Tua war ja selbst in seiner Drafklasse nicht die unumstrittene #1, also nein, man kann wirklich nicht sagen, dass er der "einstimmige" Top QB der letzten 10 Jahre war oder so. Da waren zum einen die Verletzungsgeschichte, die eben selten auch an den besten QBs spurlos vorbeigeht (Sam Bradford), zum anderen kommt er aus einem Programm, wo die Skill-Position jedes Jahr bis zur Obergrenze gefüllt sind. Das wird in der NFL allerdings nur in den seltensten Fällen so sein. Von daher musste man schon damit rechnen, dass er eine gewisse Lernkurve braucht. Alles was 2020 war sollte man daher als Bonus nehmen, denn viele (ich eingeschlossen) waren nicht mal im Glauben, dass er überhaupt würde spielenn können.
Daher sind alle Erfahurngen die er jetzt sammelt ein immenser Vorsprung für das nächste Jahr. Dann hat er eine volle Offseason Zeit sich mit der Offense vertraut zu machen, hoffentlich ein volles Camp und eine volle Pre-Season. Und dann wird man wirklich sehen war man hat. Zumal ich davon ausgehe, dass die Dolphins ihre Skill Positionen weiter aufrüsten werden. Der Texans-Pick ist da Gold Wert. Ob man das nutzt um ein paar Spots runterzugehen und vielleicht aus einem zwei macht, oder ob man gleich mit dem Top 5 Pick (nehme ich jetzt mal einfach an) einen Playmaker wie Pitts, Chase oder DeVonta Smith holt, muss man dann abwägen.
Aber jetzt schon den Stab über Tua brechen wäre imo eine katastrophale Fehlentscheidung. Leider scheint das in letzter Zeit aber immer mehr in Mode zu kommen - auch eine Begleiterscheinung der eingeführten Rookie Salary Cap. Früher war man auf Gedeih und Verderb an seinen First Round QB für ein paar Jahre festgebunden und musste den entwickeln, so oder so. Heute wird man so jemand ganz einfach wieder los und kann viel mehr Spieler verschleißen. Ich kann es nicht anders formulieren. In einer Parallel-Welt würde Mahomes vielleicht in seiner ersten Saison bereits für ein schlechteres Team gespielt haben und sicher ein paar Fehler zu viel machen. Und möglicherweise in seinem zweiten Jahr schon in Frage gestanden haben. Statt dessen konnte er ein volles Jahr hinter Alex Smith lernen, eine volle Offseason mit den besten Coaches lernen und dann explodieren. Oder ein Josh Allen, der auch in seinem ersten Jahr eine sensationelle Completion Percentage von 52,2% hatte. "Der wird nie was, weg mit dem". Nö, man hat ihn Jahr für Jahr entwickelt, bessere Receiver geholt und heute ist er fast MVP-würdig. Das kommt alles nicht von ungefähr.
Es ist das eine ein Talent zu identifzieren, es ist ein zweites dieses Talent dann auch zu füttern, es zu unterstützen auch wenn es nicht direkt durch die Decke geht leistungstechnisch. Man hat einen QB 4 Jahre billig zur Verfügung. Mindestens 3 davon sollte man voll investieren, damit man sieht ob man den Mann für die Zukunft gefunden hat. Und nicht eine Wegwerf-Maschine kreieren, bei dem viele Spieler frühzeitig auf der Strecke bleiben. Denn das rächt sich früher oder später.