Lieber Gott,
kennst du mich noch? Ich bin’s...Madness.
Ja ich weiß. Jetzt sagst Du: Football-Zeit steht vor der Tür und schon kommt dieser Madness wieder angekrochen. Zurecht fragst du Dich: Hat der denn keinen Stolz? Kein Fünkchen Ehre in sich? Die Antwort: Nö, Herr, hab ich nicht. Wenn’s um die Eagles geht, dann vergesse ich mich komplett. Deswegen sprech’ ich Dich jetzt auch schon das dritte Jahr in Folge an. Und ich werde Dich mindestens solange nerven, bis die Vince-Lombardy-Trophäe in Philadelphia steht, das gelobe ich feierlich. Bitte fass das nicht als Drohung auf, lieber Gott, nichts läge mir ferner. Eher als Denkanstoß, vielleicht.
Wie jedes Jahr gibt es hier im Forum sicher einige Neulinge, die nicht genau wissen, was dieser Thread hier eigentlich soll. Die haben vielleicht mittlerweile mitbekommen, dass ich komplett einen an der Schüssel habe. Aber, dass ich während der Football-Saison jede Woche ein kleines Tete-a-tete mit dem größten aller Headcoaches habe, das wissen sie noch nicht. Darum liebe Freunde: Madness ist nicht besoffen. Madness ist auch nicht daran interessiert, euerer Kirche beizutreten. Madness macht das immer.
So, Herr. Da das geklärt wäre: Machen wir mal Nägel mit Köpfen. Obwohl. Nägel sind kein gutes Bild, da hat deine Verwandtschaft bereits unangenehme Erfahrungen mit gemacht. Ich nehme lieber was, was positiver rüber kommt und sage: Jetzt mal Butter bei de Fische. Der Fisch als Symbol für die Christenheit und die Butter als Symbol für Warren Sapp, Corey Simon oder sonst einen dickwänstigen Tackle, die Auswahl ist ja groß genug. Ja, das passt besser als die Nägel, entschuldige bitte noch mal, das ist die Euphorie.
Na denn: Wie Du vielleicht bereits mitbekommen hast, lieber Gott, geht die Football-Saison am Montag los. Davor gibt’s einige Vorspiele, die jetzt nicht weiter von Bedeutung sind. Donnerstag treffen die ersten Sportkameraden aufeinander, es sind die Football-Maschinisten aus Massachusetts und die Höllenpiraten aus Kalifornien. Ein gut aussehender Bursche mit Nerven aus Drahtseilen und Spielübersicht auf der einen Seite. Und ein zotteliges Etwas mit einem Gesicht wie eine Bratpfanne und Schwierigkeiten seine imaginäre Hose oben zu behalten, auf der anderen. Die beiden sind nicht schwer zu verwechseln. Aber im Grunde ist das eh nebensächlich. Wichtig ist erst mal, dass die Pille wieder fliegt.
Und Herr, ich muss schon sagen: Das waren lange Monate. Einiges ist in der Zwischenzeit passiert. Viele unschöne Sachen waren dabei, lieber Gott, das lässt sich nicht verleugnen: Großmauls Hick-Hack mit den Eagles, der Stromausfall bei des Himmels liebstem Fantasy-Team am Drafttag oder Ron Mexicos sündenhaftes Treiben, um nur einige zu nennen.
Ron Mexico, fragst Du? Ach ja, vielleicht warst du da gerade im Urlaub, Herr. Ron Mexico ist der Deckname von Michael Vick bei seinen Off-Season-Eskapaden. Dass der falsche Name gegen die Gebote verstößt, brauch ich dir ja nicht zu sagen. Gebot Nummer neun wäre das (Exodus 20,16): „Du sollst nicht falsch gegenüber deinem Nächsten aussagen“. Oder wie wir im 21. Jahrhundert gern sagen: Du sollst nicht lügen. Herr, ich weiß, was Du jetzt denkst: Moses hat die schweren Tafeln vom Berg runter geschleppt und jetzt kommt dieser transformierte Runningback und hält sich nicht dran. Und nicht, dass so eine Erdenerscheinung ein Kinderspiel wäre. Ich glaube sogar, lieber Gott, dass irgendwo in der Bibel steht, dass man kein Herpes übertragen soll. Das steht ziemlich weit hinten, ich finde es bloß gerade nicht.
Oh Herr, doch die Zeit der Vergeltung ist nahe. Ich vertrau da voll auf Dich. Der Apostel Paulus zitiert dich in einem Brief an die Römer wie folgt: „Ich bin der Rächer, ich habe mir das Gericht vorbehalten, ich selbst werde vergelten.“ (Röm 12, 17-21). Ich sag bloß: Das Gericht ist in nicht mehr allzu weiter Ferne. Monday Night: Philadelphia in Atlanta. Übe schreckliche Rache an Mike Vick. Er hat es verdient. Dampf aus den Ohren, überlaute Blähungen im Huddle oder eine Mickey-Maus-Stimme wären das erste, das mit jetzt spontan einfallen würde. Aber Du bist da sicher kreativer.
Natürlich könnte man auch sagen: Mit „Ron Mexico“ hat sich Vick schon genug selbst gestraft. Denn, oh Herr, ich habe nämlich heraus gefunden, für was dieser putzige Name in Wirklichkeit steht. Willst Du es wissen? „Really Overrated Non-Passing-Machine Enjoying X-Rated InterCourse Ocassionally“. Absolut offensichtlich. Dass das noch keinem aufgefallen ist, wundert mich eh. Na ja. Bevor wir darauf bauen, bauen wir lieber auf Deine Rache, lieber Gott. Und wenn du schon dabei bist: Hilf den Eagles auf ihrem Weg zum Superbowl mit dem ersten Saisonsieg. Davon hätten wir dann beide was.
Amen