OK, dann eröffne ich hier mal:
Gut, es waren keine 500 yards und 40 Punkte, aber wenn er gewollt hätte, er hätte es schon gekonnt... Hier mal meine 0.02$ zum Saisonverlauf und dem Ergebnis des gestrigen Spiels. Ich betone, dass das meine subjektive Sicht der Dinge ist, wenngleich ich mir relativ sicher bin, dass das eine oder andere Argument kaum von der Hand zu weisen ist:
- Ich war ehrlich gesagt komplett fasziniert, wie sich in den letzten Wochen in den lokalen Philly-Medien Roob et al. gegenseitig auf die Schulter geschlagen haben, wie toll sich das Team entwickelt hat. Natürlich war eine Entwicklung zu sehen, insbesondere durch den Fokus auf das Laufspiel, aber wenn man sich mal genau anschaut, gegen wen die Eagles da gespielt haben, so kann man sich über den teilweise überbordenen Optimismus nur wundern. Ja, die Eagles haben eine sehr gute Offense-Line. Ja, Goeddert und Smith sind junge Stars on the Rise. Ja, das Backfield mit Sanders, Gainwell, Howard und Scott ist toll besetzt. Aber danach wird es leider dünn. Das hat gereicht um in den letzten Wochen sehr schwache Teams zu schlagen, die mitunter auch noch von Verletzungen und Covid geplagt waren und - so wie Washington im Hinspiel - teilweise das letzte Aufgebot ins Rennen schicken mussten, während die Eagles relativ healthy waren. Und gegen diese Teams hat man sich wenige deutliche und teilweise überraschend knappe Siege eingefahren, überraschend zumindest dann, wenn man sich als Contender in den PlayOffs sehen möchte. Mal nur eine Zahl: Von den Teams die man in den letzten 10 Wochen der Regular Season gespielt hat, stand nur eines letztlich in den PO, und das war Dallas. Die Liste der Namen der QBs die man da gespielt hat, klemme ich mir, weil die Glennons da draußen eh nur aus purem Zufall bzw. bitterer Not auf dem Feld standen. Clipboard-Holder und Waterboys allesamt.
- Ja, Sirianni hat es anscheinend geschafft, dass Team hinter sich zu bringen. Wahrscheinlich ist er - jenseits von Blumen-Analogien - ein guter Headcoach, wenn gleich mir fast der Kitt aus der Brille gefallen ist, als einige der Medienvertreter ihn für "Coach of the year" ins Rennen schicken wollten. Auf jeden Fall ist er in meinen Augen ein mieser Play-Caller (und Steichen auch ein schlechter O-Coordinator). Das einzige was funktioniert hat war das Running-Game (gestern mal ausgeklammert), was aber wohl in der Hauptverantwortung von Stoutland liegt. Was macht also Steichen den ganzen lieben langen Tag?
- Das führt mich zum Quarterback. Ich war ja schon vor der Saison kein Freund von Hurts als Nummer 1, und ich bin es auch jetzt nicht - im Gegenteil. Hurts ist ein super Typ, hat zweifelsfrei alle Intangibles der Welt, macht anscheinend alles richtig im Umgang mit Coaches und Mitspielern und ist absolut keine Pussy wenn es um Kritik oder "hard coaching" geht, ganz im Gegensatz zu seinem offensichtlich verweichlichten Vorgänger. Aber ihm fehlt leider Talent, sowohl im Arm als auch im Kopf. Und selten war das mE offensichtlicher als gestern. Rund 1/3 (konservativ geschätzt) seiner Completions sind nicht das Ergebnis einer Progression innerhalb des Plays, sondern eher Zufall und aus der Wundertüte geholt. Dabei hat er in der Regel hinter dieser O-Line ausreichend Zeit genau hierfür. Man konnte das gestern sehr gut sehen. Brady ging zur LOS mit einer klaren Idee wie das Play laufen wird. Bei Hurts hatte man das Gefühl, dass er voher entweder nicht nachdenkt oder die falschen Schlüsse zieht, um dann zu versuchen irgendwie aus Scheiße gute Butter zu machen, indem er scrambled und versucht "on the run" oder außerhalb der Pocket Zeit zu schinden, damit ein Receiver es schafft sich frei zu laufen. Natürlich ist der Vergleich mit dem potential GOAT ungerecht und natürlich hat auch Hurts sehr gute Pässe dabei, aber das ist insgesamt schlicht zu wenig, selbst im Vergleich zu einem Jimmy G direkt im Anschluss. Gut, vielleicht war das gestern auch zu viel des guten, sein erstes Play-Off-Spiel usw. usf. Aber ich habe auch in den letzten Spielen des Jahres ehrlich gesagt keine substantielle Verbesserung zu Beginn diesen oder Ende letzten Jahres gesehen. Nochmal: Hurts ist ein Supertyp, dem man einfach Erfolg wünschen möchte, weil er so ehrlich, unprätentiös und so wenig divenhaft ist. Vom Charakter her der ideale QB für Philly. An den sonstigen Qualitäten habe ich meine Zweifel und die sind seit gestern nicht kleiner geworden.
- Ich hatte es vor der Saison schon mal geschrieben: das eigentlich schlimmste was den Eagles passieren könnte, zumindest unter dem Aspekt der Entscheidungsfindung für die Zukunft auf der QB-Position, wäre ein 9-8 oder 8-9, wobei Hurts teilweise ausschaut wie weiland Mike Vick beim Comeback gegen die Giants und teilweise wie eine bekiffte Schrotflinte. There you go. Die Entscheidung wird nicht einfacher, zumal auch die Möglichkeiten begrenzt sind. Ich denke aber, wir werden Hurts noch mindestens ein weiteres Jahr als Starter erleben.
Ich könnte jetzt noch einiges zur Defense schreiben, aber speziell diese Unit hat zum Ende des Jahres eher überrascht (wenngleich man vor allem die nochmals die QBs der generischen Teams der letzten Wochen ins Feld führen müsste) und war vor allem gestern nicht Schuld an der Niederlage. Nun hat man drei 1st-Rounder plus Picks in Runde zwei und drei. Mal sehen was passiert. Ich tippe mal auf einen Edge-Rusher, einen Safety und einen weiteren WR. Oder Howie traded drei mal aus Runde 1 und "stockpiled" Picks fürs nächste Jahr, um dann den großen Angriff zu starten. You read it here first.