• Die Silbermedaille auf'm Trampolin erhüpfte ein Mann namens "Dong Dong" - passend irgendwie.

    - お父さん穀物 -

    I will give you every place where you set your foot! - Joshua 1, 3

  • Nachdem die Damen jetzt auch noch eine Medaille geholt haben und die Herren wahrscheinlich auch wieder stehen können, befürchte ich, dass das deutsche Haus heute Abend dem Erdboden gleich gemacht wird.

    Vor allem wenn jetzt noch die Fußball-Frauen mitmischen und die Sau raus lassen.

    College Champion 1984: Brigham Young Cougars – Unbeaten & Untied.

  • Der Traum vom Gold für die Handballer wurde leider nicht wahr. Am Ende war die schwache Chancenauswertung der deutschen Handballer ausschlaggebend und das Frankreich mit Omeyer, zumindest in der ersten Halbzeit, den wesentlich besseren Torwart an diesem Tag hatte.

    Die Fußball-Frauen erfüllten Silvia Neid ihren Traum ihre Trainerkarriere mit dem Gewinn der olympischen Goldmedaille abzuschließen. Es ist die erste Goldmedaille im Fußball für das vereinte Deutschland (die DDR konnte 1976 in Montreal den Olympiasieg für sich verbuchen). Weder vor dem Zweiten Weltkrieg noch nach 1989 war das bisher gelungen.

    Toll wie zufrieden sich der Boxer Artem Harutyunyan, nach seiner Niederlage im Halbfinale mit dem Gewinn der Bronzemedaille zeigte. Seiner eigenen Stärke zwar bewusst, gratulierte er sportlich fair seinem Gegner zu einem hervorragenden Kampf und zeigte dennoch seinen Stolz und seine Freude bei den Olympischen Spielen teilgenommen zu haben. Eine sehr positive Erscheinung.

    Man hatte ja kaum daran gezweifelt, aber bei der 4x100-Staffel bleibt halt immer ein unkalkulierbares Restrisiko bei der Stabübergabe – Jamaika gewinnt mit Usain Bolt als Schlussläufer vor Japan (nach den Eindrücken der Vorläufe sicher keine Überraschung) und den USA. Bolt erreichte sein primäres Ziel das „Triple-Triple“ im Sprint wahr zu machen. Bolt war vor den Spielen einer der Superstars und er ist es danach noch mehr.


    15.Wettkampftag / Sa.20.08.

    Golf, Badminton, Kanu, Wasserspringen, Triathlon, Moderner Fünfkampf, Wasserball, Fußball und Taekwondo beenden heute ihr Programm mit den letzten Wettbewerben.

    12:30 Uhr: Mit der vierten Runde schließen die Golferinnen ihr Turnier ab.

    14:00 Uhr: Die vier letzten Strecken auf der Kanustrecke werden im K1 der Männer über 200m, dem K4 der Frauen über 500m und dem C2 und K4 der Männer über 1.000m entschieden. Zumindest im C2 und K4 der Männer winken dem deutschen Olympiateam noch Medaillen. Der K4 der Frauen hat Außenseiterchancen.

    17:30 Uhr: Im Mountainbike gehen die Frauen heute als erste auf den Parcours. Für das deutsche Olympiateam geht Sabine Spitz an den Start. Spitz nimmt damit an ihren fünften Olympischen Spielen teil, bei denen sie in Athen, Peking und London insgesamt einen vollen Medaillensatz gewinnen konnte. Aufgrund einer Knieverletzung ist eine Medaille diesmal jedoch unrealistisch.

    20:30 Uhr: Basketball, F – Finale: USA – Spanien

    20:30 Uhr: Handball, F – Finale: Frankreich – Russland

    21:00 Uhr: Die Wettbewerbe im Wasserspringen enden mit dem Finale der Frauen vom 10m-Turm.

    22:30 Uhr: Es ist wohl der heutige Höhepunkt für brasilianische und deutsche Olympia-Fans: Finale im Fußball zwischen Deutschland und Brasilien im Maracana! Die Frauen haben gestern mit dem Gewinn der Goldmedaille vorgelegt, für die Männer wird die Hürde Brasilien wohl zu hoch sein und so kann die Olympia-Selecao möglicherweise für das 1:7-Desaster von vor zwei Jahren eine kleine Revanche nehmen.

    22:50 Uhr: Wasserball. M – Finale: Serbien – Kroatien

    1:10 Uhr: Die Leichtathletik-Wettbewerbe im Olympiastadion enden mit sieben Entscheidungen. Traditionell stehen die beiden 4x400m am Ende des Tages. Morgen folgt noch der Marathonlauf der Männer.

    3:15 Uhr: Volleyball, F – Finale: Serbien – China.

    Nach den heutigen 30 Entscheidungen haben 20 von 28 Sportarten ihr Programm der OS abgeschlossen.

    College Champion 1984: Brigham Young Cougars – Unbeaten & Untied.

  • Toll wie zufrieden sich der Boxer Artem Harutyunyan, nach seiner Niederlage im Halbfinale mit dem Gewinn der Bronzemedaille zeigte. Seiner eigenen Stärke zwar bewusst, gratulierte er sportlich fair seinem Gegner zu einem hervorragenden Kampf und zeigte dennoch seinen Stolz und seine Freude bei den Olympischen Spielen teilgenommen zu haben. Eine sehr positive Erscheinung.


    Wirklich ein klasse Kerl! Er hat mich sehr beeindruckt. Einer der den olympischen Geist am besten verkörpert hat. Respekt gegenüber seinem Gegner, fairer Verlierer und weiß es zu schätzen wie toll auch eine bronzene Medaille ist. Solche Typen braucht es :)


  • Man hatte ja kaum daran gezweifelt, aber bei der 4x100-Staffel bleibt halt immer ein unkalkulierbares Restrisiko bei der Stabübergabe – Jamaika gewinnt mit Usain Bolt als Schlussläufer vor Japan (nach den Eindrücken der Vorläufe sicher keine Überraschung) und den USA. Bolt erreichte sein primäres Ziel das „Triple-Triple“ im Sprint wahr zu machen. Bolt war vor den Spielen einer der Superstars und er ist es danach noch mehr.


    Dritter ist Kanada, nicht USA. Die USA wurden wegen zu früher Stabübergabe beim ersten Wechsel disqualifiziert.

  • Ja, Glückwunsch zu nem tollen Turnier :thumbsup:

    Man muss aber auch mal neidlos anerkennen, dass die Elfer der Brasilianer (vielleicht mit Ausnahme von maximal einem wo er Horn gut verlädt) alle top und geschossen waren - gute Nerven hatten sie also.

  • Die Zweite Liga läuft schon...DTM...DFB-Pokal...ach ja, der (triste) Sport-Alltag hat einen wieder. Wenigstens beginnt nächste Woche die neue Football-Saison (zumindest im College-Bereich). Die Augen werden sowieso schon viereckig und man weiß gar nicht, ob das restliche Fernsehprogramm überhaupt noch existiert. Allerdings ertappe ich mich in den letzten Tagen immer wieder beim Umschalten und dem Konsumieren gewohnter Sendungen im TV. Vor allem wenn von Sportarten wie der Rhythmischen Sportgymnastik berichtet wird.

    Sicher ist die Niederlage im Fußball-Finale ein wenig bitter. Hrubesch und seinen Jungs, die in Deutschland ja ziemlich verlacht worden sind, hätte man die Goldmedaille gegönnt. Aber ich gönne es auch den Brasilianern. Vor allem den vielen Fans in den Favelas, die vielleicht nicht unbedingt die ganz großen Kanu-, Judo-, Golf- oder Reitsportanhänger sind, deren Herz aber für den Fußball schlägt und die sich über die Goldmedaille ihrer Olympia-Helden so sehr freuen wie über keine andere. Wenn der Gewinn der Goldmedaille im Fußball auch keines ihrer Probleme lösen kann, so sorgt sie doch für einen kurzen Moment der Freude und Ausgelassenheit. Das deutsche Olympiateam kann´s verkraften und sich sicher auch gebührend über Silber freuen.

    Den Gewinn einer Goldmedaille vorher anzukündigen ist an sich nie so eine gute Idee. Im Falle des Speerwerfers Thomas Röhler folgten den Worten allerdings auch Taten. Sein Olympiasieg bessert die Bilanz des DLV zwar ein wenig auf (zwei Olympiasieger und ein dritter Platz stehen am Ende zu Buche), aber er kann über die z.T. schwachen Leistungen der deutschen Leichtathleten nicht hinwegtäuschen. Insgesamt waren die Ergebnisse, vor allen in den Technik-Disziplinen, recht enttäuschend.

    Der Brite Mo Farah gewann nach den 10.000m auch die 5.000m und wandelt damit auf den Spuren von Lasse Viren. Viren gewann beide Strecken bei den Spielen 1972 in München und 1976 in Montreal. Farah war Sieger in London und jetzt in Rio. Er ist weiterhin der Schrecken der Afrikaner, die über Jahrzehnte gewohnt waren die beiden Langstrecken zu dominieren.


    16. und letzter Wettkampftag / So.21.08.

    Zum Abschluss stehen noch mal zwölf Entscheidungen auf dem Programm, bevor die Schlussfeier diese XXXI. Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro beendet.

    14:30 Uhr: Traditionell schließt der Marathonlauf der Männer die Leichtathletik-Wettkämpfe ab.

    16:00 Uhr: In der Rhythmischen Sportgymnastik (was ein sperriger Name für eine Sportart und überhaupt nicht rhythmisch) steht das Finale in der Gruppe auf dem Programm.

    15:30 Uhr: Im Spiel um Bronze versuchen die deutschen Handballer für die unglückliche Niederlage im Halbfinale gegen Frankreich ein „kleines“ Trostpflaster zu bekommen. Gegner ist der Vorrundengegner Polen.

    17:30 Uhr: Nach den Frauen wird heute bei den Männern der Olympiasieger im Mountainbike gesucht.

    17:45 Uhr: Auch zwei Gewichtsklassen im Ringen dürfen am letzten Tag der OS ihre Olympiasieger küren. Die Männer kämpfen im Freistil bis 65 und 97kg.

    18:15 Uhr: Spektakuläre Ballwechsel darf man im Volleyball-Finale der Männer zwischen Brasilien und Italien erwarten.

    19:00 Uhr: Im Boxen gilt es noch mal vier Goldmedaillengewinner zu finden (einmal Frauen, dreimal Männer, darunter die ganzen Schweren Jungs im Superschwergewicht).

    19:00 Uhr: Im vorletzten Finale der OS hätte man sehr, sehr gerne das deutsche Team gesehen. Nun sind es – im Handball-Finale der Männer – Frankreich und Dänemark.

    20:45 Uhr: Die letzte Goldmedaille gebührt (wahrscheinlich) den Basketballern der NBA. Sie gehen zumindest als klare Favoriten ins Finale gegen Serbien.

    1:00 Uhr: Schlussfeier (Fahnenträger der deutschen Mannschaft ist übrigens der Kanute Sebastian Brendel).

    College Champion 1984: Brigham Young Cougars – Unbeaten & Untied.

  • Die Zweite Liga läuft schon...DTM...DFB-Pokal...ach ja, der (triste) Sport-Alltag hat einen wieder. Wenigstens beginnt nächste Woche die neue Football-Saison (zumindest im College-Bereich). Die Augen werden sowieso schon viereckig und man weiß gar nicht, ob das restliche Fernsehprogramm überhaupt noch existiert.

    dann empfehle ich dir http://www.der-postillon.com/2015/08/neues-…verhindert.html

    Danke für die super Zusammenfassung!

    „A man has two things. His words and his nuts. And you don‘t want to lose either of them.“ - Robert Quinn

  • Vielen Dank, @CougarsFan

    Deine Zusammenfassung waren die letzten zwei Wochen Pflichtprogramm bei mir und ich denke auch bei vielen anderen hier. Du hast den Namen "Olympia-Guru" wirklich verdient! :bier:

  • @ Banane
    Danke für den link, das könnte evtl helfen. ;)

    Dank auch an euch für euer Interesse und die unterhaltsamen Diskussionen rund um die OS.

    Später werde ich wahrscheinlich noch ein paar "abschliessende" Gedanken zu den OS in Rio posten.

    College Champion 1984: Brigham Young Cougars – Unbeaten & Untied.

  • Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro sind (praktisch) Geschichte!

    Was bleibt in der Kurzerinnerung? Was bleibt für später im Gedächtnis?

    Auch wenn das Thema Doping überall präsent war und hin und wieder Bauchgrummeln verursachte, es waren wieder einmal sehr spannende und hochkarätige Wettbewerbe, die uns die Sportgladiatoren in ihren verschiedenen Arenen lieferten. Wie immer gab es Favoritensiege, Außenseiter die überraschten, Tränen der Freude und der Enttäuschung. Alles halt, was den Fan dazu bringt Sport zu konsumieren, zu genießen, aber auch mit ihm zu leiden, mit ihm zu fiebern und sich auch mal über ihn ärgern zu können. Der Reiz des Sports entsteht genau in diesem Spannungsverhältnis zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Nur wer auch mal eine Niederlage einstecken muss, kann sich über einen Sieg so richtig freuen.

    Und genau das bringen einem die Olympischen Spiele. Und eben nicht nur in EINER Sportart, sondern in 28 in einer relativ kurzen Zeit von gut zwei Wochen. Ich glaube man merkt: Ich war, bin und bleibe ein Fan der Olympischen Spiele :) .

    Ich hoffe korrupte Funktionäre, betrügende Sportler und Verkommerzialisierung der Spiele werden mir diesen Spaß nie ganz nehmen können. Ich merke aber, das wird von Olympiade zu Olympiade immer schwieriger.

    An Sportlern bleiben natürlich ein Michael Phelps, seine Landsmännin Katie Ledecky und eine Katinka Hosszu in Erinnerung, die im Schwimmbecken für Aufsehen sorgten. Simone Biles, die mit viermal Gold und einmal Bronze die mit Abstand erfolgreichste Turnerin war.

    In Erinnerung bleibt auch ein Nick Skelton, der nach einem schweren Reitunfall 2001, bei dem er sich den obersten Halswirbel gebrochen hatte und vier Monate in einem Gestell im Krankenhaus verbringen musste, nach dem Teamgold 2012 jetzt mit 58 Jahren noch zu größeren Olympia-Ehren kam und Einzel-Olympiasieger im Springreiten werden konnte. Auch der Landsmann Skelton´s Mo Farah gehört zu den großen Gewinnern. Ob er auf den Spuren Bolt´s wandeln und in vier Jahren noch einmal antreten kann...wer weiß.

    Für die Ewigkeit bleiben – neben Phelps – der britische Bahnradsportler Jason Kenny, der seinen drei Goldmedaillen von Peking und London in Rio drei weitere hinzufügen konnte. Und natürlich der Jamaikaner Usain Bolt mit nun insgesamt neun Goldmedaillen in den drei Sprint-Disziplinen in drei aufeinander folgenden Olympischen Spielen.

    Olympia-Helden sind aber auch die Sportler – hauptsächlich der kleineren Sportnationen – die an sich keine Chance auf olympische Ehren haben und dennoch nicht nur den aussichtslosen Kampf gegen die Kontrahenten aufnehmen, sondern auch gegen sich selbst um zumindest die eigene Bestleistung zu erreichen oder sogar zu verbessern.

    Aus deutscher Sicht fallen einem zuerst zwei Turner ein. Zum einen Fabian Hambüchen, der mit der Goldmedaille am Reck seine grandiose Turnkarriere abschließen konnte und sein Teamkollege Andreas Toba, der nach einer schweren Verletzung bei der Bodenübung, dennoch seine Übung am Pauschenpferd vollzog um der Mannschaft damit ins Finale zu verhelfen. Barbara Engleder, die Schützin, die mit ur-bayerischem Charme ihre Goldmedaille in den Medien vorweisen konnte. Artem Harutyunyan, der Halbweltergewichts-Boxer, der seine Bronzemedaille mit sportlicher Fairness feierte, oder Ronny Rauhe, der im Ziel zusammen mit dem Spanier Craviotto auf die Tausendstelsekunde die gleiche Zeit hatte und, zuerst niedergeschlagen über den vierten Platz, dann doch noch die Bronzemedaille feiern konnte. Kristina Vogel, die solo und mit Miriam Welte zusammen das Radsport-Debakel des deutschen Olympiateams etwas mildern konnte. Natürlich fallen einem auch die Doppel-Gold-Doppelvierer im Rudern ein und Lisa Unruh, die Bogenschützin, die relativ unerwartet Silber im Einzel der Frauen erringen konnte. Auch der Diskuswerfer Christoph Harting bleibt in Erinnerung, der mit der Goldmedaille aus dem Schatten seines Bruders Robert heraus treten konnte – Siegerehrung muss er allerdings noch etwas trainieren, da hat ihm sein Bruder noch was voraus. ;)

    Naja und dann die deutschen Mannschaften! Gold und Silber im Fußball. Die beiden Hockey-Teams, die mit ihren Thriller-Spielen bei den Fans zunächst für Nägelkauen, dann Trauer und am Ende doch Jubel sorgten weil sie mit jeweils Bronze aus Rio zurückkehren. In Erinnerung wird auch das Handball-Halbfinale Deutschland – Frankreich bleiben, bei dem die deutsche Handball-Sieben einen 7-Tore-Rückstand aufholen konnte um am Ende in der letzten Sekunde doch noch zu verlieren. Am Ende war die Bronzemedaille aber auch hier mehr als versöhnlich. Last but not least sorgten Laura Ludwig und Kira Walkenhorst mit ihrem mit Gold abgeschlossenen Beach Volleyball-Turnier für große Freude bei den deutschen Sportfans. Medaillen in allen Mannschaftssportarten...eine äußerst zufriedenstellende Bilanz.

    Ja, es gab viele schöne Momente. Wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Und das vor allem in den beiden Kernsportarten Schwimmen und Leichtathletik. Während Schwimmen fast zum absoluten Fiasko ausartete, können die deutschen Leichtathleten wenigstens auf zwei Olympiasieger verweisen. Für die hochgesteckten Erwartungen war das jedoch viel zu wenig. Auch der Zustand der Kampfsportarten liegt sehr im argen. Ob Judo (wenigstens einmal Bronze), Ringen (man hat mit Frank Stäbler immerhin einen amtierenden Weltmeister), Boxen (fünf der sechs deutschen Boxer ereilte schon in ihrem ersten Kampf das Aus), oder Taekwondo – deutsche Erfolge (wenigstens Platz 1-8) – weitestgehend Fehlanzeige. Nehmen wir noch das Fechten, einst ein Medaillengarant unter den Sportarten, hinzu...alles wenig erbaulich. Da mussten schon Kanuten (sieben Medaillen, viermal Gold) und – etwas überraschend – die Schützen mit vier Medaillen (davon dreimal Gold) in die Bresche springen um die Medaillenbilanz für den DOSB aufzubessern.

    Es gäbe noch viel zu erzählen...über das nicht besonders (außer für die eigenen Sportler) interessierte brasilianische Publikum z.B. und die überraschend oft schlecht besuchten Wettkämpfe. Was hätte man an Geld einsparen können! Halb so groß bemessenes Zuschauervolumen hätte in den meisten Fällen gereicht. Oder über unsere Öffentlich Rechtlichten Sendeanstalten die mal wieder, teilweise sehr „deutschtümelnd“, berichteten und jeden deutschen Athleten in Medaillennähe rückten um die Einschaltquoten hoch zu halten (das ist etwas übertrieben, ich weiß) und die mich mit ihren „eigenen Kameras“ manchmal bis zur Weißglut ärgerten. Ich nehme hier das brasilianische Produktionsteam ausdrücklich aus, das z.T. grandiose Bilder mit tollen Kamerapositionen lieferte, die die Attraktivität vieler Sportarten damit sehr gut dokumentierten und in den Zeitlupen den Kampf oder auch Anmut und die ganze Anstrengung und Anspannung der Sportler sehr eindrucksvoll darstellten. Großes Lob dafür.

    Aber ich will diese kurze Zusammenfassung nicht ausufern lassen.

    Die 16 Tage von Rio hatten ihre Höhen und Tiefen, bei 306 Wettbewerben lässt sich das hinsichtlich der sportlichen Ergebnisse auch nicht vermeiden. Aus deutscher Sicht finde ich das Ergebnis mit 17 Gold-, 10 Silber- und 15 Bronzemedaillen gar nicht mal so schlecht. Das deutsche Olympiateam fährt immerhin mit 17 Olympiasiegern zurück nach Deutschland. Das letzte mal mehr Olympiasieger gab es 1996 in Atlanta (20), aber da wirkte ja auch noch der DDR-Sport nach. Im Medaillenspiegel hatte es immerhin zur Konsequenz, dass man sich um einen Platz im Vergleich zu 2012 verbessern und Südkorea hinter sich lassen konnte. Die USA, China und Russland haben schon einfach aufgrund ihrer großen Bevölkerungszahl ein höheres Potenzial an eventuell erfolgreichen Sportlern. Ob man sich nun mit Großbritannien vergleichen sollte, bleibt dahin gestellt. Vielleicht wäre es aber gut sich manche Strukturen in der britischen Sportförderung anzusehen und zu überlegen was man davon für den deutschen Sport übernehmen kann. Wie auch immer, ich finde es unumgänglich, dass man Jugendlichen bei uns, die sich für eine sportliche „Karriere“ entscheiden, auch weiterhin eine vernünftige Basis bieten muss um international bestehen zu können. Deutscher Meister zu werden ist zwar schön, befriedigt einen Sportler, der mit Herz und Verstand an seinem Sport hängt, viele Stunden investiert und z.T. große Opfer dafür bringt, auf Dauer nicht. Man will sich auch auf internationaler Ebene beweisen und größtmögliche Erfolge erzielen. Das ist für mich auch eine Frage der Teilhabe. Sport hat in fast allen Gesellschaften einen hohen Stellenwert und Sport ist – zumindest in der Spitze – unweigerlich mit Erfolg verbunden. Ich meine eines der reichsten und wirtschaftlich stärksten Länder der Welt sollte sich nicht nur den Breitensport sondern auch den Spitzensport „leisten“ können. Und das ist nicht immer zwangsläufig eine Frage der finanziellen Mittel.

    Viele Entwicklungen im und um den Sport finde ich fragwürdig, ärgerlich und schade und das nicht nur auf das Thema Doping bezogen. Sport SOLL eine Nebensache in der Welt bleiben, wenn auch die schönste, aber gerade deswegen freue ich mich – ehrlich gesagt – jetzt schon auf Tokio 2020.

    College Champion 1984: Brigham Young Cougars – Unbeaten & Untied.

  • Zum Schluss noch ein Vergleich der Vorgaben des DOSB für jede Sportart und dem realen Ergebnis. Ich habe bei den Vorgaben einen Mittelwert des Zielkorridors genommen und bei manchen (0-1 oder 1-2) meist den unteren Wert zu Grunde gelegt.


    Sportart Medaillen
    Vorgabe
    Medaillen
    Real
    Finalplätze (1-8)
    Vorgabe
    Finalplätze (1-8)
    Real
    Meine
    Eischätzung
    Badminton 0 0 3 0 +/-0
    Beach Volleyball 1 1 3 1 +/-0
    Bogenschießen 0 1 1 1 +1
    Boxen 2 1 3 1 -2
    Fechten 2 0 3 1 -2
    Fußball 1 2 2 2 +1
    Gewichtheben 0 0 2 1 +/-0
    Golf 0 0 2 0 +/-0
    Handball 0 1 1 1 +/-0
    Hockey 1 2 2 2 +1
    Judo 3 1 7 3 -2
    Kanu 7 7 10 11 +1
    Leichtathletik 5 3 18 17 -1
    Mod.Fünfkampf 0 0 2 0 +/-0
    Radsport 7 2 17 8 -2
    Reiten 4 6 9 7 +/-0
    Ringen 1 1 3 4 -1
    Rudern 3 3 10 3 -1
    Schießen 2 4 7 8 +2
    Schwimmen 3 0 7 8 -2
    Segeln 2 1 5 2 -1
    Taekwondo 1 0 1 0 +/-0
    Tennis 1 1 1 2 +/-0
    Tischtennis 1 2 3 4 +1
    Triathlon 0 0 2 0 +/-0
    Turnen 2 2 7 5 +/-0
    Wasserspringen 2 1 3 4 -1
    Gesamt 51 42 134 96 -8

    College Champion 1984: Brigham Young Cougars – Unbeaten & Untied.

  • Auch wenn das Thema Doping überall präsent war und hin und wieder Bauchgrummeln verursachte, es waren wieder einmal sehr spannende und hochkarätige Wettbewerbe, die uns die Sportgladiatoren in ihren verschiedenen Arenen lieferten. Wie immer gab es Favoritensiege, Außenseiter die überraschten, Tränen der Freude und der Enttäuschung. Alles halt, was den Fan dazu bringt Sport zu konsumieren, zu genießen, aber auch mit ihm zu leiden, mit ihm zu fiebern und sich auch mal über ihn ärgern zu können. Der Reiz des Sports entsteht genau in diesem Spannungsverhältnis zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Nur wer auch mal eine Niederlage einstecken muss, kann sich über einen Sieg so richtig freuen.

    Und genau das bringen einem die Olympischen Spiele. Und eben nicht nur in EINER Sportart, sondern in 28 in einer relativ kurzen Zeit von gut zwei Wochen. Ich glaube man merkt: Ich war, bin und bleibe ein Fan der Olympischen Spiele :) .

    Ich hoffe korrupte Funktionäre, betrügende Sportler und Verkommerzialisierung der Spiele werden mir diesen Spaß nie ganz nehmen können. Ich merke aber, das wird von Olympiade zu Olympiade immer schwieriger.

    Auch ich oute mich als Fan der olympischen Spiele. Zwar haben mich die beruflichen Pflichten leider daran gehindert , mir die Nächte um die Ohren zu schlagen, aber ich habe doch eine ganze Menge geschaut.

    Auch wenn mich die Rahmenumstände nicht vom TV-Konsum der olympischen Spiele abhalten können, waren es m. E. im Vergleich die schlechtesten Sommerspiele, an die ich mich erinnere. Sie wurden in einem Land ausgetragen, das andere und weit drängendere Probleme hat. Die Sportstätten waren durchwachsen. Es gab erhebliche technische und organisatorische Probleme. Das Publikum verhielt sich nicht immer sportlich fair. Diverse Veranstaltungen fanden vor weitgehend leeren Rängen statt. Wenn wir einmal davon absehen, dass Rio per se eine schöne Skyline zu bieten hat, fällt mir nicht viel ein, was mir (über individuelle sportliche Leistungen, die es andernorts genauso gegeben hätte, hinaus) dauerhaft positiv in Erinnerung bleiben sollte.

    Daneben war auch die TV-Berichterstattung - gerade gemessen an dem Aufwand - eher enttäuschend. Das beginnt mit unkonzentrierten Moderatoren, die wenig zu sagen hatten und die immer gleichen dämlichen Fragen ("Haben Sie das überhaupt schon realisiert, was dieser Olympiasieg für Sie bedeutet?" etc.) an die Sportler stellten. Moderatoren, die die Namen der Interviewten verwechselten und die ihre persönliche Meinung - etwa die Einschätzung, es sei ein "Skandal", dass nicht alle russischen Sportler ausgeschlossen worden seien - als unumstößliche Fakten in die Welt posaunten. Für meinen persönlichen Geschmack wurde (im TV, man konnte auf Streaming ausweichen) zu viel Wert auf diejenigen Sportarten gelegt, die man ohnehin ständig sieht (Fußball, ggf. Tennis), obwohl gerade die olympischen Spiele Gelegenheit wären, sich um "Randsportarten" verstärkt zu kümmern. Das würde natürlich voraussetzen, dass man sich mit der Sportart einmal näher auseinander setzt und den Sportlern auch einmal ein paar intelligente und von echtem Interesse getragene Fragen stellt. Aber selbst bei den Kommentatoren wechselten sich Licht und Schatten ab - wobei ich den Kommentar zum Fußball-Finale eindeutig im Bereich des Schattens einordne. Schließlich geht mir persönlich die ständige Doping-Litanei tierisch auf die Nerven. Das alles gilt übrigens, obwohl kein anderes Land der Welt mit zwei großen TV-Stationen und einer derartigen Anzahl von Reportern/Kommentatoren vor Ort ist.

    Immerhin besteht die begründete Hoffnung, dass es wieder besser wird. Tokio ist vielleicht kein absolutes Sport-Mekka, aber die Japaner werden für eine deutlich bessere Organisation und vollere Stadien sorgen. Außerdem bestehen gute Aussichten, dass Eurosport ganz oder teilweise übertragen wird. Da kommentieren dann wenigstens Leute, die Begeisterung für den Sport empfinden und auch ein gewisses Maß an Fachkompetenz mitbringen.

    Fazit: Die olympischen Spiele an sich fesseln mich immer noch, aber die Organisation war verhältnismäßig schwach und die öffentlich-rechtliche Übertragung gewohnt mäßig.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (22. August 2016 um 16:06)

  • Ich oute mich mal als Fan von CougarsFan's Olympia Beiträgen, chapeau und Danke dafür, wirklich toll :):bier:

    Danke an dich und alle, denen die kleinen Pre- und Re-views gefallen haben. Hoffe mal wir lesen uns in vier Jahren (naja, Pyeochang liegt ja auch noch dazwischen :) ) alle wieder. :bier:


    @Chief

    Vieles von deinem posting kann ich auch unterschreiben. Den Organisatoren spende ich aber dennoch ein kleines Lob. Wenn man sich daran erinnert, dass noch ein paar Monaten von "Katastrophen-Spielen" die Rede war, haben die Brasilianer das ganze doch solide gewuppt. Vor den Toren der Arenen gab es lange Schlangen, aber ich denke mal das ist auch den ausufernden Sicherheitsmaßnahmen geschuldet. Mit einem irgendwie gearteten Anschlag muss man ja heute bei jeder Großveranstaltung leider rechnen. Die Verkehrsprobleme haben sie allerdings nicht in den Griff bekommen.

    Aber für den TV-Konsumenten war das ganze sehr gut in Szene gesetzt (kleinere Mängel, vor allem zu Beginn mal ausgenommen). Über unsere deutschen Reporter gäbe es vieles zu schreiben. Manche waren ganz gut, da merkte man auch das Interesse und die nötige Fachkompetenz für die einzene Sportart. Manch anderer war teilweise unerträglich, was allerdings bei 28 Sportarten (mal zwei, mindestens je einer für ARD und ZDF) nicht weiter verwundert. Über den Anteil der einzelenen Sportarten an der Berichterstattung haben wir hier schon ein paar mal diskutiert. Wenn man die live streams mal dazu nimmt, war die Versorgung m.E. sehr gut. In den Hauptprogrammen gab es einige Mängel.

    Die Japaner werden das in vier Jahren sicher noch perfekter und technisch wesentlich ausgereifter machen und auch vom Publikum wird man die sprichwörtliche "asiatische Höflichkeit" und damit Fairness den Sportlern gegenüber erwarten können.

    Was die Aussichten auf die Übertragungsrechte in Tokio angeht, habe ich meine starken Bedenken. Eurosport wird zumindest nicht so übertrieben "deutsch" berichten, davon kann man ausgehen, was ich als sehr angenehm empfinden würde. Ich befürchte bloss, dass sie sich das Geld für die Rechte vom Zuschauer massiv zurückholen wollen. Und auch Eurosport weiss WELCHE Sportarten besonders gut konsumiert werden - Schwimmen und Leichtathletik und da wird der Anteil die Berichterstattung auch sehr hoch sein, aber gerade die Randsportarten, befürchte ich, werden von Eurosport dann auf die Internet-Schiene abgeschoben und das lassen sie sich dann auch gut bezahlen. Ich habe keine Lust den Leuten das Geld in den Rachen zu werfen, nur um Olympische Spiele gucken zu können.

    Ich muss ehrlich zugeben, ich verfahre lieber nach dem alten Prinzip: Da bleibe ich beim gewohnten, da weiss man wenigstens was man hat.

    College Champion 1984: Brigham Young Cougars – Unbeaten & Untied.

  • Vieles von deinem posting kann ich auch unterschreiben. Den Organisatoren spende ich aber dennoch ein kleines Lob. Wenn man sich daran erinnert, dass noch ein paar Monaten von "Katastrophen-Spielen" die Rede war, haben die Brasilianer das ganze doch solide gewuppt. Vor den Toren der Arenen gab es lange Schlangen, aber ich denke mal das ist auch den ausufernden Sicherheitsmaßnahmen geschuldet. Mit einem irgendwie gearteten Anschlag muss man ja heute bei jeder Großveranstaltung leider rechnen. Die Verkehrsprobleme haben sie allerdings nicht in den Griff bekommen.

    Ich hebe mir mein entgültiges Urteil, das bisher eher mittelmäßig ausfällt, noch auf bis nach den Paralympics, sollten sie denn überhaupt stattfinden.

    Kann mich noch an Zeiten erinnern, da wurde nach jedem olympischen Turnier (und respektive nach jeder Fussball-WM) gesagt: "das waren die besten olympischen Spiele aller Zeiten!"
    Es hilft wohl nicht die Dinger nach China, Südafrika, Russland, Katar und Brasilien zu vergeben, damit dieser Satz mal wieder gesagt werden kann. Selbst der Hampelmann Bach traut sich das nicht.

    -----------------
    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Ich hebe mir mein entgültiges Urteil, das bisher eher mittelmäßig ausfällt, noch auf bis nach den Paralympics, sollten sie denn überhaupt stattfinden.
    Kann mich noch an Zeiten erinnern, da wurde nach jedem olympischen Turnier (und respektive nach jeder Fussball-WM) gesagt: "das waren die besten olympischen Spiele aller Zeiten!"
    Es hilft wohl nicht die Dinger nach China, Südafrika, Russland, Katar und Brasilien zu vergeben, damit dieser Satz mal wieder gesagt werden kann. Selbst der Hampelmann Bach traut sich das nicht.

    Aber ist nicht vielleicht dass auch ein Problem durch die Gesellschaft? Man gibt den meisten Ländern im Vorfeld schon keine Chance und buttert diese runter. Wenn man sich nur die Berichterstattung vor Augen führt, bevor es in Rio losging, da wurde auch alles und jenes schlecht geredet. Vielleicht sollte man einfach offener gegenüber den ganzen Ländern sein und abwarten wie es wird und nicht im Vorfeld schon urteilen. Tokio beispielsweise wird jetzt schon gelobt. Weswegen?

    Mir persönlich haben die Olympischen Spiele gefallen, ich konnte wieder Sport sehen den ich ansonsten vernachlässige. Zudem wurden wir Augenzeugen von vielen "letzten" Auftritten. Ein Bolt wird 2020 nicht mehr dabei sein, ein Phelps ebenso nicht. Ob Mo Farah 2020 läuft, fraglich. Man konnte zusehen wie Underdogs Medaillen holten (Del Potro beispielsweise - oder auch die Tischtennis Damen die mir spontan einfallen).

    Es gab Happy Ends, Hambüchen mit Gold bei seinem letzten Olympia Auftritt aber auch totale Dominanz die vielleicht so nicht erwartet wurde (Wilkenhorst/Ludwig) aber auch lustige Szenen wie der Protest des Mongolischen Ringers die sich bis auf die Unterhosen auszogen. Klar, auch tragische Sachen wie der Tod von Steffen Henze sind passiert, aber alles in allem waren es doch wieder schöne Spiele.

    GET RID OF Jack Easterby

  • Aber ist nicht vielleicht dass auch ein Problem durch die Gesellschaft? Man gibt den meisten Ländern im Vorfeld schon keine Chance und buttert diese runter. Wenn man sich nur die Berichterstattung vor Augen führt, bevor es in Rio losging, da wurde auch alles und jenes schlecht geredet. Vielleicht sollte man einfach offener gegenüber den ganzen Ländern sein und abwarten wie es wird und nicht im Vorfeld schon urteilen. Tokio beispielsweise wird jetzt schon gelobt. Weswegen?

    Weil die Japaner Geld haben, organisieren können und die "sprichwörtliche asiatische Höflichkeit" an den Tag legen. Weil es ihnen gnadenlos peinlich wäre, vor der Welt "ihr Gesicht zu verlieren". Weil die Bedeutung von Sport in Japan nicht auf Fußball beschränkt ist.

    Selbst die Griechen waren startklar, als es in Athen los ging, obwohl sie vorher fleißig gestreikt hatten. Aber was gab es in Rio? Zusammengebrochener Shuttle-Service, ausgefallende Wasserpumpe, versifftes Wasser, (im wahrsten Sinne des Wortes) abstürzende Technik, fehlende Infrastruktur für Doping-Kontrollen, zu hohe Preise, mäßiges und nicht selten ausverkauftes Essen, Demos, die von der Militärpolizei mit halblegalen Methoden gebremst wurden, ... Ich habe den Eindruck, dass vieles schön geredet wurde, aber wenn man mal zwischen den Zeilen gelesen hat ... Ob die Paralympics überhaupt stattfinden können, steht noch in den Sternen.

    Ein Attentat könnte mit letzter Sicherheit keiner verhindern, aber die Organisation müßte einfach funktionieren. Ich habe bewußt L.A. (84), Seoul (88), Barcelona (92), Atlanta (96) und Sydney (00) miterlebt, die waren alle auf ihre Weise toll. Athen (04) und Peking (08) waren gut, London (12) sehr gut. Da kann Rio einfach nicht mithalten - und das war absehbar.

  • Dein erster Absatz ist genau dass was ich meine. Man stellt Japan schon einen Freifahrtsschein aus. Sie können dies, sie können jenes. Ob dann alles gut laufen wird, bleibt abzuwarten. Bei Brasilien hingegen wurde schon im Vorfeld ständig mit dem Finger auf Rio gezeigt. Man muss doch auch solchen Ländern die Chance geben sich zu beweisen. Das alles was du angesprochen hast ist richtig, aber deswegen kann ich doch nicht im Vorfeld jetzt schon andere Länder und Städte quasi abstrafen und sagen, ach WM in Russland, dass wird scheisse bzw. hingehen und andere Städte im Vorfeld bereits loben. Ach Tokio wird super. (Das bezieht sich nicht auf dich, sondern der allgemeine Eindruck den man bekommt) Dass auch große Nationen bei Olympischen Spielen / Großereignisen versagt haben in der Vergangenheit konnte man auch erleben. Und damit meine ich nicht nur die Spiele bei uns 1972.

    GET RID OF Jack Easterby

  • Aber ist nicht vielleicht dass auch ein Problem durch die Gesellschaft? Man gibt den meisten Ländern im Vorfeld schon keine Chance und buttert diese runter. Wenn man sich nur die Berichterstattung vor Augen führt, bevor es in Rio losging, da wurde auch alles und jenes schlecht geredet. Vielleicht sollte man einfach offener gegenüber den ganzen Ländern sein und abwarten wie es wird und nicht im Vorfeld schon urteilen. Tokio beispielsweise wird jetzt schon gelobt. Weswegen?

    Ländern ne Chance geben, läuft auf eine verringerte Chance hinaus ordentliche Spiele zu bekommen. Und über eins müssen wir uns beim Start schon klar werden: die Dinger werden nicht an fragwürdige Kandidaten vergeben, weil da irgendein Philanthrop an der Spitze der Vergabegremien Chancen zur Bewährung vergeben will, sondern weil die direkte und indirekte Bezahlung soviel einfacher läuft in semi-Demokratien (und ja: auch woanders wird bestochen). In den Machbarkeitsstudien haben die ganzen Kandidaten hintere Plätze belegt.

    Es wurde nicht unfair über Brasilien berichtet. Wenn in Japan das Wasser versifft ist und die Unterkünfte auseinanderfallen, dann wird das genauso kritisiert werden. Die Reaktion ist dann vielleicht eine, bei der man auch ein eigenes Bedauern feststellen könnte. Kann mir jedenfalls schwer vorstellen das die Japaner den Australiern mit irgendwelchen abfälligen Känguru-Bemerkungen kommen. Es wird auch keiner positiven Rassismus ala "die sind halt so" bemühen müssen, Japan wird sich mit London und Sydney messen müssen, ein Vergleich in der A-Kategorie.

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    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Dein erster Absatz ist genau dass was ich meine. Man stellt Japan schon einen Freifahrtsschein aus. Sie können dies, sie können jenes. Ob dann alles gut laufen wird, bleibt abzuwarten. Bei Brasilien hingegen wurde schon im Vorfeld ständig mit dem Finger auf Rio gezeigt. Man muss doch auch solchen Ländern die Chance geben sich zu beweisen. Das alles was du angesprochen hast ist richtig, aber deswegen kann ich doch nicht im Vorfeld jetzt schon andere Länder und Städte quasi abstrafen und sagen, ach WM in Russland, dass wird scheisse bzw. hingehen und andere Städte im Vorfeld bereits loben. Ach Tokio wird super. (Das bezieht sich nicht auf dich, sondern der allgemeine Eindruck den man bekommt) Dass auch große Nationen bei Olympischen Spielen / Großereignisen versagt haben in der Vergangenheit konnte man auch erleben. Und damit meine ich nicht nur die Spiele bei uns 1972.

    Sieh es doch mal von der anderen seite aus: wo ist die fallhöhe schon vorher höher? Tokio erwartet jeder perfekte Spiele, von Rio haben das die wenigsten erwartet. Also hats doch Tokio deutlich schweerer die Menschen positiv zu überraschen, da hatte es Rio doch deutlich einfacher - und haben dabei versagt(nicht komplett aber doch versagt). Für mich waren es auch die schlechtesten Spiele an die ich mich erinnern kann(BJ75). Positiv fand ich die Eröffnungs- und auch die Abschlussfeier, man merkte das sie deutlich weniger Budget hatten, aber das haben sie super umgesetzt und nicht auf teufel komm raus auf die Pauke gehauen(wird in Tokio anders). Aber im Hintergrund liefen wohl einige dinge schief was die organisation betrifft. Ich tendiere auch dezent dazu das da verdammt viel Korruption ablief und z.B. dadurch die Arenen so erbärmlich gefüllt waren.
    Ich glaube über die unfairness des Brasilianischen Publikums wurde auch genug gesagt und geschrieben, sorry aber das wird bei mir für immer in erinnerung bleiben(gerade weil ich das nicht erwartet hätte). Außer Bolt und ihre sportler unterstützden sie doch kaum mal wen.

    Zum sportlichen: aus deutscher sicht waren die spiele nicht so erfolglos wie sie dargestellt werden. Klar Schwimmen konnte man mal wieder vergessen und erschreckender weise waren in der Leichtathletik unsere weit und wegschmeißer erstaunlich Medaillenarm, aber hier gabs erfreuliche ausnahmen auch außerhalb der ersten drei Plätze, wie z.B. unsere zwei Speerwerfer neben Röhler, auch Bettie Heidler war jetzt nicht um Meilen neben der Medaille(ok die weite war nicht so toll), auch Jungfleisch war im Hochsprung zumindest nicht weit weg von der Medaille genauso unsere Sprintmädels und Weitspringerinnen. Hier sieht man das es in Tokio deutlich nach oben gehen könnte.
    Beim Schwimmen hab ich ein oder zwei gesehen die Hoffnung machen in Tokio mal vorne mitzuschwimmen, aber richtig sonne am Horizont seh ich da nicht(aber hey 4 Jahre zeit das da was erscheint, ein Phelps reicht da ja).

    Wenigsten unser Paddler haben weitestgehend gehlaten was man sich von ihnen versprochen hat(natürlich gabs hier auch positive wie negative überraschungen). Einzig im Wildwasser hätte ich mehr erhofft, aber da wars ja wenigstnes knapp.
    Unsere Pferde mit ihren Reitern oben drauf haben auch gut geliefert, obwohl auch hier durchaus mehr dirn war. Einzig die Dressurequipe konnte da nicht mehr holen als sie getan hat.
    In den Mannschaftssportarten wo wir Teams hingeschickt haben, haben alle das erreicht was man gehofft hat und teilweise mehr. Schade ist hier halt das einige Mannschaften sich erst gar nicht qualifizieren konnten, da hier teilweise auch was zu holen gewesen wäre(wenns nur ne gute platzierung ist), aber da ist halt der kontinentalverband das problem(zu wenig startplätze).
    Kampfsportarten: Für mich enttäuschend, weder Judo, noch Ringen, noch Boxen hat das gehalten was versprochen wurde, auch fehlen die deutschen überraschungen komplett. Nicht unbedingt Medaillen, aber das gefühlt alle in der ersten Runde verloren haben hat mich doch sehr erschrocken.
    Radsport + Gewichtheben: war OK, ist halt einfach wie Gewichthebn für mich eine sehr Dopingverseuchte Sportart und dafür sind wir entweder zu doof(nicht falsch verstehen, danke) oder zu ehrlich(hoffe ich eher drauf).
    Tischtennis Einzel: auch hier eher ernüchternd, Timo für mich in beiden Spielen sehr schwach, Dimitri einfach etwas glücklos gegen Samsonow. Frauen chancenlos gegen die anderen Asiaten.
    Tischtennis Mannschaft: Sehr solide bei den Herren, Halbfinale war erwartet und dann halt zwei Chancen auf Edelmetall und die zweite genutzt. Silber wäre drin gewesen, somit Bronze sehr gut aber nicht das optimum. Zu den Frauen: Silber natürlich überragend und trotzdem für mich eine Medaille über die ich mich nicht allzusehr gefreut habe, ich mag einfach die tendenz der Chinesischen Meisterschaften nicht.
    Wasserspringen: Mit etwas mehr Glück gewinne wir da ein zwei Medaillen mehr, im Grunde aber solide abgeliefert und nichts groß verhauen.
    Turnen: für mich eine der positiven überraschungen, solide abgeliefert auch was die Mannschaften angeht und noch zwei Medaillen mitgenommen - passt. Zukunft bei Männern eher nicht so rosig, nei den Frauen siehts für Tokio gut aus.
    Schießen + Bogenschießen: Ok das war wohl deutlich besser als man erwarten konnte und trotzdem liefen die weit unter dem Radar(dank Stream konnte ich da wenigstens mehr von sehen) Bogenschießen fand ich echt gut zu schauen, gern mehr davon.
    Tennis: Bei den Männern einfach nur Pech, hätte interessant werden können. Bei den Frauen gabs halt Angie die souverän Silber holte(Finale verdient an die puerto ricanerin).
    Segeln: fast nichts von mitbekommen, eine Medaille gutes ergebniss, ansonsten ist das komplett an mir vorbei gegangen.
    Golf: darf gern wieder aus dem Programm genommen werden(ich mag Golf, aber hat mit Oly. nix zu tun)
    Fechten: naja mit dem kleinen Aufgebot hab ich nicht viel erwartet und das hab ich dann auch bekommen.
    Beachvolleyball: einwandfrei geliefert von Kira und Laura, die anderen etwas zu wenig geliefert.


    zu den highlights und lowlights schreib ich später vielleicht noch was. Ich hab übrigens locker 170 Stunden live geguckt(hatte extra Urlaub wegen den Spielen) weil ich die Olympischen Spiele für das größte und wichtigste Sportereigniss der Welt halte.

  • Bei Brasilien hingegen wurde schon im Vorfeld ständig mit dem Finger auf Rio gezeigt. Man muss doch auch solchen Ländern die Chance geben sich zu beweisen.

    naja, Rio hatte die Chance sich zu beweisen und die Vorurteile zu widerlegen, und dabei sind sie krachend gescheitert.
    Es gibt Nationen, die hätte aus dieser Vorverurteilung, wie du sie letztlich nennst, Motivation gezogen, es allen zu zeigen. In Brasilien ist das scheinbar anders, dort ist es eher die Rechtfertigung für Chaos und Halbfertigkeit. Dazu passend heute in der Tageszeitung der Abschlusskommentar des Reporters, der 5 Tage lang seine Toilette nicht benutzen konnte und als Antwort nur bekam "We are in Brazil".
    Natürlich sind die Vorschlusslorbeeren für Tokio verfrüht, aber dort wird es anders laufen, da bin ich mir auch sicher - zumindest besser als in Rio.

  • Also bei meinen aktuellen Erfahrungen mit der japanischen Bauindustrie wird das genau so eine Katastrophe :D

    Es ist halt alles eine Frage des Maßstabs. Brasilien ist realistisch gesehen immer noch ein 2.Welt-Land, was mal auf dem Sprung war, zur ersten Welt aufzuschließen und jetzt wieder etwas zurückgeworfen wurde.

    Dass es dort sicherlich auch genügend fähige Macher gibt, ist unbestritten, aber ein Projekt dieser Größenordnung hat einfach so viele Zahnräder, die ineinander greifen müssen, dass eine "Unterentwicklung" in Teilbereichen hier auch sofort einen massiven Einfluss auf das große Ganze haben. Und Dinge wie Korruption, Misswirtschaft und infrastrukturelle Unterentwicklung tragen dazu natürlich bei.

    Den Japanern gibt man hier natürlich einen anderen Vertrauensvorschuss und der japanische Hang zur Perfektion ist ja nun mal auch bekannt. Allen "Vorurteilen" ist ja auch meistens nur eine generelle Betrachtung der Majorität inne. Nichtsdestotrotz werden einen einzelne Player immer wieder zur Verzweifelung treiben! Ich kann für mich persönlich gerade attestieren, dass ich an den Japanern gerade wirklich verzweifele! Deren Kultur ist mit nichts zu vergleichen, was ich jemals global erlebt habe. Dagegen sind die Chinesen ein Klacks!

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Dein erster Absatz ist genau dass was ich meine. Man stellt Japan schon einen Freifahrtsschein aus. Sie können dies, sie können jenes. Ob dann alles gut laufen wird, bleibt abzuwarten. Bei Brasilien hingegen wurde schon im Vorfeld ständig mit dem Finger auf Rio gezeigt. Man muss doch auch solchen Ländern die Chance geben sich zu beweisen. Das alles was du angesprochen hast ist richtig, aber deswegen kann ich doch nicht im Vorfeld jetzt schon andere Länder und Städte quasi abstrafen und sagen, ach WM in Russland, dass wird scheisse bzw. hingehen und andere Städte im Vorfeld bereits loben. Ach Tokio wird super. (Das bezieht sich nicht auf dich, sondern der allgemeine Eindruck den man bekommt) Dass auch große Nationen bei Olympischen Spielen / Großereignisen versagt haben in der Vergangenheit konnte man auch erleben. Und damit meine ich nicht nur die Spiele bei uns 1972.

    Wir sind hier aber m. E. nicht in der Kategorie "Jeder hat eine (erste, zweite, dritte) Chance verdient". Das bietet sich an, wenn ich jeden Kandidaten unabhängig von allen anderen Kandidaten beurteilen soll. Beispielsweise ist die Frage, ob Straftäter X Bewährung bekommt, völlig unabhängig von der Frage, ob Straftäter Y oder Z Bewährung bekommen.

    Hier geht es nicht um eine individuelle Chance, sondern um die Auswahl unter mehreren Kandidaten. Man kann nicht mehreren die olympischen Spiele zur Ausrichtung überlassen, also will man - jedenfalls in der Theorie - den voraussichtlich besten Ausrichter auswählen. Es geht also (theoretisch) um die Prognose, wer die Aufgabe am besten umsetzen wird - und nachträglich um die Überprüfung, ob die Realität der Prognose entsprach. Da man natürlich nicht weiß, wie die unterlegenen Kandidaten abgeschnitten hätten, bieten sich als Vergleich frühere Ausrichter und damit verbundene Erfahrungswerte an. Angesichts des allgemeinen technischen Fortschritts müßten eigentlich jede olympischen Spiele die "besten Spiele aller Zeiten" werden.

    Ansonsten würde mich interessieren, welche großen Nationen in der Vergangenheit aus Deiner Sicht "versagt" haben. 1972 lag leider weit vor "meiner" Zeit, aber nach meinem Kenntnisstand sollen es grundsätzlich sehr schöne Spiele gewesen sein. Die wurden natürlich von dem terroristischen Attentat überschattet, aber daraus dem Veranstalter einen großen Vorwurf zu machen, erscheint mir etwas weit hergeholt.

  • Hier geht es nicht um eine individuelle Chance, sondern um die Auswahl unter mehreren Kandidaten. Man kann nicht mehreren die olympischen Spiele zur Ausrichtung überlassen, also will man - jedenfalls in der Theorie - den voraussichtlich besten Ausrichter auswählen. Es geht also (theoretisch) um die Prognose, wer die Aufgabe am besten umsetzen wird - und nachträglich um die Überprüfung, ob die Realität der Prognose entsprach. Da man natürlich nicht weiß, wie die unterlegenen Kandidaten abgeschnitten hätten, bieten sich als Vergleich frühere Ausrichter und damit verbundene Erfahrungswerte an. Angesichts des allgemeinen technischen Fortschritts müßten eigentlich jede olympischen Spiele die "besten Spiele aller Zeiten" werden.

    Na ja..geht es irgendwie schon. Ansonsten würden nämlich alle olympischen Spiele oder WMs immer nur in die hochentwickelsten oder reichsten Länder vergeben werden (von denen ja auch immer eins mit im Pool ist) .

    Ich zweifele 0.0 an, dass die WM in Katar bauliche oder organisatorische Probleme haben wird. Trotzdem war die vergabe dahin absolut falsch

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!