Ich habe zwar mit der re:publica nichts am Hut und habe die Debatte nur aus der Entfernung mitbekommen, aber das Verhalten der "Bürger in Uniform" dort ist wirklich ein starkes Stück.
Die Bundeswehr bei der rp18 – eine Chronologie. Und ein paar Fragen.
Erstmal ist ein (wenn überhaupt) kritikwürdiges Verhalten nur auf den jeweiligen Projektmanager bei der Bundeswehr festzumachen und nicht allgemein bei "Bürgern in Uniform".
Auf die Fakten runtergebrochen, wurde der Bundeswehr ein Stand auf der Messe verwehrt (zumindest in ihrer gewünschten Form) und sie haben in Folge dessen einen Stand vor der Messe aufgebaut. Den Messeverantstaltern steht ihre Entscheidung genauso zu wie den Kritikern dieser Entscheidung ihre Kritik, genauso wie der Bundeswehr die Aktion vor der Messe (auf wohl öffentlichem Land) zusteht und den Kritikern daran ihre Kritik. Die Ersteren kritisieren eine ideologisch unreflektierte Armeefeindlichkeit (bei Bedarf können wir das gerne ausführlich diskutieren) und Letztere kritisieren eine eventuell unangemessene Werbeaktion der Bundeswehr und einseitige Berichterstattung gemischt mit dem lieb gewonnenem Talent für einseitige Faktenansicht (die sich dann in diesem verlinkten Text leider genauso wiederfindet). Und wie üblich sucht sich dann jeder Beobachter dieser ganzen Geschichte genau den Standpunkt aus den er eh vorher schon hatte und hämmert weiter an seinem ideologischen Weltbild.
eine persönliche Beobachtung sei mir mal erlaubt: die Muschihaftigkeit der rp18-Verantwortlichen tut mir beim Durchlesen des Textes wirklich körperlich weh.
"...bei der u.a. auch traumatisierte Menschen aus Krisengebieten anwesend sind?"
"Über Twitter erreichen uns Hinweise darauf, dass mehrere Bundeswehr-MitarbeiterInnen aus dem Bereich der Psychologischen Kriegsführung „dienstlich, aber in Zivil“ auf dem Gelände wären." (lol)
"Teile unseres Teams stehen ob des Drucks, der nun von außen auf sie einwirkt, kurz vor dem Zusammenbruch. Wir kümmern uns umeinander, so gut es geht, wenn man nebenbei noch ein Event für 10.000 Menschen durchführen möchte."
Der Text ist ein perfektes Beispiel für den Filterblasencontent unserer heutigen Zeit. Hätte man anstatt des weinerlichen Tons einfach sachlich die Fakten dargestellt, hätte man viel mehr gewonnen, denn die Aktion der BW ist durchaus diskusionswürdig. Den Schreibern fehlt nicht nur jegliches Gefühl für die Darstellung des Gegenübers als gleichwertigen "Kontrahenten", sie erwähnen den Grundkonflikt auch mit keiner selbstreflektierenden Silbe. Eine grundsätzliche Abwehrhaltung gegen Uniformen, wie sie Grundlage der Entscheidung gegen die BW zu seien schien, ist aus meiner Sicht nur durch weltbildliche Vorleistung zu erklären. Die klischeebehaftete Vorstellung von einer BW, der grundsätzlich Misstrauen entgegengebracht werden sollte zieht sich durch den ganzen Text und findet seinen Höhepunkt in einer Aussage die ich nur als Frechheit bezeichnen kann, die vor selbstgerechter Arroganz nur so strotzt:
Die völlige Unsensibilität der Bundeswehr gegenüber einer Veranstaltung wie der re:publica wirft die Frage auf, wie diese Armee wohl in fremden Kulturen, gegenüber Menschen in Krisengebieten agiert.