Was darf Presse? / Qualität von Journalismus

  • Mein erster Gedanke dazu war, dass das doch eigentlich schon eher für ihn spricht, dass man 35 Jahre zurück gehen muss, dass er einen Zettel als Schüler (mit)verfasst haben soll...

    Vor allem hätte bis vor wenigen Tagen doch kaum jemand gedacht, dass der Mann eine Schule besucht und sogar Abitur gemacht hat...

  • Das ziehe ich nach der Art der SZ-Berichterstattung sehr stark in Zweifel.

    steht so in meinem verlinkten SZ-Artikel. Aiwanger wurde ein Fragenkatalog zugeschickt, auf den er nur geantwortet hat, dass das Flugblatt nicht von ihm ist. Der Bruder wurde dann erst am Samstag als Urheber präsentiert.

  • steht so in meinem verlinkten SZ-Artikel. Aiwanger wurde ein Fragenkatalog zugeschickt, auf den er nur geantwortet hat, dass das Flugblatt nicht von ihm ist. Der Bruder wurde dann erst am Samstag als Urheber präsentiert.

    Die Zeitung hat hier ein Dokument öffentlich gemacht, das eigentlich gar nicht existieren darf, weil Schulen es zeitnah nach Ende der Schulzeit des Schülers zwingend vernichten müssen.

    Ich glaube nicht, dass die sich mit einem "Mein Bruder wars, danke der Nachfrage" zufrieden geben und die Story wieder einkassieren.

    Beverly Hills 90210, Cleveland Browns 3

  • steht so in meinem verlinkten SZ-Artikel. Aiwanger wurde ein Fragenkatalog zugeschickt, auf den er nur geantwortet hat, dass das Flugblatt nicht von ihm ist. Der Bruder wurde dann erst am Samstag als Urheber präsentiert.

    Der Umstand, dass er seinen Bruder nicht anscheisst, wenn er nicht unbedingt muss (und ein Fragenkatalog der SZ fällt in die Kategorie) ist für mich noch sehr nachvollziehbar. Ganz im Gegensatz zu der Frage, warum man denn so ein Flugblatt mit sich rumschleppt.

    Interessant aber auch, was sich noch so Alles in den Archiven bayrischer Lehrer findet. Bei aller sentimentalen Sammelwut, sollte man dann im fortgeschrittenen Alter doch zu der Einsicht kommen, dass der vermeintliche Dienst an der Demokratie nicht die (auch gesetzlich vorgeschriebene) Fürsorgepflicht gegenüber minderjährigen Schülern überragt. Da sollte man in der ganzen Diskusion irgendwann auch die Zeit finden, mal drauf hinzuweisen, dass solche Umstände ganz sicher keine Schule machen sollten.

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    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Die Zeitung hat hier ein Dokument öffentlich gemacht, das eigentlich gar nicht existieren darf, weil Schulen es zeitnah nach Ende der Schulzeit des Schülers zwingend vernichten müssen.

    Ich glaube nicht, dass die sich mit einem "Mein Bruder wars, danke der Nachfrage" zufrieden geben und die Story wieder einkassieren.

    So zeitnah muss das meines Wissens nach nicht vernichtet werden und teilweise wurden Facharbeiten auch veröffentlicht.

    Nur dass Aiwanger bis Samstag nie seinen Bruder erwähnt hat…

    Ich konnte deinen geposteten Artikel nur teilweise lesen, da er hinter eine Paywall ist, aber du schießt dich da ganz schön auf die SZ ein.

  • Bei aller sentimentalen Sammelwut, sollte man dann im fortgeschrittenen Alter doch zu der Einsicht kommen, dass der vermeintliche Dienst an der Demokratie nicht die (auch gesetzlich vorgeschriebene) Fürsorgepflicht gegenüber minderjährigen Schülern überragt.

    Wenn ich richtig rechne, müsste der mutmaßliche Täter Helmut Aiwanger zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt volljährig gewesen sein.

    Edit: Vielleicht auch ganz knapp noch nicht, der Entstehungszeitpunkt scheint nicht eindeutig klar zu sein.

  • Edit: Vielleicht auch ganz knapp noch nicht, der Entstehungszeitpunkt scheint nicht eindeutig klar zu sein.

    Ich möchte das nicht am 18. Geburtstag festmachen. Genausowenig tut es ja die Justiz.

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  • So zeitnah muss das meines Wissens nach nicht vernichtet werden und teilweise wurden Facharbeiten auch veröffentlicht.

    Die Aufbewahrungsfristen für Schülerunterlagen betragen laut bayerischer Schulordnung nur für Schülerstammblatt, Abschlusszeugnisse oder berufsqualifizierender Abschlüsse mehr als zwei Jahre. Für Informationen über wesentliche Feststellungen und Beobachtungen "einschließlich einer Übersicht über die ausgesprochenen Ordnungsmaßnahmen" liegt eine Aufbewahrungsfrist von einem Jahr vor. Eine Weitergabe an Dritte bedarf so oder so einer Einwilligung.

    Ich konnte deinen geposteten Artikel nur teilweise lesen, da er hinter eine Paywall ist, aber du schießt dich da ganz schön auf die SZ ein.

    Die Anschuldigung der SZ ist extrem schwerwiegend. Die vorgebrachte Beweislage dafür ist mMn nicht eindeutig genug für diese Art der Verdachtsberichterstattung und die Tonalität des Artikels weckt in mir einen Eindruck mangelnder Ergebnisoffenheit bei der Recherche der beteiligten Journalisten. Daher bin ich sehr kritisch.

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  • Die Anschuldigung der SZ ist extrem schwerwiegend. Die vorgebrachte Beweislage dafür ist mMn nicht eindeutig genug für diese Art der Verdachtsberichterstattung und die Tonalität des Artikels weckt in mir einen Eindruck mangelnder Ergebnisoffenheit bei der Recherche der beteiligten Journalisten. Daher bin ich sehr kritisch.

    Das Flugblatt wurde mit der selben Schreibmaschine verfasst wie seine Facharbeit. Das ist dann mMn schon sehr eindeutig und seine fehlende Bereitschaft das ganze aufzuklären wirft auch kein gutes Licht auf ihn.

    Dass einer der Artikel stilistisch vllt nicht unbedingt gelungen ist, darüber kann man diskutieren, aber das aktuell ist mMn doch wesentlich fundierter als damals bei Wulff.

  • Und mal eine Gegenfrage, wäre es denn besser gewesen, mit der Veröffentlichung bis nach der Wahl in Bayern zu warten? In meinen Augen nicht.

    In meinen Augen (natürlich) auch nicht. Aber, mal hypothetisch gesprochen: Die SZ sitzt seit 13 Monaten auf der Story und veröffentlicht sie jetzt im beginnenen Endspurt des Wahlkampfs. Wäre das kein Problem für Dich? Wie gesagt, rein hypothetisch.

    Inzwischen sieht es ja so aus, als ob Aiwangers Erding Rede der Stein des Antoßes gewesen sei:

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    Das ist ja noch nicht so lange her und damit dürfte, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach, der Vorwurf des bewussten Zurückhaltens entkräftet sein.

    Edit: SCNR

    Aiwanger zu angeblichem Klassenfoto: "Ich trug den Schnurrbart meines Bruders"
    München (dpo) - Die Kritik an Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger reißt nicht ab. Nun kursiert auch noch auf Twitter und anderen Netzwerken ei
    www.der-postillon.com

    "Der ideale Untertan totalitärer Herrschaft ist nicht der überzeugte Nazi oder engagierte Kommunist, sondern Menschen,für die der Unterschied zwischen Fakten und Fiktion,wahr und falsch, nicht länger existiert."

    -Hannah Arendt-

  • Uebermedien-Gründer Niggemeier hat beim Deutschlandfunk seine Kritik am Artikel erläutert: https://www.deutschlandfunk.de/sz-in-kritik-w…herche-100.html

    Danke für den Link. Da sind schon einige berechtigte Kritikpunkte dabei. Vor allem den Punkt, dass sich die SZ ihrer Rolle in der deutschen Medienlandschaft bewusst sein sollte und deshalb auch angemessen handeln sollte.

    Jedoch sehe ich das Nachfolgende anders.

    Zitat

    Stattdessen stelle die SZ eine große Nähe zwischen dem Flugblatt damals und Aiwangers Politik heutzutage, 35 Jahre später, her.

    Aus meiner Sicht wird das Flugblatt nicht genutzt , um Aiwangers aktuelle Politik zu kritisieren, sondern vielmehr die Frage zu stellen, ob er überhaupt zur FDGO steht oder jemals stand.

    Corona, Impfen, Erding, alles wurde immer irgendwie als Schrulle oder „unglückliche“ Situation, in der der Hubert sich vllt etwas im Ton vergriffen hat, verklärt.

    Die „Aussetzer“ bei Aiwanger nehmen zu und der gute Mann ist stellvertretender Ministerpräsident, da sollte man schon genau hinschauen, wie weit da demokratische Wert verinnerlicht sind.

  • Danke für den Link. Da sind schon einige berechtigte Kritikpunkte dabei. Vor allem den Punkt, dass sich die SZ ihrer Rolle in der deutschen Medienlandschaft bewusst sein sollte und deshalb auch angemessen handeln sollte.

    Jedoch sehe ich das Nachfolgende anders.

    Aus meiner Sicht wird das Flugblatt nicht genutzt , um Aiwangers aktuelle Politik zu kritisieren, sondern vielmehr die Frage zu stellen, ob er überhaupt zur FDGO steht oder jemals stand.

    Corona, Impfen, Erding, alles wurde immer irgendwie als Schrulle oder „unglückliche“ Situation, in der der Hubert sich vllt etwas im Ton vergriffen hat, verklärt.

    Die „Aussetzer“ bei Aiwanger nehmen zu und der gute Mann ist stellvertretender Ministerpräsident, da sollte man schon genau hinschauen, wie weit da demokratische Wert verinnerlicht sind.

    Seine ehemals anti-demokratischen und staatsfeindlichen Tendenzen haben Joschka Fischer später auch nicht geschadet. Wenn man Aiwanger bzgl der FDGO an die Kandarre will, sollte man da schon was Aktuelleres finden. Hirnrissige Statements zu Corona und Impfung reichen da nicht aus

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Seine ehemals anti-demokratischen und staatsfeindlichen Tendenzen haben Joschka Fischer später auch nicht geschadet. Wenn man Aiwanger bzgl der FDGO an die Kandarre will, sollte man da schon was Aktuelleres finden. Hirnrissige Statements zu Corona und Impfung reichen da nicht aus

    Seine Rede in Erding ist keine 2 Monate alt. Da zeichnet sich langsam ein Bild, das nur noch wenig Raum für Interpretationen offen lässt.

    Und im Gegensatz zu Fischer scheint sich Aiwanger nicht hin zu mehr demokratischen Werten zu entwickeln.

  • Der "Blitzmerker-des-Tages"-Award geht an:

    Blitzmerker.JPG

    Ja äh, was hast Du denn erwartet? Dass das ganze komplett auf Julian Reichelt und seine Art von Untergangsjournalismus ausgerichtet sein würde kann doch wirklich niemanden überraschen, der sich mal 5 Minuten mit dem Projekt auseinandergesetzt hat.

    :jeck:

    "Der ideale Untertan totalitärer Herrschaft ist nicht der überzeugte Nazi oder engagierte Kommunist, sondern Menschen,für die der Unterschied zwischen Fakten und Fiktion,wahr und falsch, nicht länger existiert."

    -Hannah Arendt-

  • Spiegel+: Putin-Erklärer Hubert Seipel: Preisgekrönter deutscher Journalist erhielt Hunderttausende Euro aus Russland
    ZDF: Geheimzahlungen aus Russland: Hunderttausende für Putin-Experten Seipel

    Ein gern gesehener Gast und "Experte" in der ARD wurde schön von Putin durchfinanziert. Vor zwei Jahren noch hat er energisch abgestritten, dass er Geld erhalten hat.
    Okay, er hat jetzt zugegeben, Geld erhalten zu haben, aber jetzt wird eben energisch abgestritten, dass dadurch die Tonalität der Bücher, Dokus und Berichte beeinflusst worden wäre.

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  • "We had a teenage girl break the Eric Decker signing and now we got a fucker in the shrubs at Florham Park stalking the Saleh interview arrival. Imagine thinking this fanbase isn't superior to the others?" -@DrewfromJersey
    "Get ready to learn ayahuasca, Jordan Travis" -@MikeNash15

  • Genau mein Humor: Sich von den Russen-Oligarchen über Schleichwege zahlen lassen, aber von "objektiven Qualitätsjournalismus" bezüglich seiner Putin-Werke und Aussagen reden.

    Ist der Ruf erst runiert, lebt es sich recht ungeniert. Und ausgesorgt hat Herr Seipel wohl auch damit.

    Das man den Herren öfters im Staatsfunk als ausgewiesenen Putin-Experten (sry, ich meinte natürlich gekaufte Putin-Propaganda-Marionette) zu sehen bekam, wo er seine Propaganda absondern durfte, ist auch kein Ruhmesblatt für den öffentlich rechtlichen Rundfunk, wo man doch zur möglichst objektiven Berichterstattung verpflichtet ist.

  • Ich tue mich da schwer, dem ÖRR über den Umstand hinaus, den "Putin-Versteher" ein bischen zu gern zu Worte kommen gelassen zu haben*, einen wertigen Vorwurf machen zu wollen. Wird für sie schwer zu unterscheiden sein, ob einer zu seiner dummen Meinung nur über Bestechung gekommen ist, oder auf ganz natürlichem Wege.

    * die ganzen alten versorgten SPD'ler in den Rundfunkgremien würden selbst an den besten Organisationen nicht spurlos vorbei gehen.

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  • Ich sehe, abgesehen von der False Balance, keinen machbaren Vorwurf gegenüber den Öffentlich-Rechtlichen. Herr Seipel stand wohl seit 2013 über irgendwelche karibischen Briefkastenfirmen auf der russischen Payroll und hat auf Nachfragen IN einer SWR-Sendung abgestritten, Geld erhalten zu haben. Jetzt hat eine Recherche, an der neben dieser Investigativ-Firma auch ÖRR-Journalisten vom ZDF arbeiten, Konten auf Zypern gefunden und dabei den Geldstrom an Herrn Seipel und macht das öffentlich.

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  • Ja offensichtlich Hat Herr Seipel gelogen und der Geldfluss war ja gut verschleiert. Ich kann da auch keine Schuld beim ÖR erkennen. Aber das Thema zeigt ja auch wo überall manipuliert wird

  • ich verstehe den Punkt nicht, was haben denn Parteien hiermit zu tun? :paelzer:

    während man mit den Linken und der AfD offensichtlich (bestochene) Russlandfreunde hat, ist die Kolonnentätigkeit der SPD (wie dein Beispiel ja zeigt), immer noch ein mittelschweres Geheimnis. Keine Partei ist mehr für unsere Abhängigkeit von Russland verantwortlich als die SPD. (andere haben natürlich auch ihre Anteile)

    Der Punkt mit dem Rundfunkrat war eher so als halber Witz gemeint. Der wird zwar allumfänglich zur Versorgung ehemaliger Politiker missbraucht, aber ich glaube nicht, dass dort SPD'ler für Russland Stimmung machen.

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