mit den Texans in der ersten Runde in 2018 erneut zwei 1st-Rounder, sowie zwei 2nd-Rounder.
Moneyball at it´s best!
To be continued....Next: Position Preview 2017