Aktuelle Bundespolitik

  • Heute musste ich wieder lesen: was soll´s, wenn 24 % die Faschos wählen. Schließlich wählen 76 % sie nicht. Äh, geht´s noch? Das ist ein Viertel der abgegebenen Stimmen für einen gottverdammten Nazi, der seine widerliche Weltanschauung noch nicht mal mehr in ein bürgerliches Gewand kleidet, sondern ganz offen raus haut.

  • Ich muss da an ein Interview, was ich vor kurzem gelesen habe, denken. Dort wurde ein Interview mit der Leiterin eines Instituts geführt, dass die deutsche Gesellschaft in sechs Gruppen eingeteilt hat. eine Unterteilung war das Engagement in der Gesellschaft, die Stützen. Und dort waren es primär die Älteren. Also genau die, die jetzt Links bzw. oft SPD und CDU wählen. Da scheint irgendwie schon was dran zu sein und gibt mir zum Nachdenken, nachdem man oft gegen die Älteren argumentiert hat.

    Da musst du gar nicht weit gehen. In Vereinen arbeiten die Älteren mit und der Großteil der Jüngeren nicht. Ist wohl eine Zeiterscheinung

  • Das ist eben ein gewaltiger Nachteil und eine große Schande. Da gibt's nichts anderes zu sagen. Was ich meine, ist: Stell dir vor, man würde die AfD verbieten. Wäre das gut? Sicherlich. Der Nachteil? Das Wählerpotenzial hat sich nicht verändert. Es braucht dann nur einen kleinen Anlass, und es taucht an anderer Stelle wieder auf. Da kann man viel schwieriger konkret gegen vorgehen.

    Und wie geht man gegen die AfD vor? Ich habe in den letzten Jahren immer wieder gehört, dass man so oder so oder so gegen die Faschos vorgehen muss. Da war von Ignorieren über sachliche Argumente bis bloßstellen alles dabei. Das Ergebnis ist nur, dass die Rechtsaußen heute präsenter sind als jemals zuvor. Da sehe ich null Vorteil drin, zumindest solange wir nicht einen funktionierenden Hebel haben, an dem man ansetzen kann. Bis dahin nützt die Sichtbarkeit nur den Rechten.

    Keep Pounding

  • Vielleicht eine Zeiterscheinung, vielleicht aber auch eine Zeithaben-Erscheinung. ;)

    Ich kann nur von meinem Unfeld sprechen, da ist es bei den meisten kein Zeitproblem sondern einfach keine Lust. Es sind nämlich gerade die, die eigentlich keine Zeit haben sollten, die sich noch engagieren

  • Vielleicht hat das größere Engagement von Älteren auch damit zu tun, dass sie wegen des näher rückenden Lebensendes eher einen Blick für die wesentlichen Dinge im Leben haben.

  • Interessant finde ich ja immer die Analyse, welche Menschen eine Partei gewählt haben. Bei der AfD ergibt sich da ein klares Bild.
    Der typische AfD-Wähler ist

    • männlich (AfD: 28%)
    • 35 - 44 Jahre (AfD: 30%)
    • mittel gebildet (AfD: 28%)
    • Arbeiter (AfD: 39%)

    Besonders besorgniserregend ist, dass die AfD bei allen Altersgruppen unter 45 Jahren klar stärkste Partei war und bei den 45-59-Jähigen nur knapp hinter der Linken landet. Letztlich haben nur die Rentner verhindert, dass die AfD stärkste Partei wurde. Dass gerade die jüngere Bevölkerung wieder in dem Maße Rechtsextremisten unterstützt, sollte uns sehr zu denken geben. Da lässt sich dann auch nicht mehr viel mit der DDR-Vergangenheit erklären, wenn der Großteil der AfD-Wähler diese gar nicht oder nur als Kind miterlebt hat. Offensichtlich hat das Bildungssytem es nach der Wende nicht geschafft, die Schüler zu toleranten, weltoffenen Menschen zu erziehen.

    Jo und das ist schlichtweg die Bevölkerungsgruppe, die von dem Strukturwandel am wenigsten profitiert hat. Demnach bietet sich da ein guter Nährboden für die AfD. Zusätzlich gelingt es der SPD nicht mehr das "linke Lager" unter sich zu vereinen, u.a. natürlich, weil man mehr Richtung "neuer MItte" gerückt ist, aber eben auch, weil das "linke Lager" inzwischen auch deutlich heterogener ist als bspw. noch in den 80ern.
    Die einen gehen dann eben zur Linken (wo ich persönlich gar nicht so das Problem sehe, die SPD ist wahrlich keine Arbeiterpartei mehr und die alte Geschichte von der SED-Nachfolgepartei trifft auch nicht mehr wirklich zu) und die anderen zur AfD, die dann zusätzlich eben noch gegen die Bevölkerungsgruppen hetzt, die mehr vom Strukturwandel profitiert haben.

  • AfD, die dann zusätzlich eben noch gegen die Bevölkerungsgruppen hetzt, die mehr vom Strukturwandel profitiert haben

    Ich kann mich nicht erinnern, dass die gegen Hedgefonds u.ä. gehetzt hätten - sondern vor allem gegen Juden, Moslems und Flüchtlinge.
    Insofern halte ich die zitierte Aussage für - sehr, sehr freundlich formuliert - unbedacht.

  • Ich kann mich nicht erinnern, dass die gegen Hedgefonds u.ä. gehetzt hätten - sondern vor allem gegen Juden, Moslems und Flüchtlinge.Insofern halte ich die zitierte Aussage für - sehr, sehr freundlich formuliert - unbedacht.

    Ich habe ja auch von Bevölkerungsgruppen geredet?
    Und ja, die Akzeptanz von Moslems, Juden und Flüchtlingen und auch Frauen, Homosexuellen, Transgender ist in der Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen und damit auch deren Chancen innerhalb der Gesellschaft, was auch vollkommen richtig so ist. Auch der 38 Jährige mittelgebildete Arbeiter hat von der Öffnung der Gesellschaft profitiert, nur nimmt er das nicht wahr, weil er das Gefühl hat, weniger als andere profitiert zu haben (was nicht heißt, dass Moslems usw. besser dastehen als er, sie haben nur mehr "gewonnen", weil ihre Position schlechter war). Und da zieht dann so eine Hetze eben auch ganz gut. Oder im Falle der Rolle der Frau keine Hetze sondern die Rückbesinnung auf die Stärkung eines klassischen Familienbildes, was dann widerum "alternative" Familienbilder diskreditiert.

  • Wir müssen einsehen, dass bis zu einem Viertel unserer Bevölkerung faschistische, rassistische und antisemitische Einstellungen hat. Dass eine politische Partei, die diese Positionen vertritt, Erfolg hat, ist daher nur folgerichtig.

    Um da einen Freund zu zitieren: Wer bei einer demokratischen Wahl einen Faschisten wählt, macht den Faschisten nicht zum Demokraten sondern sich selbst zum Faschisten. Punkt.

  • Ich habe ja auch von Bevölkerungsgruppen geredet?Und ja, die Akzeptanz von Moslems, Juden und Flüchtlingen und auch Frauen, Homosexuellen, Transgender ist in der Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen und damit auch deren Chancen innerhalb der Gesellschaft, was auch vollkommen richtig so ist. Auch der 38 Jährige mittelgebildete Arbeiter hat von der Öffnung der Gesellschaft profitiert, nur nimmt er das nicht wahr, weil er das Gefühl hat, weniger als andere profitiert zu haben (was nicht heißt, dass Moslems usw. besser dastehen als er, sie haben nur mehr "gewonnen", weil ihre Position schlechter war). Und da zieht dann so eine Hetze eben auch ganz gut. Oder im Falle der Rolle der Frau keine Hetze sondern die Rückbesinnung auf die Stärkung eines klassischen Familienbildes, was dann widerum "alternative" Familienbilder diskreditiert.

    Ich nehme mal an, wir verstehen unter Strukturwandel etwas völlig Unterschiedliches... Insofern alles groovy...

  • Gerade ein Interview auf Spiegel Online gelesen, in dem Forschungsergebnisse zu AfD-Wählern diskutiert werden, die viel von dem enthalten, was wir auf den letzten Seiten bereits vermutet haben.
    Demnach gibt es einige Merkmale, die AfD-Wähler verbinden und einige die ihnen häufig fäschlicherweise zugesprochen werden:

    • Arbeitslosigkeit und niedrige Einkommen spielen keine Rolle bei der Bereitschaft AfD zu wählen
    • AfD Wähler sind nicht strukturell benachteiligt/wirtschaftlich schlechter gestellt
    • Verbindendes Element ist eine fremdenfeinliche Einstellung (je weniger Fremde, desto mehr Fremdenfeindlichkeit)
    • AfD-Wähler sind überdurchschnittlich autoritär eingestellt und überdurchschnittlich narzisstisch veranlagt
    • 85% der AfD-Wähler lehnen Muslime ab
    • 80% der AfD-Wähler stimmen Vorurteilen gegen Sinti und Roma zu
    • Im Osten ist Fremdenfeindlichkeit unter Jüngeren größer als unter Älteren (im Westen ist es umgekehrt)

  • Nun ja, auf jeden Fall sind Strukturwandel und Meinungsbild der Bevölkerung (z.B. über Flüchtlinge) nun wirklich zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe, bzw. ist Letzteres ein eher kleiner Teil von Ersterem...

  • diese Logik habe ich ehrlich gesagt noch nie verstanden - wie kann ich gegen etwas sein was mich im Alltag überhaupt nicht tangiert?

    Vorurteile pflegen sich eben besonders leicht, wenn man mit dem oder den Vorverurteilten nicht in Berührung und somit nicht in die Verlegenheit kommt, das Urteil einer Realitätsprüfung zu unterziehen.

  • diese Logik habe ich ehrlich gesagt noch nie verstanden - wie kann ich gegen etwas sein was mich im Alltag überhaupt nicht tangiert?

    Wird im Interview mit der Kontakthypothese aus der Soziologie erklärt. Wenn ich Kontakt zu Fremden/Migranten habe, kann ich Vorurteile diesen gegenüber eher abbauen. Gleichzeitig wertet man Menschen, die man kennt, seltener ab.
    Der beste Weg, um dem Fremdenhass entgegenzuwirken, wäre es demnach Begegungen zwischen "Fremden" und Einheimischen verstärkt zu fördern.

  • Arbeitslosigkeit und niedrige Einkommen spielen keine Rolle bei der Bereitschaft AfD zu wählen

    AfD Wähler sind nicht strukturell benachteiligt/wirtschaftlich schlechter gestellt

    :paelzer:
    Wen ich wirtschaftlich schlechter gestellt bin, habe ich dann nicht wahrscheinlich auch ein niedrigers Einkommen?

    Gruß isten

    SB50 Champion Anderson Barrett Brenner Brewer Bush Caldwell Colquitt Daniels T.Davis V.Davis Doss Ferentz Fowler Garcia Green C.Harris R.Harris Hillman Jackson Keo Kilgo Latimer Manning Marshall Mathis McCray McManus Miller Myers Nelson Nixon Norwood Osweiler Paradis Polumbus Ray Roby Sanders Schofield Siemian Smith Stewart Talib Thomas Thompson Trevathan Vasquez Walker Ward Ware Webster S.Williams Wolfe Anunike Bolden Bruton Clady Heuerman Sambrailo K.Williams

  • Wird im Interview mit der Kontakthypothese aus der Soziologie erklärt. Wenn ich Kontakt zu Fremden/Migranten habe, kann ich Vorurteile diesen gegenüber eher abbauen. Gleichzeitig wertet man Menschen, die man kennt, seltener ab.Der beste Weg, um dem Fremdenhass entgegenzuwirken, wäre es demnach Begegungen zwischen "Fremden" und Einheimischen verstärkt zu fördern.

    Ich glaube auch das das ein wichtiger Punkt ist. Gerade nach der großen Einwanderung von 2015 wurde ja gerne von einem Mob gesprochen der sich über die Grenze zu uns bewegt hat. Das wirkt ja erstmal sehr bedrohlich. Wenn man dann aber einzelne Menschen kennen lernt und deren Schicksale dann sieht das schon anders aus.

  • :paelzer: Wen ich wirtschaftlich schlechter gestellt bin, habe ich dann nicht wahrscheinlich auch ein niedrigers Einkommen?

    Gruß isten

    Die beiden Punkte in meinem Post sind ein wenig redundant. Die Aussage lautete jedoch, AfD-Wähler sind wirtschaftlich nicht schlechter gestellt. Das Einkommen spielt bei der Wahlentscheidung demnach keine entscheidende Rolle.

  • ja sorry mein Fehler, war zu doof zum lesen, habe das "nicht" überlesen.

    Gruß isten

    SB50 Champion Anderson Barrett Brenner Brewer Bush Caldwell Colquitt Daniels T.Davis V.Davis Doss Ferentz Fowler Garcia Green C.Harris R.Harris Hillman Jackson Keo Kilgo Latimer Manning Marshall Mathis McCray McManus Miller Myers Nelson Nixon Norwood Osweiler Paradis Polumbus Ray Roby Sanders Schofield Siemian Smith Stewart Talib Thomas Thompson Trevathan Vasquez Walker Ward Ware Webster S.Williams Wolfe Anunike Bolden Bruton Clady Heuerman Sambrailo K.Williams

  • 2500 Interviews sind jetzt die Stichprobe, die man auf 82 Millionen Menschen hochrechnet? Ist das Datenmaterial, um solche Aussagen zu treffen, dafür nicht ein wenig klein?

    Ich habe in meinem Bekanntenkreis AfD-Wähler und da höre ich immer wieder einen Punkt: Sicherheit. Das Gefühl der Sicherheit ist da in den letzten Jahren einfach abhanden gekommen. Ob das jetzt immer wieder Berichte in den Medien über Tötungsdelikte, Anschlagsvorbereitungen, der Kölner Silvesternacht oder ähnliches ist, oder das sich die Freundin vom einen nicht mehr traut, in Dresden die Öffis zu nehmen, weil sie am Bahnhof angepöbelt und bespuckt wurde. Das Gefühl, im eigenen Land sicher zu sein, steht bei sehr vielen scheinbar auf wackligen Füßen. Und da kann ich mit noch so vielen logischen Argumenten, Statistiken, etc. kommen. Gegen ein Gefühl kann man schlecht diskutieren.
    Wenn man dann noch von No-Go-Areas in Berlin und co. und ständiger Bandenkriminalität durch libanesische Clans hört und liest, während gleichzeitig die Polizei seit Jahren beklagt, "kaputtgespart" zu werden, dann wird man wohl leider empfänglicher für diejenigen, die das anprangern und sehr leichte, wenngleich realitätsferne Lösungen propagieren. Ob diese Kriminalität heute tatsächlich zugenommen hat, oder einfach nur durch soziale Netzwerke mehr Aufmerksamkeit erhält, das spielt dann auch keine Rolle mehr für sie.

    Beverly Hills 90210, Cleveland Browns 3

  • Wie Heeath es bereits gesagt hat, so glaube auch ich, das viele die AFD wählen, weil sie das Gefühl haben nicht mehr sicher im eigenen Land zu sein. Wenn man dann noch von Dingen hört, die in Flüchtlingsheimen passieren oder das die Polizei gar nichts mehr macht und drüber hinwegsieht, weil die Straftäter am nächsten Tag eh wieder frei rumlaufen oder man gegen die Clans zum Teil gar nicht mehr ankommt, so steigt die Unzufriedenheit. Was ich teilweise schon für Geschichten gehört habe, von unterschiedlichsten Personen, dann fällt es einem echt schwer die bestehenden Parteien zu wählen. So wird der Müll einfach auf die Straßen geworfen und die Ratten tummeln sich dort, so dass dort die Müllabfuhr sich absolut ekeln muss. Oder vor Gericht holt einer seinen Lörres raus und meint man könne ihm eh nix. Und da gibt es noch weitere Geschichten, die man so hört. Und viele haben dann das Gefühl, das sie nicht mehr sicher sind und wählen die AFD. Und als einen Nazi würde ich keinen nennen. Die sind einfach besorgt, da man sich abends in gewissen Gebieten kaum mehr auf die Straße traut.

  • Wie Heeath es bereits gesagt hat, so glaube auch ich, das viele die AFD wählen, weil sie das Gefühl haben nicht mehr sicher im eigenen Land zu sein. Wenn man dann noch von Dingen hört, die in Flüchtlingsheimen passieren oder das die Polizei gar nichts mehr macht und drüber hinwegsieht, weil die Straftäter am nächsten Tag eh wieder frei rumlaufen oder man gegen die Clans zum Teil gar nicht mehr ankommt, so steigt die Unzufriedenheit. Was ich teilweise schon für Geschichten gehört habe, von unterschiedlichsten Personen, dann fällt es einem echt schwer die bestehenden Parteien zu wählen. So wird der Müll einfach auf die Straßen geworfen und die Ratten tummeln sich dort, so dass dort die Müllabfuhr sich absolut ekeln muss. Oder vor Gericht holt einer seinen Lörres raus und meint man könne ihm eh nix. Und da gibt es noch weitere Geschichten, die man so hört. Und viele haben dann das Gefühl, das sie nicht mehr sicher sind und wählen die AFD. Und als einen Nazi würde ich keinen nennen. Die sind einfach besorgt, da man sich abends in gewissen Gebieten kaum mehr auf die Straße traut.

    Was ist denn die größte Gefahr in Thüringer Minidörfern, außer, sich an einer Bratwurst zu verschlucken?

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!