BREXIT - Wars das für Europa?


  • Möglichkeiten gibt es genug, man muss es nur wollen.

    Ein Land mit 60Mio Ärzten, Ingenieuren und Hochschulprofessoren...

    Ich habs schonmal gesagt: dem Ganzen sind auch Grenzen gesetzt. Was sagt man einem 50jährigen Stahlarbeiter, der mit seiner harten Arbeit 30 Jahre seine Familie ernähren konnte, wenn sein Job verschifft wird? Der wird dir vielleicht sagen das er nicht den Grips hat für eine Umschulung, die ihm gleiche Verdienstmöglichkeiten bringen wird und der steht auch vor dem Problem das er zwar noch rund 20 Jahre arbeiten müsste, das diese Investition aber keiner machen will, weil seine Restarbeitszeit zu gering ist. Während all dem frisst der verkrüppelte Sozialstaat an seinen Ersparnissen und seiner Rente. Schlechte Aussichten.

    Ich wehre mich jedenfalls dagegen diese "pull yourself up by your bootstraps"-Ideologie für mich gelten zulassen, im Hinblick auf alle anderen Leute, die nicht meine Möglichkeiten gehabt haben.

    -----------------
    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • @'isten
    Dann gehöre ich zu 20%.

    Schön für dich und schön für mich, weil ich da auch dazu gehöre, nur ändert das nichts an den Zahlen.
    Den Leuten, die es nicht schaffen, vorzuwerfen, dass sich einfach nicht angestrengt hätten, ist eine
    typische Oberschichten-Argumentation. Das Leben läuft aber ein wenig anders.

    Ich nehme mich mal als Beispiel. Als "Aufsteiger" habe ich was studiert? Geschichte und Politik. Wie
    lange habe ich studiert? Lang. Zufall? Natürlich nicht. Wenn ich meinen Werdegang mit dem meiner
    Mitschüler vergleiche, kommt genau das raus, was die Statistiken aussagen. Kinder aus Haushalten, wo
    die Eltern nicht studiert haben, neigen - wenn sie es überhaupt an die Uni schaffen - dazu, die für den
    Staat wortwörtlich "billigen" Studiengänge zu wählen (also z.B. Geisteswissenschaften) und dann die
    Regelstudienzeit zu überschreiten. Akademikerkinder wählen teure Studiengänge (als z.B. Medizin)
    und studieren kürzer. Beides schlägt sich hinterher natürlich massiv im Gehalt nieder und hat wenig
    mit IQ oder Anstrengung zu tun, sondern offensichtlich mit den Familien, in die man hineingeboren wird.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Da bin ich anderer Meinung, denn es ist bereits möglich.Ich wiederhole mich, wir haben in Deutschland einen hervorragenden zweiten Bildungsweg, man muss nur Kompromisse eingehen.
    Auf der einen Seite möchte man die Freiheit die man hat, aber auf der anderen Seite wird gejammert, da die Selbstverantwortung, welche die Freiheit mit sich bringt, Arbeit und Aufwand ist der für einige zu schwierig scheint.
    Ich nehme als Beispiel das Abendgymnasium. In Hessen ist das kostenlos, aber mit 6 Schulstunden von Montag bis Freitag natürlich aufwendig. Die Zeit geht aber vorbei und mit Abitur öffnen sich neue Möglichkeiten.
    Man sollte sich in der heutigen Zeit verabschieden vom Gedanken, dass die Ausbildung in jungen Jahren genügt um bequem durch das Arbeitsleben zu gehen. Genauso wie ich mich ein Leben lang körperlich bewegen muss, genauso muss ich es geistig tun.
    Freiheit ist für mich in erster Linie Selbstverantwortung.

    @'isten
    Dann gehöre ich zu 20%.

    Mich hat meine Grundeinstellung motiviert.

    Buccaneer
    Das Abendgymnasium war ein Beispiel, da es in Hessen vom Land getragen wird und für den Schüler keine Kosten entstehen.
    Ich habe im Bekanntenkreis auch den Fall, dass das Studium abgebrochen wurde um eine Lehre zu beginnen mit dem langfristigen Ziel Meisterbrief.
    Möglichkeiten gibt es genug, man muss es nur wollen.

    Abendgymnasium und Meisterbrief sind aber nur was für Leute, die in ihrem Jahrgang zu den schlaueren gehören und denen außerdem ein gutes Durchhaltevermögen in die Wiege gelegt oder anerzogen wurde. Was ist mit denen, die ihre Ausbildung mit Ach und Krach bestanden haben? Die 3 Jahre Friseur gelernt haben und trotzdem nur den Mindestlohn bekommen? Die die langweiligsten, schmutzigsten oder körperlich anstrengendsten Arbeiten machen und dafür ein Bruchteil dessen verdienen was so ein Sesselfurzer bekommt, der den ganzen Tag nur vorm Computer hockt? Wie soll ein Alleinerziehender sich privat fortbilden wenn er so schon kaum Arbeit und Kind unter einen Hut bekommt? Was ist mit denen die 35 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben und im Alter trotzdem auf die Grundsicherung angewiesen sind. Oder denen, die mit 50 ihren Job verlieren und dann in Hartz 4 abrutschen? Deren Jobs sind es, die ins Ausland verlagert oder durch Maschinen ersetzt werden.

    Welche Chancen gibt denen die Freiheit? Die wollen vielleicht schon, nur können sie oftmals nicht oder nur unter einem ungleich höherem Aufwand. Das sind die Verlierer des Kapitalismus. Und wenn da nicht gegengesteuert wird, werden sie immer die Verlierer bleiben. Diesen Menschen muss die Politik ein Angebot machen. Und natürlich sind die frustriert, wenn die Politik Milliarden für die Bankenrettung, Griechenland (obwohl das Geld ist ja auch bei den Banken gelandet) oder Flüchtlinge ausgibt, sie aber für ihren Zahnersatz fett dazubezahlen müssen.

    Keep Pounding

  • @'isten
    Dann gehöre ich zu 20%.

    Ich auch...kommt mir wirklich reichlich gering vor, dieser Prozentsatz?

    Irgendetwas kann doch da nicht stimmen, wenn es z.B. 1970 nur 5% Uni-/FH-Abschlüsse gab und 2010 bereits 30%. Das sind ja alleine schon 25% nur bei den Akademikern. Beim Abitur ist es noch deutlicher: Von 5% in 1950 zu 45% im Jahr 2010. Wie wurde denn bei dieser Studie "veritabler Bildungsaufstieg" definiert? :paelzer:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Abiturien…%C3%A4ngerquote

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

    2 Mal editiert, zuletzt von Johnny No89 (30. Juni 2016 um 12:26)

  • Ich nehme mich mal als Beispiel. Als "Aufsteiger" habe ich was studiert? Geschichte und Politik. Wie
    lange habe ich studiert? Lang. Zufall? Natürlich nicht. Wenn ich meinen Werdegang mit dem meiner
    Mitschüler vergleiche, kommt genau das raus, was die Statistiken aussagen. Kinder aus Haushalten, wo
    die Eltern nicht studiert haben, neigen - wenn sie es überhaupt an die Uni schaffen - dazu, die für den
    Staat wortwörtlich "billigen" Studiengänge zu wählen (also z.B. Geisteswissenschaften) und dann die
    Regelstudienzeit zu überschreiten.

    Oder sie studieren dreimal kurz, so wie ich, das wird dann auch lang :jeck:

    Wobei meine Eltern beide studiert haben (Vater Musiker, Mutter über den zweiten Bildungsweg an die FH) - ich bin jetzt von den Großeltern ausgegangen, da war jeweils nach der Volksschule Schluss, die durften nicht einmal eine Berufsausbildung machen (einerseits weil "Mädchen" X/ , andererseits wegen Übernahme von Landwirtschaft bzw. Gaststätte, da war das damals nicht notwendig).

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

    5 Mal editiert, zuletzt von Johnny No89 (30. Juni 2016 um 12:33)

  • Ich auch...kommt mir wirklich reichlich gering vor, dieser Prozentsatz?
    Irgendetwas kann doch da nicht stimmen, wenn es z.B. 1970 nur 5% Uni-/FH-Abschlüsse gab und 2010 bereits 30%. Das sind ja alleine schon 25% nur bei den Akademikern. Beim Abitur ist es noch deutlicher: Von 5% in 1950 zu 45% im Jahr 2010. Wie wurde denn bei dieser Studie "veritabler Bildungsaufstieg" definiert? :paelzer:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Abiturien…%C3%A4ngerquote


    Also irgendwie kommen mir diese Zahlen auch seltsam vor. Mittlerweile geht doch der größte Teil der Kinder aufs Gymnasium und nicht wie früher nur 25%. Also irgendwas stimmt da nicht so ganz an den Zahlen.

  • Oder sie studieren dreimal kurz, so wie ich, das wird dann auch lang :jeck:
    Wobei meine Eltern beide studiert haben (Vater Musiker, Mutter über den zweiten Bildungsweg an die FH) - ich bin jetzt von den Großeltern ausgegangen, da war jeweils nach der Volksschule Schluss, die durften nicht einmal eine Berufsausbildung machen (einerseits weil "Mädchen" X/ , andererseits wegen Übernahme von Landwirtschaft bzw. Gaststätte, da war das damals nicht notwendig).


    Da sieht man mal wieder was die Sesselfurzer Zeit haben. Haben sogar die Musse die paar Zeilen 5 mal zu editieren :)

  • Oder denen, die mit 50 ihren Job verlieren

    Die können schon morgens ins Gymnasium gehen und brauchen nicht bis abends warten, sie müssen nur wollen :mrgreen:

    Ziemlich viel schwarz/weiß, hinter jedem steckt doch eine eigene Geschichte die individuell zu bewerten wäre :)


  • Natürlich kann man weiter darüber diskutieren, philosophieren etc. nur meiner Meinung nach wird jegliches System immer Gewinner und Verlierer produzieren, das ist einfach systembedingt. Und solange das System genügend produziert das auch die Verlierer ein lebenswertes Leben führen können, funktioniert das System meiner Meinung nach. Und zur Zeit ist das für mich in unserem System absolut gegeben.

    2) funktioniert immer noch, denn es ist möglich. Nur gibt es keine Garantie dafür das es bei jedem klappt, das ist neben vielen persönlichen Faktoren auch zu einem großen Teil vom Glück abhängig, nur diesen Parameter Glück den man bei allem braucht um letztendlich erfolgreich zu sein, kann man in keinem System ausschalten. Das System kann lediglich die Vorraussetzungen und Anreize zum Aufstieg schaffen und den Faktor Glück ein klein wenig minimieren, aber mehr kann kein System tun.

  • Da sieht man mal wieder was die Sesselfurzer Zeit haben. Haben sogar die Musse die paar Zeilen 5 mal zu editieren :)

    Wenn ich bei meinen diversen Studiengängen eins gelernt habe, dann gründlicher zu arbeiten :tongue2:

    Außerdem hab' ich heute frei :)

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

  • Uihh, da habe ich ein Fass aufgemacht.
    Naja, es ist ja bei mir nicht das erste Mal.

    @Derek Brown
    Es muß ja nicht immer ein Studium sein.
    Ein Beispiel das ich ach bereits erzählt hatte.
    Mein Nachbar wurde vor ca. 8 Jahren von seiner Firma entlassen. Gelernter Schreiner und war im Messebau tätig.
    Damals war er verzweifelt, da Mitte 40 und er hat sich selbstständig gemacht. Arbeitet weiter im Messebau nur für verschiedene Firmen
    und finanziell geht es ihm heute viel besser als zuvor. Was hat dafür lernen müssen? Einwenig Büroarbeit und den Gang zum Steuerberater.

    @Erzwolf
    Es gibt soviele Föderungen. Studium und Meisterschule sind nur Beispiele.
    Jahrelang hart arbeiten benötigt auch Durchhaltevermögen.
    Wenn bei Bankenrettung, Griechenland anders gehandelt worden wäre, hätte es zuerst die Geringverdiener getroffen.
    Gleiche Denkweise existiert gerade bei den Britten mit dem Geld das dann nicht mehr zur EU fließt.

    Einmal editiert, zuletzt von LuckySpike (30. Juni 2016 um 14:03)


  • @Erzwolf
    Es gibt soviele Föderungen. Studium und Meisterschule sind nur Beispiele.
    Jahrelang hart arbeiten benötigt auch Durchhaltevermögen.
    Wenn bei Bankenrettung, Griechenland anders gehandelt worden wäre, hätte es zuerst die Geringverdiener getroffen.
    Gleiche Denkweise existiert gerade bei den Britten mit dem Geld das dann nicht mehr zur EU fließt.

    Ich will das ja auch gar nicht alles schlecht reden. War selber auf dem Kolleg. Das Problem ist aber trotzdem, dass es große Bevölkerungsschichten gibt, bei denen diese Förderungen nicht ankommen. Und genau die gleichen Bevölkerungsschichten sind es dann, die mehrheitlich für den Brexit stimmen oder AfD wählen.

    Keep Pounding

  • Und Chief: Die subjektiv glücklichsten Menschen leben im wohlhabenden hoch besteuerten Dänemark. Norwegen steht auf Platz 2,

    Tja und beide Länder haben keinen Euro, eins ist sogar nicht mal ein EU Land.
    Gibt ja neben Steuern mehrere Aspekte die einen subjektiv Glücklich machen können...
    Den Rest hat Buccci schon erwähnt

    Ich glaube dass es in der ganzen EU-Debatte eigentlich genau darum geht. Alles was mit Einschränkung des Kapitalismus (also das Entgegenwirken der Vermögensverteilung hin zu einigen Wenigen) zu tun hat, wird der Allgemeinheit als Gängelung und Bevormundung verkauft. Sündenbock ist halt momentan die EU.

    Die Eu also das Sturmgewehr gegen den Kapitalismus. Darum will Juncker- der Anti-Kapitalist- auch Ceta so durchdrücken. Richtig ?

    #FIREJOSEPH

  • Die Eu also das Sturmgewehr gegen den Kapitalismus. Darum will Juncker- der Anti-Kapitalist- auch Ceta so durchdrücken. Richtig ?

    Also Umverteilung von reichen EU-Ländern in ärmere EU-Länder - was ja den Großteil des EU-Einflusses ausmacht - würden manche Neoliberale als Kommunismus bezeichnen.
    Das die Organisation von Lobbyisten belagert und beeinflusst wird, hat doch mit den Grundsätzen der EU überhaupt nichts zu tun. Das nenne ich Korruption und das gibt es in jeder Organisation.

    Was ist am Grundsatz verkehrt, dass jemand etwas abgibt, wenn er konkret auf nichts verzichten müsste? Wenn im Gegenzug der Empfänger mit dem Geld überleben kann und mit ein wenig Zusatzkonsum wieder konjunkturbelebend für alle wirkt? Man tut immer so, als ob das Geld aufgegessen wird. Außer über Insolvenzen, Schuldenschnitt und platzenden Kapitalmarktblasen verlässt die Geldmenge den Kreislauf nicht, sondern landet mittel und langfristig wieder beim Produktionsfaktor Kapital. Bei diesem Spiel verliert niemand, solange es keine Inflation auslöst. Aber man gönnt es dem kleinen Faulenzer (Griechenland, Hartz4er, Flüchtling) einfach nicht, gelle?

  • Bei diesem Spiel verliert niemand, solange es keine Inflation auslöst. Aber man gönnt es dem kleinen Faulenzer (Griechenland, Hartz4er, Flüchtling) einfach nicht, gelle?

    Sind die faul? Das hatte ich gar nicht gewusst?

  • Sind die faul? Das hatte ich gar nicht gewusst?

    Keine Ahnung wie du das meinst. Ich würde mich auch als faul bezeichnen (bei bedingungslosem Grundeinkommen würde ich wohl nur am PC zocken) und hätte nach der Ausbildung wohl kein Studium+zuvor Hochschulreife angefangen, wenn ich nebenbei hätte arbeiten müssen um es zu finanzieren. Jetzt bin ich einem Job, wo es mir Spaß macht, mich in meiner Freizeit fachlich fortzubilden und finanziell lohnt sich das auch noch. So mancher würde mich dafür als Streber bezeichnen. Lustig oder?

    Mir würde gar nicht einfallen mich hinzustellen: Seht her, ich habs geschafft, weil ich mich eben angestrengt habe. So viel Demut habe ich, dass ich das zum Großteil nur meinen Eltern und dem kostenlosen Bildungsangebot der BRD zu verdanken habe.
    Aber vermutlich ist es bei den wirklichen Selfmade-Erfolgsgeschichten wie bei dir zu vermuten, eben noch schwieriger nachzuvollziehen, dass es eben auch Menschen gibt die vielleicht das Potential haben aber nach persönlicher Abwägung von Aufwand/Nutzen/Erfolgswahrscheinlichkeit eben den Schritt nicht gehen. Das hat auch viel mit Selbstbewusstsein zu tun. Wer karrieremäßig früh Enttäuschungen erlebt hat, der beißt sich nicht mehr durch und ist bei kleinen Rückschlägen gleich entmutigt. Solche Beispiele habe ich in meinem Umfeld. Trotzdem sind das keine schlechten Menschen.

  • Keine Ahnung wie du das meinst. Ich würde mich auch als faul bezeichnen (bei bedingungslosem Grundeinkommen würde ich wohl nur am PC zocken) und hätte nach der Ausbildung wohl kein Studium+zuvor Hochschulreife angefangen, wenn ich nebenbei hätte arbeiten müssen um es zu finanzieren. Jetzt bin ich einem Job, wo es mir Spaß macht, mich in meiner Freizeit fachlich fortzubilden und finanziell lohnt sich das auch noch. So mancher würde mich dafür als Streber bezeichnen. Lustig oder?
    Mir würde gar nicht einfallen mich hinzustellen: Seht her, ich habs geschafft, weil ich mich eben angestrengt habe. So viel Demut habe ich, dass ich das zum Großteil nur meinen Eltern und dem kostenlosen Bildungsangebot der BRD zu verdanken habe.
    Aber vermutlich ist es bei den wirklichen Selfmade-Erfolgsgeschichten wie bei dir zu vermuten, eben noch schwieriger nachzuvollziehen, dass es eben auch Menschen gibt die vielleicht das Potential haben aber nach persönlicher Abwägung von Aufwand/Nutzen/Erfolgswahrscheinlichkeit eben den Schritt nicht gehen. Das hat auch viel mit Selbstbewusstsein zu tun. Wer karrieremäßig früh Enttäuschungen erlebt hat, der beißt sich nicht mehr durch und ist bei kleinen Rückschlägen gleich entmutigt. Solche Beispiele habe ich in meinem Umfeld. Trotzdem sind das keine schlechten Menschen.

    Nein, auf keinen Fall schlechte Menschen, aber sie sind an ihren Grenzen angekommen. Dann ist das so. Mit Selbstmitleid kann ich nicht umgehen, aber bin bei jedem bereit zu helfen wenn es um Selbsthilfe geht und so macht es der Staat auch.

  • Ich würde mich auch als faul bezeichnen (bei bedingungslosem Grundeinkommen würde ich wohl nur am PC zocken) und hätte nach der Ausbildung wohl kein Studium+zuvor Hochschulreife angefangen, wenn ich nebenbei hätte arbeiten müssen um es zu finanzieren. Jetzt bin ich einem Job, wo es mir Spaß macht, mich in meiner Freizeit fachlich fortzubilden und finanziell lohnt sich das auch noch. So mancher würde mich dafür als Streber bezeichnen. Lustig oder?

    Merkst du eigentlich, wie du dir selbst widersprichst? Du hast die Ausbildung und deinen Job, weil du offenbar ein bedingungsloses Grundeinkommen hattest (woher auch immer), das dir den Freiraum dafür verschafft hat.

  • Ich glaube kaum, dass das "bedingungslos" war ;) und vor allem war es bestimmt nicht lebenslang :tongue2:

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

  • 2) funktioniert immer noch, denn es ist möglich.

    Und Bill Gates beweist auch, dass man als college drop out der reichste Mann der Welt werden kann.

    Das "irgendwer-beweist-dass-irgendwas-möglich-ist"-Argument, zeigt doch nur, dass etwas möglich ist,
    aber nicht, dass etwas als Modell für die Gesellschaft bzw. die Masse taugt. Das wäre so, also würde man
    Lotto-Spielen als sinnvollen Weg zur Vermögensbildung anpreisen, denn schließlich gibt's tatsächlich Leute,
    die den Jackpot gewinnen, obwohl die Masse natürlich verliert.

    Dass es Gewinner und Verlierer gibt, ist nicht das Thema, sondern die Frage, inwieweit es Sinn macht,
    in welcher Form es Verlierer gibt. Ich habe heute mit jemanden in der Verwaltung der Stadt geredet,
    in der ich arbeite. Der hat mir gesagt, dass die ziemlich genau wissen, wann bei ihnen z.B. die Schere
    zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund auf geht: die Migrationskinder werden in der
    3. Klasse abgehängt.

    An der Stelle frage ich mich dann schon, was genau man jetzt diesen 9-Jährigen vorwerfen soll. Dass
    sie in der 2. Klasse noch fleißig waren, sich aber in der 3. Klasse hängen lassen? Und welchen
    Sinn soll das Abhängen haben? Mal abgesehen, dass das schlicht ungerecht ist, weil es unverschuldet ist,
    ist's auch aus rein ökonomischer Sicht eine Verschwendung von Ressourcen.


    Natürlich kann man weiter darüber diskutieren, philosophieren etc. nur meiner Meinung nach wird jegliches System immer Gewinner und Verlierer produzieren, das ist einfach systembedingt. Und solange das System genügend produziert das auch die Verlierer ein lebenswertes Leben führen können, funktioniert das System meiner Meinung nach. Und zur Zeit ist das für mich in unserem System absolut gegeben.

    Aber genau so haben Reiche vor 500, vor 150 und vor 50 Jahren auch argumentiert. So wird immer der Status Quo gerechtfertigt und ein
    paar Jahre später schaut man auf die Errungenschaften der "Rumphilosophierer" und will sie nicht mehr missen, oder will hier z.B. irgendwer
    hinter die Einführung der Sozialversicherungen zurück? Auch damals hat man genau so argumentiert wie es der Chief getan hat und das
    System ist dennoch nicht zusammengebrochen. Ganz im Gegenteil.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

    2 Mal editiert, zuletzt von Derek Brown (2. Juli 2016 um 05:18)

  • Aber genau so haben Reiche vor 500, vor 150 und vor 50 Jahren auch argumentiert. So wird immer der Status Quo gerechtfertigt und einpaar Jahre später schaut man auf die Errungenschaften der "Rumphilosophierer" und will sie nicht mehr missen, oder will hier z.B. irgendwer
    hinter die Einführung der Sozialversicherungen zurück? Auch damals hat man genau so argumentiert wie es der Chief getan hat und das
    System ist dennoch nicht zusammengebrochen. Ganz im Gegenteil.

    Also glaubst du es kann ein System geben indem es keine Verlierer gibt?
    Das würde mich interessieren.

  • Also glaubst du es kann ein System geben indem es keine Verlierer gibt?Das würde mich interessieren.

    wenns 3 bis 4 Milliarden Menschen weniger auf der Welt gäbe und die Technologie soweit wäre das Roboter die "Drecksarbeiten" übernehmen könnten käme man der Sache wohl schon ziemlich nahe

  • wenns 3 bis 4 Milliarden Menschen weniger auf der Welt gäbe und die Technologie soweit wäre das Roboter die "Drecksarbeiten" übernehmen könnten käme man der Sache wohl schon ziemlich nahe

    Kein Problem

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Also glaubst du es kann ein System geben indem es keine Verlierer gibt?Das würde mich interessieren.

    Genau darum geht es nicht, denn das klingt so, als wäre das Ziel irgendeine wirre Utopie.
    Es geht darum, wie wir unsere Gesellschaft gestalten wollen, wenn sich die Rahmenbedingungen doch ständig ändern.

    Disa hat oben geschrieben, dass selbst die Verlierer heute ein "lebenswertes Leben" führen könnten. Das klingt erstmal
    plausibel, bis man sich klar macht, dass das die Leute vor 150 oder 500 Jahren auch so dachten. "Lebenswertes Leben"
    ist doch eine Leerformel, die erstmal mit Inhalt gefüllt werden muss. Nur mal ein kleines Beispiel: Wenn man vor
    30 Jahren gefordert hätte, dass der Staat Sozialhilfeempfängern einen Internetzugang finanzieren muss, hätte man den
    wohl genauso behandelt wie diejenigen, die als erste meinten, dass Sozialversicherungen, Frauenwahlrecht oder Umweltschutz
    doch eigentlich ganz gute Ideen wären. Das wurde alles als Spinnereien abgetan. Heute wollen wir alle auf diese
    Errungenschaften nicht mehr verzichten und der Staat bezahlt den Leuten das Internet.

    Die Geschichte lehrt uns, dass man keinen Schlussstrich ziehen und sagen kann, dass jetzt "genug" wäre.
    Man muss immer schauen, was möglich ist. Wenn man das nicht tut, muss man den Konsequenzen leben und das
    sind dann oft Konsequenzen, die man beklagt.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • der erste schritt wäre schon aus einer diskussion darüber die vergangenheit rauszuhalten.

    Warum denn?

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Dann können wir sogar den naturwissenschaftlichen Betrieb einstellen, denn da selbst Messergebnisse ein Abbild
    der Vergangenheit sind, sind die zu nichts zu gebrauchen.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.