• Aus dem Interview mit Hans Werner Sinn

    Das deutsche Staatsgebiet zu schützen und das Eigentum der Deutschen an den öffentlichen Gütern hierzulande zu sichern, darauf hat sie einen Eid geleistet, und dazu ist sie verpflichtet.

    von welchem Eigentum ist hier die Rede?

  • Aus dem Interview mit Hans Werner Sinn

    Das deutsche Staatsgebiet zu schützen und das Eigentum der Deutschen an den öffentlichen Gütern hierzulande zu sichern, darauf hat sie einen Eid geleistet, und dazu ist sie verpflichtet.

    von welchem Eigentum ist hier die Rede?

    Mallorca. :mrgreen:

  • Hans-Werner Sinn ist grundsätzlich in jeder Lebenslage zu empfehlen. Mit dem Ernstnehmen verhält sichs da schon etwas komplizierter ;)

    Ernst sollte man die Argumente schon nehmen, denn dran ist da ja etwas, nur fehlt da oft - wie bei anderen Leuten auch - ein wichtiger Teil. Ich nehme mal 2 Beispiele aus dem Interview, die zum Thread passen:

    Sinn: "Dass die Kanzlerin sagt, sie könne die Grenzen nicht kontrollieren, hat mich verwundert. Das ist ihre Aufgabe als Kanzlerin. Das deutsche Staatsgebiet zu schützen und das Eigentum der Deutschen an den öffentlichen Gütern hierzulande zu sichern, darauf hat sie einen Eid geleistet, und dazu ist sie verpflichtet."

    Natürlich ist das ihr Job und sie hat einen Eid geleistet. Nur ist es erstens so, dass beides nicht heißt, dass sie es kann. Wenn ich morgen einen Eid leisten und als Lehrer für altägyptische Algebra anheuern würde, hieße das nicht, dass ich das auch tatsächlich auch unterrichten könnte. Sinn suggeriert hier etwas, das so gar nicht stimmt. Die Polizei wird auch seit Jahrzehnten dafür bezahlt, den Drogenhandel zu unterbinden und es kann keine Rede davon sein, dass ihr das gelungen wäre.

    Aber nun ja, wir wollen das Kind nicht mit dem Bade ausschütten: Vielleicht reicht uns ja auch eine Einschränkung, wenn eine völlige Schließung nicht drin ist. Das ginge, aber Sinn erwähnt den Preis dafür (die Zöllner lasse ich weg, weil Sinn da richtig liegt) nicht: Das Elend fände vor unseren Grenzen (s. Griechenland) oder auf unseren Straßen (s. Tote im LKW in Österreich letzten Sommer) und dann als illegale Einwanderung in unseren Städten statt... oder eben am bequemsten für uns in Flüchtlingslagern und Bürgerkriegsgebieten.


    Sinn: "Schauen Sie nach Spanien. Spanien hatte in den vergangenen Jahren auch eine Flüchtlingswelle. [...] Heute sucht die spanische Marine nach Booten, gewährt den Passagieren Schutz und bringt sie dann zurück nach Afrika. Die spanische Polizei verfolgt gleichzeitig in Afrika Schlepperbanden.
    Wegen dieser scheinbar harten Politik kommt keiner mehr, und deshalb stirbt kaum noch jemand auf der Passage nach Spanien."

    Richtig, aber auch hier fehlt ein wichtiger Teil. Er suggeriert nämlich, dass die Leute nicht mehr sterben würden, dabei sterben sie nur nicht mehr auf dem Weg nach Spanien. Sie sterben nun auf anderen Routen oder sie sterben in Gebieten, aus denen sie eigentlich flüchten möchten, aber nicht können. Worin da der humanitäre Fortschritt liegen soll, als den Sinn diese Maßnahmen verkauft (man schützt die Leute quasi durch Abschreckung vor sich selbst), ist etwas nebulös.

    Für jemanden, der so großspurig von Wahrheit und Wissenschaft redet, ist seine Darstellung der Wahrheit arg, sagen wir mal ... unterkomplex.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Nun ja... Aber in dem Fall findet ja nun einfach ein Paradigmenwechsel statt. Sinn bezieht sich ja hier auf die jahrzehnte lang praktizierte Praxis, in der Europa nun mal einfach dicht war. Die Festung halt. Früher noch über den eisernen Vorhang, später dann über die Sicherung der Außengrenzen, mit wenigen Schlupflöchern. Jetzt wird daraus natürlich ein Henne und Ei Ding. Sind die Leute nicht nach Europa gezogen, weil die Not nicht groß genug war oder weil einfach keine Chance auf Einlass bestand? Das war in gewisser Art und Weise halt ein erprobtes Gleichgewicht (über human oder inhuman möchte ich hier nicht werten) . Durch die Grenzöffnung (durch welche Motivation jetzt auch immer erzeugt) hat man nun eine komplett neue Situation erzeugt, die (so wie es momentan scheint) zumindest momentan nahezu unumkehrbar ist. Das kann man natürlich als humanitären Fortschritt sehen, kann man aber auch mitunter als kurzsichtig und politisch bedenklich sehen (die Auswüchse sieht man ja überall). Frei nach Goethe : "Die Geister die ich rief, die werd ich nun nicht los"
    Vergleiche ich das mit den anderen klassischen, westlich-geprägten Einwanderungsregionen der Welt, so ist man hier einfach planlos.

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Europa war doch noch nie eine Festung. Ich nehme mal Spanien als Beispiel. Da hat man 2005 auf einen Schlag 700.000 (!) Illegale eingebürgert. Davor hatte man in Griechenland über mehrere Jahre ebenfalls 700.000 Illegale "legalisiert". Italien hat zwischen 1990 und 2005 fünf Legalisierungsaktionen durchgeführt und gab allein 2002 650.000 ausländischen Staatsbürgern Bleiberecht. Auch in Berlin leben schon ewig zehntausende Illegale. Sieht so eine Festung aus?

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Habe zwei Artikel zum Thema gefunden. Ersterer ist eine Meinung, zweiter weist einfach auf Auswirkungen hin.

    1. http://www.welt.de/debatte/kommen…elle-droht.html

    Hier wäre jetzt unser Historiker Derek gefragt. Er hat immerhin ein Diplom, bei mir ist es nur Hobby.

    Heute Morgen im Bus gelesen auf dem Weg zum Rückentraining. Scheint mir jetzt erstmal schlüssig und beschreibt zumindest auf den ersten Blick den Sturm, der in den nächsten JAhren auf uns zurollt.

    Mit Mauern hoch, sicher kurzfristig ein probates Mittel um erstmal Ruhe in den Laden zu bekommen, wird das aber langfristig kaum funktionieren. Nur wie vermittle ich den Anderen, also denen, die gestern die Parteienlandschaft durcheinandergewirbelt haben, die Dinge, die da kommen können.

    Mit "ist mir doch egal oder net mein Problem" wird das kaum zu lösen sein. Die Frust & Wut steigt also weiter und wann ist die AFD dann mehrheitsfähig?

    Auf der anderen Seite jetzt die Türen weiter offen zu lassen und sagen wir mal grob 100 Mio Migration in Europa zuzulassen, bei 500 Mio Bevölkerung von der Zahl auch nur 20%, wer bitte möchte für dieses gigantische soziale Experiment hinterher seinen Kopf hinhalten. Die Chancen des Scheiterns sehe ich wesentlich höher als die des Gelingens.

    Eine Idee zu haben ist ja selten das Problem, es scheitert fast immer an der Umsetzung. Und die fängt bereits bei den kleinen Dingen an.

    Siehe hier ein Bsp. aus Schweden:

    http://www.welt.de/politik/auslan…uwanderung.html

    Ich finde leider nicht mehr den Artikel auf Spiegel Online, den eine Marokkanerin über das LAnd ihrer Eltren kürzlich geschrieben hat und wie sich das Land und das Frauenbild in der Gesellschaft seit ihrer Geburt vor 30 Jahren verändert hat. Vielleicht schafft es ja jemand. Aber optimistisch war das nicht. Sie hatte selbst massive Problem unberührt durch die Stadt zu gehen.

    Leider darf man der Generation 20-40 mittlerweile hier in unserem Lande ein Weltbild unterstellen, was zwar sehr human ist und irgendwie auch angenehmer daher kommt als unser österreichischer Ansatz vor 83 Jahren, aber Wahrheiten, die nicht diesem Weltbild entsprechen, einfach ausblenden oder verniedlichen. Irgendwie hat das was von den Republikanern, die in den USA ja auch trotzig den Klimawandel bestreiten. Es ist Gottes Zorn, weil die missratene Jugend den Teller nicht leer gegessen hat.

    Wird es uns wirklich gelingen, den kleinen Teil bei uns zu integrieren? Frankreich ist kläglich an seinen eigenen Kolonien gescheitert, unser erster Versuch war auch ein Griff ins Klo und selbst, wenn diesmal etwas besser gelingen würde, dei Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, was machen wir mit der großen Welle der Klimaflüchtlinge?

    Und vor allem, wer von unseren Führungskräften stellt sich vor das gemeine Volk und sagt die Wahrheit, die da lautet, wenn wir nicht bereit sind vor Ort massiv zu helfen, was nichts anderes bedeutet als gesellschaftlichen Reichtum, abzugeben, werden diese Leute kommen, denn was immer sie hier an Leben erwarten wird, es wird allemal besser sein als ein Leben dort, wo es kein Wasser und keine Ernährung gibt.

    Wie also müßte ein Projekt hier laufen bzw. was macht man in den Problemgebieten? Ist das überhaupt in den Ländern ohne massives militärisches Eingreifen seitens Europa durchführbar?

    Denn mal los Jungs.
    ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Chicago (14. März 2016 um 16:32)

  • Ich habe auch ein Diplom, daher versuche ich es mal... :)

    Langfristig geht es nicht ohne eine Europäische Lösung. Ich schrieb es schon mal vor ein paar Wochen: Vor dem Hintergrund dessen, was da durch den Klimawandel induziert voraussichtlich auf uns zu rollt, ist der Syrienkonflikt mE eine Petitesse. Gut, dass die AfD schon mal vorsichtshalber den athropoghenen Anteil hieran per Parteiprogramm negiert hat (sorry, could not resist). Wie man das lösen soll? Ich habe keine Ahnung. Aber mich dünkt, es wird nicht mit ein bisschen Nato-Draht glücken.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Ich habe auch ein Diplom, daher versuche ich es mal... :)

    Langfristig geht es nicht ohne eine Europäische Lösung. Ich schrieb es schon mal vor ein paar Wochen: Vor dem Hintergrund dessen, was da durch den Klimawandel induziert voraussichtlich auf uns zu rollt, ist der Syrienkonflikt mE eine Petitesse. Gut, dass die AfD schon mal vorsichtshalber den athropoghenen Anteil hieran per Parteiprogramm negiert hat (sorry, could not resist). Wie man das lösen soll? Ich habe keine Ahnung. Aber mich dünkt, es wird nicht mit ein bisschen Nato-Draht glücken.

    Sehe ich ganz genauso und ich denke einigen der europäischen Spitzenpolitikern ist das genauso klar. Das Problem ist nur das hier gerade auf fast allen Seiten Symbolpolitik vom feinsten gemacht wird weil denen allen auch klar ist das sie längst nicht mehr im Amt sein werden wenn es wirklich schlimm wird.

    Imho wäre erstmal ein guter Anfang die Klimaziele einzuhalten und vielleicht sogar noch zu verschärfen, egal was das für die Kohelindustrie bedeutet, aber da sind wir wieder bei Klientel- und Symbolpolitik.

    erstmals einen Beitrag wegzensiert bekommen. Bin ein Rebell :hinterha:

    Einmal editiert, zuletzt von exit (16. März 2016 um 09:11)

  • Ich bin bei solchen Studien immer vorsichtig, wenn sich das Gefühl einschleicht, dass da möglicherweise eine hier stattfindende Debatte mit handverlesenen Argumenten befeuert werden soll. Natürlich können negative Folgen des Klimawandels Migrationsströme verstärken. Wie stark die dann aber sind und ob die dann aber in unbedingt nach Europa fließen werden, ist eine andere Sache. Der Umgang mit solchen Veränderungen ist vor allem dann ein Problem, wenn man nicht die Mittel hat, um damit umzugehen: Steigende Meeresspiegel sind für die Niederlande nicht so schlimm wir für Bangladesch.

    Wenn wir jetzt z. B. mal nach Afrika schauen, sieht man, dass sich da in den letzten 10-15 Jahren von vielen kaum bemerkt einiges getan hat. Basierend auf UN-Berichten wird darüber spekuliert, dass es in 20 Jahren keine (absolute) Armut geben könnte. Ohne dass man da jetzt jede positive Prognose sofort für bare Münze nehmen soll, stellt sich dennoch die Frage, ob solche Entwicklungen möglicherweise dazu führen könnten, dass Migrationsströme hier nicht so stark ankommen wie befürchtet, weil viele Staaten mit den Problemen selbst besser umgehen könnten und Menschen (wie man ja gerade sehen kann) an sich lieber in der eigenen Region bleiben, solange es da eine Perspektive gibt.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Ich bin bei solchen Studien immer vorsichtig, wenn sich das Gefühl einschleicht, dass da möglicherweise eine hier stattfindende Debatte mit handverlesenen Argumenten befeuert werden soll. Natürlich können negative Folgen des Klimawandels Migrationsströme verstärken. Wie stark die dann aber sind und ob die dann aber in unbedingt nach Europa fließen werden, ist eine andere Sache. Der Umgang mit solchen Veränderungen ist vor allem dann ein Problem, wenn man nicht die Mittel hat, um damit umzugehen: Steigende Meeresspiegel sind für die Niederlande nicht so schlimm wir für Bangladesch.

    Natürlich muss es nicht sein das die dann alle hierher kommen, aber es ist nicht ganz unwahrscheinlich durch den kurzen Seeweg.
    In die Zukunft sehen kann niemand, aber wenn nichts getan wird und lieber mit Blick auf die Arbeitsplätze und den eigenen Wohlstand das Klimaziel weg- bzw kleindiskutiert wird ist es recht wahrscheinlich das damit im nahen Osten noch größere Dürren ausgelöst werden und wenn es Krieg ums Trinkwasser gibt wird es eine Fluchtbewegung geben deren Ursache dann nicht mehr auf diplomatischem Wege oder mit Kriegsgerät bekämpft werden kann.

    erstmals einen Beitrag wegzensiert bekommen. Bin ein Rebell :hinterha:

  • Was in Berlin beim Bau vom Flughafen gut funktioniert, das gilt wohl auch für Flüchtlingsunterkünfte. Vor rund 4 Wochen haben sich die Bezirke geeinigt auf einen Schlüssel zur Bereitstellung von Plätzen für (meist) Modulbauten als Unterkunft. Da gabs natürlich ein riesiges Geschiebe wer wieviel bereitstellen muss, aber dann haben sie sich zum Schluss geeinigt das selbst sehr dicht besiedelte Bezirke (wie in diesem Fall Friedrichshain), mindestens 5 Adressen zur Verfügung stellt.

    Da guckt man dann natürlich mal in den Listen nach ob irgendwas in der Nähe gebaut wird und wird auch fündig, so 500m entfernt von mir soll was gebaut werden. Hab damals schon nicht schlecht gestaunt, da ich die Ecke ganz gut kenne und mir nicht wirklich vorstellen konnte wo die da was hinbauen wollen. Das Grundstück wird momentan von einem Biergarten belegt (sind auch insgesamt nur 3000 Quadratmeter). Naja, werden die den wohl schliessen, auf dem Gründstück alles abreissen und dann da die Module hinsetzen hab ich mir gedacht. Problem? Alles denkmalgeschützt.

    Hat echt Wochen gedauert bis mal ein Journalist auf die Idee gekommen ist, sich den Standort anzugucken und die zuständige Wohnungsbaugesellschaft ist auch schon kräftig am rudern.
    Irritationen über geplante Flüchtlingsunterkunft an der Karl-Marx-Allee

    Da werden aus Modulbauten, deren einziger Sinn es ist schnell Unterkünfte zu schaffen, "langfristige Projekte". Mal sehen wie den anderen Bezirken dieser "Bluff" meines Bezirks schmecken wird.
    Das Ganze reiht sich übrigens nahtlos ein in die "städtebauliche Nachverdichtung", es sollte nämlich auch schon vor dem Flüchtlingsthema neuer Wohnraum geschaffen werden und die zuständigen Stellen sind auch da am besten mit "aktionistischer Inkompetenz" zu beschreiben.

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    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Naja jetzt haben wir ja ein Abkommen mit unseren türkischen Freunden und dann kommen jetzt auch keine Flüchtlinge mehr.

    Sorry aber etwas Ironie sollte erlaubt sein :)

  • Naja jetzt haben wir ja ein Abkommen mit unseren türkischen Freunden und dann kommen jetzt auch keine Flüchtlinge mehr.

    Sorry aber etwas Ironie sollte erlaubt sein :)

    Und das, wo laut der "Welt am Sonntag" viele Flüchtlingsheime halb leer stehen... :hinterha:

  • Und das, wo laut der "Welt am Sonntag" viele Flüchtlingsheime halb leer stehen... :hinterha:

    die "Ankunftszentren" sind aufgrund der Balkanroute-Blockade natürlicherweise leer. Die eigentlichen (dauerhaften) Flüchtlingsunterkünfte arbeiten quasi nirgendwo im Land mit Unterbelegung.

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    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.