Jetzt mal Eure Meinung: was ist denn von Martin Schulz hängen geblieben oder wen hat Martin Schulz auch nur ansatzweise angesprochen? Hat irgendeiner eine Idee wofür er steht/stand oder stehen wollte?
Der Mann ist doch hochgradig nichtssagend. Kein Charisma, kein besonders mitreißender Rhetoriker.
Dessen Highlight bislang war doch maximal, da die rechten Pöbler des EU Parlaments verwiesen zu haben.
Die Leute wollen doch jemanden haben, zu dem sie aufschauen, dem sie vertrauen, dem sie was zutrauen. Einen begeisternden Leader, der seinen prinzipiellen Weg aufzeigt und dann auch geht. Ohne jetzt unbedingt die Macho-Attitüde von Basta-Schröder. Und für männliche "Führungspersonen" trifft das wahrscheinlich noch extremer zu als für Merkel als Frau (tatsächlich sicherlich auch ein Vorteil für sie).
Mit nichts davon bringe ich Martin Schulz in Verbindung. Und das Interview bestätigt auch, warum.
Ich denke, Schulz war von Anfang an eine Verlegenheitslösung, die nie eine echte Chance hatte.
Wie soll das deutsche Wahlvolk auch zu einem stehen, der den Hauptteil seiner politischen Karriere in Brüssel verbracht hat ? Mag er sich da seine Referenzen erworben haben, aber im Kontrast zur übermächtigen Merkel, die zwar auch eher schlicht und farblos daherkommt, aber eben medial und politisch dauerpräsent ist, wirkt(e) er doch eher wie ein EU-Bürokrat, der plötzlich vor Ort ein Feld beackern sollte, das ihm so fremd war wie es ihn (siehe Spiegel) überforderte.
Man addiere die zunehmende EU-Antiphatie, den Rückzug auf nationales Denken, den allgemeinen Rechtsruck und die Merkel-Stammwählerschaft und voila ... fertig ist das (Wahl)Debakel.
Nun steht er als personelle Verkörperung für eine historische Wahlniederlage, während die wahren Schuldigen wie Nahles, Gabriel, Maas und Oppermann fleißig weiter in die Kameras grinsen und sich ihrer Verantwortung entziehen.
Scharping, Steinbrück, Schulz .. in diese Kette der parteigeschichtlichen Fußnoten reiht er sich ein und wird so auch im historischen Gedächtnis eher als Hinterbänkler fungieren.
Sein Scheitern wird den allgemeinen Niedergang dieser Partei nur beschleunigen .. linke und ökologische Themen besetzen andere, die FDP wird die neue (alte) Freundin der CDU und die AfD besetzt die rechte Flanke .. was bleibt da noch für die SPD und wofür steht sie ? Mit welchen neuen Gesichtern ?
Das plötzlich im Wahlkampf überbetonte (und sowieso beliebig austauschbare) Thema -Gerechtigkeit- hat die Partei 10 bis 15 Jahre zu spät für sich entdeckt. Die Oppositionsrolle im Bundestag könnte da tasächlich die letzte Gelegenheit sein, um aus der (für mich) existenziellen Krise herauszufinden, sich neu zu positionieren, zu definieren und aufzustellen. Da aber die handelnden Personen (s.o.) die gleichen sind, scheint hier jedoch Abwarten und eine minimale Erwartungshaltung geboten zu sein.