Der Fall Uli Hoeness / Steuerhinterziehung

  • Der Millionär wird dann nämlich einen höheren Lohn festsetzten, weil er annehmen muss, dass er ein Niedriglöhner sein könnte.


    Nö, wieso sollte er das? Er ist keiner, wird niemals einer sein und kennt wohl auch kaum jemanden, der einer ist.

    Zitat

    Was hier aber passiert, ist, dass wir die Grenzen nach eigenem gusto festlegen und das dann als moralisch richtig ausgeben, obwohl es wahrscheinlich doch nur die eigene Interessen widerspielget. Genau das will ich aber nicht, weil ich da keine besondere Moral drin sehen kann.


    Und du glaubst ernsthaft es gibt eine universell gerechte Moral, auf deren Basis man Grenzen festlegen kann? Nein, Grenzen werden natürlich immer auch interessensgesteuert installiert. War nie anders, wird nie anders sein. Alles andere wäre doch ein wenig naiv.

  • Nö, wieso sollte er das? Er ist keiner, wird niemals einer sein und kennt wohl auch kaum jemanden, der einer ist.

    Weil er doch gar nicht weiss, dass er ein Millionär ist. Worin sollte sein Motiv denn bitte liegen, eine millionärsfreundliche Entscheidung zu treffen, wenn er davon ausgehen muss, dass er selbst vielleicht keiner ist?


    Und du glaubst ernsthaft es gibt eine universell gerechte Moral, auf deren Basis man Grenzen festlegen kann? Nein, Grenzen werden natürlich immer auch interessensgesteuert installiert. War nie anders, wird nie anders sein. Alles andere wäre doch ein wenig naiv.

    Natürlich geht es um Interessen - genau das habe ich doch gesagt. Aber die dürfen eben nicht einfach den sozialen Status wiederspiegeln, weil sonst die Regeln keinen moralischen Anspruch haben und der Regelbruch auch nicht ernsthaft moralisch verwerflich sein kann.

    Ich will hier keine universelle Moral aus dem Hut zaubern, aber mal an einem Beispiel illustrieren, um was es mir geht. Wenn ich meine Hautfarbe nicht kenne, werde ich keine Regeln festsetzen, die Apartheid legalisieren - denn damit würde ich mir möglicherweise selbst schaden. Die Entscheidung ist also interessengeleitet, reflektiert meinen eingene Hautfarbe aber nicht. Das ist vernünftig und hat nichts mit Naivität zu tun. Wenn ich aber weiß, dass ich weiß bin, liegt der Gedanke doch nahe, dass ich aus verständlichem Egoismus Regeln erlasse, die Weiße bevorteilen.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

    Einmal editiert, zuletzt von Derek Brown (26. April 2013 um 04:25)

  • Um mal wieder zum Thema zurück zu kommen:

    Das Schweigen der Räte

    In 2000 erhält Hoeness seinen Privatkredit von Dreyfuss. Ein Jahr später unterschreibt Hoeness den Ausrüster-Deal mit Adidas, obwohl deutlich besser dotierte Angebote auf dem Tisch liegen. Kurz danach erwirbt Adidas 9,1% der Anteile der FC Bayern AG.

    Bei Michael Meier hieß so etwas dann "ein ganz normaler Vorgang".

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Um mal wieder zum Thema zurück zu kommen:

    Das Schweigen der Räte

    In 2000 erhält Hoeness seinen Privatkredit von Dreyfuss. Ein Jahr später unterschreibt Hoeness den Ausrüster-Deal mit Adidas, obwohl deutlich besser dotierte Angebote auf dem Tisch liegen. Kurz danach erwirbt Adidas 9,1% der Anteile der FC Bayern AG.

    Bei Michael Meier hieß so etwas dann "ein ganz normaler Vorgang".

    nur blöd dass Dreyfus in Verhandlungen über eine strategische Partnerschaft gar nicht involviert war, er hat nämlich bereits am 01.01.2000 an Herbert Hainer übergeben. :xywave:

  • nur blöd dass Dreyfus in Verhandlungen über eine strategische Partnerschaft gar nicht involviert war, er hat nämlich bereits am 01.01.2000 an Herbert Hainer übergeben. :xywave:

    ...und hat natürlich direkt danach auch seinen Kontakte-Ordner gelöscht. Schon klar. :xywave:

    Man stelle sich vor, die Deutsche Bank hätte einen Deal mit Kirch-Media eingestielt, kurz nach dem der alte Kirch wegen gesundheitlicher Probleme ausgeschieden ist, und nachher stellt sich raus, dass Kirch Rolf Breuer privat 20 Mio. geliehen hat.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Weil er doch gar nicht weiss, dass er ein Millionär ist. Worin sollte sein Motiv denn bitte liegen, eine millionärsfreundliche Entscheidung zu treffen, wenn er davon ausgehen muss, dass er selbst vielleicht keiner ist?


    Das wird mir jetzt langsam ein wenig zu esoterisch. Ein Millionär, der gar nicht weiß, dass er einer ist?

    Das Gegenteil ist doch der Fall: Solche Regelungen und Gesetze werden immer von Menschen festgelegt, die im sozialen Raum sehr weit oben angesiedelt sind und die solche Regelungen wohl niemals selbst betreffen - außer eben als 'Chefs' auf der anderen Seite.

    Zitat

    Natürlich geht es um Interessen - genau das habe ich doch gesagt. Aber die dürfen eben nicht einfach den sozialen Status wiederspiegeln, weil sonst die Regeln keinen moralischen Anspruch haben und der Regelbruch auch nicht ernsthaft moralisch verwerflich sein kann.


    Alle Entscheidungen, Gesetze spiegeln aber die soziale Stellung des Erstellers wider. Letztlich ja auch das meiste Handeln allgemein. Es geht ja auch gar nicht anders. Niemand kann sich (oder etwas anderes) ohne dies (und die dem zugrundeliegenden Dispositionen) denken.

    Aber das wird hier hier dann doch etwas zu hypothetisch. Jemand soll seine eigene Hautfarbe nicht kennen oder seinen eigenen sozialen Status? Das ist schon ne extremst konstruierte Welt, die du da skizzieren willst, wofür auch immer.

    Das Thema weiter in die Richtung weiterzuführen, bringt glaube ich hier keinem noch groß was. Von daher bin ich jetzt mal wieder bei der Draft :)

  • Das wird mir jetzt langsam ein wenig zu esoterisch. Ein Millionär, der gar nicht weiß, dass er einer ist?

    Das Gegenteil ist doch der Fall: Solche Regelungen und Gesetze werden immer von Menschen festgelegt, die im sozialen Raum sehr weit oben angesiedelt sind und die solche Regelungen wohl niemals selbst betreffen - außer eben als 'Chefs' auf der anderen Seite.

    Alle Entscheidungen, Gesetze spiegeln aber die soziale Stellung des Erstellers wider. Letztlich ja auch das meiste Handeln allgemein. Es geht ja auch gar nicht anders. Niemand kann sich (oder etwas anderes) ohne dies (und die dem zugrundeliegenden Dispositionen) denken.

    Aber das wird hier hier dann doch etwas zu hypothetisch. Jemand soll seine eigene Hautfarbe nicht kennen oder seinen eigenen sozialen Status? Das ist schon ne extremst konstruierte Welt, die du da skizzieren willst, wofür auch immer.

    Das Thema weiter in die Richtung weiterzuführen, bringt glaube ich hier keinem noch groß was. Von daher bin ich jetzt mal wieder bei der Draft :)

    Ich glaube, Du mißverstehst da etwas grundlegend. Es geht nicht darum, dass jemand tatsächlich nicht weiß, welche Hautfarbe er hat. Es geht darum, welchen Maßstab er sinnvoller Weise anlegen müßte, wenn er nicht wüßte, welche Hautfarbe er hat. Mit solchen Gedankenexperimenten kann man auch auf Basis einer interessengeleiteten (und damit im Ansatz grundsätzlich egoistischen) Sicht zu moralisch intersubjektiv nachvollziehbaren Wertentscheidungen kommen.

    Deine Äußerungen klingen mehr nach "die Mehrheit will es halt so" und "jeder verfolgt eben seine Interessen". Das mag faktisch den Ist-Zustand möglicherweise zutreffend beschreiben, begründet aber keinen ethischen Richtigkeitsanspruch.


  • Deine Äußerungen klingen mehr nach "die Mehrheit will es halt so" und "jeder verfolgt eben seine Interessen". Das mag faktisch den Ist-Zustand möglicherweise zutreffend beschreiben, begründet aber keinen ethischen Richtigkeitsanspruch.

    Es ist ja nicht einmal "die Mehrheit will es halt so", sondern "wer die Macht hat, hat das Sagen" und weil es so ist, ist es auch richtig. Eine wunderbare Rechtfertigung jedes Unterdrückungsregime, denn offensichtlich haben die Leute die Macht und setzen die Regeln. Nur hat das halt ziemlich wenig mit Moral, Gerechtigkeit oder etwas ähnlichem zu tun. In dieser Logik sind Leute - um mal bei den Beispielen zu bleiben - wie Ghandi oder Mandela nicht Helden, sondern Verbrecher.

    Natürlich ist mein Vorschlag nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern ist ein Konzept von John Rawls (der Chief wollte mich wohl nicht bloßstellen ;) ) und dieses Vergessen der eigenen Position nennt sich "Schleier des Nichtwissens". Das hat nichts mit Esoterik zu tun.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

    2 Mal editiert, zuletzt von Derek Brown (27. April 2013 um 10:10)

  • Jetzt steigt auch noch der zweite entsprechende Kandidat ein. Da es arg Offtopic wird, nur noch eine allerletzte Replik meinerseits. Ihr werdet mich also auch nicht mit ausgefeiltesten Provokationen zu weiterer Diskussionsteilnahme bewegen können :tongue2: Alles weitere bei Bedarf oder Wunsch per PN.

    Ich glaube, Du mißverstehst da etwas grundlegend. Es geht nicht darum, dass jemand tatsächlich nicht weiß, welche Hautfarbe er hat.


    Nein, du missverstehst da etwas grundlegend. Ich kenne das Gedankenexperiment, behaupte aber, dass man sich von den eigenen, seit frühester Kindheit inkorporierten Warnehmungsschemata sowie den Großdiskursen (sowie Trennungsmechanismen) der Gesellschaft nicht soweit lösen kann, dass das funktionieren könnte.

    Und wenn ich mich irren sollte und dies doch funktioniert, hätten wir eben ein Rawlsches Gesellschaftskonstrukt, bei dem 90% der Menschen in diesem Land entsetzt "Sozialismus!" schreien würden. Not gonna happen.

    Es ist ja nicht einmal "die Mehrheit will es halt so", sondern "wer die Macht hat, hat das Sagen"


    Jup. Dürfte aber auch unstrittig sein.

    Zitat

    und weil es so ist, ist es auch richtig.Eine wunderbare Rechtfertigung jedes Unterdrückungsregime, denn offensichtlich haben die Leute die Macht und setzen die Regeln. Nur hat das halt ziemlich wenig mit Moral, Gerechtigkeit oder etwas ähnlichem zu tun. In dieser Logik sind Leute - um mal bei den Beispielen zu bleiben - wie Ghandi oder Mandela nicht Helden, sondern Verbrecher.


    Eben genau das nicht! Es hängt vielmehr größtenteils von der Einstellung derjenigen ab, die die Deutungshoheit haben bzw. die Diskurse prägen. Und auf der Ebene macht es strukturell nicht den wahnsinnig großen Unterschied, ob "Demokratie" oder "Unterdrückung" (ich verwende diese Begriffe einfach mal in eurem Sinne so weiter).

    Mandela ist da ein sehr gutes Beispiel für. Diverse demokratische 'Größen' sahen in ihm zunächst genau denselben Verbrecher, wie es die National Party tat, einige sogar erstaunlich lange (bspw. die gute alte Maggie, und selbst FJS hat sich noch kurz vor Ende der Apartheid lieber mit dem konservativen Gatsha Buthelezi als mit der ANC ablichten lassen, sicher ist sicher ;)). Später wurde Mandela dann global zu einem friedensbewegten Hippiesuperstar hochgejazzt. Interessanterweise fiel dabei unter den Tisch, 1) dass Mandela, die ANC und MK entweder eine große Affinität zum Kommunismus hatten oder sogar aus beinharten Kommunisten bestanden und 2) dass der vorherige Widerstand gegen die Apartheid durchaus Terrorakte einschloss, bei denen notfalls auch der Tod von Zivilbevölkerung in Kauf genommen wurde. Beides Dinge, die bei der Bewertung anderer Widerstandsbewegungen in westlichen Medien (und auch in der westlichen Gesellschaft) ein absolutes no-no darstellten.
    Mandela und die ANC hatten letztlich das Glück, in eine großpolitische Tauwetterperiode zu geraten sowie dass auch er als Person genügend Anknüpfungspunkte bot, ansonsten wäre sein Bild in dieser Gesellschaft auch deutlich negativer gezeichnet worden - wie das so vieler Widerstandsbewegungen (bzw. ihrer herausragenden Köpfe) in der Dritten Welt. Slavoj Zizek hat diese Paradoxie für die heutige Zeit übrigens wunderbar herausgestellt am Vergleich des Films Avatar mit dem Kampf der Menschen in Orissa. Die Zuschreibungen von 'moralischem', 'gerechten' Heldentum und Terrorismus liegen verdammt nah beieinander.

    Zitat

    Das hat nichts mit Esoterik zu tun.


    Esoterik war vielleicht ein wenig übertrieben. Aber es handelt sich eben um ein wenig praxisrelevantes Konstrukt, da es die gängigen Machtmechanismen, die sich ja schon in diversen gesellschaftlichen oder phänotypischen Einteilungen, deutlich unterschiedlichen 'Startpunkten' in der Gesellschaft, den bestimmenden Großdiskursen und vielem anderen manifestieren, ungenügend berücksichtigt. Man kann sich eben nicht als reines, von gesellschaftlichen Machtprozessen ungeprägtes Subjekt denken, nicht einmal theoretisch. Wenn, dann müsste man vielmehr zunächst in einer aufwendigen Reflektionsarbeit sich alle diese Mechanismen für die Genese der eigenen Wahrnehmungsschemata bewusst werden lassen. Alles andere würde zu kurz greifen und implizit doch wieder nur die Politik der sozial höher gestellten Menschen, Gruppen und Milieus bedienen.

    So, und nun bin ich endgültig weg aus dem Thread, viel Spaß weiterhin mit der Uli-Hoeness-Diskussion (auf die es jetzt hoffentlich wieder zurückkommt) :xywave:

  • Hoeneß hat wohl Strafanzeige wegen Bekanntwerden seiner Selbstanzeige gestellt.

    Bayernpräsi hin oder her. Richtig so. Denn das Steuerrecht räumt reuigen Steuersundern Anonymität ein.

    Einmal editiert, zuletzt von OlympicHero (29. April 2013 um 18:31)

  • Die Kanzlei die die Anzeige eingereicht hat, hat kein Mandat von Hoeneß. Dir großen Medien haben es jetzt korrigiert. Genauigkeit bei der Recherche spielt kaum noch ne Rolle

    #FIREJOSEPH

  • Wie jetzt... die reichen Klage ein, ohne von UH dafür beauftragt zu sein? Was soll denn der Stuss jetzt :madness

    @Berichterstattung
    Schtonk, anyone :jeck:

  • Wie jetzt... die reichen Klage ein, ohne von UH dafür beauftragt zu sein? Was soll denn der Stuss jetzt :madness

    @Berichterstattung
    Schtonk, anyone :jeck:

    Wundert dich das in einem Land in dem jemand den Papst anzeigt weil er in seinem Papamobil nicht angeschnallt durch Freiburg (nicht 100% sicher evtl acuh woanders) gefahren wurde :jeck:

  • Wundert dich das in einem Land in dem jemand den Papst anzeigt weil er in seinem Papamobil nicht angeschnallt durch Freiburg (nicht 100% sicher evtl acuh woanders) gefahren wurde :jeck:


    Wat??? :eek: Äh - nein, dann wundert mich das allerdings nicht.

  • Wundert dich das in einem Land in dem jemand den Papst anzeigt weil er in seinem Papamobil nicht angeschnallt durch Freiburg (nicht 100% sicher evtl acuh woanders) gefahren wurde :jeck:

    Naja, da sind wir aber nun auch bei gleichem Recht für alle :madness .

    Wenn ich mit meinem Dodge unangeschnallt durch eine Menschenmenge flaniere und freundlich rauswinke bekomme ich auch eine Busse :ja: .

  • Naja, da sind wir aber nun auch bei gleichem Recht für alle :madness .

    Wenn ich mit meinem Dodge unangeschnallt durch eine Menschenmenge flaniere und freundlich rauswinke bekomme ich auch ein Bussi :ja: .

    Ich hab das mal korrigiert. :mrgreen:

    Einmal editiert, zuletzt von Chicago (30. April 2013 um 16:49)

  • Wundert dich das in einem Land in dem jemand den Papst anzeigt weil er in seinem Papamobil nicht angeschnallt durch Freiburg (nicht 100% sicher evtl acuh woanders) gefahren wurde :jeck:

    Schon für Papamobil müsste er angezeigt werden. Richtig so.

    R.I.P J.Johnson

  • Naja, da sind wir aber nun auch bei gleichem Recht für alle :madness .

    Wenn ich mit meinem Dodge unangeschnallt durch eine Menschenmenge flaniere und freundlich rauswinke bekomme ich auch eine Busse :ja: .

    Ich bezweifele. das man für Dich die Straßen sperrt und die Gegend extra absichert. Dazu das nur Schrittgeschwindigkeit gefahren wird.

    Das ist dann fast wie Privatgelände, und da würde ich den Gurt auch für überflüssig halten! ;)

  • Ich bezweifele. das man für Dich die Straßen sperrt und die Gegend extra absichert.

    Da fängt es ja schon an mit der Gleichberechtigung - was hat der Typ was ich nicht hab :paelzer: .

    :mrgreen:

    Aber zurück zum Thema :bier: .