BREXIT - Wars das für Europa?

  • Auf die Idee das dies mit der Art wie in Brüssel Politik gemacht wird zu tun hat kommt niemand . Stadtdessen lautet das Kredo : wir brauchen mehr Europa . Das ist so wenn meine Ehe im arsch ist , ich dann noch ein Kind mache in der Hoffnung das es besser wird...

    Aber natürlich kommen ganz viele auf diese Idee. Das Problem ist bloß, dass kaum ein Landesregierung eines Memberstates ein Interesse daran zeigt, mehr demokratische Legitimation und Entscheidungskompetenz an Brüssel zu transferieren. Um in Deinem Bild zu bleiben: Wenn ich jahrelang in meiner Ehe meiner Frau das Gefühl gebe, ihr nicht zu vertrauen und sie behandle wie einen Frühstücksdirektor, dann brauche ich mich nicht wundern, wenn sie mit dem Tennislehrer in die Kiste hüpft. Also ja, wir brauchen im Prinzip mehr Europa.

    Ansonsten müsste man sich halbtot darüber lachen (wenn es nicht so traurig wäre), wieviele Berichte nun hoch poppen von Leuten oder ganzen Regionalregierungen in England, die nun völlig verstört darüber sind, dass der Brexit eine Tatsache zu werden scheint und die lieber sofort ihre Stimme für Leave ins Gegenteil verkehren würden. Mehr Basisdemokratie wagen? Wer nach dieser Nummer tatsächlich der Meinung ist, Plebiszite wären der Weg, der sollte mE dringend einen Realitätscheck machen.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Das Problem an der Demokratie ist ja, dass man sie gebrauchen kann um die Demokratie abzuschaffen, wie es gerade in der Türkei passiert oder 1933 in D geschehen ist.

    Keep Pounding

  • ach mehr basisdemokratie ist nur beim richtigen Ergebnis gut das ist für mich eigentlich die Erkenntnis der letzten Tag...

    Prominentestes Beispiel siehe Anhang ...

    Für mich wäre es eher die Spaltung der Gesellschaft und eine womöglich irreversible Vergiftung des politischen Diskurses, die letztendlich den Nährboden für die Ermordung einer Abgeordneten bildete.

  • Wir müssen aufpassen, dass wir hier nicht Symptome und Ursachen verwechseln und dann an den eigentlichen Problemen
    vorbei diskutieren. Ich nehme mal ein Beispiel, das hier angesprochen wurde: das EU-Parlament.

    Natürlich kann man am EU-Parlament viel kritisieren. Zu wenig Einfluss. Zu undemokratisch. Zu-was-auch-immer. Skandale.
    Geschenkt - alles richtig. Aber zu glauben, dass die Leute sauer auf die EU sind, weil das Parlament so seine Probleme hat,
    scheint mir ziemlich abwegig zu sein.

    Das Parlament hatte jahrzehntelang bekanntermaßen viel weniger zu sagen als heute, ohne das dass irgendwen ernsthaft
    gestört hätte. Jetzt, wo es immer mehr Einfluss bekommt, wird kritisiert, dass es zu wenig zu sagen habe? Jetzt, wo es
    aus Kritiker-Sicht immer besser wird, soll alles schlimm sein? Das macht doch wenig Sinn, oder?

    Was man hier mE lernen kann, ist, dass die Kritik nicht unberechtigt ist, aber eigentlich nur Ausdruck eines tiefer
    liegenden Problems ist, das sich nicht so ausdrücken kann, wie es das idealerweise der Fall sein sollte.

    An der Abstimmung kann man noch etwas lernen. Hier wurde über etwas abgestimmt, das gar nicht das eigentliche
    Thema war. Es wurde nicht nur gegen die EU, es wurde auch gegen die City of London abgestimmt. Daran sieht man,
    dass es nicht um EU-Probleme ging, sondern um das, für das EU und London beide stehen: Moderne, Globalisierung und
    deren Konsequenzen. Über Globalisierung lässt sich aber nirgendwo abstimmen, also suchen sich die Unzufriedenen
    einen Anlass, ein Ventil, um ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen.

    Man muss sich doch nur mal England anschauen. Warum haben denn die Jungen für den Verbleib gestimmt und die Alten
    dagegen? Weil die Jungen kein Problem mit Modernität haben, weil sie selbst modern sind. Die Alten sehen Modernität
    als Bedrohung ihres Lebensstils. Warum die Großstädte eher für, die Provinz gegen den Verbleib? Weil in den größeren
    Städten die Moderne schon angekommen ist, in den Kleinstädten aber nicht. Warum haben denn die gut Gebildeten für den
    Verbleib gestimmt, die untere, schlecht ausgebildete weiße Mittelschicht nicht? Weil die Letzteren zu blöd sind? Nein, weil
    der Stahlgießer aus der Provinz sich als Verlierer der Globalisierung sieht, der Webseiten-Designer einer Londoner
    Finanzzeitschrift aber nicht. Schöne Zeile aus der Welt dazu: Der Brexit ist "der Aufstand der Abgehängten gegen die Gewinner".

    Ab da wird's schwierig, denn wenn das kein englisches Problem ist, weil es diese Leute im Rest von Europa auch gibt und die
    dort nicht Ukip, sondern AfD, FN, Wilders, etc wählen und das gleiche Problem im Rest der Welt auch herrscht - in den USA
    wählt "der weiße Mann über 40 ohne College-Abschluß" Trump, dann sieht man, dass die Hoffnung, dass EU-Strukturreformen
    und mehr Integration hier Substanzielles verändern würden, wohl naiv ist. Wer gegen Moderne ist, wird durch noch mehr
    Moderne sicherlich nicht vom Saulus zum Paulus.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

    2 Mal editiert, zuletzt von Derek Brown (26. Juni 2016 um 09:59)

  • na wenn es in jeder Zeitung steht muss es ja stimmen . ...Blöd nur wenn der Wähler da nicht mitmacht. Dieser idiot. Es würde im übrigen völlig reichen wenn das Eu Parlament über die Kompetenzen die jetzt schon in Brüssel sind demokratisch entscheiden könnte. Dafür Bruch man nicht mehr Kompetenzen nach Brüssel schieben.


    Äähm solange der EU-Grundlagenvertrag vorsieht, dass ein Europäischer Rat (Staats- und Regierungschefs der einzelnen Mitgliedstaaten) bei wichtigen Entscheidungen das Parlament aushebeln darf, weiß ich nicht welche Kompetenzen du meinst.
    Und ja der Wähler ist doof. Und trotzdem ist die Demokratie langfristig die beste Herrschaftsform. Du, ich und alle anderen müssen eben akzeptieren, dass die aktuell gewählten Repräsentanten oft bloß den kleinsten gemeinsamen Nenner rauskriegen. Liegt eben dran, dass Politk zum Großteil aus ich geb dir, du gibst mir besteht. Ändert aber nichts daran, dass man sich Gedanken über das große Rad machen sollte. Und Überlegungen dazu stehen ab und zu auch mal in den Zeitungen. Ich nehme an selbst im Focus oder was auch immer so die konservativen Blätter sind.

    Was das andere angeht : ist ja prima für dich das du den Frieden mit deinem Beitrag gerne finanzierst .
    Du hast mir immer nur noch nicht erklärt , warum in Europa wieder Krieg ausbricht, wenn es wieder weniger Brüssel gebe.

    Die Menschheit hat in ihrer Geschichte oft genug gezeigt, dass Ungleichheit mit fast immer mit Gewalt begegnet wird. (Und natürlich auch ausgelöst, siehe USA und "ihr" Öl) Ein Vorgeschobener Grund findet sich da immer. Nur weil wir hier 60 Jahre Frieden hatten heißt das noch lange nicht, dass dieser Trend beendet ist. Die EU ist sehr vereinfacht gesagt dazu da, einen (meist finanziellen) Ausgleich zu generieren. Bis auf die Geldpolitik finde ich alle sonstigen Entscheidungen ziemlich nebensächlich. Ich brauche also nur 1 und 1 zusammenzuzählen um zu wissen, was mittel und langfristig passiert, wenn die reichen Länder nix mehr abgeben.

  • Endlich sind diese Blockierer weg. GB hat doch was die EU angeht immer nur Rosinen gepickt. Jetzt kann man endlich mal sinnvolle Dinge angehen, wie z.B. eine Finanz-Transaktionssteuer. Diese hat man ja immer mit Verweis auf London verschoben. Mit der Kohle kann man gleich den Zahlungsausfall von der Insel kompensieren und meine Hoffnung ist, dass sich so ein Instrument international durchsetzt, wenn erstmal einer damit anfängt.

    Könnte schwierig werden, wenn an der Fusion von der Deutschen Börse und LSE festgehalten wird.

  • Gut zusammengefasst Derek. Ich finde auch dass die EU-Kritik zum Großteil vorgeschoben ist.

    Ab da wird's schwierig, denn wenn das kein englisches Problem ist, weil es diese Leute im Rest von Europa auch gibt und die
    dort nicht Ukip, sondern AfD, FN, Wilders, etc wählen und das gleiche Problem im Rest der Welt auch herrscht - in den USA
    wählt "der weiße Mann über 40 ohne College-Abschluß" Trump, dann sieht man, dass die Hoffnung, dass EU-Strukturreformen
    und mehr Integration hier Substanzielles verändern würden, wohl naiv ist. Wer gegen Moderne ist, wird durch noch mehr
    Moderne sicherlich nicht vom Saulus zum Paulus.


    Ich denke mal dass der Großteil der Globalisierungseffekte (Abwanderung der Billiglohn-Produktion) hinter uns liegt. Denn die BRICs-Staaten sind jetzt auch nicht mehr so billig. Fabriken könnte man höchstens noch nach Afrika verschieben aber das rechnet sich nicht mehr, weil die Afrikaner nicht so "blöd" sind wie die Asiaten und sich und ihre Umwelt von unseren Konzernen ausbeuten lassen.

    Jetzt staut sich das ganze Geld, was USA und EU auf den Markt werfen in der Hoffnung die Wirtschaft würde wie die letzten 50 Jahre investieren. Nur sind die meisten sinnvollen Investitionen durch. Die Autoindustrie wirft alle 3 Jahre neue Modelle auf den Markt und trotzdem werden nicht mehr Autos verkauft. Jetzt wird den Leuten langsam klar, dass ihre kapitalgedeckte Altersvorsorge nichts mehr abwirft. Deshalb der Run auf Immobilien. Aber das ist bestimmt auch bald vorbei.
    Die Finanzwelt generiert auch nur noch durch verarsche (Leerverkäufe, Credit Default Swaps, etc.) Profit.

    Bin mal echt gespannt, wie sich das in den nächsten 10 Jahren entwickelt. Leute mit Erfahrung in der Finanzwelt wundern sich ja schon, warum es immer noch keine nennenswerte Inflation gibt. Sollte das wirklich losgehen mit einer globalen Inflation, dann wäre ich froh, wenn die meisten europäischen Staaten noch in der EU sind und zusammenarbeiten. Wenn jeder sein eigenes Ding macht, dann sehe ich noch größeres Konfliktpotential.

  • Zitat von Derek Brown

    Man muss sich doch nur mal England anschauen. Warum haben denn die Jungen für den Verbleib gestimmt und die Alten dagegen? Weil die Jungen kein Problem mit Modernität haben, weil sie selbst modern sind. Die Alten sehen Modernität als Bedrohung ihres Lebensstils. Warum die Großstädte eher für, die Provinz gegen den Verbleib? Weil in den größeren
    Städten die Moderne schon angekommen ist, in den Kleinstädten aber nicht.


    Warum haben denn die gut Gebildeten für denVerbleib gestimmt, die untere, schlecht ausgebildete weiße Mittelschicht nicht? Weil die Letzteren zu blöd sind? Nein, weil der Stahlgießer aus der Provinz sich als Verlierer der Globalisierung sieht, der Webseiten-Designer einer Londoner
    Finanzzeitschrift aber nicht. Schöne Zeile aus der Welt dazu: Der Brexit ist "der Aufstand der Abgehängten gegen die Gewinner".

    So weit so gut. Wenn die Jüngeren für den Verbleib in der EU sind und waren muss man sich fragen warum sie sich nicht die Zeit genommen haben zur Abstimmung zu gehen?

    Im Prinzip hat man die Entscheidung den Rentnern überlassen und wundert sich nun das diese nicht genauso denken wie sie selbst.

    Und was bedeutet Abgehängt? Abgehängt im Vergleich zu wem? Abgehängt worden oder sich von anderen einfach überholen lassen? Oder sich dem Schicksal einfach ergeben?

    Ich habe zuletzt mehr als eine Diskussion mit Leuten geführt, welche über ein - sagen wir - sehr eingeengtes Weltbild verfügen. Leute die einiges von Europa und der Welt gesehen, aber offenbar nicht viel wahrgenommen haben. Leute die meines Erachtens genug Bildung und Erfahrung besitzen, um nicht billiger Polemik hinterherlaufen zu müssen.

    Ob Strukturreformen und mehr Integration die Schlüssel sind wage ich zu bezweifeln. Meines Erachtens muss man ein besseres "Marketing" betreiben und den Bürgern Erfolgsstorys präsentieren. Stattdessen sieht man immer wieder wie Regierungen versuchen unangenehme Gesetze genau dann zu verabschieden, wenn das gemeine Volk gerade durch eine EM oder WM "abgelenkt" ist.

  • So weit so gut. Wenn die Jüngeren für den Verbleib in der EU sind und waren muss man sich fragen warum sie sich nicht die Zeit genommen haben zur Abstimmung zu gehen?

    Weil Jüngere eben nun mal weniger wählen gehen als Ältere. Das kann man bedauern oder auch nicht, ist aber nun mal so und bei normalen Wahlen auch nicht anders.


    Und was bedeutet Abgehängt? Abgehängt im Vergleich zu wem? Abgehängt worden oder sich von anderen einfach überholen lassen? Oder sich dem Schicksal einfach ergeben?

    Abgehängt im Vergleich zu denen, die die Chancen der Globalisierung nutzen können. Es ist ja nicht so, dass die Globalisierung nur Verlierer
    produzieren würde. Die Chancen sind aber ungleich verteilt. Der gelernte englische Stahlkocher verliert durch die Billigkonkurrenz aus China
    seinen Job. Der gut ausgebildete Uni-Absolvent hat eine Welt voller Möglichkeiten - vielleicht sogar in China. Der verschärfte Wettbewerb
    führt bei denen, die nicht besonders qualifiziert sind, zu Verlustängsten, die ganz real sind.

    Ich nehme mal als Beispiel die USA, weil es da Zahlen gibt. Seit 2008 war das geringste Wirtschaftswachstum 1.49%, inklusive 2016 lag es
    fünfmal über 2%. Eigentlich gute Zahlen, aber das geht an einem Teil der Leute einfach vorbei:
    "Über 75 Prozent der Wähler Trumps sagen, dass es ihnen heute schlechter geht als vor vier Jahren. Sie klagen stärker als die Anhänger
    aller anderen Kandidaten über finanzielle Sorgen und sind pessimistisch mit Blick auf die wirtschaftliche Zukunft der Vereinigten Staaten."
    Und wer ist schuld? Einwanderer und Freihandel:
    "Über 60 Prozent seiner Anhänger haben Angst vor einer Überfremdung der Vereinigten Staaten. [...] Viele Trump-Wähler ihr Votum mit der
    harschen Rhetorik des Kandidaten gegenüber illegalen Einwanderern. Nur ein anderes Wahlkampfversprechen ist ähnlich populär: Trumps
    Ankündigung, sämtliche Freihandelsabkommen aufzukündigen, Strafzölle einzuführen und dadurch Millionen von neuen Industriearbeitsplätzen
    zu schaffen."
    Da könnte man problemlos Trump-Wähler durch Brexit-Befürworter ersetzen.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Das ist sie für mich aber nicht. Leute beschweren sich immer über die Bürokratie, wissen aber auf der einen Seite nur von Sachen die sie von irgendeinem meckernden Gewerbetreibenden vorgemault bekommen und auf der anderen Seite fordern sie auch ständig "da muss es doch Gesetze geben", wenn irgendein Idiot sich mit Rohrreiniger die Haare wäscht. Es ist immer so, das wenn eine Gemeinschaft länger besteht, es immer mehr Gesetze gibt. Das ist in Deutschland nicht anders als in der EU, nur hat man da auch noch die zusätzliche Aufgabe alle Vorrausetzungen und Bedingungen in den verschiedenen Ländern anzugleichen um eben Gleichheit zu schaffen. Dabei bemüht man sich natürlich um eine Lösung die dem kleinsten gemeinsamen Nenner entspricht und dann meckern eben alle die es vorher anders gemacht haben.In GB waren die Fischfangquoten ein riesiges Thema. Klar wollen die Fischer immer "mehr mehr mehr", aber es gibt halt logische Gründe warum das keine gute Idee ist und es wurden mit jede menge Subventionen versucht Linderung zu verschaffen, damit die Trottel endlich aufhören mit dem Überfischen um sich zum Schluss nicht selbst arbeitslos zu machen. Jetzt dürfen sie wieder los und fischen den europäischen Konkurrenten noch die Fische weg, das ist plumper Egoismus.

    Kann mir einer auf Anhieb 5 verbraucherfreundliche EU-Vorschriften nennen, die jedem nutzen?

    Das gleiche gilt für die "Nettozahler"-Diskusion. Es ist doch logisch das man über den Transfer von reichen zu ärmeren Ländern einen Angleich versucht (wie und ob das gelingt ist ne ganz andere Frage). "Wir wollen das Geld was wir reinstecken, bitte auf den cent zurück" ist doch hanebüchen. Dann kann mans doch auch sein lassen.

    ich meinte nicht wirklich die vorschriften/verordnungen, die da am ende herauskommen. mir ging es eher um mangelnde transparenz. wichtige fragen werden entweder von den regierungschefs hinter verschlossenen türen ausgehandelt oder in irgendwelchen kommissionen. was die menschen auf der strasse wirklich beschäftigt geht da einfach total unter bzw. wenn es das nicht tut, kommt es so nicht rüber. daher kommt ja auch die unzufriedenheit. hier muss dringend angesetzt werden.

    1. Der ganze Friedensaspekt. Nationale Wirtschaftsinteressen sollen nie wieder Grund für Krieg in Europa sein. (zu viele Länder auf engstem Raum)
    2. die Durchsetzung der Wirtschaftsinteressen gegenüber USA und Asien
    3. persönliche Vorteile durch Schengen-Abkommen

    Dafür geb ich auch gerne Geld aus. Wobei diese Netto-Zahler Eigenschaft Deutschlands bestimmt nicht die Vorteile in unserer Außenhandelsbilanz reinrechnet. Wir würden ohne den Euro niemals so viel exportieren können. Dass dieses Geld in den Taschen von uns Bürgern landet, geht bestimmt 80% der Bevölkerung nicht ins Hirn.

    das sehe ich nich so. ich denke schon, dass die meisten deutschen sehr gut verstehen, dass man von der EU klar profitiert und es daher ja auch eine klare mehrheit pro EU gibt.

    [...]

    guter beitrag! die große politik hat versagt, die ganze bevölkerung einzubinden. momentan gibt es als konsequenz einen aufstand des kleines mannes, der den rechtspopulisten europaweit (und weltweit, wenn man trump dazunimmt) in die finger spielt. mal auf deutschland bezogen haben wir ja auch nicht plötzlich 5 millionen ausländerfeinde als noch vor fünf jahren, aber momentan sind die rechten parteien eben die einzigen, die diesen teil der bevölkerung erreichen.

  • Aber natürlich kommen ganz viele auf diese Idee. Das Problem ist bloß, dass kaum ein Landesregierung eines Memberstates ein Interesse daran zeigt, mehr demokratische Legitimation und Entscheidungskompetenz an Brüssel zu transferieren. Um in Deinem Bild zu bleiben: Wenn ich jahrelang in meiner Ehe meiner Frau das Gefühl gebe, ihr nicht zu vertrauen und sie behandle wie einen Frühstücksdirektor, dann brauche ich mich nicht wundern, wenn sie mit dem Tennislehrer in die Kiste hüpft. Also ja, wir brauchen im Prinzip mehr Europa.

    Die gleiche Masche gab es ja zuletzt in der Flüchtlingskrise, wo zeitgleich die Handlungsunfähigkeit der EU Institutionen und mangelnde Koordination zwischen den Mitgliedsstaaten, sowie ein vermeintlicher Kompetenzverlust nationaler Regierungen und unilaterale Entscheidungen aus Brüssel bemängelt wurden.


  • Dabei gab es mal ne kurze Zeit, wo die passenderen Gründe es bis in die sichtbaren Nachrichten geschafft haben. Die Occupy-Bewegung.
    Man hat es aber schnell geschafft, das wieder in die Ecke der radikalen Spinner zu schieben. So eine Flüchtlingskrise kommt natürlich auch gerade recht um davon abzulenken, wer hier eigentlich wem auf der Tasche liegt.
    Jetzt muss man sich wieder das Volker Pispers Programm reinziehen, wenn man unser Wirtschafts- und Politiksystem verstehen will

    Ich frage mich bei solchen Trump'schen Äußerungen immer: Wem nützt das eigentlich?


    P.S.
    Mir ist übrigens ein Nachteil eingefallen, den die EU uns einbrocken kann. Investitionsschutz durch TTIP und ähnliche Abkommen. Wird aber auch durch den Europäischen Rat getrieben und nicht durch das Parlament.

  • ich meinte nicht wirklich die vorschriften/verordnungen, die da am ende herauskommen. mir ging es eher um mangelnde transparenz. wichtige fragen werden entweder von den regierungschefs hinter verschlossenen türen ausgehandelt oder in irgendwelchen kommissionen. was die menschen auf der strasse wirklich beschäftigt geht da einfach total unter bzw. wenn es das nicht tut, kommt es so nicht rüber. daher kommt ja auch die unzufriedenheit. hier muss dringend angesetzt werden.
    .....


    die große politik hat versagt, die ganze bevölkerung einzubinden. momentan gibt es als konsequenz einen aufstand des kleines mannes, der den rechtspopulisten europaweit (und weltweit, wenn man trump dazunimmt) in die finger spielt. mal auf deutschland bezogen haben wir ja auch nicht plötzlich 5 millionen ausländerfeinde als noch vor fünf jahren, aber momentan sind die rechten parteien eben die einzigen, die diesen teil der bevölkerung erreichen.

    Sorry, aber das ist m.E. totaler Quatsch: "man hat die Bevölkerung nicht abgeholt". Was soll die Politik denn tun? Die Protokolle der Sitzungen veröffentlichen? Diskussionen im TV übertragen? Der Durchschnittsdeutsche guckt doch trotzdem lieber Bauer sucht Frau oder Frauentausch.
    Jeder der Politikinteressiert ist oder sich etwas damit beschäftigen möchte, hat auch die Möglichkeit.
    Das Problem ist doch eher, dass eine Vielzahl an Menschen sich nicht mit Politik beschäftigen will. Mich würde es interessieren wieviele Menschen sich schonmal ein Wahlprogramm durchgelesen habe. Ich behaupte mal nicht viele, wenn ich mir die letzten Landtagswahlen so ansehe.

    „A man has two things. His words and his nuts. And you don‘t want to lose either of them.“ - Robert Quinn

  • Zitat von Banane

    Sorry, aber das ist m.E. totaler Quatsch: "man hat die Bevölkerung nicht abgeholt". Was soll die Politik denn tun?

    Das ist jetzt auch wieder so ein Statement der Hilflosigkeit. Sollen wir jetzt den Politikern auch noch erklären was sie tun sollen damit wir sie und ihre Entscheidungen künftig mehr mögen und respektieren?

    Ich für meinen Teil bin in dieser Frage nicht bereit der Politik einen Freibrief auszustellen.

  • die große politik hat versagt, die ganze bevölkerung einzubinden.

    Ich würde das anders formulieren: Hätte die große Politik da überhaupt was machen können?

    Nehmen wir mal den 45-jährigen Stahlkocher aus der englischen Provinz, der sein Bier im lokalen Pub trinkt,
    Pie and Mash ißt (warum auch immer) und Cunnilingus für einen römischen General hält. Was müsste die große
    Politik dem denn eigentlich sagen?

    Eigentlich müsste sie ihm sagen, dass seine Arbeit in einer modernen Gesellschaft kaum gebraucht wird, weil
    es einen Chinesen oder eine Maschine gibt, die das besser und billiger kann.
    Sein Lebensstil ist der Dodo unter den Lebensstilen: Er hat eine Vergangenheit aber kaum eine Zukunft.
    Wenn er selbst was in seine Bildung stecken und öfters mal indische Literatur lesen würde, könnte er vielleicht
    nicht nur an den ersten beiden Sachen was ändern, dann liefe möglicherweise auch die Beziehung besser.

    Tja, das müsste die Politik vielleicht sagen, tut sie aber nicht. Kann man es ihr vorwerfen? Meine Analyse ist
    hier eine deprimierende. Es geht gar nicht um politische Bildung, sondern darum, dass ein Teil der Gesellschaft
    in einer globalisierten Welt keine rosige Zukunft haben wird. Das spüren die auch, und deswegen sind sie für
    Vorschläge anfällig, die ihnen die Welt von vor 30 Jahren versprechen. Da war Amerika noch great und die
    deutsche Fußballmanschaft war noch voller schöner Namen. Tja, das kann man versprechen, nur klappen wirds
    wohl nicht, weil die Zeit sich erfahrungsgemäß schlecht zurückdrehen lässt.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Ich denke, kann über viele Dinge unterschiedlicher Meinung sein und streiten. Das jedoch die momentanen nationalistischen Tendenzen in Europa kein guter Weg sein dürften, liegt in meinen Augen auf der Hand. Und ja Mile High, ein politisch und wirtschaftlich vereinigtes Europa, indem nationale Interessen abgeschwächt werden, verhindert Dinge, die in der Vergangenheit zu Kriegen geführt haben. Nur weil man dies so benennt, heißt es nicht, dass man Leute mit anderer Meinung als Kriegstreiber hinstellt. Ich finde Deine Argumentation in diesem Punkt doch etwas polemisch ... Der Umkehrschluss ist ab und zu zwar plakativ aber in meinen Augen oft auch zu kurz gedacht.

    Was die EU betrifft, wurde ein wesentlicher Punkt hier schon genannt. Die Politiker in den Mitgliedsstaaten haben es sich in der Vergangenheit immer leicht gemacht und negative Dinge Brüssel in die Schuhe geschoben. Das ist halt der einfachere Weg, als gegenüber den Wählern mit Argumenten zu kommen und selbst Verantwortung zu übernehmen. Schließlich will man ja wiedergewählt werden ... Dazu kommen dann strukturelle Probleme, die teilweise dadurch entstehen, dass über jeden Brocken Macht, der an die EU abgegeben werden soll, in allen Ländern gestritten wird und dann oft nur ein mehr als fauler Kompromiss dabei herauskommt. Auch beim Personal hat man nach Brüssel immer gerne die Leute geschickt, die man hier nicht mehr sehen wollte oder denen man einen netten, gut dotierten Posten gegönnt hat. Ich sage nur Oettinger & Co ... Das sorgt dann dafür, das man über viele der führtenden Köpfe in der EU nur selbst den Kopf schütteln kann. Das geht mir leider ebenso ... Dann pickt man sich noch ein paar auf den ersten Blick sinnlose Brüsseler Beschlüsse heraus und schon hat man die schönste Anti-EU Kampagne.

    Ich denke, die meisten Leute sind der Meinung, dass in der EU einiges verändert werden muss. Inzwischen haben es selbst die Politiker verstanden ... Die Frage ist nur, ob man es hinbekommt. Ich hoffe es wirklich, denn die Folgen eines Scheiterns der EU möchte ich mir nicht ausmalen! Oft nimmt man inzwischen Dinge als selbstverständlich, die wir ohne die EU nicht hätten ... Dies erinnert mich ein wenig an die von Zeit zu Zeit aufkommende 'Ostalgie'. Auch dort wird dann gerne mal verdrängt, wie es vor der Wende wirklich aussah und das die Veränderungen zum Guten eindeutig die zum Schlechten übertreffen. Für mich ist die Idee eines einheitlichen Europas zu wichtig und eine zu gute Idee, als das ich es mir von Nationalisten kaputtmachen lassen möchte! Was klar sein muss, ist in meinen Augen der Punkt, dass Europa nicht als eine Organisation für Rosinenpicker funktionieren kann! Sofern dies so weitergeht wie bisher und nationale Interessen hier richtige Entscheidungen verhindern, dann wird die EU vermutlich nur scheitern können.

    Was Großbritannien und die nahe Zukunft betrifft, so bleibt wohl nur zu sagen, dass die Briten die Wahl hatten und sich entschieden haben. Das muss man respektieren! Nun gilt es vernünftige Verträge mit den Briten zu finden. Das Problem für Großbritannien wird übrigens vermutlich nicht einmal ein Vertrag mit der EU sein. Da muss man schlimmstenfalls ein paar Kröten schlucken, was man natürlich wieder Brüssel in die Schuhe schieben kann. Vermutlich wird es auf einen Schweizer oder Norwegischen Weg hinauslaufen. Die Nachteile wird man auf der Insel erst dann in 2-3 Jahren erkennen, denn vieles, was die Leave-Kampagne den Leuten vorgegaukelt hat, wird man nicht einhalten können. Das gibt man inzwischen ja auch schon ganz offen zu ... Die Norweger, welche dieses Problem sehr guten kennen, haben die Briten nicht umsonst eindringlich vor den Folgen einer wie nun getroffenen Entscheidung gewarnt. Allerdings hat man in Großbritannien in meinen Augen sogar ein noch viel größeres Problem, als nur die Verhandlungen mit der EU. Denn das Inselreich muss zeitgleich neue Verträge mit allen Ländern abschließen, mit denen die EU Handels und sonstige Abkommen haben. Und das sind nicht nur eine Handvoll ... Da dürfte es eine Herausforderung werden, alleine genügend qualifizierte Beamte und Diplomaten zu finden, welche dies angehen können!

    Ich glaube, bei der Entscheidung von Donnerstag gibt es nur Verlierer! Leider ...

  • Und ja Mile High, ein politisch und wirtschaftlich vereinigtes Europa, indem nationale Interessen abgeschwächt werden, verhindert Dinge, die in der Vergangenheit zu Kriegen geführt haben.

    Demokratien führen auch anderswo ohne EU keinen Krieg untereinander, also würde ich diese alte Definition von Friedenssicherung
    heute nicht mehr so hoch hängen. Ich würde Friedenssicherung moderner definieren. In einer globalisierten Welt findet die
    eben nicht mehr vor der eigenen Haustür, an der eigenen Grenze statt - also zwischen Deutschland und Frankreich -, sondern
    auch in Afghanistan. Nicht, weil uns die Menschen so sehr am Herzen liegen, sondern weil die sonst zu uns kommen. Wer da als
    Europäer aus purem Eigennutz eine Rolle spielen will, kann das gar nicht alleine tun, weil man dann schlicht nicht genug
    Gewicht in die Waagschale werden kann.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Friedenssicherung ?

    Ich bin da anderer Meinung.
    Wenn ich sehe wie manche Leute dem gegenüber seinen Willen aufzwingen wollen, schwarz/weiss denken, links gegen rechts, "gebildet"/"ungebildet",...

    Es gibt viel mehr dazwischen, doch die Menschenheit hetzt gegeneinander weil niemand einen Schritt auf den anderen zugeht. Die eigene Meinung ist die einzig richtige und alternativlos.
    Dann lieber mit der Brechstange.

    Das "Wunder"Mensch...

  • Wenn man sich die Verzögerungstaktik der Brexit-Befürworter so anguckt, dann würde ich mich, wäre ich EU-Politiker, heute mit einem Island-Shirt vor die Kameras stellen und den britischen Wähler daran erinnern, das jede Woche die GB länger in der EU bleibt, der NHS um 350Mio Pfund betrogen wird.

    -----------------
    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Wozu die Eile?
    Bei Bundestagswahlen setzt sich auch nicht direkt nach der Wahl am Abend jeder gewählte Abgeordnete direkt auf seinen neuen Sitzplatz.

    Ich finde es spannend zuzusehen was jetzt passiert.
    Learning by doing für die EU.

  • Bitte mich korrigieren, wenn ich falsch liege, doch was mich sehr stört ist folgendes:

    Es gab ein nationales Referendum um den Verbleib/Austritt EU. Das Ergebnis des Referendums ist für die Regierung zudem nicht bindend. Und Brüssel fordert(e) daraufhin einen Austrittsantrag aus London bis Dienstag. Ist den eine solche Bevormundung nationaler Regierungen nicht einer der Gründe von Brexit?!

  • Wozu die Eile?
    Bei Bundestagswahlen setzt sich auch nicht direkt nach der Wahl am Abend jeder gewählte Abgeordnete direkt auf seinen neuen Sitzplatz.

    Ich finde es spannend zuzusehen was jetzt passiert.
    Learning by doing für die EU.

    Eile sicherlich nicht, aber erstmal so tun als wäre nix passiert und auf Zeit spielen, ist mMn auch die falsche Herangehensweise.
    Wenn die Kanzlerin das so umsetzt, wie vorhin angesprochen halte ich das für ausgesprochen gut. Vernünftige Verhandlungen, aber klar machen das es keine Rosinen mehr gibt. Es muss auch für andere Länder klar sein, das ein Austritt weh tut.

  • Wozu die Eile?
    Bei Bundestagswahlen setzt sich auch nicht direkt nach der Wahl am Abend jeder gewählte Abgeordnete direkt auf seinen neuen Sitzplatz.

    Wir reden ja beim Brexit nicht davon, ob er am Abend nach der Wahl oder drei Monate später passiert. Die Frage ist eher, dauert es zwei Jahre oder zehn. Daher kann ich schon verstehen, wenn nun einige anmahnen, den Prozess nicht unnötig in die Länge zu ziehen.

  • Wir reden ja beim Brexit nicht davon, ob er am Abend nach der Wahl oder drei Monate später passiert. Die Frage ist eher, dauert es zwei Jahre oder zehn. Daher kann ich schon verstehen, wenn nun einige anmahnen, den Prozess nicht unnötig in die Länge zu ziehen.


    Um den Prozess zu starten muss doch erst mal jemand was machen. Und solange niemand was macht gibt es auch keinen Austritt. Das Referendum ist eigentlich völlig egal, es hat keinerlei bindende Wirkung und somit muss erst mal eine Regierung gefunden werden die das ganze in Angriff nimmt.

  • Genau, und Cameron will es offensichtlich nicht weil er am Ende nicht als der da stehen will der "Schuld" an dem Ganzen hat. Finde ich etwas schwach aber einfach mal abwarten was jetzt passiert. Vielleicht zieht ja auch nie jemand den §50 ;)

  • Wir reden ja beim Brexit nicht davon, ob er am Abend nach der Wahl oder drei Monate später passiert. Die Frage ist eher, dauert es zwei Jahre oder zehn. Daher kann ich schon verstehen, wenn nun einige anmahnen, den Prozess nicht unnötig in die Länge zu ziehen.

    Das ist ja auch richtig, aber das Ergebnis steht gerade mal 4 Tage fest und viele wollen die Kündigung bereits auf dem Tisch haben.