Was darf Presse? / Qualität von Journalismus

  • Wieso denn +1000? Wenn data Recht hätte, müsste es irgendwann doch mal anders gewesen sein - nur wann soll das gewesen sein? Wann wurde denn nicht gedröhnt? Wann haben Journalisten für die fette Schlagzeile nicht schon alles Mögliche gemacht? Ich nehme mal als Beispiel das Gladbecker Geiseldrama. Beim Postillon wird gescherzt, dass Journalisten am liebsten im Flugzeug gesessen hätten, 1988 saßen Journalisten mit Entführern im Auto und haben Interviews geführt. Wie weit sollen wir den zurück gehen? BILD heute ist doch wesentlich zurückhaltender als in den 70ern. Gehen wir noch weiter zurück? 50er? 30er? 19. Jahrhundert?

    Vielleicht ist das Problem auch nur die Erreichbarkeit? Ist jetzt nur eine These -ohne Beleg- und ich bin auch nicht so alt wie Ihr :mrgreen:

    Während bei Gladbeck zwar in der Tat Presse Leute im Auto waren, so gab es damals weder das Internet mit seinem Möglichkeiten, noch x TV Stationen die Rund um die Uhr berichten. Soll heißen: Es war evtl. genauso gut schlecht aber für nicht so viele Zugänglich?

    #FIREJOSEPH

  • noch x TV Stationen die Rund um die Uhr berichten. Soll heißen: Es war evtl. genauso gut schlecht aber für nicht so viele Zugänglich?

    Oh doch - im TV war das sehr präsent damals.

    Der Unterschied ist einfach, dass man die Schlagzeilen der meisten Zeitungen nicht sofort mitbekam, wenn man sie sich nicht gekauft hat bzw. von jemandem erzählt bekam - heute ist einfach alles jederzeit verfügbar, man kann sich ihm auch kaum entziehen, es sei denn, man boykottiert die Medien komplett.

    Und in der Folge zieht der mediale Overkill natürlich auch den medialen Mega-Shitstorm nach sich, dem man sich genauso wenig entziehen kann.

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

  • Wieso denn +1000? Wenn data Recht hätte, müsste es irgendwann doch mal anders gewesen sein - nur wann soll das gewesen sein? Wann wurde denn nicht gedröhnt? Wann haben Journalisten für die fette Schlagzeile nicht schon alles Mögliche gemacht? Ich nehme mal als Beispiel das Gladbecker Geiseldrama. Beim Postillon wird gescherzt, dass Journalisten am liebsten im Flugzeug gesessen hätten, 1988 saßen Journalisten mit Entführern im Auto und haben Interviews geführt. Wie weit sollen wir den zurück gehen? BILD heute ist doch wesentlich zurückhaltender als in den 70ern. Gehen wir noch weiter zurück? 50er? 30er? 19. Jahrhundert?

    Nach Gladbeck gabs aber meiner Erinnerung nach ordentlich auf die Flossen der Journalisten.
    Ich vermisse einfach Qualitätsjournalismus, der erst ordentlich recherchiert, aber zumindest schlüssig in sich ist.
    Dass inzwischen aber auch Blätter wie Stern und Spiegel auf den Zug aufspringen (mal unabhängig von allen Hitler-Tagebuch-Skandalen) halte ich schon für bedenklich.

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!


  • Ich vermisse einfach Qualitätsjournalismus, der erst ordentlich recherchiert, aber zumindest schlüssig in sich ist.

    Der "Qualitätsjournalismus" ist wünschenswert, aber letztlich ist es ein Geschäft. Ist die BILD nicht vielleicht einfach so, wie sie ist, weil die Mehrzahl der Leser es so gerne hat?

    Ein Beispiel:
    Es gab in Deutschland zwei "Wirtschafts-Tageszeitungen", nämlich das Handelsblatt und die Financial Times Deutschland (FTD).
    Das Handelsblatt war und ist fachlich eine Zumutung. Die Bild-Zeitung taugt für die Fußballergebnisse, das Handelsblatt für die Börsenkurse. Viel mehr Inhalt sollte man nicht erwarten.
    Die FTD war fachlich deutlich besser und wurde aufgrund wirtschaftlichen Mißerfolgs eingestellt.

    Wer hat es jetzt richtig gemacht?

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (30. März 2015 um 22:04)


  • Dass inzwischen aber auch Blätter wie Stern und Spiegel auf den Zug aufspringen (mal unabhängig von allen Hitler-Tagebuch-Skandalen) halte ich schon für bedenklich.

    Hihi, die Tagebücher wollte ich - aus aktuellem Anlass ;( - auch gerade bringen: Wann soll denn die Zeit des toll recherchierten Journalismus gewesen sein? Natürlich gibt es da heute ein Problem, das daher rührt, dass viele Redaktionen brutal sparen müssen und sich investigativen Journalismus kaum leisten können. Aber um den ging es doch in solchen Situationen noch nie. Am Tag der Katastrophe kann soetwas nicht geleistet werden, also kann man den jetzt auch nicht verlangen.

    Ich will hier mal eine ganz andere Sichtweise einbringen. Vielleicht ist alles gar nicht schlechter geworden, ganz im Gegenteil. Vielleicht ist die Aufregung gar nicht das Resultat einer Verrohung der Sitten, wie gerne behauptet wird, sondern ein Ergebnis unserer deutlich gewachsenen Ansprüche und unserer Sensibilität für Themen.

    Wenn sich ein Sender wie N24 ernsthaft dafür entschuldigen muss, dass er das Haus des Co-Piloten gezeigt hat, sieht man doch ganz deutlich, wie hoch die Ansprüche sind. In anderen Ländern würde da kein Hahn danach krähen... und vor 30 Jahren vermutlich hier auch niemand. Wir kennen das gleiche Phänomen doch aus anderen Bereichen.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Der "Qualitätsjournalismus" ist wünschenswert, aber letztlich ist es ein Geschäft. Ist die BILD nicht vielleicht einfach so, wie sie ist, weil die Mehrzahl der Leser es so gerne hat?

    Das ist es doch.

    Und viele wollen mMn. eigentlich eine Bild-Zeitung in eloquenterer Form. Also die ganzen 24/7 Arte Zuschauer, NDR Klassik Hörer, Kunstliebhaber und die all abendlichen Pianospieler unter uns. Ich wusste gar nicht, dass diese Klasse so weit verbreitet ist. :mrgreen:

    Man mag Nachrichten heute leicht, bekömmlich und schnell. Das geht vom RTL 2 Zuschauer bis zum FAZ Abonnenten, der eben auch immer weniger Lust hat, seine Zeitung und Artikel durchzuackern. Eine Bild mit etwas mehr Etikette und die Leute wären zufrieden, auch wenn die wenigsten das zugeben würden.

  • Die faz bringt zum Beispiel immer noch gute Sachen in der Printausgabe finde ich oder die taz öfters. (von dem was ich mal so aufschnappe unterwegs) Im englischsprachlichen Raum gibt es ein paar vernünftige Quellen. Liest man das denn regelmäßig? Nee, das macht man glaube ich nicht.

    Warum kauft man denn jetzt keine faz oder taz? Das sind aus meiner Sicht eher Ausreden, weil man sich noch nicht ganz eingestehen mag, dass man eben auch einer von den vielen anderen ist. Oder weil die Zeitungen nicht perfekt sind, die faz hat jetzt was verwerfliches getwittert… Um Himmels Willen, die kannst du jetzt nicht mehr kaufen, es geht bergab! Die taz ist viel zu links, das geht überhaupt nicht.

    Wenn man „Qualitätsjournalismus“ haben möchte, findet man den mMn. immer noch. An die Tür klopft halt keiner und überreicht einem die guten Artikel. Man hängt sich am Untergang des Journalismus auf, um den eigenen Verdruss zu kaschieren, seine Zeit zu investieren und sich mit Zusammenhängen auseinandersetzen. Wir sind alle ein Stück RTL 2. Seht es ein. :mrgreen:


  • Man mag Nachrichten heute leicht, bekömmlich und schnell. Das geht vom RTL 2 Zuschauer bis zum FAZ Abonnenten, der eben auch immer weniger Lust hat, seine Zeitung und Artikel durchzuackern. Eine Bild mit etwas mehr Etikette und die Leute wären zufrieden, auch wenn die wenigsten das zugeben würden.

    Ich glaube, dass auch das wieder die gleiche BILD-Argumentation ist: Früher war alles besser.

    Ernsthaft ;), glaubt denn wirklich irgendwer, dass die Leute "früher" (wann immer das auch gewesen sein soll) mit einer ledergebundenen Ausgabe von "Die Welt als Wille und Vorstellung" unter dem einen und einem Waldhorn unter dem anderen Arm herumgelaufen sind? (Man spielte selbst, denn moderner Schnickschnack wie Schellack-Platten wurden natürlich verachtet) Die Leute haben auch früher nicht unterstrichen, exzerpiert und katalogisiert, sondern am Tag, nachdem die Zeitung herausgekommen ist, ihren Fisch darin eingewickelt.

    ME wird hier eine Vergangenheit romantisiert, die es so nie gegeben hat: Früher hat der Journalismus noch etwas getaugt, die Leute haben noch richtig gelesen! Die Jugend hat nicht so bescheuerte Musik gehört, bessere Frisuren gehabt und die Eltern respektiert! Wenn man etwas genauer hinschaut, sieht man nicht nur, dass die Sachen mit der ständigen Verrohung der Jugend schon seit über 2000 Jahren gebetsmühlenartig gepredigt wird. Auch die Kritik an den Massenmedien gibt es... nun ja, nicht ganz so lange, aber eben seit es Massenmedien gibt. Und was wurde damals kritisiert? "Medienkritik gibt es seit dem 19. Jahrhundert als Kritik an der oberflächlichen Arbeitsweise von Journalisten." (Wiki). Nun ja, also der gleiche Kram wie immer.

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    Einmal editiert, zuletzt von Derek Brown (31. März 2015 um 07:51)

  • Wieso denn +1000? Wenn data Recht hätte, müsste es irgendwann doch mal anders gewesen sein - nur wann soll das gewesen sein? Wann wurde denn nicht gedröhnt? Wann haben Journalisten für die fette Schlagzeile nicht schon alles Mögliche gemacht?

    Jetzt vermischt Du aber mehrere Sachen. Zweifelsfrei gabs immer schon Journalisten, die für irgendeine Schlagzeile nahezu alles getan haben. Und das logischer Weise deshalb, weil es schon immer eine Klientel für derartigen Voyeurismus, für Intrigen und ordentlich Dreck an vermeintlich weißen Westen gab. Darauf wollte ich aber gar nicht abstellen. Was ich mit "Gedröhne" meine, das ist diese unglaubliche Anzahl von Nullmeldungen die wir mittlerweile serviert bekommen, weil Online-Redaktionen hektisch versuchen, ihre Twitter-Accounts, Push-Newsfeeds, Facebook-Seiten etc. mit irgendwas zu füllen, nur bitte ganz rasch, möglichst zeitnah und mit möglichst hoher "Visibility". Und vor allem, in Konkurrenz zu den unzähligen Bloggern und Kommentatoren, die ihnen da teilweise gehörig die Butter vom Brot nehmen. Ganz schlimm muss das in diesem Zusammenhang für die sogenannten "Experten" sein, wie dieses Beispiel wunderschön illustriert. Ich lass in diesem Zusammenhang gestern in einem der vielen Artikel, dass es schon bezeichnend sei, wenn die sachlichsten und faktenorientiertesten Meldung in dieser Geschichte den PR-Abteilungen der involvierten Airlines entspringen würden.

    Aber - um noch mal auf meinen Punkt zurück zu kommen - im Prinzip denke ich ist das so wie mit einem Forum wie diesem: Mit steigender Anzahl an Usern nimmt gefühlt die Frequenz hochwertiger Beiträge und Diskussionen ab, weil es aufgrund der steigenden Anzahl an Threads und Beiträgen immer schwieriger wird, eben diese zu finden.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Danke data, du bringst es auf den Punkt.

    Die Medienlandschaft hat sich die letzte 20-30 Jahren grundlegend geändert. Und zwar viel mehr als damals von Zeitung zum Fernsehen oder auch Radio.

  • Danke data, du bringst es auf den Punkt.

    Die Medienlandschaft hat sich die letzte 20-30 Jahren grundlegend geändert. Und zwar viel mehr als damals von Zeitung zum Fernsehen oder auch Radio.

    Genau, und weil man vor lauter Bäumen heutzutage den Wald nicht mehr sieht, reklamiere ich jetzt das Copyright für die von Data genannte These für mich: http://www.nfl-talk.net/forum/showpost…11&postcount=93 :tongue2:

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

  • Na ja...jedes Land bekommt halt die Medienlandschaft, die es verdient.

    Und wenn es "die Masse" halt interessiert, welchen Arschumfang Kim Kardashian hat, dann wird es auch immer einen geben, der nachmisst.

    Vielleicht ist das auch einfach eine andere Reflektion "im Alter".

    Hab gestern mein persönliches Survival Camp erlebt (ÖPNV im Ruhrgebiet).

    Man möchte so gerne weghören, aber es geht einfach nicht!

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Zitat

    Hab gestern mein persönliches Survival Camp erlebt (ÖPNV im Ruhrgebiet).

    Man möchte so gerne weghören, aber es geht einfach nicht!

    #FIREJOSEPH

  • Und ich dachte, derartige Setups würde man nur zur Zertrümmerung von Nierensteinen einsetzen...

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  • Aber dieses "alles ändert sich mehr als je zuvor" haben wir doch auch ständig. Jede Epoche hält sich für besonders wichtig und tut so, als ob die aktuellen Ereignisse dramatisch wären. In der Rückschau stellt man dann fest: War mal wieder nichts.

    Warum sollten die heuten Änderungen denn dramatischer sein als die Einführung des Privatfernsehens, das damals als Untergang des medialen Abendlandes gesehen wurde? Nur was sollte damals eigentlich untergehen? Schon in den 60ern war Fernsehen totaler Schrott, wie die damalige Medienkritik meinte und später bezeichnete Enzensberger das Fernsehen als Nullmedium weil es "zunehmend zu einem Medium der Belanglosigkeit und Beliebigkeit" verkommen sei. Dabei war schon das Radio viel zu hektisch für seriöse Bericherstattung... genau wie die Tageszeitung, die früher teiweise mehrmals pro Tag herauskamen. Ganz ehrlich, ich glaube, wir nehmen uns mal wieder viel zu wichtig und ein paar Jahren wird man sich bei der Rückschau vielleicht fragen, was die Aufregung sollte.

    Für welches Ereignis der letzten Jahrzehnte kann man die Kritik, die jetzt aufkommt, denn nicht nachweisen? Es gehört doch zum Ritual von solchen Katastrophen, dass erstmal die Meldung kommt, dann Betroffenheit, dann die Frage nach der Ursache, die Präsentation des Schuldigen, die Kritik an den Medien und dann auch die Metakritik an den Kritikern. Ich kann mich da sehr gut einordnen ;)

    Haben wir jetzt mehr Medienbeiträge (ich rechne mal von etablierten Medien bis Blogs alles zusammen)? Klar, nur was ändert das inhaltlich? Was ist z.B. das Problem, wenn es mehr Medienkanäle gibt, die Mist bringen? Ich kann doch sowieso immer nur einen konsumieren. Wenn 10 andere den gleichen Mist bringen - was solls? Ändert sich für mich wirklich etwas, dass wenn von 20 Jahren nur 5 Sender das Haus des Co-Piloten gezeigt hätten, heute aber 50 und 5 davon als live-Webcam?

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  • Haben wir jetzt mehr Medienbeiträge (ich rechne mal von etablierten Medien bis Blogs alles zusammen)? Klar, nur was ändert das inhaltlich? Was ist z.B. das Problem, wenn es mehr Medienkanäle gibt, die Mist bringen?

    Na, dass die Suche nach guten Beiträge erschwert wird. Das ist schlicht ein mathematisches Problem, da sich leider aufgrund der Struktur des "Social Media"-Bereichs nunmal mit jedem Klick der Schrott multipliziert. Und es gibt auch einen zentralen Unterschied, beispielsweise im Vergleich zur Einführung des Privatfernsehens, den ich mal versuche an einem tatsächlich "plastischen" Beispiel zu verdeutlichen: Nur weil RTL damals "Tutti Frutti" produzierte, gab's eben nicht plötzlich auf allen Kanälen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Titten zu sehen. Man nutzte den Verweis auf nackte Frauenbrüste sogar dazu, sich klar und deutlich zu distanzieren. Aber im Jetzt versuchen eben alle, auch die vermeintliche seriösen und etablierten Medien, auf Plattformen wie Twitter, mit Push-Newsfeeds oder Facebook ebenfalls steil zu gehen, schlicht weil man Angst um seinen Existenz hat. Hier im Ruhrgebiet haben in den vergangenen 3 Jahren 3 große und etliche kleinere Redaktionen Dicht machen müssen. Landauf, landab schrumpft sich der Printbereich dramatisch zusammen. Diese Form des Konkurrenzdrucks zwischen verschiedenen medialen Ausdrucksformen ist meiner Ansicht nach zumindest in diesem Umfang neu und hat Auswirkungen auf die Art wie Information "gemacht" wird. "Video killed the Radiostar" ist zwar ein geflügeltes Wort, aber nur zum Teil richtig, da in allen Zeiten, zu denen Kritik geäußert wurde, immer noch paralleles Wachstum in allen Bereichen der Medienbranche möglich war, wenn vielleicht auch in reduziertem Umfang für etabliertere Formen. Es scheint in diesem Falle aber nun so zu sein, als habe die Anzahl der Punkte, an denen ich mir Informationen abholen kann, einen Sättigungsgrad erreicht. Jedes mehr geht nun klar zu Lasten von anderen Bereichen. That said, gehe ich zwar nicht davon aus, dass Print sterben wird, aber zumindest wird es sich dramatisch verändern und deutlich in der Bedeutung schrumpfen.

    Brian Solomon hat in seinem Blog das ganze mal für den Bereich der Berichterstattung über Sport in Philly aufgearbeitet und dargelegt, wie die Blogger den Bereich des Sportswritings grundlegend verändern. Und einen ähnliches Prozess sehe ich auch im Bereich des News-Feeds, nur leider mit einem genau gegenteiligen Effekt was die Qualität des Großteils der Berichterstattung anbelangt.

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  • Einfach weil es so schön zum Thema passt , die "wunderbare" Zeitung "Österreich" die es mitunter schafft die "Krone" (vergleichbar mit der Bild ) in den Schatten zu Stellen bringt die Schlagzeile Todesorkan zerstört Ostern :tongue2:

    Wobei wir vor Jahren eben auch die "täglich alles" hatten das war schon vergleichbar, ob früher wirklich alles besser war ? nö wahrscheinlich nicht , ich denke auch das es eben daran liegt das übers Internet und soziale Medien eben alles rasend schnell verbreitet/multipliziert wird ,das gepaart mit dem Verlangen alles möglichst immer als erstes vermelden zu können bringt das einfach mit sich

    Armin Wolf ein Journalist und Fernsehmoderator den ich eigentlich schätze Teilt das Bild auf seiner Facebook Seite mit dem Text .Gäbe es "Österreich" nicht, hätte ich keine Ahnung, wie aufregend & gefährlich mein Leben ist...

    das ganze wurde in kürzester Zeit halt auch 250 mal geteilt , demnach stimme ich der "wir sind überlegen These " da schon zu - den am Ende amüsieren bzw. . reden wir am Ende genau darüber was es eigentlich nicht Lohnt zu berichten ;)

    I can, I will

  • Du meinst so wie ein Unentschieden gegen Bosnien (7 Plätze hinter Österreich im Ranking) abzufeiern? :tongue2:

    :mrgreen: na hör mal ein Freundschafftsspeil NICHT verloren , den wichtigsten Spieler aber schon das ist bei uns schon eine Sensation :mrgreen:

    I can, I will

  • demnach stimme ich der "wir sind überlegen These " da schon zu - den am Ende amüsieren bzw. . reden wir am Ende genau darüber was es eigentlich nicht Lohnt zu berichten ;)

    Ich will bei meiner These des "Ich entrüste mich moralisch, weil es schön einfach ist, ich mich überlegen fühlen kann und benutze dabei die gleichen Mittel wie diejenigen, die ich verachte" mal nachlegen. Auf einer Seite, die ich sehr mag wurde es begrüsst, dass die BILD bei einigen Läden aus dem Angebot genommen wurde.

    Nun, warum nicht? Jeder soll das verkaufen, was er gerne möchte. Nur wie wurde der Artikel dazu eingeleitet? "Jawoll! Der Aufstand der Anständigen zieht sich jetzt auch durch unterschiedliche Einzelhandelsbetriebe." Mal abgesehen davon, dass das vom Ton her BILD sein könnte, ist die Verwendung von "Aufstand der Anständigen" eine üble Geschmacklosigkeit. Der Begriff wurde von Schröder nach einem Brandanschlag auf eine Synagoge geprägt. Den im Zusammenhang mit BILD zu verwenden, zeigt nicht nur die BILD-typische Übertreibung und Geschmacklosigkeit. Es sagt eben auch viel über die Denkweise dieser Leute aus. Hier die Guten, Anständigen, dort die Bösen, der menschliche Abschaum und der Mob. Auch das ist wieder BILD-typische Schwarz-Weiss-Malerei, was die Leute aber gar nicht zu stören scheint. Warum auch? Das würde das kuschelige Gefühl der moralischen Überlegenheit ruinieren.

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  • Ein Chefredakteur (Westdeutsche Zeitung) äußert sich zur Kritik an der Berichterstattung. Wie ich finde ein lesenswerter Beitrag der 'anderen' Seite:

    http://www.bildblog.de/63894/meute-un…davor-schuetzt/

    Zitat

    Soll ich mal sagen, wie es sich anfühlt, wenn man die eigene Zeitung als Deppen-Medium im BILDblog zitiert findet? Es ist Mist. Die Westdeutsche Zeitung gehörte zu den Blättern und Online-Auftritten, die Mats Schönauer am 31. März im Beitrag „Quelle: Pizzabäcker“ als eine der Zeitungen aufführte, die die Erkenntnisse des Düsseldorfer Pizzabäckers Habib Hassani über die Essgewohnheiten des Germanwings-Co-Piloten (Pizza und Tiramisu) in den Rang einer Nachricht erhob.

    ...

    http://www.bildblog.de/63894/meute-un…davor-schuetzt/

    aikman -> Chrizly (Namensänderung 3.2. 2023)

    "So this is how I remember saying goodbye to Bilbo," [a raccoon he had as a kid] Leach wrote. "He wandered 10 yards away or so from the truck, and then he turned and looked at us and kind of had this expression like, 'It was nice knowing ya.' It was this moment where like, both I knew and he knew that we’d had some good times, but this was it. It was onward and upward for both of us."

    Mike Leach, Coaching Legend (*1961 +2022)

  • Was genau soll der Artikel uns eigentlich sagen? Da entschuldigt sich der Chefredakteur dafür, dass in einem "seiner" Medien eine Meldung gebracht wurde, deren Nachrichtenwert gering war. Ok, verstanden, nur: Ist das die Aufregung wert? In Frankreich sterben 100+ Menschen und Leser echauffieren sich darüber, dass der Pizzabäcker befragt wurde? Und das wurde wie gebracht? Als "Einspalter in nur einer Lokalausgabe". Du meine Güte, da wurde Europa garantiert in seinen Grundfesten erschüttert und das wurde sicherlich noch in Lissabon gespürt. Geht da den Kritikern, die auch mit Recht die Unverhältnismäßigkeit der Berichterstattung beklagen, nicht selbst die Verhältnismäßigkeit verloren?

    Und wer sind diese Kritiker überhaupt? Wer liest und schreibt dann auch noch Zeitungen? Lieschen Müller von der Supermarktkasse oder Mitglieder einer oberen Mittelschicht? Mir scheint, hier will wie in anderen Zusammenhängen auch eine ohnehin schon privilegierte Schicht auch in den Nachrichten ihre Wünsche verwirklicht sehen.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

    Einmal editiert, zuletzt von Derek Brown (7. April 2015 um 23:57)

  • https://www.munich-digital.com/intelligence/germanwings-analyse

    die fakten dieser medienanalyse sprechen für sich selbst, und halten einigen hier den bewussten spiegel direkt vor das gesicht.

    Grundsätzlich eine interessante Analyse.

    Für methodisch wenig überzeugend halte ich es allerdings, zwei Einzelereignisse (Winnenden/Germanwings) zu vergleichen und daraus weitgehende Folgerungen abzuleiten. Dafür ist die statistische Datenbasis entschieden zu dünn.

  • Ja, das ist normal. Man mag das nicht für richtig halten, aber gerade die Tatsache, dass z.B. Bild-Kritiker so etwas seit Jahrzehnten beklagen, zeigt doch, dass die These, dass alles immer schlimmer würde, überhaupt nicht stimmt, sondern dass das für den Boulevard normal ist. Dass die Leute sich aufregen würden, weil gegen den Pressekodex verstoßen würde, wäre übrigens auch eine steile These, denn die Kritiker regen sich auch über Dinge auf, die vom Pressekodex völlig gedeckt sind.

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