Da hier ja bisher fünf Leute die AfD angeklickt haben...vielleicht könnten sich die Personen mal äußern, warum sie diese Partei am Sonntag wählen würden. Ich persönlich kenne keine AfD Wähler (hoffentlich) und würde gerne mal ein paar Begründungen hören. Vielleicht auf fernab von den Wutbürgern, die man immer im TV sieht. Vielleicht sind ja Leute dabei, die hier relativ aktiv sind. Würde mich wirklich interessieren.
Ich weiß, Wahlen sind geheim, aber vielleicht traut sich ja jemand.
Ich hab sie hier nicht gewählt und ich werd sie Sonntag auch nicht wählen, aber so auf halbem Weg kann man mich antreffen. Sie sind mir bei einigen Teilen ihrer Programmatik näher als andere Parteien, disqualifizieren sich aber durch ihre Art und Weise schon am Anfangspunkt. Mich regen die anderen Parteien mit ihren Phrasen auf und mit ihrer Unernsthaftigkeit, da kann ich dann bei dieser Trollpartei keine Ausnahme machen, weil sie mit der Einwanderungspolitik tendenziell eher auf meiner Linie sind.
Merkel ist ja m.E.n. an einem bestimmten Punkt: ob sie ihr Handeln in der Flüchtlingskrise ultimativ als Fehler bewertet ist relativ irrelevant (um sie zu zitieren: "die sind jetzt halt hier"), für mich interessanter ist wie es zukünftig gehandhabt werden soll. Da ist sie für mich eher ambivalent und sichert sich nach typischer Merkel-Art in alle Richtungen ab. Einerseits Aussagen wie "es darf sich nicht wiederholen" und "wenn der Krieg in Syrien vorbei ist, erwarten wir den Heimreiseantritt" (so ungefär). Andererseits will sie die neu gewonnenen linkeren Merkelfans natürlich nicht verprellen, was einen größeren "Wink mit dem Zaunpfahl" richtung konservative Wähler verhindert. Da kann sich jetzt jeder seinen Teil denken und bleibt eigentlich ahnungslos zurück.
Wenn die Wahl vorbei ist, kann sie dann in 2 Richtungen gehen und das Thema Familiennachzug bietet sich da an bei der Hypothese. Ich überzeichne es jetzt mal: sie kann entweder sagen "ist momentan nicht machbar" und alle rechts der Mitte atmen erleichtert auf und die Linken toben, oder sie macht das Gegenteil, mit gegenteiligen Reaktion bei den entsprechenden Parteien. Eine wirkliche Festlegung, nach der man dann auch wählen kann, gibts fast bei keiner Partei, wenn man auf den Level "Wahlkampfgelaber" angleicht.
Ganz unabhängig davon wie man zum eigentlichen Thema steht, was sollten denn all die Leute machen, die meinen "Familiennachzug nein danke", wenn die Partei von der man geglaubt hat (und die Aussagen in diese Richtung gemacht hat) sie sei der gleichen Meinung, nach der Wahl wieder den den Linksschwenk macht? Die wären doch bescheuert wenn die ihren Lebtag nochmal die CDU wählen und rechts der CDU gibt es laut öffentlicher Meinung nur braune und dunkelbraune Alternativen.
Eine Stimme für die AfD ist m.M.n. kein Weltuntergang, auch wenn ich mich momentan nicht in der Lage sehe mein Kreuz bei den Trotteln zu machen. Aber es ist ein "Richtungsweiser" für die CDU, die solche Wähler historisch immer aufgefangen hat und es auch irgendwo als ihre Pflicht gesehen hat. Bis zu 51% Stimmen für die AfD passiert nix (zumal ich im Gegensatz zu Altmaier auch die Linke nicht für so demokratieuntauglich halte), so funktioniert unser System zumindest auf der obersten Stufe (über die organisatorischen Probleme rund um die Parteienfinanzierung bin ich mir im Klaren). Wenn man es ganz unaufgeregt sehen will, bleibt eine Stimme für die AfD von den meisten Wählern nur ein Hinweis an die CDU "einen Schritt nach rechts bitte!". Ist vielleicht ein bischen viel "game theory" für Leute die moralisch sehr empfindlich reagieren, aber ich glaube eben nicht das es einen Stimmenanteil von über 10% für die rechts-außen Ausprägungen der Partei gibt, sondern sich das Konto eher über mitte-rechts füllt.
Und als einer dieser mitte-rechts Wähler ist der Einzug der AfD in den Bundestag für mich auch kein Gewinn. Sie werden durch ihre Art meine Denkrichtung diskreditieren und sämtliche Parteien werden ideologisch schon automatisch auf das Gegenteil der AfD umschwenken, was eine Erfüllung meiner politischen Vorstellung nicht unbedingt wahrscheinlicher macht. Dazu muss ich dann noch eine Legislaturperiode ertragen, wie sie bewährte demokratische Institutionen herabwürdigen. Ich kann mir Schöneres vorstellen.
Aber sollte von Merkel nach der Wahl ein (von mir so interpretierter) Linksschwenk kommen... ich hab nicht vor ne eigene Partei zu gründen...