Was darf Presse? / Qualität von Journalismus

  • Genau: menschlicher Abschaum. Ich hoffe euch ist schon klar, dass es mehr als peinlich ist, sich über die Pietätlosigkeit von Menschen aufzuregen, aber die dann als Abschaum zu bezeichnen? Das geht dann tatsächlich gegen die Menschenwürde, scheint aber kein Problem zu sein, wenn es die "Richtigen" trifft. Irgendwie fällt es mir schwer, hier eine höherwertige Moral zu erkennen.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Bei der BILD-Titelseite und vielen anderen ihrer Titelseiten fällt mir immer wieder Johannes Rau ein und was er nach dem Amoklauf in Erfurt auf der Trauerfeier gesagt hat:

    Zitat

    Meine Gedanken gehen auch zur Familie des Täters. Niemand kann ihren Schmerz, ihre Trauer und wohl auch ihre Scham ermessen. Ich möchte ihnen sagen: Was immer ein Mensch getan hat: er bleibt ein Mensch.


    Das scheint beim Springerverlag, der sich das abendländische Erbe ansonsten immer gerne auf die Fahnen schreibt, nicht in Erinnerung geblieben zu sein.

    Täterkult (egal wie negativ) sollte immer vermieden werden, es ist oft das was sie eigentlich wollen und Motivation für den Nächsten. Momentan sollte man aber fairerweise erstmal die Ermittlungen abwarten.

    -----------------
    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Nun ich würde mir das Wort menschlicher Abschaum nicht zu eigen machen wollen, aber als was darf man den diese Titelseite bezeichnen ohne sich dem Vorwurf ausgesetzt zu sehen? Sie ist m.E.einfach nur widerlich und lässt insbesondere jeglichen Respekt vor den Angehörigen des vermutlichen Täters vermissen.

    Zitat

    Berichterstattung heißt ja vor allem erstmal, dass über Tatsachen berichtet wird. Und da hapert es ja meistens schon. Da wird spekuliert was das Zeug hällt. Kleiner Eindruck:

    Das trifft es ganz gut. Und da ist die Bild – die man ja nicht kaufen bzw. nicht klicken muss- nicht das wesentliche Problem. Auch unser Gebührenfinanzierter Staatsapparat ist da wunderbar in halbgaren Meldungen verbreiten.

    Ich hab gestern Heute Journal und den Anfang von Maybritt Illner gesehen und mich echt gefragt: Dafür zahle ich und das soll jetzt alles besser sein als beim Bösen Privatfernsehen? Der Heute Journal Moderator hatte die Empathie eines Elefanten im Porzellanladen und Illner? Den besten Redebeitrag der ersten Minuten hat Peter Ramsauer gebracht(Hell is Frozen)…

    Zitat


    Was der viel größere Kritikpunkt ist die Pietätlosigkeit, mit der die Medienvertreter überall vorgehen. Man bringt sich vor der Schule in Stellung, zeigt die weinenden Angehörigen unverpixelt und hält jedem, der es gerade nicht braucht, ein Mikro unter die Nas

    +1. Das ist m.E. sogar der Hauptkritikpunkt an der ganzen Sache.

    Das der Absturz einer deutschen Maschine mitten in Europa die Leute mehr interessiert, als ein Absturz einer Timbugtischen Maschine ist m.E. völlig normal, schon alleine aus dem Grund da die wenigsten von uns mit einer Timbugtischen Maschine fliegen werden.
    Was hat jetzt also den entscheidenden Mehrwert: Wieso und Warum ist es passiert und was sind die Konsequenzen.? Alles andere, was so in die Kategorie fällt – Was machen die Trauernden gerade, wie viele Kerzen stehen in Haltern usw. spielt m.E. überhaupt keine Rolle und sollte aus eben genannten Pietätsgründen keine Rolle spielen. Den Leuten geht es so schon Scheiße genug.

    Zitat

    Was erwartest du denn? Das die heute-show jetzt satirisch über die zum Teil schwache Berichterstattung herzieht? Mit Studiopublikum, welches nach jeder Pointe lacht und klatscht? Sorry, da würde mir schlecht werden. Und ich habe auch niemanden an Bord der Maschine gekannt.

    a)Muss man nicht zwingend lachen und b) ist es nicht mein Job den heute Show Machern zu sagen, wie Sie Ihre Show machen sollen. Die werden (von mir und Euch) dafür bezahlt. Wie bereits geschrieben. Sich über die AFD und FDP lustig zu machen ist keine Kunst, aber eine Show die mehrere Grimmepreise bekommen hat, sollte mit dem Abstand von 3 Tagen schon in der Lage sein da den richtigen Ton zu treffen.
    Weiter halte ich es auch für einen Trugschluss, dass man nach einem solchen Ereignis nicht lachen darf. Man darf. Man darf es nur ohne die Opfer zu verhöhnen. Wie soll denn die Show nächste Woche laufen: Das Ereignis völlig ausklammern? Wieder AFD Witze reißen?

    Ach ja: Aber wenn man die Show schon absetzt, dann sollte man auch die Trailer dafür aus dem Programm nehmen liebes ZDF :cards

    #FIREJOSEPH

  • Genau: menschlicher Abschaum. Ich hoffe euch ist schon klar, dass es mehr als peinlich ist, sich über die Pietätlosigkeit von Menschen aufzuregen, aber die dann als Abschaum zu bezeichnen? Das geht dann tatsächlich gegen die Menschenwürde, scheint aber kein Problem zu sein, wenn es die "Richtigen" trifft. Irgendwie fällt es mir schwer, hier eine höherwertige Moral zu erkennen.

    Dann tust du mir - ehrlich gesagt - etwas leid. Ich meine, bei der Börsenmeldung sehe ich das schon eher als künstliches aufregen. Wenn es einen Kurseinbruch gibt, werden die auch immer im Zusammenhang mit dem Tagesgeschehen bewertet. Bei Fresenius oder so würde dann auch gesagt werden, dass der Kurseinbruch stattfand, weil nicht getestete Medikamente in Umlauf gebracht wurden oder so, wovon Menschen durchaus auch Langzeitschäden davongetragen hätten. Da regt sich dann auch niemand auf. In dem Fall ist es vielleicht etwas unglücklich gelaufen, aber gut.

    Aber was jetzt die Bild angeht, würden einem doch schlichtweg die Worte fehlen, wenn man's nicht leider schon gewohnt wäre. So Meldungen wie "Das sind Larissas letzte Fotos aus Barcelona" und was weiß ich was, da gibt es keinerlei journalistischen Wert. Da is das schon fast eine Provokation, dass sie ihr Logo auch noch mit einem Trauerflor ausgestattet haben. Jetzt noch der Aufmacher mit dem Co-Piloten, wo's mMn egal ist, ob die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft das jetzt schon zu 100% nachgewiesen haben oder nicht. Selbst wenn's bewiesen wäre, ist das einfach total unverantwortlich.

  • Dann tust du mir - ehrlich gesagt - etwas leid. Ich meine, bei der Börsenmeldung sehe ich das schon eher als künstliches aufregen. Wenn es einen Kurseinbruch gibt, werden die auch immer im Zusammenhang mit dem Tagesgeschehen bewertet. Bei Fresenius oder so würde dann auch gesagt werden, dass der Kurseinbruch stattfand, weil nicht getestete Medikamente in Umlauf gebracht wurden oder so, wovon Menschen durchaus auch Langzeitschäden davongetragen hätten. Da regt sich dann auch niemand auf. In dem Fall ist es vielleicht etwas unglücklich gelaufen, aber gut.

    Aber was jetzt die Bild angeht, würden einem doch schlichtweg die Worte fehlen, wenn man's nicht leider schon gewohnt wäre. So Meldungen wie "Das sind Larissas letzte Fotos aus Barcelona" und was weiß ich was, da gibt es keinerlei journalistischen Wert. Da is das schon fast eine Provokation, dass sie ihr Logo auch noch mit einem Trauerflor ausgestattet haben. Jetzt noch der Aufmacher mit dem Co-Piloten, wo's mMn egal ist, ob die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft das jetzt schon zu 100% nachgewiesen haben oder nicht. Selbst wenn's bewiesen wäre, ist das einfach total unverantwortlich.

    Danke.

    Hier wird gerade eine Familie geächtet, ohne das diese Theorie zweifelsfrei fest steht. Die Bild hat sich auch dem Pressekodex unterworfen, da stehen so einige Passagen neben der Menschenwürde drin, die man beachten soll, unter anderem Persönlichkeitsrechte. Damit wird erneut gebrochen, weil der Presserat ja nur Rügen aussprechen darf, die dann in der Samstagsasgabe (der mit der kleinsten Auflage) im hintersten Teil gebracht werden, damit es ja keiner mitbekommt, wie schlampig und unmenschlich man mal wieder gearbeitet hat.
    Und es ist ja kein Versehen, sondern wiederholt, kalkuliert und damit einfach skrupellos.

    Beverly Hills 90210, Cleveland Browns 3

  • Menschlicher Abschaum. Anders kann man diese Springer-Mitarbeiter nicht beschreiben. :(

    Du weißt aber auch schon, dass die Mitarbeiter in der Regel abhängig Beschäftigte in einer Branche, in der gerade die Printmedien aussterben und dadurch Arbeitsplätze immer knapper warden.

    Bitte kritisiere die Ausrichtung der "Zeitung" die Entscheider, aber nicht pauschal alle Mitarbeiter.


  • Aber was jetzt die Bild angeht, würden einem doch schlichtweg die Worte fehlen, wenn man's nicht leider schon gewohnt wäre. So Meldungen wie "Das sind Larissas letzte Fotos aus Barcelona" und was weiß ich was, da gibt es keinerlei journalistischen Wert.

    Absolut!

    Ich kenne das Mädchen vom Sehen, sie war Azubi im selben Unternehmen in dem ich tätig bin. Als ich die Aufmachung gesehen habe, ist mir das blanke Kotzen gekommen. Sowas braucht niemand. Die Bild-Zeitung und Ihre Sensationsgier und das ständige Verlangen nach "Wir müssen den Katastrophe ein Gesicht geben" widert mich einfach nur noch an!


  • Bitte kritisiere die Ausrichtung der "Zeitung" die Entscheider, aber nicht pauschal alle Mitarbeiter.

    So hab ich das auch vernommen, dass er das so meinte.
    Wobei ich ehrlich gesagt glaube, dass Bildjournalisten jetzt auch nicht die größten Probleme haben sollten, danach auch noch irgendwo anders unterzukommen, wenn sie kündigen würden.

  • Das Problem sind mMn nicht direkt Bild-Zeitung und Co. (obwohl ich ein großer Gegner, deren Art von "Journalismus" bin), sondern, dass die Menschen in Deutschland sich nicht die Mühe machen, sich mehr mit den Themen zu beschäftigen. Da schaut man in die Bild oder auf die Homepage oder die App der Zeitung und weiß allein aus den reißerischen Überschriften das wichtigste. Dazu sind noch schön viele Bilder mit eingebaut damit man sich nicht mit allzu viel Text rumärgern muss.
    Das trifft natürlich - wahrscheinlich noch mehr als früher - den Zahn unserer Zeit. Es ist schnell und anschaulich. Über die Qualität oder um Hintergrundinformationen schert sich niemand. Und ich denke auch, dass Otto Normalbildleser schon auf solche Fotos von Angehörigen und am besten noch von verkohlten Leichen wartet. Die Bild ist ein einfacher Weg seinen Voyeurismus auszuleben. Und solange diese Zeitung so erfolgreich ist, wird sich da auch nichts dran ändern.

    Ich dachte früher immer, dass das eben die Zeitung des einfachen Mannes (ohne jemanden ab- oder aufwerten zu wollen) wäre. Aber ich merke im Bekanntenkreis, Im Zug und in der Uni, dass dieses Boulevardblatt in so gut wie jeder gesellschaftlichen Schicht gelesen wird. Das macht mich eher traurig.

  • Zitat von [TheDude];1391657

    Ich dachte früher immer, dass das eben die Zeitung des einfachen Mannes (ohne jemanden ab- oder aufwerten zu wollen) wäre. Aber ich merke im Bekanntenkreis, Im Zug und in der Uni, dass dieses Boulevardblatt in so gut wie jeder gesellschaftlichen Schicht gelesen wird. Das macht mich eher traurig.

    Mich stimmt da eigentlich am traurigsten, dass da sehr viele gute oder hervorragende Journalisten arbeiten, die meisten von der renommierten Springer-Akademie. Und trotzdem kommen da solche Sachen oder die Griechenland-Kampagne und dergleichen raus. Das will mir einfach nicht in den Kopf. Dass Menschen, die wahrscheinlich mal das Ziel hatten, die Wahrheit zu finden und zu verbreiten, sich auf solche Dinge einlassen. Wissentlich und willentlich, denn so naiv kann ja keiner sein, wenn er da den Arbeitsvertrag unterschreibt. :(

    Beverly Hills 90210, Cleveland Browns 3

  • Der Spiegel ist mir übrigens auch negativ aufgefallen, unabhängig von dem was alle falsch machen. Sie haben ja eh schon einen besserwisserischen Grundton, aber wenns jetzt darum geht was die Lufthansa alles nicht richtig macht, und was der Spiegel an deren Stelle alles besser machen würde, dann hab ich das erste mal in meinem Leben Mitleid mit einem großen Konzern.

    Die Problematik ist vor allem das sie Dinge nicht vorschlagen wie sie zukünftig vielleicht besser laufen sollten, sondern da wird immer darüber diskutiert was da in der Vergangenheit falsch gelaufen ist. Im Endeffekt diskutieren sie mit jedem dieser Punkte der Lufthansa eine Mitschuld zu:

    1. psychologische Evaluierungen hätten häufiger und vor allem während des aktiven Flugdienstes gemacht werden müssen.

    Die Pilotengewerkschaft hätte doch Purzelbäume gemacht wenn einer aus dem Lufthansavorstand gekommen wäre und gesagt hätte: "ihr müsst jetzt mal öfter aufs Sofa, wir haben irgendwie Angst das einer von euch durchdreht."
    Man kann da jetzt vielleicht an die Piloten rangehen und das diskutieren, wobei ich nicht davon überzeugt bin das die sich gerne unter Generalverdacht stellen lassen. Das potentielle Fälle eventuell auch durch die Maschen rutschen steht auf einem ganz anderen Blatt. Es wäre wirklich eine Sache da jetzt ranzugehen und nach Verbesserungen zu suchen, aber der Grundton der Journalistendiskusion ist ja eher "das war ne tickende Zeitbombe, da musste mal was passieren, wir haben das schon vor Jahren vorhergesagt!" Das find ich unmöglich! Als wäre es so einfach. Wenn man jeden direkt vor die Tür setzt der psychologische Problem egal welcher Art hat, dann hat man a) bald keine Piloten mehr und b) keinen Piloten der seine eventuellen Probleme irgendwo bemerkbar macht weil er Angst haben muss gleich entlassen zu werden.

    2. Das kein Flugbegleitpersonal ins Cockpit geht sobald ein Pilot dieses verlässt.

    Das wird ja in den USA so gemacht und der Lufthansa wird jetz quasi vorgeworfen einen geringeren Sicherheitsstandard zu haben obwohl das mindestens diskutabel ist. Wenn man einer 3. Person Zugang zum Cockpit gewährt, dann hat man auch ein 3. Gefahrenpotential das man regelmäßig screenen muss. Dann sind Flugbegleiterinnen auch keine weissrussischen Kugelstoßerinnen. Will einer ein Flugzeug zum Absturz bringen, dann verpasst er der Dame nen überraschenden Schlag und ist quasi wieder alleine im Cockpit. Genauso könnte diese Flugbegleitung den Piloten in der Überraschung überwältigen. Das Ganze ist also längst kein narrensicheres System, aber der Lufthansa wird quasi vorgeworfen diese andere Variante nicht benutzt zu haben, weil die eigene jetzt ihre Schwächen offenbart hat.

    3. Der Pilot hatte Depressionen und hätte niemals mehr ein Flugzeug fliegen dürfen!

    Nehmen wir mal an die hätten ihm damals gesagt das es das jetzt war. Sein Lebenstraum zerstört, Depressionen... er nimmt sich nen Strick. Dann wären es doch die gleichen Medien gewesen die die Lufthansa durchs Dorf getrieben hätten für vermeintlich fehlendes Fingerspitzengefühl. Hätte man dann gekontert mit "wir können das Risiko nicht eingehen" dann wäre die Schlagzeile am nächsten Tag gewesen "Lufthansa hält Leute mit Depressionen für potentielle Massenmörder." Wie sie es machen: es ist falsch und die Journalie weiss es besser.


    Dann wird sich hingestellt und man sagt "das ist unsere Aufgabe, wir müssen Fragen stellen damit es zu Verbesserungen kommt" und genau das hat man die ganze Zeit nicht gemacht, man versucht nur irgendwelche Skandale zu produzieren und Schuldige zu finden. Da werden keine Ermittlungen abgewartet und man wirft den Fluglinien vor das sie jahrzehntelang bewährte Sicherheitsstandards nicht innerhalb von 2 Tagen komplett über den Haufen werfen. Die ganze Geschichte ist kein Footballspiel, wo sich jeder armchair-QB dazu äußern kann was da alles falsch gelaufen ist. Man sollte sich der Sache mit Ruhe und vor allem mit Würde nähern.

    ps.: neuester Spiegelartikel

    Zitat

    Zuvor war bekannt geworden, dass der Co-Pilot seine Ausbildung unterbrochen hatte. Den Grund dafür hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf einer Pressekonferenz nicht nennen wollen.

    Auf der Pressekonferenz hat er klar und deutlich gesagt das Krankenakten aus Datenschutzgründen auch der Firmenleitung (also ihm) nicht zugänglich sind und das er selbst wenn er Zugang hätte, das aus gleichen Gründen nicht weitergeben dürfte, weil es das Gesetz nicht erlaubt! Wie daraus ein "er wollte nicht" wird... Qualitätsjournalismus.

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    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Zitat von [TheDude];1391657

    Das Problem sind mMn nicht direkt Bild-Zeitung und Co. (obwohl ich ein großer Gegner, deren Art von "Journalismus" bin), sondern, dass die Menschen in Deutschland sich nicht die Mühe machen, sich mehr mit den Themen zu beschäftigen. Da schaut man in die Bild oder auf die Homepage oder die App der Zeitung und weiß allein aus den reißerischen Überschriften das wichtigste. Dazu sind noch schön viele Bilder mit eingebaut damit man sich nicht mit allzu viel Text rumärgern muss.
    Das trifft natürlich - wahrscheinlich noch mehr als früher - den Zahn unserer Zeit. Es ist schnell und anschaulich. Über die Qualität oder um Hintergrundinformationen schert sich niemand. Und ich denke auch, dass Otto Normalbildleser schon auf solche Fotos von Angehörigen und am besten noch von verkohlten Leichen wartet. Die Bild ist ein einfacher Weg seinen Voyeurismus auszuleben. Und solange diese Zeitung so erfolgreich ist, wird sich da auch nichts dran ändern.

    Ich dachte früher immer, dass das eben die Zeitung des einfachen Mannes (ohne jemanden ab- oder aufwerten zu wollen) wäre. Aber ich merke im Bekanntenkreis, Im Zug und in der Uni, dass dieses Boulevardblatt in so gut wie jeder gesellschaftlichen Schicht gelesen wird. Das macht mich eher traurig.


    Ich danke dir für deinen Post!


  • +1

    "Lustig" wird das ganze dann noch, wenn Spon vor 4 Tagen nen Bericht in eigener Sache schreibt, ala es wird demnächst hier alles besser....

    #FIREJOSEPH

  • Ich könnte hier vieles was geschrieben wurde unterschreiben, so ganz allgemein fällt mir allerdings auf, das wir (ich schließe mich da ausdrücklich mit ein) irgendwie immer alles besser zu wissen scheinen (glauben passt glaub besser) und alle anderen irgendwie blöd sind, egal ob Medien, Politiker, Footballcoaches, etc.. Wie passt das zusammen, denn so ist es ja nicht?

    Einmal editiert, zuletzt von Buffalo (27. März 2015 um 13:14)

  • Ich könnte hier vieles was geschrieben wurde unterschreiben, so ganz allgemein fällt mir allerdings auf, das wir (ich schließe mich da ausdrücklich mit ein) irgendwie immer alles besser zu wissen scheinen und alle anderen irgendwie blöd sind, egal ob Medien, Politiker, Footballcoaches, etc.. Wie passt das zusammen, denn so ist es ja nicht?


    Oft ist es auch die Suche nach der Schuld. An den Schuldigen kommt man nicht heran, da er nicht mehr lebt. also versucht man die Energie der Wut oder Enttäuschung in irgendeine Richtung zu lenken. Da kommen die Vorwürfe der besseren Prävention sehr gelegen. Irgendwann ist die Energie dann auch verschwunden.

  • Oft ist es auch die Suche nach der Schuld. An den Schuldigen kommt man nicht heran, da er nicht mehr lebt. also versucht man die Energie der Wut oder Enttäuschung in irgendeine Richtung zu lenken. Da kommen die Vorwürfe der besseren Prävention sehr gelegen. Irgendwann ist die Energie dann auch verschwunden.

    Naja, aber was ist mit den Politikern und Coaches, die leben ja alle noch, das reicht mir nicht als Antwort. Ich persönlich brauch da auch keinen schuldigen, passiert ist passiert, ein Schuldiger macht die Dinge auch nicht ungeschehen.
    Ich weis auch nicht warum sich das "keiner" vorstellen kann/konnte (zumindest sagen sie sie könnten es sich nicht vorstellen) das das jemand macht, ich denke da gibt es noch ganz andere Sachen.

  • Zitat von [TheDude];1391657

    Das Problem sind mMn nicht direkt Bild-Zeitung und Co. (obwohl ich ein großer Gegner, deren Art von "Journalismus" bin), sondern, dass die Menschen in Deutschland sich nicht die Mühe machen, sich mehr mit den Themen zu beschäftigen. Da schaut man in die Bild oder auf die Homepage oder die App der Zeitung und weiß allein aus den reißerischen Überschriften das wichtigste. Dazu sind noch schön viele Bilder mit eingebaut damit man sich nicht mit allzu viel Text rumärgern muss.
    Das trifft natürlich - wahrscheinlich noch mehr als früher - den Zahn unserer Zeit. Es ist schnell und anschaulich. Über die Qualität oder um Hintergrundinformationen schert sich niemand. Und ich denke auch, dass Otto Normalbildleser schon auf solche Fotos von Angehörigen und am besten noch von verkohlten Leichen wartet. Die Bild ist ein einfacher Weg seinen Voyeurismus auszuleben. Und solange diese Zeitung so erfolgreich ist, wird sich da auch nichts dran ändern.

    Ich dachte früher immer, dass das eben die Zeitung des einfachen Mannes (ohne jemanden ab- oder aufwerten zu wollen) wäre. Aber ich merke im Bekanntenkreis, Im Zug und in der Uni, dass dieses Boulevardblatt in so gut wie jeder gesellschaftlichen Schicht gelesen wird. Das macht mich eher traurig.

    Ich oute mich mal. Also ich klicke eigentlich jeden Tag mal kurz auf Bild. Einfach aus deinem angegebenen Grund. Es ist schnell und unkompliziert, bei mir zusätzlich wegen der kurzen Bundesligameldungen. Wenn mich dann ein Thema aus verschiedenen Bereichen näher interessiert, wechsle ich die Quelle und informiere mich umfassender. Die letzte Bild habe ich allerdings vor 5 Jahren oder so gekauft und dann nur kurz am Bahnhof zum durchblättern. Viele Titelseiten und Artikel gehen überhaupt nicht. Bei der Loveparde-Berichterstattung habe ich mich auch beim Presserat beschwert. Trotzdem scheint wohl noch vieles unter die Pressefreiheit zu fallen.

    Ich muss Buffalo´s These ein bisschen beipflichten und erweitern. Die größten Moralinstanzen in Sachen Ethik usw., sind bestimmt nicht selten die größten F5 Hämmerer auf Bild, Welt und Co. - gleichzeitig wohlgemerkt. :mrgreen:

    Ich bekam von vielen, sicherlich oft falschen und ekligen, Meldungen gar nichts mit. Ich schaue abends häufiger die Tagesschau, unterwegs läuft auf dem Smartphone meist der Guardian und ab und zu dann die mobile Seite von Bild oder Kicker App. Bei ausreichend Zeit und Interesse dann am Abend noch etwas Recherche. Mehr ist bei mir leider zeitlich nicht drin. Dann lese ich lieber ein Buch oder geh aus. :bier:

  • Dann tust du mir - ehrlich gesagt - etwas leid.

    Ok, dann erklär mir bitte mal, wie man mit dem Begriff "menschlicher Abschaum" anderen Menschen nicht ihre Menschlichkeit entzieht. Es ist doch kein Wunder, dass "menschlicher" oder "sozialer Abschaum" Begriffe waren, die in totalitären Regimen wie dem Nationalsozialsmus bei uns oder dem Kommunismus in Russland verwendet wurden, um die Verfolgung und Ermordung von Menschen zu rechtfertigen.

    Es ist mehr als peinlich, wenn man eine hohe moralische Meßlatte an andere anlegt, dann selbst aber so weit darunter herspringt, dass die BILD-Redakteure im Vergleich dazu geradezu als Gralshüter der Ethik dastehen.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Ich könnte hier vieles was geschrieben wurde unterschreiben, so ganz allgemein fällt mir allerdings auf, das wir (ich schließe mich da ausdrücklich mit ein) irgendwie immer alles besser zu wissen scheinen (glauben passt glaub besser) und alle anderen irgendwie blöd sind, egal ob Medien, Politiker, Footballcoaches, etc.. Wie passt das zusammen, denn so ist es ja nicht?

    Das liegt wohl daran, dass wir locker-flockig heute diese und morgen jene Idee raushauen können ohne befürchten zu müssen, irgendwann einmal dafür in der Verantwortung zu stehen bzw. daran gemessen zu werden.

    schaun mer mal

  • Wird da nicht vergessen dass die Familie des Täters auch Opfer ist?

    Nein, es wird nicht vergessen. Man kann aber nicht jedes Leid vermeiden und auch das Nicht-Nennen schafft Leid. Es gibt ausserdem auch ein Informationsinteresse, das schwer wiegt. Wenn man zu einer Person der Zeitgeschichte wird, darf der Namen nach dem Pressekodex genannt werden auch wenn die Familie drunter leidet.

    Ich finde es interessanter mal darüber nachzudenken, was für einen Sinn es hat, einen Namen nicht zu nennen, der doch überall bekannt ist, gerade weil man in anderen Ländern damit anders umgeht und es hier nicht einfach um Qualitäts- vs. Boulevardjournalismus geht.

    Wer denn Namen nicht nennt, obwohl er weiss, dass das gar keine reale Wirkung hat, weil der Name bekannt ist, sendet hier eine Botschaft: "Alle anderen nennen den Namen, wir machen das (böse) Spiel nicht mit". Das hat Marktwert, denn man punktet bei den Lesern, die jetzt voll Abscheu auf die BILD zeigen.

    Das eine Publikum kriegt durch das Nennen seinen Wunsch befriedigt, das andere durch das Nicht-Nennen auch, aber wissen tun es am Ende beide.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

    Einmal editiert, zuletzt von Derek Brown (27. März 2015 um 18:42)

  • Ok, dann erklär mir bitte mal, wie man mit dem Begriff "menschlicher Abschaum" anderen Menschen nicht ihre Menschlichkeit entzieht. Es ist doch kein Wunder, dass "menschlicher" oder "sozialer Abschaum" Begriffe waren, die in totalitären Regimen wie dem Nationalsozialsmus bei uns oder dem Kommunismus in Russland verwendet wurden, um die Verfolgung und Ermordung von Menschen zu rechtfertigen.

    Es ist mehr als peinlich, wenn man eine hohe moralische Meßlatte an andere anlegt, dann selbst aber so weit darunter herspringt, dass die BILD-Redakteure im Vergleich dazu geradezu als Gralshüter der Ethik dastehen.

    Jetzt schon die Nazikeule?

    Bei dem Teil mit der Doppelmoral hast du sicherlich in vielen Fällen recht. Ich sehe in diesem Fall aber in dem Leichenfleddern - was da teilweise veranstaltet wird - tatsächlich kein "menschliches" Handeln, insofern hab ich kein Problem dieses Verhalten als asozial zu bezeichnen. Klar wäre es dann besser das Verhalten als solches zu bezeichnen und nicht gleich den ganzen Mensch total zu diskreditieren, wenn man es dann so genau nimmt. Allerdings ist die Berichterstattung dieser Leute nunmal hochgradig asozial.

    Ich denke mal um was anderes ging's Big O dabei auch nicht.

  • Zitat von [TheDude];1391657


    Ich dachte früher immer, dass das eben die Zeitung des einfachen Mannes (ohne jemanden ab- oder aufwerten zu wollen) wäre. Aber ich merke im Bekanntenkreis, Im Zug und in der Uni, dass dieses Boulevardblatt in so gut wie jeder gesellschaftlichen Schicht gelesen wird. Das macht mich eher traurig.

    Ja ich meine, es hat ja auch irgendwie einen Grund, warum in nahezu jeder Zeitungsredaktion Programmpunkt Nummer 1 am Tag ist, zu schauen, was in der Bild aktuell läuft. Es ist nunmal die reichweitenstärkste Zeitung, selbst wenn man will, kann man sich kaum den Titeln entziehen, wenn man durch die Stadt läuft.
    Es ist mir ein bisschen zu einfach das rein mit dem Publikum zu rechtfertigen - ist ja auch irgendwie das RTL Argument. Dann spielt da auch noch die Art und Weise eine Rolle - natürlich gibt's da auch ein Informationsinteresse, keine Frage. Aber es ist doch etwas anderes den Namen im Rahmen eines Artikels zu nennen oder die Person vorne auf dem Titelbild zu platzieren und mit "Der Amok-Pilot" zu betiteln und seine ganze Persönlichkeitsgeschichte zu thematisieren (nehme ich jetzt mal an, dass da eine Art "Home-Story" gemacht wurde).
    Und dann isses halt so: woher weiß ich das? Ich hab die Zeitung nicht gekauft, sondern draußen eben beim Lotto Laden den Aufsteller gesehen.

  • Jetzt schon die Nazikeule?

    Sorry, aber wer NS-Slang verwendet und dabei nicht nur Worte benutzt, sondern auch inhaltlich ähnlich argumentiert, hat es sich redlich verdient, dass man ihm aufzeigt, was er da macht.

    Klar wäre es dann besser das Verhalten als solches zu bezeichnen und nicht gleich den ganzen Mensch total zu diskreditieren, wenn man es dann so genau nimmt.

    Was heißt hier "genau nimmt"? Das ist die einzig richtige Wahl. Die bittere Ironie ist doch, dass Leute, die Personalisierung, Übertreibungen und Unmenschlichkeit kritisieren, die Akteure noch persönlicher, noch übertriebener und auf einer Ebene menschlich angreifen, wo sich selbst BILD kaum hintraut. Nochmal Sorry, aber wer mit Menschenwürde argumentiert und diese gleichzeitig mit Füßen tritt, macht sich mehr als nur ein wenig unglaubwürdig.

    Ich denke mal um was anderes ging's Big O dabei auch nicht.

    Das glaube ich nicht. Was hier im Umgang mit den Medien passiert, ist, dass es da mittlerweile einen "moralischen Überbietungsgestus" (B. Müller-Ullrich) gibt, bei dem man sich nicht nur selbst über die Medien erhebt (Motto: hr soll nicht berichten, weil es mir nicht passt!), sondern auch noch einen Überbietungswettbewerb in der Beleidigung. Es reicht nicht, ein Verhalten zu kritisieren, nein, da muss gleich die Menschlichkeit der Leute infrage gestellt werden.

    Das ist dann auf eine bittere Art schreiend komisch, denn das ist genau das, wass die Kritiker dem Boulevard vorwerfen: simple, sich selbst über andere erhebende Moral und eine übele Marktschreierei, um Gehör zu finden. Die Folge ist dann, wie Müller-Ullrich überspitzt meint: "am besten nichts berichten". Man muss sich dann nicht wundern, dass der hr oder die Zeit einknicken. Das ist, wie Albrecht von Lucke bemerkte, die Folge eines immer größer werdenden Drucks auf die Medien, denen gerade die klassischen Medien sehr schnell nachgeben.

    Nur - wen juckt's? Solange die Redaktionen schön kuschen, interessiert es die medienkritische Gemeinde weder was so ein Kuschen für Folgen hat, noch dass man da mit Leerformeln abgespeist wird. Die hr-Redaktion hat "gelernt", bei der Zeit hat man "verstanden"...PR-Gesülze, dass man so immer wieder liest... zuletzt beim offenen Brief von Hannover 96 an die eigenen Fans. Erster Satz ... "wir haben verstanden!"

    Man kann, darf und soll an der aktuellen Berichterstattung Dinge kritisieren. Nur ist auch hier sehr ironisch, dass die Kritiker dem Boulevard vorwerfen, zu vereinfachen, übertreiben, personalisieren, dämonisieren und Regeln zu brechen und nicht tief schürfend zu analysieren, nur um danach genau das selbe auch zu tun.

    Anstatt mal zu fragen, ob das aktuelle Spektakel möglicherweise das Ergebnis davon ist, dass wir in einer Informationsgesellschaft nichts so wenig ertragen wie das Fehlen von Informationen und daher im Notfall auch zu "Informationen" greifen, die nun wirklich nichts erklären ("Das ist das Haus der Co-Piloten!"), gibt's in erster Linie beleidigende Klischees: bei BILD hausen die Untermenschen, äh, der menschliche Abschaum, und das tumbe Volk will verkohlte Leichen sehen.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Wir sind immer noch in einem Stadium, in dem es noch so viele Vermutungen und Unklarheiten hinsichtlich der Ursachen gibt, dass ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren könnte, einen Toten so zu schänden wie die Bild und andere Medien das gerade tun. Ich bin der Meinung, dass so etwas nicht nur fahrlässig ist, sondern einer Hetzkampagne gleichkommt. Es gibt neben der Menschenwürde noch andere Persönlichkeitsrechte und die verletzt die Bild-Zeitung regelmäßig und mit voller Absicht. Vor solchen Menschen verliere ich jeden Respekt und jedwede Achtung. Nicht nur beruflich, sondern vor allem menschlich.

    Das Wort "Abschaum" ist übrigens schon seit vielen Jahrhunderten gebräuchlich, aber gut, dass Du mich in die so eine Ecke einordnest. Auf Wiedersehen. :xywave:

    Beverly Hills 90210, Cleveland Browns 3

    Einmal editiert, zuletzt von Heeeath (28. März 2015 um 00:31)