zwar hab ich nicht so viel zeit - immerhin bin ich zum arbeiten hier -, aber ein paar eindrücke aus tampa soll's doch geben.
diesmal sind wir mit drei board-membern angereist. neben mir sind's wie üblich der jodler und bin-essen-bei-ditkas. anreise am vergangenen samstag nach orlando, wo wir natürlich unsere erste mahlzeit auf us-boden traditionell bei hooters zu uns nahmen. am sonntag weiter nach tampa. erster positiver eindruck: in tampa ist überall geflaggt für den super bowl. auch die überdimensionalen fassadenbilder mit super-bowl-motiven waren bereits am sonntag rund um das medienzentrum vorhanden. beides haben wir (leider) schon zu oft anders erlebt. abends natürlich: ybor-city. wir landeten in einer spelunke, in der sich zwei vollgesoffene junge frauen mit einem spiel vergnügten, bei dem man tischtennisbälle in die bierbecher der jeweils anderen wirft - allerdings nur dann, wenn man sich den wurf zuvor mit sexuellen obszönitäten erkauft hatte. unterhaltungswert für uns hoch, zumal wir unseren englisch-wortschatz deutlich aufbessern konnten. wann wir die gelernten worte allerdings einsetzen können, ohne verhaftet oder verprügelt zu werden, wissen wir noch nicht.
montag: zwei pressekonferenzen, eine mit visa, bei der drew brees den anwesenden highschool-kids den richtigen umgang mit geld nahe bringen wollte - ob sie es ihm geglaubt haben, dass er als multimillionär noch probleme hatte, einen hauskredit zu bekommen, weil er am college mal mit seiner handyrechnung im rückstand war??? danach hostkomitee, wo das "wirtschaftskrise" das meist gebrauchte wort war - in der rangliste unmittelbat dahinter folgte die phrase, dass die krise den super bowl fast nicht tangiere. warum dann jede menge der üblichen partys - darunter der höhepunkt, die playboy-party - und charity-veranstaltungen mangels sponsoren abgesagt worden sind, blieb unbeantwortet. jedenfalls: der terminkalender in sachen festivitäten ist so leer, wie ich es noch nie erlebt habe.
dienstag: media day im sonnigen rjs. bei den cardinals vergleichsweise wenig auftrieb und natürlich kurtie im mittelpunkt. bei den steelers rappelvoll, aber ohne lautsprecher joey porter eher unspektakulär. okay: mcfadden hat den salsa-merengue-was-auch-immer-wettbewerb gewonnen, den irgendeine bescheuerte mexikanische fernsehstation während der stunde mit spielern veranstaltete - wenn er nur so gut verteidigen wie die hüften schwingen könnte... ansonsten wieder die für den media day üblichen no-news und einige bekloppte, die sich selbst inszenieren mussten, darunter eine mexikanische transe und eine mischung aus dschingis khan und pirat, die dumme fragen stellte. essen war gut, sonne war schön - ab ins wunderbar am kanal gelegene medienzentrum samt terrasse zum wasser hin. da macht das rauchen gleich doppelt spaß. was uns haften geblieben ist: der eindruck, dass die steelers sehr selbstsicher wirken, die cards sich aber hochkonzentriert in ihre rolle als außenseiter fügen. erinnerte uns spontan irgendwie an vergangenes jahr.
abends media party in einem kubanischen club in ybor city. jazz im untergeschoss, salsa im obergeschoss, heavy metal (oder sowas) auf dem freigelände. wir haben mehrfach am hootersstand gegessen und jedesmal die 25-prozent-discount-karten eingesackt. der rest unseres aufenthalts hier wird wohl billiger als erwartet. kollege ditka-essen hat dankenswerterweise für uns alle drei das trinken übernommen und auch günni zapf und seinen kollegen bastian bauer großzügig mit dem freibier mitversorgt. leider endete die party abrupt um 10 uhr und wir wurden noch abrupter und wenig höflich rauskomplementiert, weil wir es gewagt hatten, nach ende der musik stehen zu bleiben, um auszutrinken. ach ja: ich durfte der hiedigen zeitung ein interview geben. leider fiel die passage mit meiner entrüstung über die schließung der nfl europe in der zensur hängen. blöde journalisten.
nun denn: wir zogen zwei straßen weiter und landeten wieder in der gleichen spelunke - in der hoffnung, unser wissen um variationen für die benennung weiblicher geschlechtsmerkmale nochmals zu erweitern. leider waren die beiden damen nicht anwesend - offenbar noch mit ausnüchtern beschäftigt. unseren kollegen ditka haben wir auch wieder gefunden, der uns zwischenzeitlich verloren gegangen war. wir haben aber nicht gefragt, ob der gehsteig sehr bequem war, wo wir ihn sitzend (oder so) wieder antrafen. wir brachen dann den ausflug gegen mitternacht aus sicherheitsgründen ab.
mittwoch: voller arbeitstag. irgendwann müssen die geschichten ja mal geschrieben werden. frühstück zuvor im wafflehouse. schlechte entscheidung, da personal durchweg steelers-fans - die mami, die die eier servierte, sogar reichlich militant. wir haben ihr versprochen, am montag auf dem rückweg wieder vorbei zu kommen und mit ihr auf den cardinals-sieg anzustoßen. danach haben wir das lokal schnell verlassen.
unser jodler musste derweil den von ihm entdeckten skandal zu tastatur bringen: sein ösi-verband hat sich um die ausrichtung der wm 2011 beworben. jodi sprach nun mit dem weltverbandspräsidenten und erfuhr, dass die bewerbung bereit erledigt sei, weil die ösis die 10.000 euro nicht gezahlt haben. jodi setzte sich also mit dem chef seines landesverbands in verbindung, der kleinlaut einräumte, dass man das geld, das zur bewerbung dazu gehört und nicht mehr erstattet bekommt, erst gar nicht bezahlt habe, weil man sich keine chancen ausrechne. klasse idee: bewerben und die bewerbung gleich selbst ad absurdum führen, indem man eine bedingung nicht erfüllt, weil man angeblich keine chance hat. noch schlauere menschen kämen auf die idee, in einem solchen fall die bewerbung gleich ganz sein zu lassen. aber wir wollen nicht zu viel verlangen.
ansonsten: business as usual. abends den ersten hooters-gutschein eingelöst. diesmal im neuen hafenviertel in der hoffnung, dass dort mehr los ist als im überraschend leeren ybor city (das war vor acht jahren ganz anders). pustekuchen. wenig los außer den tausenden, die zum konzert von celine dion strömten (karte: 250 dollar; uns journalisten wurde sie für 100 dollar angeboten). also gingen wir nach den wings sechs mann hoch bowling spielen. man muss ja auch mal entspannen. geht aber nicht, wenn die bahn dauernd kaputt ist und man bei jodis kraftwürfen stets die gefahr sieht, dass er die pins auf der nachbarbahn abräumt.
donnerstag: noch nix passiert. wir müssen nur koffer packen, um das hotel zu wechseln. denn ab donnerstag wird's in einer super-bowl-stadt schweineteuer. also geht's über die bay-brücke in einen nahen ausläufer von st. pete. auch der original-hooters von clearwater ist nicht weit. könnte man mit einem trip zum strand verbinden, denn das wetter ist traumhaft. gut über 25 grad im schatten, fast durchweg sonnig. nur am wochenende soll's etwas kühler werden. wir haben die winterjacken dabei fürs spiel.
was wir noch vorhaben: für donnerstagabend haben wir karten für einen cocktailempfang von south florida ergattert, dem nächsten gastgeber. von dort geht's im schweinsgalopp zum pepsi super bowl bash mit rihanna. die uns angebotene interview-gelegenheit mit ihr haben wir dankend ausgeschlagen - erstens sind wir keine kulturredakteure, zweitens hat der miami-cocktail vorrang. wir wollen uns ja im vorfeld ideale arbeitsbedingungen für 2010 verschaffen. nur deshalb gehen wir dort hin. am freitag treffen wir zunächst olibo, der für einen nachmittag irgendwo aus dem süden zu uns stößt. abends verfolgen wir, ob tampa bay lightning seine siegesserie auf vier ausbauen kann. da philly der gegner ist, drücken wir den lokalmatadoren natürlich noch mehr die daumen als sonst. der sonntag ist ausgebucht mit spiel, der siegesfeier bei den cards und ein bisschen schreiben zu nächtlicher stunde. montag geht's zurück richtung orlando, wo abends dirkules bei den magic gastiert. vielleicht klappt's ja auch noch mit nem interview. und dienstag touren wir durch die universal studios, ehe der flieger zurück nach frankfurt geht.
was uns bisher gefällt:
- das wetter
- tampa gibt sich mühe
- der von den eigens zur media-party eingeflogenen original-girls handsignierte hooters-kalender, den jeder von uns abgestaubt hat.
was uns nicht gefällt:
- wir haben noch keinen einzigen cards-fan gesehen, dafür jede menge aus pittsburgh. die experten rechnen fürs wochenende mit einem 80:20-übergewicht auf den straßen und einem minestens 60:40 im stadion
- das fanaufkommen insgesamt und die stimmung auf den straßen ist derzeit eher mangelhaft; offenbar haben nur wenige das geld, um länger zu bleiben
- der lautstarke krach in einem nachbarzimmer, in dem eine weibliche stimme drohte, ihre 9-millimeter eizusetzen.
wie immer gilt bei solchen berichten: hier steht die wahrheit und nichts als die wahrheit. sollte einer der mitreisenden etwas anderes behaupten, so glaubt ihm nicht.